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Die sogenannte Abwehrabteilung war ab 1927 eine nachrichtendienstliche Einrichtung der Reichswehr welche bis 1938 bestand Ab 1921 war diese eine sogenannte Abwehrgruppe gewesen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte 3 Gliederung 4 Leiter 5 Literatur 6 QuellennachweiseVorgeschichte BearbeitenNach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde entsprechend Artikel 160 des Versailler Vertrags mit dem deutschen Generalstab auch dessen nachrichtendienstliche Abteilung III b endgultig untersagt Mit der Auflosung des Grossen Generalstabs und der Bildung des Reichswehrministeriums im Sommer 1919 unter Gustav Noske wurden dann unter Tarnung da dies dem Versailler Vertrag widersprach mit dem Neuaufbau eines militarischen Nachrichtendienstes begonnen Ende 1918 hatte bereits die Auflosung der Abteilung III b begonnen und ein Teil der ehemaligen Mitarbeiter der Abteilung waren auf andere Dienststellen verteilt worden 1 Daher gab es in den Jahren 1919 und 1920 mehrere kleine Gruppierungen aus ehemaligen Offizieren der III b die innerhalb der 4 Generalkommandos in Strukturen von paramilitarischen Organisationen und den gebildeten Grenzschutzeinheiten die weiterhin im Sinne des militarischen Nachrichtendienstes tatig waren Mit zunehmender Konsolidierung der Weimarer Republik und der Neufassung ihrer militarischen Struktur wurde auch die nachrichtendienstliche Informationsbeschaffung ab Ende 1919 wieder in geeignete Strukturen eingebunden Unter Major Friedrich Gempp ehemaliger Stellvertreter vom Leiter der Abteilung III b Oberst Walter Nicolai verblieben unter Fortfuhrung der nachrichtendienstlichen Aufgaben einige ehemalige Mitarbeiter von der Abteilung III b in der 3 Abteilung im Truppenamt 1 Tarnname der 3 Abteilung war Heeresstatistische Abteilung T3 welche 1931 in die Abteilung Fremde Heere umbenannt wurde Der im Sommer 1920 im Rahmen der vorlaufigen Reichswehr eingerichtete Stab unter Gempp hatte den Namen Abwehrgruppe T3 AG 1 Geschichte Bearbeiten1921 wurde im Reichswehrministerium eine Spionage Abwehrstelle eingerichtet Diese erhielt durch den ersten Leiter Major Gempp den Namen Abwehr Hiermit sollte eine defensive reagierende Aufgabenstellung suggeriert werden 2 und die eigentlichen nachrichtendienstlichen Tatigkeiten zu verschleiern Die personelle Ausstattung bestand u a aus zwei bis drei Generalstabsoffizieren und funf bis sieben Offiziere die anfangs in die Referate Ost und West aufgeteilt waren 1 Unter Gempps Kommando konzentrierte sich aufgrund der eingeschrankten Mittel und Moglichkeiten die Arbeit auf den Ausbau der Spionage und Sabotageabwehr Die Abwehrgruppe war zuarbeitende Einrichtung u a fur die Abwehrgruppen der beiden Reichswehrkommandos und die sogenannten Nachrichtenstellen NSt 1 Oberst Kurt von Schleicher erreichte 1927 als Leiter der Politischen Abteilung Wehrmacht im Reichswehrministerium dass die Abwehrgruppe eine eigenstandige Abteilung im Truppenamt wurde Zum 1 April 1928 trat ein Erlass des Reichswehrministers Wilhelm Groener in Kraft der zum Ziel hatte die Abwehr neu zu formieren ihr den Marinenachrichtendienst aus der Marineamt zuzuordnen 3 und die neue militarische Geheimdienststruktur der Weimarer Republik dem Reichswehrminister unmittelbar zu unterstellen Damit sollte die Leistungsfahigkeit des Dienstes erheblich seine bessere Unterordnung unter die politischen Ziele genauso aber auch die Geheimhaltung seiner Aktivitaten verstarkt werden Hierfur wurde die Abwehrabteilung aus dem Truppenamt