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Achterberg ist ein Wohnplatz der Gemarkung Obereinzingen des gemeindefreien Gebietes Osterheide im Landkreis Heidekreis in der Luneburger Heide Niedersachsen Achterberg war ein ehemaliges Gut mit ausgedehnter Erholungsanlage in der Fallingbosteler Heidmark sudwestliche Luneburger Heide und liegt auf dem heutigen Truppenubungsplatz Bergen Historische Karte der OstheidmarkPlan des ehemaligen Gutes AchterbergPostkarte von AchterbergZufahrt zum ehemaligen Gut AchterbergLage des Hofes Achterberg in der ehem Gemeinde Obereinzingen Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Erholungsheim fur Bremer Kinder 2 2 1935 bis 1945 Standort der Abteilung fur Gelandebedeckung 2 3 1945 in Achterberg 2 4 Achterberg von 1945 bis zur Raumung 2 5 Teehauschen 2 6 Der Obsthof 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Karten der Umgebung Achterbergs 1935 Achterberg fast zentral 2002 am rechten Rand im unteren Drittel oben nbsp Kindererholungshaus in AchterbergBevor die Gemeinden fur die Anlage des Truppenubungsplatzes in den Jahren 1936 bis 1938 umgesiedelt wurden gehorte der Hof zu Obereinzingen Achterberg ist heute eine Wustung im Gemeindefreien Bezirk Osterheide mit Sitz in Oerbke im Landkreis Heidekreis Die Verwaltung dieses Gebietes wird von einem Bezirksvorsteher wahrgenommen nbsp Die Ruderteiche bei AchterbergDer Hof Achterberg hinter dem Berg von Dorfmark oder Fallingbostel aus gesehen liegt im Tal des Fischendorfer Baches am Nordosthang eines Hohenzuges der sich von der kuppigen Falkenberg Endmorane nach Nordwesten ins Bohmetal erstreckt Zu ihm gehorte bis zur Anlage des Truppenubungsplatzes ein Erholungsheim Vorrangig wurde es arztlicherseits von Bremen aus mit erholungsbedurftigen Kindern beschickt Die Gaste wurden von einem Pferdeomnibus am Bahnhof Soltau der Amerikalinie abgeholt Das Herrenhaus verfugte uber eine gediegene Ausstattung In seinem Park war eine Kegelbahn angelegt Eine eigene Gartnerei baute Gemuse fur die Verpflegung der Gaste an Entlang des sehr stetig Wasser fuhrenden Fischendorfer Baches waren Fischteiche angelegt die mit Ruderbooten befahren werden konnten Auch eine Badeanstalt gehorte zum Betrieb des Erholungsheimes Das Gebiet jenseits nordostlich des etwa 70 Meter hoch gelegenen Talgrundes weist ein bewegtes mitunter steiles Relief auf und war besonders in Kuppenlagen eine offene aussichtsreiche Heidelandschaft Im Bollenberg erreicht die Achterbergsheide 143 m Hohe Geschichte BearbeitenErholungsheim fur Bremer Kinder Bearbeiten 1483 wurde Achterberg als Halbhof des Klosters Walsrode urkundlich erwahnt Der Hof machte im 19 Jahrhundert eine schwierige Entwicklung durch 1872 wurde es zwangsweise verkauft an den Kaufmann Fiedler aus Hannover 1894 kaufte der Bremer Kaufmann Friedrich Missler Achterberg zusammen mit dem benachbarten Hof Siemsgluss und legte dort 1895 ein Feriengebiet an Von 1896 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ermoglichte er Gruppen von je 46 Bremer Schulkindern jeweils vier Wochen lang Erholungsaufenthalte Auch Erwachsene wurden in Achterberg aufgenommen Die Aufenthalte dienten der Starkung der Menschen gegen Tuberkulose Achterberg umfasste zu der Zeit als Missler den Hof kaufte 35 Hektar Ackerland 6 Hektar Wiesen 80 Hektar Heide und 11 Hektar Wald Die umgebende Landschaft wurde durch ein dichtes Netz von Spazierwegen und mit uber 20 Aussichtspavillons und Schutzhutten erschlossen Auch die damals moderne Technik hielt Einzug 1898 elektrisches Licht 1899 Telefon und Heizung Vor dem Ersten Weltkrieg fanden jahrlich 500 Personen in Achterberg freie Unterkunft und Verpflegung Auch die Kosten fur Hin und Ruckreise sowie fur Arzt und Apotheke wurden ubernommen 1 Im Oktober 1923 besuchte auch der spatere Reichsprasident Paul von Hindenburg fur drei Tage Achterberg Auf einer Insel in den Ruderteichen wurde ein herrlicher