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Die Uberflutung der Linthebene war Teil der militarischen Verteidigungslinie der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg gegen einen gegnerischen Einfall von Norden Die geplante Uberschwemmung Inundierung franz inondination und Versumpfung hatte den mittelalterlichen Tuggenersee zwischen Uznach Giessen Schubelbach und Tuggen sowie drei kleinere Seen zwischen Benken Giessen und Schanis entstehen lassen Plan zum Einstau der Linthebene vom 18 November 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Strategische Bedeutung 2 Stauanlage 3 Stauorganisation 4 Anbauschlacht und Melioration 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStrategische Bedeutung Bearbeiten nbsp Bunker entlang der Linth Richtung Walensee Benkner Buchel linksDie Linthebene war eine bevorzugte Einfallsachse im Rahmen des deutschen Operationsentwurfs gegen die Schweiz fur mechanisierte Verbande und Luftlandetruppen weil sie den Zugang in das Becken von Schwyz und Richtung Gotthard ermoglichte sowie den Eingang zum Glarnerland und den drei Alpenubergangen Pragel Klausen und Kistenpass bildete Sie spielte im Verteidigungsdispositiv der Armee als Teil der Limmatstellung und ab Juli 1940 als Nordgrenze Vorstellung der Front des Reduit eine bedeutende Rolle Sie sollte bis zum Aussersten gehalten werden Bereits vor Kriegsausbruch wurde diese wichtige strategische Bedeutung erkannt und Studien uber eine mogliche Flutung erstellt um Panzervorstosse und taktische Luftlandungen in der Linthebene zu verhindern Am 30 Oktober 1939 befahl General Guisan den unverzuglichen Bau der Stauanlagen und genehmigte einen Kredit von 200 000 Franken fur die Uberschwemmungsvorbereitungen Die Linthstellung der 7 Division umfasste neben der Stauanlage auch die beiden Bruckenkopfe und Infanteriefestungen Grynau und Moslifluh beim Benkner Buchel sowie zahlreiche Tanksperren und Bunker entlang der Linth Der 7 Division oblag auch die Bewachung und Verteidigung der Stauanlagen nbsp Einbringen von vorbereiteten Holzbohlen Nadelwehr an einer Hintergrabenbrucke nbsp Vorrichtung fur ein Dammbalkenwehr an der Hintergrabenbrucke beim Giessen Benken SGStauanlage BearbeitenWahrend der ganzen Aktivdienstzeit waren zehn Mann der Sappeurkompanie II 34 mit den Wehrbauten beschaftigt Die Stauanlage bestand aus Dammen Wehren Durchlassen und Erdpfropfen Mittels Erdpropfen Nadel und Dammbalkenwehre konnten die beiden Hintergrabenkanale der Linth aufgestaut werden Dies fuhrte zu Uberflutungen einer allgemeinen Anhebung des Grundwasserspiegels und zur Versumpfung So sollten Panzervorstosse und taktische Luftlandungen in der Linthebene verhindert oder erschwert werden Die Nadelwehre bestanden aus einzelnen dicht aneinander gereihten Holzbohlen den sogenannten Nadeln Sie stutzten sich unten gegen einen massiven Wehrunterbau und oben gegen Nadellehnen aus Metall an den Brucken die das Einlassen und Versperren der Holzbohlen ermoglichten Die Durchlasse der Linth in die beiden Seitenkanale Hintergraben die Hauptwehre im Sumpfauslauf Giessen und Grynau waren baulich permanente Anlagen Rund 40 kleine Stauvorrichtungen fur den Lokalstau waren behelfsmassig ausgefuhrt worden Fur den Vorstau wurden samtliche Wehre ohne Pfropfen eingebaut 1945 gab es 82 Wehre und Pfropfen Das Festungswachtkorps musste die Einsatzbereitschaft der Hauptstauanlagen und wenigen Nebenanlagen sicherstellen 1974 entschied Generalstabschef Jakob Vischer auf die Uberflutung zu verzichten 1 Stauorganisation BearbeitenUm die Stauanlagen im Ernstfall betriebsbereit zu machen benotigte man fur die im Februar 1940 vorhandenen sechs Vorrichtungen fur das Einfullen von je 3000 m3 Material im Dreischichtbetrieb