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Julius Adolph Stockhardt auch Stoeckhardt 4 Januar 1809 in Rohrsdorf bei Meissen 1 Juni 1886 in Tharandt war ein deutscher Agrikulturchemiker Julius Adolph StockhardtGrabmal auf dem Friedhof in Tharandt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Lehrzeit und Studium 1 2 Gewerbelehrer in Chemnitz 1 3 Professor fur Agrikulturchemie 1 4 Der chemische Feldprediger 1 5 Hofrat Abgeordneter und Mitglied der Leopoldina 2 Andenken 3 Wichtigste Bucher und Schriften 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenLehrzeit und Studium Bearbeiten Der Sohn eines Pfarrers aus der Gelehrtenfamilie Stockhardt absolvierte von 1824 bis 1828 eine Ausbildung als Apotheker Gehilfe in Liebenwerda und studierte dann Pharmazie und Naturwissenschaften an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin 1833 bestand er die chemisch pharmazeutische Staatsprufung und wurde zum Apotheker erster Klasse in Preussen ernannt Anschliessend unternahm er mehrere Studienreisen durch deutsche und westeuropaische Lander und machte dabei die Bekanntschaft beruhmter Chemiker Ab 1835 arbeitet er im Laboratorium der Mineralwasserfabrik von Friedrich Adolph August Struve in Dresden 1837 erwarb er die Doktorwurde an der Philosophischen Fakultat der Universitat Leipzig mit einer in lateinischer Sprache abgefassten Dissertation uber die Methoden des naturwissenschaftlichen Unterrichts Gewerbelehrer in Chemnitz Bearbeiten Nach seinem Austritt aus der Blochmannschen Erziehungsanstalt in Dresden erhielt Stockhardt Mitte 1838 eine Stelle als Lehrer fur Naturwissenschaften an der Koniglichen Gewerbeschule in Chemnitz Hier wurde sein weiterer Lebensweg gepragt durch das 1840 erschienene Buch Justus von Liebigs Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie Stockhardt erkannte dass die von Liebig propagierte Lehre von der Mineralstoffernahrung der Pflanzen den Landbau nachhaltig verandern wurde Fortan betrachtete er es deshalb als seine Lebensaufgabe den Landwirten naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse nahezubringen und sie dafur zu begeistern dass sie vor allem die neuen Erkenntnisse der Agrikulturchemie in ihren Betrieben anwenden Neben seiner Schultatigkeit begann Stockhardt 1843 in Chemnitz chemische Vortrage fur Landwirte zu halten die grossen Anklang fanden Sein Bestreben die streng wissenschaftliche Sprache der Chemie in eine allgemeinverstandliche Form zu ubertragen dokumentierte er beispielhaft mit einem 1846 erschienenen Lehrbuch unter dem Titel Schule der Chemie Mit diesem Werk hat er getreu seinem im Vorwort des Buches besonders herausgestellten Leitsatz Die Chemie ist abgesehen von ihrer Nutzlichkeit die niemand bestreiten wird eine schone Wissenschaft zahlreiche Naturwissenschaftler fur die Chemie begeistert darunter die spateren Nobelpreistrager Emil Fischer Wilhelm Ostwald und Otto Hahn Stockhardts Schule der Chemie gehorte zu den erfolgreichsten Lehrbuchern der Chemie seiner Zeit es erlebte zwanzig Auflagen und wurde in mehrere Sprachen ubersetzt Professor fur Agrikulturchemie Bearbeiten nbsp Stockhardt Bau in Tharandt nbsp Klassizistisches Wohnhaus Stockhardt Villa Heinrich Cotta Str 19 in Tharandt1847 folgte Stockhardt einem Ruf an die von Heinrich Cotta gegrundete Akademie fur Forst und Landwirte zu Tharandt Er ubernahm als Professor den neu eingerichteten Lehrstuhl fur Agrikulturchemie und landwirtschaftliche Technologie 36 Jahre lang bis er 1883 in den Ruhestand versetzt wurde war er dort tatig Mit seinem Dienstantritt richtete er ein agrikulturchemisches Laboratorium ein das erste seiner Art in Sachsen Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich dieses Laboratorium dem ein Versuchsfeld zugeordnet war zu einer bedeutenden Forschungs und Ausbildungsstatte Als Assistenten haben hier u a Hermann Hellriegel und Julius Sachs gearbeitet und nachwirkende Anregungen fur ihre spateren Tatigkeiten erhalten Friedrich Nobbe holte er nach