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Aachener Printen sind eine spezielle Sorte brauner Lebkuchen die etwa seit dem Jahr 1820 in Aachen gebacken werden Die Bezeichnung Printe existierte dagegen schon wesentlich fruher und entwickelte sich aus dem englischen print und dem niederlandischen prent einer Bezeichnung die ebenso im Ocher Platt verwendet wird und fur Werkzeug zum Drucken bzw eingedruckte Abbildung oder Auf Abdruck steht 1 Der Name bezieht sich auf die Verwendung von kunstvoll geschnitzten und bedruckten Holzmodeln in die bei der Herstellung des im 15 Jahrhundert eingefuhrten damaligen Gebildbrotes der Teig eingelassen und gedruckt wurde Aachener Printen links Schokoladenprinten rechts Krauterprinte Krauterprinte aufgebrochenAls original Aachener Printen gelten ausschliesslich die ab circa 1820 in der Stadt Aachen selbst sowie in den Nachbarorten Alsdorf Baesweiler Eschweiler Stolberg und Wurselen nach neuer Rezeptur produzierten Printen sie sind als Produkt mit geschutzter geografischer Angabe zertifiziert 2 Aachener Printen zahlen gemass ihrer ursprunglichen Verwendung eigentlich zur Gruppe der Saisongebacke fur die Herbst und Winterzeit werden aber auf Grund ihrer Beliebtheit und aus touristischen Grunden mittlerweile als Ganzjahresgeback angeboten Dabei finden sie nicht nur als Geback Verwendung sondern auch als Zutat zu deftiger Saisonkuche und als Beimischung zu unterschiedlichen Lebensmitteln Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entwicklung 3 Printenformen 4 Zutaten und Nahrwerte 5 Verwendungsmoglichkeiten in Kochrezepten und Lebensmitteln Auswahl 6 Aachener Printen als Identifizierungsmerkmal Auswahl 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksVorgeschichte BearbeitenDie Herstellung von Lebkuchen auch als Pfeffer Gewurz oder Honigkuchen bezeichnet ist bereits seit der Antike tradiert In einigen Regionen so unter anderem im belgischen Dinant wurde der Lebkuchen in Formen gepresst und unter der Bezeichnung Couques de Dinant als so genanntes Gebildbrot angeboten und gilt dort bis zum heutigen Tage als eine bekannte Spezialitat der Maasstadt 3 Kupferschlager aus dieser Region die sich ab dem 15 Jahrhundert aus politischen und wirtschaftlichen Grunden mit ihren Familien unter anderem im Raum Aachen niederliessen brachten ihre Tradition zur Herstellung des Gebildbrotes aus Lebkuchenteig mit Fortan existierten in Aachen zwei Backvarianten von Lebkuchengebacken zum einen die historischen Schnittlebkuchen und zum anderen die nun eingefuhrte und mit prachtvoll bedruckten Modeln geformte Lebkuchenvariation quasi die ersten Printen die daruber hinaus aufgrund der Karamellisierung des Honigs beim Erkalten hart wie Karamell waren und gebrochen werden mussten Wahrend bis etwa zu Beginn des 18 Jahrhunderts die Grundrezeptur des Teigs aus Mehl Honig und verschiedenen Gewurzen bestand wurde nun der Honig allmahlich durch Wildblutenhonig und Rohrzucker aus Ubersee ersetzt da die Forschungen zur Zuchtung einer ertragreichen heimischen Zuckerrube zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgereift waren Allerdings bewirkte dann die Kontinentalsperre von 1806 bis 1814 durch Napoleon dass das Festland von der Zuckerlieferung abgeschnitten und dadurch der in geringem Masse vorhandene Honig wie auch die mittlerweile verbesserten Zuckerruben zu kostbaren und teuren Zutaten wurden Daraufhin verwendeten einige Backer und Konditoren fur ihre Gebacke den gunstigeren Farinzucker und den Zuckerrubensirup