und einer dreitagigen Einfullzeit rund 1800 Mann Da die 7 Division diese Truppen nicht bereitstellen konnte wurde von den Kantonen Schwyz und St Gallen Hilfsdienstpflichtige aufgeboten und die Hilfsdienstdetachemente 1 SZ und 1 SG als Wehrtrupps mit einem Bestand von 230 Mann gebildet Fur den Vorstau wurden nur die Wehrtrupps zum Einbau der Nadeln und Dammbalken in die Nadel bzw Dammbalkenwehre fur den Ganzstau die Wehrtrupps und weitere 16 Hilfsdienstdetachemente aus den Kantonen Zurich und St Gallen als Pfropfentrupps benotigt Beim Armeealarm Fall Nord vom 15 Mai 1940 wurde die ganze Linthebene behelfsmassig gestaut 2 Anbauschlacht und Melioration BearbeitenMit der Linthkorrektion 1807 1822 konnten die bisherigen Uberschwemmungen der Linthebene verhindert werden Die Trockenlegung der versumpften Ebene durch Drainage erfolgte im Rahmen der Linthmelioration Ein erstes Projekt hervorgerufen durch die Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg entstand 1921 auf der linksseitigen Linthebene 1938 unterbreitete der Bundesrat ein Projekt zur Gewinnung von fruchtbarem Ackerland das zugleich als Arbeitsbeschaffungsmassnahme zur Uberwindung der Folgen der Weltwirtschaftskrise dienen sollte Wahrend des Zweiten Weltkriegs genoss die Erschliessung von zusatzlichem Land fur die Landwirtschaft im Rahmen der Anbauschlacht eine hohe Prioritat um die Versorgung der von den kriegfuhrenden Nachbarn eingeschlossenen Schweiz mit Nahrungsmitteln sicherzustellen Der behelfsmassige Stau vom Mai 1940 und die Vertiefung und Verbreiterung der beiden Hinterkanale Linthhintergraben von 1941 die als Hauptvorfluter der Ebene dienten fuhrten auf beiden Seiten der Linth zu grossen Landwirtschaftsschaden Der Verband der Grundbesitzer und die Regierungen St Gallen und Schwyz beantragten beim Kommando des 4 Armeekorps dass im Interesse des Mehranbaus die Linthsperren und Pfropfen bei der Grynau und die unterste Staueinrichtung im Lauferbach beseitigt werden sollten Als Losung dieses Interessenskonfliktes wurde der Vorschlag des Linthingenieurs Jaques Meier ab November 1942 verwirklicht Die alte Linth wurde als Weiterfuhrung des linksseitigen Hinterkanals bis zur Spettlinth ausgeweitet Die ausgebauten Kanale und Graben konnten das Wasser aus der Ebene ableiten womit der Anbau dieser Gebiete sichergestellt wurde und die Moglichkeit der Uberflutung beibehalten werden konnte 3 Literatur BearbeitenWalter Luem et al Die Limmatstellung im Zweiten Weltkrieg Baden Verlag Baden 1997 ISBN 3 85545 105 2 Werner Rutschmann Die Linthstellung 1939 1945 mit der vorgesehenen Uberflutung der Linthebene In Terra Plana Zeitschrift fur Kultur Geschichte Tourismus und Wirtschaft Nr 2 96 Mels 1996 Gertrud und Paul Wyrsch Ineichen Im Reduit Der Kanton Schwyz wahrend des Zweiten Weltkrieges Situationen und Ereignisse uber die damals nicht alles in der Zeitung stand In Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz MHVS Heft 87 1995 Valentin Kessler Die Festungswerke im Kanton Schwyz Stiftung Schwyzer Festungswerke Lachen 2004 Sonderdruck aus den Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz Heft 95 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Uberflutung Linthebene Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VBS Militarische UberschwemmungenMade by Tschanz 2020 Linthflut Video Einzelnachweise Bearbeiten Valentin Kessler Die Festungswerke im Kanton Schwyz Stiftung Schwyzer Festungswerke Lachen 2004 Bericht uber den Aktivdienst der Sappeurkompanie II 34 Glarus24 Uberflutung der Linthebene vorgesehen47 216324 8 970278 Koordinaten 47 12 58 8 N 8 58 13 O CH1903 716015 230620 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uberflutung der Linthebene amp oldid 232764121