Pavillon und auf einem etwa 140 Meter hohen Berge an der aussersten Grenze des Besitztums ein zirka 30 Meter hoher Aussichtsturm errichtet von dem man einen weiten Ausblick uber die ganze Sudheide hat Der landwirtschaftliche Betrieb des Gutshofes sorgt fur gute und stets frische Verpflegung So bietet der Luftkurort Achterberg mit seiner nachsten Umgebung in landschaftlicher Hinsicht reichlich Abwechslung Dagegen fragt man hier nach Kaffee und Konzerthausern sowie Promenadenkonzerten und ahnlichen Veranstaltungen vergeblich Hinrich Baumann Walsroder Zeitung 2 Taglich hatten wir hier Sonne In der Heide Einsamkeit Und genossen stets mit Wonne Dieses Herbstes schone Zeit Ruhet aus von seinem Schaffen In den stillen Buchenberg Herr der du die Welt geschaffen Lass bestehn Hof Achterberg Eintrag eines Gastes 1932 im Gastebuch von Achterberg 3 Mit der Errichtung des Truppenubungsplatzes Bergen ubernahm die Wehrmacht am 30 November 1935 den Hof Zu dieser Zeit gehorten 302 Hektar Forst 112 Hektar Heideland und 85 Hektar Wiesen zum Besitz des Gutes 4 Das Erholungs und Kinderheim bestand bis 1945 5 allerdings nach Einrichtung des Truppenubungsplatzes nur noch mit eingeschrankten Moglichkeiten 1935 bis 1945 Standort der Abteilung fur Gelandebedeckung Bearbeiten Die Abteilung fur Gelandebedeckung bei der Kommandantur des Truppenubungsplatzes hatte in Achterberg ihren Standort Es sollten realistische Ubungsbedingungen geschaffen werden Der zerwuhlte ode Eindruck der Standortubungsplatze sollte hier nicht entstehen Deshalb wurden die Schiessbahnen und Ubungsflachen exakt begrenzt und die militarisch nicht genutzten Flachen der sog Gelandebedeckung anvertraut Hinrich Baumann 6 Die Abteilung wurde von einem Heereslandwirtschaftsrat geleitet Landwirtschaftliche Flachen die in den Randbereichen des Ubungsplatzes ausserhalb von Gefahrenbereichen lagen wurden an Landwirte verpachtet 800 Hektar Acker und 900 Hektar Wiesen Fur die Bewirtschaftung der Flachen in Gefahrenzonen wurden drei Stutzpunkte in Ostenholz Horsten und Achterberg gebildet Auch Schafzucht wurde betrieben sowohl durch Wanderschafer als auch mit eigenen Heidschnuckenherden Die Waldgebiete wurden durch ein Heeresforstamt verwaltet das wie der Heereslandwirtschaftsrat dem Kommandanten unterstellt war Generaloberst Freiherr von Fritsch war oft auf Achterberg zu Gast regelmassig zweimal jahrlich fur vier Wochen mit seinem Adjutanten und Pferden Die Belegschaft des Gutes Achterberg hat ihm im Garten des Herrenhauses ein Denkmal errichtet dessen Inschrift franzosische Kriegsgefangene des Gutes eingemeisselt haben 7 Generalfeldmarschall Erich von Manstein fand auf seiner Flucht aus Schlesien 8 vorubergehend Aufnahme in Achterberg 1945 in Achterberg Bearbeiten Gisela Lingenthal die Tochter von Generalfeldmarschall Erich von Manstein suchte nach dem Kriegsende in Achterberg nach Familienangehorigen Obwohl sie schwanger war machte sie sich am 19 Mai 1945 mit dem Fahrrad von Berlin nach Achterberg auf den Weg Ich hatte keine Papiere fur dieses Gebiet kein Geld und nichts zu essen Ich machte mir Sorgen um meine Eltern was war aus ihnen geworden Lebten sie uberhaupt noch Ich fuhlte mich am Ende Und als ich so dasass bemerkte ich plotzlich zwei Huhner die herumscharrten Wo Huhner waren konnten doch auch Menschen sein Gisela Lingenthal geb von Manstein 9 Sie entdeckte ihre Tante und den Burschen ihres Vaters Sie wurden von britischen Soldaten in Schach gehalten und verhaftet Im Juni kam ihre Grossmutter dazu Die Verpflegung wurde schwierig aber die nach Achterberg gekommenen Fluchtlinge wurden von der Familie des Verwalters Flamann sparsam verpflegt Einkaufe waren zunachst nicht moglich Giesela Lingenthals Sohn Rainer kam am 11 Oktober zur Welt Es gab weit und breit keinen Arzt und auch kein Krankenhaus Aber Polen fuhren aus Dorfmark die Hebamme Frau Bostelmann heran 10 Achterberg von 1945 