Entwicklung Bearbeiten nbsp Kunstlicher Printenmann als Wahrzeichen des Aachener WeihnachtsmarktsAber es dauerte noch bis um 1820 als es einigen Aachener Backern gelang aus diesen Zutaten ein stabiles und fur seinen herb sussen und feinen Geschmack begehrtes Geback zu kreieren wobei vollstandig auf jegliches Fett wie Butter oder auch Nuss und Mandelmehl verzichtet wurde Zugleich wurde die Zutatenliste durch Zugabe verschiedener Kuchengewurze verandert was zur Entwicklung der ersten Krauterprinte fuhrte Da es nun zwei Lebkuchensorten gab die ursprungliche als Schnittlebkuchen und Gebildbrot sowie die neue dunklere mit Zuckerrubensirup gesusste Krauterprinte musste zur Differenzierung ein neuer Name gefunden werden Daraufhin etablierte sich fur die neue Kreation der Name Aachener Printe womit diese sich regional von den Produkten der anderen und teilweise noch experimentierenden Lebkuchnern unterscheiden konnte Durch die Verwendung von Zuckerrubensirup wurde der Teig dieser neuen Sorte entsprechend grober zaher und schwerer formbar weshalb es anfangs wie bei ihren Vorgangern den Couques de Dinant nur Hartprinten gab Dieser trage und nicht mehr verlaufende Teig hatte den bedeutenden Vorteil dass sich nun auch problemlos flache und schlanke Schnittprinten fabrikmassig fur die Massenproduktion auf Bleche formen liessen und sich diese Art auf Grund ihrer Festigkeit wesentlich besser zum Versand und damit zum Erschliessen neuer Absatzmarkte eignete Dies bedeutete schliesslich bis auf einzelne Produktausnahmen das Ende der verbreiteten Herstellung von in Modeln geformten Printenfiguren nbsp Krauter Mandel Printenfigur nbsp Printenteig bei der ReifungIn den nachsten Jahrzehnten kam es zu einer rasanten Weiterentwicklung dieser Aachener Printen Mit dem Absinken der Zuckerpreise ab den 1830er Jahren wurden die Produkte wieder variantenreicher und sie konnten beispielsweise mit einer Zuckerglasur bestrichen werden womit es zur Einfuhrung der so genannten Prinzessprinten kam In den 1850er Jahren konnte dem Teig durch Hinzufugen von Krumelkandis ein lockeres Gefuge gegeben werden und ab den 1860er Jahren gelang es schliesslich dem Konditor Henry Lambertz durch eine fortschrittlichere Schokoladenverarbeitung die Printen mit flussiger Schokolade zu uberziehen Zwischenzeitlich konnte zudem erneut auf einen hoheren Honiganteil zuruckgegriffen werden was den Teig geschmeidiger machte und infolgedessen zur Produktion von Weichprinten fuhrte Damit gab es nun drei Grundsorten dieses Gebacks die Krauter Prinzess und Schokoladenprinten die als Hart oder Weichprinten meist in Form von Bruch seltener als Bild Printen angeboten wurde Daruber hinaus sorgte in diesem Zeitraum auch die Einfuhrung von Dampfmaschinen fur eine fabrikmassige Massenanfertigung dieses Gebacks nbsp Printen BackstrasseDer Bekanntheits und Beliebtheitsgrad der Aachener Printen fuhrte unter anderem dazu dass der bereits zu jener Zeit bekannte Aachener Backer und Konditor Henry Lambertz um 1870 zum Hoflieferanten fur das belgische niederlandische und preussische Konigshaus ernannt wurde Aber auch andere traditionelle Unternehmen wie beispielsweise die Aachener Printen und Honigkuchenfabrik van Rey gegrundet 1833 die Backerei Nobis Printen 1858 die Konditorei Leo van den Daele 1890 und die Backereien Drouven 1896 und Klein 1912 erweiterten nun ihre Produktpalette um Aachener Printen wobei sich deren Produkte lediglich durch Variationen in der Gewurz und Zutatenmischung voneinander unterschieden