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Die Zwergradnetzspinne oder Zwergkreuzspinne Theridiosoma gemmosum ist die einzige in Europa vorkommende Art aus der Familie der Zwergradnetzspinnen Theridiosomatidae Sie ist holarktisch verbreitet wobei die ursprungliche Verbreitung vor der Intervention des Menschen umstritten ist ZwergradnetzspinneZwergradnetzspinne Theridiosoma gemmosum SystematikUnterordnung Echte Webspinnen Araneomorphae Teilordnung EntelegynaeUberfamilie Radnetzspinnen Araneoidea Familie Zwergradnetzspinnen Theridiosomatidae Gattung TheridiosomaArt ZwergradnetzspinneWissenschaftlicher NameTheridiosoma gemmosum L Koch 1870 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Lebensraum und Lebensweise 3 Areal 4 Gefahrdung 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenEs handelt sich um eine kleine Radnetzspinne mit mittellangen Beinen die Korperlange der Weibchen erreicht etwa 2 1 bis 2 5 diejenige der Mannchen 1 7 bis 2 Millimeter Wie bei allen Theridiosomatidae ist der in Aufsicht etwas langgestreckt ovale Hinterleib Opisthosoma kurz und hoch gewolbt dadurch wirkt seine Bauchseite stark verkurzt die Spinnwarzen sitzen dicht benachbart zum Stielchen Petiolus bei Ansicht von oben uberlappt er weit mit dem Carapax Dies wirkt so als sasse der Hinterleib in Seitenansicht mittig am Prosoma an Der Carapax des Prosoma ist grunlich braunlich gefarbt meist mit einigen radialen dunklen Streifen Wie typisch fur die Familie tragt das dunkel gefarbte Sternum zwei kleine Grubchen nahe dem Vorderrand Der helle Hinterleib tragt unregelmassige dunkle Flecken in denen kleine weisse perlmutterartig glanzende Punkte aus Guanin eingelagert sind solche Punkte sind auch den hellen Seiten des Hinterleibs eingestreut Alternativ ergibt sich durch ausgedehntere helle Flecken eine dunkle Netzzeichnung auf hellem Grund Die Beine sind braunlich die Beinglieder manchmal gefleckt oder jeweils zur Spitze hin distal etwas verdunkelt Von den beiden Augenreihen aus je vier Augen am Vorderrand des Prosoma ist die hintere Reihe nach vorn gebogen jeweils die vorderen und die hinteren Seitenaugen beruhren sich Die vorderen Mittelaugen sind merklich dunkler gefarbt als die anderen Augenpaare Beim Mannchen ist der sehr komplexe als Begattungsorgan dienende Bulbus der Pedipalpen im Verhaltnis zur Korpergrosse sehr gross er ist beinahe kugelig geformt Der Embolus ist im nicht expandierten Zustand teilweise verdeckt Der Konduktor ist sehr gross distal zugespitzt und besitzt keine Apophysen Die Epigyne des Weibchens ist stark sklerotisiert dunkel ein grosser Scapus steht mutzenartig gewolbt weit nach aussen uber zwei flachen Gruben vor 1 2 3 Lebensraum und Lebensweise BearbeitenDie Zwergradnetzspinne ist in Feuchtbiotopen wie in Schilfrohrichten Mooren 4 Erlenbruchen und anderen Bruchwaldern oder Auwaldern zu finden Sie bevorzugt beschattete Habitate Meist lebt sie in der unmittelbaren Uferregion von Gewassern Sie gilt in Europa fast uberall als seltene Art kann aber in geeigneten Lebensraumen hohe Individuendichten erreichen In Nordamerika gilt sie als haufig Die Spinne baut kleine horizontal oder vertikal ausgerichtete Radnetze uber sehr stark vernassten Sumpf oder uber offenen Wasserflachen Anstelle einer Stutzspirale sind zwei konzentrische Ringe eingezogen die radialen Speichen sind oft schon nahe der Nabe verzweigt Die meisten Individuen bauen Netze bei denen das Radnetz durch einen in der Mitte der Nabe ansetzenden Signalfaden als Spannfaden vorgespannt ist die Spinne halt diesen in einem Schlupfwinkel verborgen straff gespannt dadurch wird das Netz zu einem Trichter verformt Verfangt sich ein Beutetier in der klebrigen Fangspirale lasst sie los wodurch sich die Beute noch starker in den Fangfaden verstrickt 3 5 Das Netz wird dabei innerhalb von Sekundenbruchteilen auf 4 m s beschleunigt was der 130 fachen Erdbeschleunigung entspricht 6 Geschlechtsreife Mannchen