Zwiebeln sind, genau wie andere Lauchgewächse wie Lauch, Bärlauch oder Schnittlauch, für einige Tiere stark giftig. Am empfindlichsten reagieren Katzen, gefolgt von Hunden, Rindern, Pferden und Vögeln. Die Zwiebelvergiftung wird durch Propyldisulfide und Allicin hervorgerufen und tritt sowohl im rohen als auch gekochten oder getrockneten Zustand auf. Die Ursache der erhöhten Empfindlichkeit gegenüber diesen Inhaltsstoffen liegt in einer geringeren Ausstattung der roten Blutkörperchen mit protektiven Enzymen (wie Glutathion, Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase, Katalase) bei diesen Tieren. Dadurch kommt es zur Bildung von Methämoglobin und damit zu einer Denaturierung (Heinz-Körper) und Zerstörung der Zellmembran mit Zerfall der roten Blutkörperchen („Zwiebelanämie“). Bei der Katze sind schon 5 g rohe Zwiebel pro kg Körpermasse, beim Hund sind 15–20 g/kg toxisch. Beim Menschen treten keine Vergiftungen auf, hier können allenfalls Allergien auftreten.
Bei Hunden und Katzen zeigt sich die Zwiebelvergiftung zunächst in Erbrechen und Durchfall. Nach wenigen Tagen dominieren dann die Symptome der Anämie. Es treten blasse Schleimhäute, Schwäche, Fressunlust, Blutharnen, Herzrasen und forcierte Atmung auf. Im Blutbild ist die Zahl der roten Blutkörperchen und damit der Hämatokrit vermindert, es treten Heinz-Körper, Poikilozytose, Anisozytose, Makrozytose und Polychromasie auf. In der Heilungsphase treten verstärkt Retikulozyten auf und es kommt zu einer Neutrophilie mit Linksverschiebung.
Bei Rindern und Pferden treten wenige Tage nach der Aufnahme Fressunlust, Abgeschlagenheit, Wanken, Paresen und Hämoglobinurie auf. Es kann zu einer Gelbsucht sowie Herzrasen und erhöhter Atemfrequenz kommen.
Eine spezifische Behandlung gibt es nicht. Unmittelbar nach der Aufnahme kann durch das Auslösen von Erbrechen oder die Gabe von Paraffinöl die Aufnahme im Magen-Darm-Trakt vermindert werden. Mittels Infusionen kann die Harnausscheidung verstärkt werden. Vitamine und Eisenpräparate werden zur Regeneration der roten Blutkörperchen eingesetzt. Eine Bluttransfusion kann bei schweren Anämien angezeigt sein. Die Erholung dauert meist etwa zwei Wochen. Todesfälle sind beschrieben.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Gerhard Habermehl und Petra Ziemer: Giftpflanzen und Intoxikationen in der tierärztlichen Praxis. M. & H. Schaper Hannover 2009, ISBN 978-3-7944-0208-3, S. 6 und 109.
- ↑ Gerhard Habermehl und Petra Ziemer: Giftpflanzen und Intoxikationen in der tierärztlichen Praxis. M. & H. Schaper Hannover 2009, ISBN 978-3-7944-0208-3, S. 109.