Erst viel spater in den 1950er Jahren kam es mit der Einfuhrung der Schokoladen Saftprinten der Nuss Schokoladenprinten und der Nuss Saftprinten zu weiteren Erganzungen der bisherigen Produktpalette Bis zum heutigen Tage haben die Original Aachener Printen aufgrund der Zertifizierung durch die EU als Produkt mit geschutzter geografischer Angabe einen unangefochtenen Stellenwert weit uber die Region hinaus Printenformen BearbeitenUrsprunglich wurden haufig religiose Motive als Backmodel verwendet 4 Im fruhen 19 Jahrhundert bestimmten franzosische und danach preussische Soldatenmotive die Printenform Ahnlich dem Humor des rheinischen Karnevals konnte man so zumindest symbolisch den ungeliebten Besatzern den Kopf abbeissen Eine museale Zusammenstellung zahlreicher in und auslandischer historischer Printenmodel neben Waffeleisen Spekulatiusfiguren und weiteren antiken Einrichtungsgegenstanden findet sich in den Raumen der Alt Aachener Cafe amp Weinstuben von Leo van den Daele in der Nachbarschaft zum Aachener Rathaus der in Aachen auch bekannt ist als der Printenbaron 5 nbsp Printenmodel der Firma Lambertz mit Sonnenemblem ca 17 Jahrhundert nbsp Printenmodel 18 Jahrhundert nbsp Printenmodel 18 Jahrhundert nbsp Printenformen ca 1850 nbsp Printenmodel der Backerei Nobis Printen Ende des 19 JahrhundertsZutaten und Nahrwerte BearbeitenDie Teigbasis wird gebildet aus Mehl Wasser und Sussungsmitteln ohne Zusatz von Fetten aller Art Als Sussungsmittel fur den Teig dienen wahlweise hauptsachlich Farinzucker Krumelkandis und Zuckerrubensirup sowie Honig und als Triebmittel hauptsachlich Pottasche ursprunglich Hirschhornsalz Die Gewurzmischung besteht unter anderem aus Zimt Anis Nelken Kardamom Echtem Koriander Piment aber auch Orangeat Zitronat und Ingwer wobei der prozentuale Anteil der Wurzmischung ein Geheimnis des jeweiligen Herstellers ist Fur den Belag werden je nach Produkt verschiedene Glasuren von der einfachen Zuckerglasur bis zum uppigen Schokoladenuberzug sowie Verzierungen mit Mandel oder Nusssplittern gewahlt Einfache Krauterprinten haben einen physiologischen Brennwert von etwa 1465 kJ 100 g 350 kcal 100 g bei etwa 2 g Fett Printen mit Zucker oder Schokoladenuberzug oder mit Nussen Mandeln oder ahnlichem haben hohere Werte Der durch den Backvorgang entstehende Acrylamid Gehalt der Printen halt sich bei den im Handel befindlichen Produkten mehrheitlich unter den als Massstab gesetzten Signalwerten wobei sich die Werte durch Austausch des Triebmittels Hirschhornsalz und durch eine schonende Zubereitung tendenziell sogar verbessert bzw zumindest auf einen unbedenklichen Wert stabilisiert haben 6 Verwendungsmoglichkeiten in Kochrezepten und Lebensmitteln Auswahl BearbeitenDie Eigenschaft der Krauterprinte in ihrer einfachen Form sich beim Kochen in Sud aufzulosen und dabei den angenehmen suss herben wurzigen Geschmack zu verbreiten fuhrt zur Verwendung in diversen meist deftigen Gerichten die vor allem in der Herbst und Winterzeit serviert werden So gehoren die Printen zur Zubereitung beispielsweise von Rheinischem Sauerbraten wo sie neben Rosinen und Rubenkraut den Sossengeschmack verstarken 7 Hirschpfeffer mit Backpflaumen und Printensauce 8 Rehkeule mit Printensauce 9 sowie Printen Parfaits in zahlreichen Variationen beispielsweise mit Gewurzorangen oder mit schwarzem Johannisbeermark mit Mousse au Chocolat als Kalt Dessert Spezialitat 10 oder mit warmen Orangen als Heiss Kalt Dessert 11 oder mit Gluhwein Sabayone 12 An Stelle der