verlassen ihr Netz und streifen auf der Suche nach Weibchen umher sie nehmen keine Nahrung mehr auf Die Paarung erfolgt auf einem Spannfaden den Mannchen in das weibliche Netz abgeben Weibchen fressen den proteinreichen Faden was als eine Form des mannlichen Brautgeschenks interpretiert wurde 7 Nach der Paarung stellt das Weibchen bis zu acht goldbraun gefarbte Kokons mit einer pergamentartigen Hulle her Sie erreichen drei Millimeter Durchmesser und werden an einem mehrere Zentimeter langen Faden aufgehangt Meist werden sie etwas weiter entfernt zum Gewasser als die Fangnetze platziert Die Jungtiere schlupfen noch im Sommer sie uberwintern im subadulten Stadium In Teilen des Verbreitungsgebiets existieren offensichtlich zwei Generationen mit einem Maximum der Adulti im Marz und im August September In sudlicheren Teilen ihres Verbreitungsgebiets erfolgt die Vermehrung wohl nichtzyklisch das ganze Jahr uber 3 5 Areal BearbeitenDie Art ist holarktisch verbreitet Funde gibt es aus nahezu ganz Europa nach Osten zerstreut uber die Turkei bis Zentralasien Iran Aus Ostasien liegen ebenfalls Fundangaben vor hier wird aber uber eine mogliche Verwechslung mit der sehr ahnlichen Theridiosoma epeiroides spekuliert In Nordamerika war sie unter dem Namen Theridiosoma argentatum Archer 1953 ein zweites Mal beschrieben worden Sie lebt hier in der Osthalfte des Kontinents nordlich bis Neufundland sudlich bis Florida Die westlichsten Fundorte liegen in Minnesota und Iowa 1 Merkwurdigerweise existiert sowohl in Europa wie in Nordamerika die Ansicht die Art ware aus dem jeweils anderen Kontinent eingeschleppt worden 8 Gefahrdung BearbeitenDie Art gilt nach der Roten Liste gefahrdeter Tiere in Deutschland als gefahrdet Kategorie 3 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Charles D Dondale amp James H Redner The Orb weaving Spiders of Canada and Alaska Araneae Uloboridae Tetragnathidae Araneidae Theridiosomatidae Insects and arachnids of Canada 23 NRC Research Press Ottawa 2003 ISBN 978 0 660 18898 0 Theridosoma gemmosum auf Seite 329 ff Michael J Roberts The Spiders of Great Britain and Ireland Volume 1 Atypidae to Theridiosomatidae Brill Leiden 1985 ISBN 90 04 07658 1 Theridiosoma gemmosum auf Seite 222 a b c Jonathan A Coddington 1986 The Genera of the Spider Family Theridiosomatidae Smithsonian Contributions to Zoology 422 96 Seiten Theridiosoma gemmosum auf Seite 64 ff Peter J van Helsdingen 2005 Characteristic spider species of peat bog fenlands in the Netherlands Araneae Acta zoologica bulgarica Suppl 1 European Arachnology 2005 115 124 a b Heiko Bellmann Kosmos Atlas der Spinnentiere Europas Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 3 Auflage 2006 ISBN 978 3 440 10746 1 Theridiosoma gemmosum auf Seite 128 Lars Fischer 130 fache Erdbeschleunigung Spinne macht ihr Netz zum Superkatapult Spektrum de abgerufen am 19 August 2020 J Hajer J Hajer D Rehakova 2011 Mating behavior of Theridiosoma gemmosum Araneae Theridiosomatidae the unusual role of the male dragline silk Archives of Biological Sciences Belgrad 63 1 199 208 doi 10 2298 ABS1101199H J R Pickavance amp C D Dondale 2005 An Annotated Checklist of the Spiders of Newfoundland Canadian Field Naturalist 119 254 275 R Platen et al Rote Liste der Webspinnen Bearbeitungsstand 1996 2 Fassung In Margret Binot et al Herausgeber Rote Liste gefahrdeter Tierarten Deutschlands herausgegeben vom Bundesamt fur Naturschutz 1998 Schriftenreihe fur Landschaftspflege und Naturschutz 55 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zwergradnetzspinne Theridiosoma gemmosum Sammlung von Bildern Theridiosoma gemmosum im World Spider Catalog Theridiosoma gemmosum in Nentwig W Blick T Gloor D Hanggi A Kropf C Spiders of Europe www araneae unibe ch abgerufen am 5 August 2016 Nachweiskarte der Arachnologischen Gesellschaft e V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwergradnetzspinne amp oldid 241238294