Tharandt Stockhardts Laboratorium war von Anfang an zugleich eine landwirtschaftliche Versuchsstation Sachsische Landwirte konnten hier unentgeltlich Bodenproben Dunge und Futtermittel untersuchen lassen und sich agrikulturchemische Ratschlage einholen Stockhardt warb mit Nachdruck dafur in allen Teilen Deutschlands solche Versuchsstationen einzurichten Nachdem durch seine Bemuhungen 1851 die erste grosse Versuchsstation in Mockern bei Leipzig unter Emil von Wolff gegrundet worden war setzte er sich besonders auf den Versammlungen deutscher Land und Forstwirte fur den Bau weiterer Versuchsstationen ein Mit sichtbarem Erfolg 1877 gab es allein in den deutschen Landern 59 landwirtschaftliche Versuchsstationen Stockhardt war der geistige Wegbereiter fur diese Entwicklung In seiner Tatigkeit als Gutachter im Rahmen der Huttenrauchauseinandersetzungen um die sachsischen Metallhutten in Freiberg fuhrte er 1849 zum ersten Mal den direkten Schadensnachweis fur Schwefeldioxid In Beraucherungsversuchen an Forstpflanzen in den 1860er Jahren konnte er aufzeigen dass Schweflige Saure selbst in einer Verdunnung von 1 zu 1 Mio langfristig zu Schaden fuhren konne Damit war Stockhardt nicht nur einer der Begrunder der chemischen Umweltanalytik sondern konnte erstmals auch die Bedeutung von chronischen Umweltschaden belegen Der chemische Feldprediger Bearbeiten Wie kein anderer Landbauwissenschaftler seiner Zeit hat Stockhardt die Erkenntnisse der Agrikulturchemie den Landwirten durch anschauliche Vortrage und popularwissenschaftliche Veroffentlichungen nahegebracht Uber 500 Vortrage in allen Teilen Deutschlands hat er gehalten und uber 500 Beitrage in Zeitschriften publiziert Die Landwirte nannten seine Vortrage chemische Feldpredigten und ihn selbst bezeichneten sie als chemischen Feldprediger Als Stockhardt einige seiner Vortrage 1851 erstmals in einem Buch veroffentlichte wahlte er dafur den Titel Chemische Feldpredigten fur deutsche Landwirthe Dieses mehrmals aufgelegte Werk vermittelt einen umfassenden Uberblick uber die in der deutschen Landwirtschaft um 1850 angewandten Dungemittel nbsp Titelblatt der ersten Ausgabe der Zeitschrift Der Chemische Ackersmann 1855Zahlreiche Beitrage publizierte Stockhardt in der Zeitschrift fur deutsche Landwirthe die er von 1850 bis 1854 gemeinsam mit Hugo Schober herausgegeben hat 1855 grundete Stockhardt die Vierteljahreszeitschrift Der Chemische Ackersmann Dieses Journal mit dem auf jedem Titelblatt vorangestellten Leitspruch Praxis mit Wissenschaft hat er weitgehend selbst gestaltet Die meisten Beitrage ohne Verfasserangabe entstammen seiner Feder Im ersten Heft Jg 1 1855 hat er unter dem Titel Agriculturchemischer Gruss an die deutschen Landwirthe sein beruhmtes Gedicht uber den Pflug abgedruckt Bis 1875 hat Stockhardt 21 Bande herausgegeben die eindrucksvoll beweisen wie er in allgemeinverstandlicher Sprache mit viel Humor und mit tiefbeeindruckender Anschaulichkeit naturwissenschaftliche Erkenntnisse fur die landwirtschaftliche Praxis aufbereitete Hofrat Abgeordneter und Mitglied der Leopoldina Bearbeiten Stockhardt war Trager hoher Orden und Ehrenmitglied vieler landwirtschaftlicher Vereine Ab 1854 war er Hofrat und 1877 wurde er mit dem Titel Geheimer Hofrat ausgezeichnet Als stellvertretender Abgeordneter des 8 stadtischen Wahlkreises war er 1857 bis 1859 Mitglied der II Kammer des Sachsischen Landtags 1 Im Jahr 1866 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 2 Andenken Bearbeiten nbsp St Bartholomauskirche Rohrsdorf Gedenktafel StockhardtAn Julius Adolph Stockhardt sind verschiedene Gebaude Strassen Einrichtungen und Preise benannt Stockhardt Bau des Instituts fur Pflanzen und Holzchemie Tharandt der TU Dresden Stoeckhardtstrasse im Hamburger Stadtteil Hamm ein Chemieclub und Chemiewettbewerb am Institut fur Chemie der TU Chemnitz 3 ein Preis zur Forderung innovativer Experimente im Chemieunterricht ausgelobt von der Zeitschrift Chemie in unserer Zeit und dem Chemieunternehmen