Originalprinten findet ein kunstlich hergestelltes Printen Aroma als markantes Charakteristikum Verwendung in weiteren Lebens und Genussmitteln So ist es beispielsweise im Aachener Printeneis oder in den Printenbonbons anno 1900 eines stadtbekannten Bonbonspezialisten als Beimischung im Printentee auf der Grundlage von Schwarzem oder Grunem Tee als Beimischung fur Printen Leberwurst und Printen Pasteten als Beimischung im Printentabak fur Pfeifenraucher als Basis fur den 35 igen Printenlikor welcher aber auch mit frischen Printen hergestellt werden kann 13 Aachener Printen als Identifizierungsmerkmal Auswahl Bearbeiten nbsp Printen Denkmal von Hubert LonekeDie Verbundenheit der Aachener zu ihren Printen findet Ausdruck in der Namensgebung von Vereinen Veranstaltungen und Ehrungen So gibt es unter anderem die Karnevalsgesellschaft Oecher Prente 1988 e V den Printen Promenaders Aachen Square Dance Club e V gegrundet 1987 das jahrliche vorweihnachtliche Printenschiessen der Aachener Schutzenvereine den mit 5000 Euro dotierten Kleinkunstpreis Aachener Prenteschang gestiftet von der Firma Lambertz und verliehen vom Aachener Heimattheater Buhnenfreunde 1947 e V fur Personlichkeiten denen es erfolgreich gelungen ist Eigenheiten einer europaischen Region pointiert und mit Humor einer breiten uberregionalen Offentlichkeit naherzubringen 14 Bisherige Preistrager waren unter anderem Wendelin Haverkamp 1995 Jurgen von der Lippe 1996 Hanns Dieter Husch 1997 De Hohner 1999 Konrad Beikircher 2001 und Bernd Stelter 2003 15 die Bronzeplastik Printen Madchen angefertigt 1989 von Hubert Loneke gestiftet von Leo van den Daele Standort Buchel Ecke Korbergasse Daruber hinaus beziehen sich auch vereinzelte Sagen und Romane auf die Aachener Printen wie beispielsweise die Printensage 16 17 Die Printen Connection ein Mystery Krimi von Carsten Berg mit lokalspezifischem Colorit 18 Literatur BearbeitenKarl F Kittelberger Lebkuchen und Aachener Printen Geschichte eines hochst sonderbaren Gebacks Meyer amp Meyer Aachen 1988 ISBN 3 89124 069 4 Werner Setzen Das Aachener Printenbrevier 3 uberarbeitete Auflage Meyer amp Meyer Aachen 2009 ISBN 978 3 89899 334 0 google online auszugsweise Einzelnachweise Bearbeiten Begriffsklarung Printen auf wiktionary Aachener Printen in der Database of Origin and Registration DOOR der Europaischen Union Couques de Dinant Memento vom 2 Juli 2012 im Internet Archive Printen Model im Holzmuseum online Alt Aachener Cafe Stuben Van den Daele Acrylamid Werte von der Verbraucherzentrale Rezept Aachener Sauerbraten mit Printen abgerufen am 26 Dezember 2019 Hirschpfeffer mit Backpflaumen und Printensauce Memento vom 9 Januar 2012 im Internet Archive Rehkeule mit Printensauce Printen Parfait mit Mousse au Chocolat Printen Parfait mit warmen Orangen Parfait von Aachener Printen mit Gluhwein Sabayone Printenlikor Die Auszeichnung Prenteschang Memento vom 10 Februar 2013 im Webarchiv archive today Die bisherigen Preistrager Memento vom 10 Februar 2013 im Webarchiv archive today Printengeschichte n In printen de Printenbackerei Klein Aachen abgerufen am 15 Januar 2021 Aachener Sagen In nobis printen de Nobis Printen e K abgerufen am 15 Januar 2021 Carsten Berg Die Printen Connection Emons Verlag Koln 1998 ISBN 3 89705 119 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Printen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Franz Josef Wirtz uber Aachener Printen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachener Printen amp oldid 239215218