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Die 10 Preludes op 23 sind ein zwischen 1901 und 1903 komponierter Klavierzyklus von Sergei Rachmaninow Er widmete das Werk seinem Lehrer Cousin und Forderer Alexander Siloti einem Schuler Franz Liszts Der junge Rachmaninow 1901Mit dem Zyklus fuhrte er die Gattung des Praludiums fort und knupfte damit an eine Traditionslinie an die von Johann Sebastian Bachs wohltemperiertem Klavier bis zu Chopins stilbildender Sammlung der Preludes op 28 reicht Rachmaninow differenzierte seinen bereits in fruheren Werken wie den Morceaux de fantaisie ausgepragten Personalstil mit dem originellen vollgriffigen Klaviersatz weiter aus und gestaltete eine um satztechnische stellenweise polyphone Elemente bereicherte komplexere Musik Mit der charakteristischen melancholisch pathetischen Klangsprache den dramatischen Aufschwungen und dynamischen Steigerungen kann das Werk neben dem zweiten Zyklus op 32 als ein Hohepunkt spatromantischer Klaviermusik betrachtet werden Vor allem das funfte rhythmisch markante Prelude in g Moll gehort zum Standard und Zugaberepertoire vieler Pianisten Wegen ihres hohen manuellen und klanglichen Anspruchs entziehen sich die meisten Stucke dem Zugriff des Amateurs Entstehung und Hintergrund Bearbeiten nbsp Maria Wodzinskas Portrat von F Chopin 1835Nach dem Erfolg des beruhmten bereits 1892 komponierten cis Moll Preludes das Rachmaninow bald sehr zu seinem Leidwesen immer wieder fur das Publikum spielen sollte wandte er sich erst zehn Jahre spater wieder dieser Gattung zu um erneut zu pausieren und nach weiteren sieben Jahren mit seinem Opus 32 noch komplexere Stucke vorzulegen Die 24 Preludes entstanden auf diese Weise uber einen vergleichsweise langen Zeitraum von 1892 bis 1910 und verteilen sich auf drei Sammlungen Er wollte damit an die beruhmte Traditionslinie von Bachs bis Chopins Praludien anknupfen die spater auch von anderen Komponisten mit je eigenstandiger Schwerpunktsetzung aufgegriffen wurde Zu ihnen gehoren Alexander Skriabin der nach seinen 24 Preludes op 11 freilich noch weitere Stucke auf mehrere Sammlungen verteilte Claude Debussy mit insgesamt 24 auf zwei Sammlungen verteilten Preludes und Schostakowitsch mit 24 Praludien fur Klavier solo op 34 Im Gegensatz zu Chopin Skriabin und Schostakowitsch ist dieser Zyklus weniger streng konzipiert Rachmaninow dem es nicht leichtfiel Gedankenfuhrung und Spannungsbogen bei langeren Konzeptionen durchzuhalten 1 wollte die einzelnen Stucke nicht mit aussermusikalischen Vorstellungen verbinden oder sie auf konkrete Stimmungen festlegen Fur ihn handelte es sich um kurzere Werke absoluter Musik die der Idee des Vorspiels gemass vor bedeutenderen Werken gespielt oder mit denen bestimmte Veranstaltungen eingefuhrt werden sollten 2 Inhalt BearbeitenDas erste Prelude in fis Moll Largo 4 4 ist ein ruhig fliessendes Stuck dessen absinkendes Thema uber der unablassigen Sechzehntelbewegung der linken Hand kontemplative Ruhe ausstrahlt bis es im Mittelteil zu einer kurzen fur Rachmaninow so typischen dynamischen Steigerung kommt nbsp Anfang des zweiten PreludesNach diesem ruhigen Auftakt bricht mit dem zweiten Prelude in B Dur Maestoso 4 4 einer der fulminantesten Klaviersturme der Musikgeschichte los Die mit einer Bassoktave beginnenden tosenden Sechzehntel Sextolen der linken Hand und das wuchtige herabzuckende Thema der Rechten sind ein ebenso leidenschaftlicher wie lebensbejahender Energieausbruch der dem Spieler keinen entlastenden Ruhepol bietet Im Mittelteil spielt die rechte Hand eine rauschende Begleitfigur wahrend die Linke eine aufsteigende Melodie gestaltet Das dritte Prelude in d Moll im Tempo