Merck 4 Wichtigste Bucher und Schriften BearbeitenUeber die Zusammensetzung Erkennung und Benutzung der Farben im Allgemeinen und der Giftfarben insbesondere wie uber die Vorsichtsmassregeln bei Gebrauch der letzteren Leipzig 1844 Digitalisat Schule der Chemie oder erster Unterricht in der Chemie versinnlicht durch einfache Versuche Zum Schulgebrauch und zur Selbstbelehrung insbesondere fur angehende Apotheker Landwirte Gewerbetreibende etc Braunschweig 1846 19 Aufl ebd 1881 22 Aufl ebd 1920 Guanobuchlein Eine Belehrung fur den deutschen Landwirth uber die Wirkung Bestandtheile Prufung und Anwendung dieses wichtigen Dungemittels Leipzig 1851 4 Aufl 1856 Chemische Feldpredigten fur deutsche Landwirthe Tl 1 u 2 Leipzig 1851 u 1853 2 Aufl ebd 1853 u 1855 3 Aufl in einem Band ebd 1854 4 Aufl ebd 1857 Der Chemische Ackersmann Naturkundliches Zeitblatt fur deutsche Landwirthe Georg Wiegands Verlag Leipzig Jg 1 21 1855 1875 Untersuchungen uber die schadliche Einwirkung des Hutten und Steinkohlenrauches auf das Wachsthum der Pflanzen insbesondere der Fichte und Tann In Tharander Forstliches Jahrbuch 21 Jg 1871 S 218 254 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Julius Adolph Stockhardt Sammlung von Bildern Biografie Julius Adolph Stockhardts Memento vom 5 Dezember 2012 im Internet Archive Gunter Marx u a Julius Adolph Stockhardt und sein Wirken in Chemnitz PDF Datei abgerufen am 23 September 2016 TU Chemnitz Die Person Stockhardt In Chemieclub Julius Adolph Stockhardt Memento vom 26 September 2007 im Internet Archive PDF Datei 4 99 MB TU Chemnitz Chemiewettbewerb Julius Adolph StockhardtLiteratur BearbeitenF Nobbe Julius Adolph Stockhardt In Die landwirthschaftlichen Versuchs Stationen Bd 33 1887 S 424 433 mit Bild Franz Mammen Julius Adolph Stockhardts Werke In Tharandter Forstliches Jahrbuch Bd 53 Beiheft 1903 S 1 52 vollstandige Bibliographie A Goldeberg Achtzig Jahre Adolph Stockhardts Schule der Chemie In Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz Nr 22 fur die Zeit von 1925 bis 1927 1928 S 33 45 mit Bild Otto Wienhaus Walter Loscher Werner Hentschel Sabine Meynhardt Mathias Weinrich Julius Adolph Stockhardt ein Wegbereiter fur die interdisziplinare Arbeit die Zusammenarbeit mit der Praxis und die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse In Zeitschrift fur Chemie Jg 26 1986 S 269 275 mit Bild Wolfgang Bohm Julius Adolph Stockhardt 1809 1886 Wegbereiter der landwirtschaftlichen Versuchsstationen In Landwirtschaftliche Forschung Bd 39 1986 S 1 7 mit Bild A Andersen Historische Technikfolgenabschatzung am Beispiel des Metallhuttenwesens und der Chemieindustrie 1850 1933 Stuttgart 1996 Otto Wienhaus und Gunter Marx Der chemische Feldprediger In Nachrichten aus der Chemie Jg 56 2008 S 1253 1255 mit Bild Gisela Boeck Zum 200 Geburtstag Julius Adolph Stockhardt In Chemie in unserer Zeit Jg 43 2009 S 22 77 mit Bild Bernhard Lepsius Adolf Stockhardt In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 36 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 288 290 Hans Peter Blume Stockhardt Adolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 381 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Josef Matzerath Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952 Sachsischer Landtag 2001 S 130 Mitgliedseintrag von Adolph Stockhardt bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 12 Februar 2016 Chemieclub und Chemiewettbewerb Julius Adolph Stockhardt TU Chemnitz abgerufen am 23 September 2016 Klaus Griesar Julius Adolph Stockhardt Preis PDF 31 Januar 2019 abgerufen am 20 Februar 2019 Normdaten Person GND 104196521 lobid OGND AKS LCCN no2006006371 VIAF 76749092 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stockhardt Julius AdolphKURZBESCHREIBUNG deutscher AgrarwissenschaftlerGEBURTSDATUM 4 Januar 1809GEBURTSORT RohrsdorfSTERBEDATUM 1 Juni 1886STERBEORT Tharandt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Adolph Stockhardt amp oldid 233418254