herausgelost 4 und direkt dem Reichswehrminister Groener unterstellt Im darauffolgenden Jahr anderte sich die Unterstellung der Abteilung unter das neu eingerichtete sogenannte Ministeramt 5 dessen Chef als der politische Stellvertreter des Reichswehrministers fungierte Damit wurden die Wehrmacht die Abwehr und die Rechtsabteilung dort zusammengefasst 3 Unter dem neuen Leiter Oberstleutnant Schwantes erfolgte der personelle Aufbau und die Vernetzung mit anderen nachrichtendienstlich aktiven Organisationen Am 31 Januar 1930 ubernahm Oberstleutnant Ferdinand von Bredow und im Juni 1932 Kapitan zur See Conrad Patzig die Leitung der Abwehrabteilung Um den Fuhrungsanforderungen innerhalb dieser zweigeteilten Geheimdienstformation gerecht zu werden wurden in dieser kurzen Ubergangszeit sowohl Heeresoffizieren auch Marineoffiziere mit leitenden Funktionen in der Abwehr betraut 6 Patzig holte auch zahlreiche ehemalige Offiziere die nach dem Ersten Weltkrieg verabschiedet worden waren als sogenannte Erganzungsoffiziere in die Abwehr Diese Offiziere hatten wahrend ihrer zivilen Berufsjahre nicht nur Lebenserfahrung sondern auch Auslands und Sprachkenntnisse erworben was die Einsatzmoglichkeiten der Abwehrabteilung uber die Landesgrenzen hinaus starkte so dass zur reinen Spionageabwehr auch aktive Spionage hinzukam 7 Doch bereits Ende 1932 gab es vorsichtige Bestrebungen die geheimdienstlichen Organisationsformen des Heeres und der Marine wieder zu trennen Der Abwehr fehlte es aber an einem eigenen Exekutivorgan fur die Spionageabwehr und fur den Umgang mit Hoch und Landesverratsfallen Sie war hierfur auf die Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei und der politischen Polizei angewiesen 3 In der Folge nahmen die Auseinandersetzungen der Abwehrabteilungen mit anderen staatlichen Dienststellen zu Nach der NS Machtubernahme am 30 Januar 1933 erwuchs der Abwehrabteilung Konkurrenz durch nationalsozialistische Organisationen Innenpolitische Rivalen wurden der Sicherheitsdienst SD der SS sowie das Forschungsamt der Luftwaffe Aussenpolitisch stritten mit der Abwehrabteilung das Auswartige Amt das Aussenpolitische Amt der NSDAP der Volksdeutsche Rat der Volksbund fur das Deutschtum im Ausland und die Auslandsorganisation der NSDAP um Kompetenzen Im Oktober 1933 wurde durch das Reichskabinett festgelegt dass fur den militarischen Meldedienst und die Spionageabwehr nur die militarische Abwehr zustandig ist Wobei es bei den Aufgaben eine gewisse Uberschneidung mit der Gestapo die ausserhalb des militarischen Bereiches u a gegen alle Staatsfeinde eingesetzt wurde gab Patzigs Bemuhungen aus allen Organisationen einen einheitlichen Nachrichtendienst zu schaffen scheiterten am SD aber auch am Auswartigen Amt das seinen Militarattaches die Zusammenarbeit mit Abwehragenten strikt untersagte Der SD beanspruchte daruber hinaus innenpolitisch das Monopol auf die Ausforschung der Sicherheitslage und der Stimmung in der Bevolkerung sowie verstarkt die Verfugungsgewalt uber die Polizei Unumstrittene Aufgabe der Abwehrabteilung blieb der militarische Geheime Meldedienst Spionage sowie die Spionageabwehr bei der Reichswehr und der Rustungsindustrie Die unvermeidlichen Spannungen die aus diesen Einschrankungen entstanden fuhrten schliesslich die Auseinandersetzungen um Zustandigkeiten und Kompetenzen Ende 1934 zu Patzigs Ablosung 8 Patzigs Nachfolger wurde am 1 Januar 1935 Kapitan zur See Wilhelm Canaris der am 1 Mai desselben Jahres zum Konteradmiral befordert wurde Wie schon Patzig konnte auch Canaris die wachsende