bis zur Raumung Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch1945 beschlagnahmte die britische Besatzungsmacht die Liegenschaften und Gebaude Achterbergs Fluchtlinge aus dem Osten Deutschlands konnten sich nicht in dem Raum Ober oder Untereinzingen ansiedeln weil die Besatzungsmacht einen besonderen Gefahrenbereich festlegte und den Schiessplatz weiter betrieb Er war dem Kommandanten des ARF Range R A C Training Center unterstellt Der Betrieb Achterberg unterstand der Abwicklungsstelle der OFD beim Finanzamt Soltau Zur Jahreswende 1953 54 wurde die Auflosung der Administration Achterberg und damit auch des landwirtschaftlichen Betriebes verfugt Heute erinnern uns nur noch die Eingangsstufen und Fundamente des Herrenhauses der Gedenkstein fur Generaloberst Freiherr von Fritsch die Uberreste der Haupteingangstore zum Hof Achterberg das Mausoleum der Familie Missler auf dem Buckberg die Fundamente des Teehauses und zahlreiche Obstbaume an die wechselvolle Geschichte von Achterberg Hinrich Baumann 11 nbsp Ehemaliges TeehauschenTeehauschen Bearbeiten Es gab ein Teehauschen das bei der Entsiedlung sorgfaltig abgebaut und in Becklingen wieder aufgebaut wurde 12 Der Obsthof Bearbeiten nbsp Der ObsthofZum ehemaligen Gut Achterberg gehorte ein grosser Garten mit alten Obstbaumen Wie alle Garten der ehemaligen Siedlungen und Gehofte auf dem Platzgebiet blieb auch dieser bei Einrichtung des Truppenubungsplatzes im Wesentlichen erhalten jedoch ohne Bewirtschaftung Mit Ende der 1980er Jahre begann man unterstutzt durch Pomologen die verbliebenen alten Exemplare robuster heimischer Obstsorten zu erhalten Es handelte sich um 37 Apfelsorten 25 Birnensorten 3 Kirschsorten und 1 Pflaumensorte die im Handel weitgehend unbekannt waren In Achterberg wurde 1994 eine Flache von 1 75 ha wilddicht eingezaunt Zu den auf dem Obsthof noch vorhandenen Baumen wurden weitere alte Sorten gepflanzt um deren Fortbestand zu sichern Literatur BearbeitenHinrich Baumann Achterberg Entstehung des Fremdenverkehrs in der Heidmark In Jahrbuch Fallingbostel hrsg vom Landkreis Soltau Fallingbostes 2004 S 9 17 Hinrich Baumann Die Heidmark Wandel einer Landschaft Die Geschichte des Truppenubungsplatzes Bergen Gemeindefreier Bezirk Osterheide Oerbke 2005 ISBN 3 00 017185 1 Landschaftlicher Geheimtipp Heidmark In Hamburger Abendblatt 2 August 2006 Online Bericht fur den Tag der offenen Tur auf dem Truppenubungsplatz BergenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Achterberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die ehemaligen Ortschaften auf dem Truppenubungsplatz Bergen auf lostplaces Foto Erholungshaus Achterberg In Wunstorf gibt es eine Achterberger eine Hohner eine Einzinger und eine Hasselhorster Strasse zur Erinnerung an die Dorfer auf dem Truppenubungsplatz Einzelnachweise Bearbeiten Angaben bei Hinrich Baumann siehe Literatur 2004 S 12 Hinrich Baumann siehe Literatur S 53 Hinrich Baumann 2004 siehe Literatur S 15 Hinrich Baumann siehe Literatur S 229 237 beschreibt den Achterberg in der Zeit von 1935 bis 1945 Hinrich Baumann siehe Literatur S 229 macht die Angabe des Fortbestands der Einrichtung bis zum Kriegsende Die Heidmark siehe Literatur S 229 Hier sind die Inschriften der Denkmaler an Fritsch nachzulesen Mansteins Sohn Rudiger besuchte 2005 Achterberg und ausserte sich uber die letzten Monate im Krieg Hinrich Baumann Die Heidmark siehe Literatur S 236 f in Hinrich Baumann siehe Literatur S 548 f Hinrich Baumann Die Heidmark siehe Literatur beschreibt auf den Seiten 548 f die Erinnerungen an die Zeit nach Kriegsende Die Heidmark siehe Literatur S 561 Nessenius Der Kulturlandschaftliche Wandel im nordlichen Teil des Truppenubungsplatzes Bergen 1985 140 Seiten unveroffentlicht 52 863619444444 9 8178805555556 Koordinaten 52 51 49 N 9 49 4 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Achterberg Osterheide amp oldid 218160896