di minuetto erinnert mit seinem 3 4 Takt nur der Form nach an ein Menuett und kundigt mit einer trotzigen Staccato Figur der linken Hand spatere dustere Marsche des Komponisten an Die Stimmung des vierten Preludes in D Dur Andante cantabile 3 4 ist die eines Liedes ohne Worte Eine ausladende Triolenfigur der linken Hand untermalt die innig sehnsuchtige Melodie Nach einem dynamischen Gipfel wiederholt sich der Gesang mit akkordischen Bereicherungen und Oberstimme nbsp Anfang des funften PreludesDas bekannteste Stuck des Zyklus ist das dreiteilige an einen wilden Marsch erinnernde schwungvolle funfte Prelude in g moll Alla marcia 4 4 dessen schlichtes von einem markanten Dreiton Motiv begleitetes Hauptthema nach einigen Wiederholungen von einer majestatisch kraftvollen und vollgriffigen Es Dur Episode ab Takt 17 abgelost wird Die einpragsame rhythmische Keimzelle hat ihren Ursprung in dem langen und originellen Marschteil der fis Moll Polonaise Chopins In energetischen Strom des Preludes schichtet Rachmaninow Klange nahezu polytonal ubereinander ohne Cluster im modernen Sinne zu bilden da die Struktur trotz der Schichtung erhalten bleibt So werden am Anfang der Reprise As Dur und c Moll Akkorde ubereinandergeturmt Wahrend die Oberstimmen einen reinen As Dur Klang bilden lassen sich die Bassstimmen bitonal als c Moll Quartsextakkord interpretieren Das Stuck besticht vor allem durch seinen innigen zunachst zaghaft anhebenden Mittelteil Un poco meno mosso Eine wehmutige von einer ausladenden Begleitfigur untermalte Melodie in g Moll deren harmonische Wirkung auf dem umspielten D Septakkord beruht ab Takt 38 von einer Mittelstimme dramatisch bereichert wird sich weiter aufbaumt bis sich poco a poco accelerando das trotzige Marschmotiv ankundigt In seinem sechsten Prelude in Es Dur Andante 4 4 ubernimmt die linke Hand nicht wie ublich die Begleitfunktion sondern schiebt sich mit ihrer bis zum Schluss durchgehaltenen legato zu spielenden Sechzehntel Bewegung in den Vordergrund des Geschehens Das siebente Prelude in c Moll Allegro 4 4 uberzeugt durch seine mitreissenden wilden Sechzehntel Bewegungen die das Vorbild Chopins die sogenannte Revolutionsetude op 10 Nr 12 erahnen lasst Rachmaninow demonstriert erneut sein Geschick eine Kantilene von einer sehr raschen Figur umspielen zu lassen Uber der virtuosen zunachst von rechts dann mit beiden Handen zu spielenden Figur hob sich eine Alla Breve Melodie mit langeren Werten ab Ein Orgelpunkt bereichert die Komposition die durch Oktav Ubergriffe der linken Hand zusatzlich erschwert wird Das achte Prelude in As Dur Allegro vivace 3 2 hat Etudencharakter Gegenuber den Viertel Bogen der linken Hand spielt die Rechte unentwegt viertonige Sechzehntel Gruppen bei denen zunachst der erste Ton zu halten ist wahrend er spater weggelassen wird so dass die Gruppe aus nur noch drei Tonen besteht Das neunte Prelude in es Moll Presto 4 4 erinnert mit seinen ausserst komplizierten Terz Sext Griffen der rechten Hand ebenfalls an eine Etude Am Ende der Sammlung uberzeugt das zehnte Prelude in Ges Dur Largo 3 4 mit seiner ruhigen von der linken Hand getragenen Melodie uber der die Rechte einen Schleier schwebender Akkorde legt Einzelnachweise Bearbeiten Ewald Reder Sergej Rachmaninow Leben und Werk 1873 1943 3 Auflage Triga Grundau Rothenbergen 2007 S 280 Die Darstellung orientiert sich an Sergei Rachmaninow Preludes In Harenberg Klaviermusikfuhrer 600 Werke vom Barock bis zur Gegenwart Meyers Mannheim 2004 S 651 653Normdaten Werk GND 30012399X lobid OGND AKS LCCN no97077667 VIAF 185701533 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 10 Preludes op 23 Rachmaninow amp oldid 230713045