Machtfulle von SS und SD nicht verhindern aber es gelang ihm einen vorlaufigen Modus vivendi zu finden Ab Januar 1935 regelte eine Vereinbarung zwischen Reinhard Heydrich und Canaris die Zusammenarbeit wobei die Aufgaben der Gestapo eigentlich bestatigt wurden und diese u a fur alle Staatsfeinde verantwortlich war 9 Mit dem SS Standartenfuhrer Werner Best der bei der Gestapo fur die sogenannte Abwehrpolizei verantwortlich war handelte er ein Zehn Gebote genanntes Vertragswerk aus Der Abwehrabteilung blieb das Monopol fur die militarische Spionage und Spionageabwehr erhalten aber der Abwehrpolizei der Gestapo wurde die Fahndung bei Verdacht auf Landesverrat zugesprochen das Sechste Gebot verlangte allerdings dass im Einzelfall die Interessen des Geheimen Meldedienstes und der Spionageabwehr vorrangig seien 10 Mit der Aufrustung der Wehrmacht wuchs auch die Zahl der Abwehrmitarbeiter Wahrend die Abwehrabteilung im Jahr 1933 nur uber knapp 150 Mitarbeiter verfugte waren es Mitte 1937 bereits fast 1000 Bis zum Kriegsbeginn 1939 verdoppelte sich die Zahl auf etwa 2000 11 1938 erfolgte auf Grundlage des Wehrgesetzes von 1935 die Bildung der Amtsgruppe Auslandsnachrichten und Abwehr A Ausland Abwehr im OKW Gliederung Bearbeiten1928 12 Gruppe I Geheimer Meldedienst Gruppe II Technische Beschaffung Gruppe III Gegenspionage und Spionageabwehr Gruppe IV Archiv und Erfahrungssammelstelle Gruppe V Marine Nachrichtendienst Leiter BearbeitenAbwehrgruppe 1921 1927 Major Oberstleutnant Friedrich Gempp 1927 Major Oberstleutnant Gunther Schwantes ehemaliger Stellvertreter Gempps und Vertrauter Kurt von Schleichers Abwehrabteilung 1928 1929 Oberstleutnant Gunther Schwantes 1929 1932 Oberstleutnant Ferdinand von Bredow 1932 1934 Fregattenkapitan Kapitan zur See Conrad Patzig 1935 1938 Kapitan zur See Konteradmiral Wilhelm Canaris danach bis 1944 Leiter der Amtsgruppe Abwehr bzw des Amtes Ausland AbwehrLiteratur BearbeitenHelmut Roewer Stefan Schafer Matthias Uhl Lexikon der Geheimdienste im 20 Jahrhundert Herbig Verlag Munchen 2003 ISBN 3 7766 2317 9 Quellennachweise Bearbeiten a b c d e Helmut R Hammerich Stets am Feind Der Militarische Abschirmdienst MAD 1956 1990 Vandenhoeck amp Ruprecht 2019 ISBN 978 3 647 36392 9 S 39 Gert Buchheit Die anonyme Macht Aufgaben Methoden Erfahrungen der Geheimdienste Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion 1969 S 83 a b c Helmut R Hammerich Stets am Feind Der Militarische Abschirmdienst MAD 1956 1990 Vandenhoeck amp Ruprecht 2019 ISBN 978 3 647 36392 9 S 41 Norbert Muller u a Das Amt Ausland Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht 2007 S 44 Rolf Dieter Muller Reinhard Gehlen Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik Die Biografie Ch Links Verlag 2017 ISBN 978 3 86153 966 7 S 307 Norbert Muller u a Das Amt Ausland Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht 2007 S 45 Norbert Muller u a Das Amt Ausland Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht 2007 S 46 Norbert Muller u a Das Amt Ausland Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht 2007 S 46 47 Helmut R Hammerich Stets am Feind Der Militarische Abschirmdienst MAD 1956 1990 Vandenhoeck amp Ruprecht 2019 ISBN 978 3 647 36392 9 S 42 Heinz Hohne Canaris Patriot im Zwielicht 1976 S 203 Uwe Brammer Spionageabwehr und Geheimer Meldedienst 1989 S 13 Wolfgang Krieger Die deutschen Geheimdienste Vom Wiener Kongress bis zum Cyber War C H Beck 2021 ISBN 978 3 406 76434 9 S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abwehrabteilung amp oldid 242930206