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Ein Handzuginstrument Ziehharmonika oder eine Handharmonika ist ein Musikinstrument mit einem Balg der durch das Zudrucken und Aufziehen einen Luftstrom erzeugt um durchschlagende Zungen in Schwingung zu bringen und somit Tone zu erzeugen Handzuginstrumente gehoren daher zu den Aerophonen im Speziellen den Harmonikainstrumenten Deutsche Knopfziehharmonika aus dem fruhen 20 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Zur Benennung der Gruppe 2 Historischer Uberblick 1800 bis 1830 3 Funktionsweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseZur Benennung der Gruppe BearbeitenHeute wird in der Regel die Bezeichnung Akkordeon fur die moderneren Formen verwendet Die Konzertina und das Bandoneon sind Spielarten des Akkordeons Der Ausdruck Handzuginstrument ist eine neue deutsche Bezeichnung fur diese Instrumentengruppe Der alteste Name dieser Instrumentengruppe ist eigentlich Harmonika diese Bezeichnung geht auf die Entwicklung der Handzuginstrumente aus der Physharmonika Vorlaufer des Harmoniums hervor Vor allem spricht man aber von Ziehharmonika wodurch der Unterschied dieser Instrumente zu Instrumenten mit Blasebalg klar wird der seine erwunschte Wirkung nur beim Zusammendrucken erzeugt wahrend Handzuginstrumente auch beim Auseinanderziehen des Balges weitergespielt werden konnen denn die Luft stromt durch die Tonkanzellen sowohl ein als aus Auch zu den anderen Harmonikainstrumenten Mund Blasharmonikas und Mundorgeln ohne Balg und den klavier bzw orgelartigen Konzertinstrumenten im Stile des Harmoniums und zahlreichen anderen Formen differenziert der Ausdruck Umgangs und volkssprachliche Begriffe fur solche Instrumente sind Zugharmonie Maurerklavier oder Schifferklavier Ziehamriemen mundartlich bairisch Raunl despektierlich auch Quetschkommode Wanzenquetsche und anderes 1 2 3 In der Volksmusik waren die Ziehharmonikas beliebt weil sie den ersten brauchbaren Ersatz fur den Dudelsack darstellten auch die Zither die sehr schwer zu spielen und empfindlich ist und nur im Sitzen gespielt werden kann hat sie weitgehend verdrangt 4 Historischer Uberblick 1800 bis 1830 BearbeitenSiehe auch Geschichte der StimmzungeEin Uberblick uber die Erfindungen zwischen 1800 und 1830 findet sich in Eduard Hanslicks Geschichte des Concertwesens in Wien 1869 5 Darin werden noch weitere exotische Namen von Harmonikainstrumenten genannt die es nur noch in Museen zu sehen gibt Die Zeit der wunderlichen neuartigen Instrumente welche zu Ende des 18 Jahrhunderts so zahlreich auftauchten war keineswegs zu Ende In den ersten 20 Jahren finden wir noch einen starken Nachschub meist in Abarten des Claviers und der Glasharmonika und Combinationen derselben bestehend Zuerst war es die gefeierte Muse der Glasharmonika die blinde Marianne Kirchgassner welche im J 1800 neuerdings nach Wien kam und 2 Concerte gab Ihr Instrument stand damals noch ziemlich in Gunst In Prag begleitete 1808 in einem Wohlthatigkeits Koncert Herr Maschek den Traum des Franz Moor aus den Raubern auf der Harmonika Im J 1805 producirte der Wiener Instrumentenmacher Muller die von ihm verbesserte Rollig sche Xanorphita welche wie ein Clavier gespielt die Harmonie eines Violinquartetts nachahmte Auch Herr Posch spielte im selben Jahre auf demselben Instrument Eine neue Harmonika Combination war das Panmelodion welches der Erfinder Leppich gemeinschaftlich mit Conradin Kreutzer im Augarten producirte 1810 Die Hauptnummer war ein von Kreutzer componirtes Gedicht die Entstehung der Harmonie gesungen von Herrn und Madame Ehlers mit Begleitung des Panmelodions Im folgenden Jahr erschien ein Hr Schnell mit seinem Instrument Amenocorde und 1815 der Mechaniker und Pianist Leonh Malzel Bruder des beruhmteren Ioh Nepomuk Malzel mit seiner Orpheus Harmonie einer Zusammensetzung von Stahlstaben und Geigenbogen mit Tastatur verwandt der Stahlharmonika und Xanorphila Was noch in dem Jahrzehnt 1820 bis 1830 von derlei Phantasieinstrumenten erscheint sind blosse letzte Nachklange einer absterbenden Richtung Ausser Leppich s im J 1822 neuerdings in Erinneruug gebrachtem Panmelodion tauchte 1825 eine Clavierabart Namens Sirenion auf von dem Erfinder Promberger und seinem 13 jahrigen Sohne gespielt endlich im selben Jahr die Claveoline eine von Eschenbach erfundene Art Physharmonika mit Pfeifen Tasten und Pedal von Lauge aus Cassel gespielt Franz Xaver Gebauer der Grunder der Spirituel Concerte machte Anfangs sein Gluck in Wien durch seine Fertigkeit auf der Mundharmonika Im Fache der musikalischen Automaten stand der Mechaniker Joh Nepomuk Malzel der beruhmte Erfinder des Metronoms obenan Er producirte in Wien im Jahre 1809 seinen mechanischen Trompeter welcher den Anstoss zu dem vollkommenen Trompeter Automaten Kaufmann s in Dresden gab dann wiederholt in spateren Jahren zuletzt 1828 im Augarten seine aus sechsunddreissig Trompeten zusammengesetzte Trompetenmaschine Ein ander Mechaniker Bauer besuchte Wien im Jahre 1829 mit seinem Orchestrion Mit ahnlichen Instrumenten und Spielwerken hat spaterhin nur noch Fr Kaufmann Erfolg gehabt namentlich mit seinem ausgezeichneten Harmonichord einem clavirartigen Tasteninstrument und dem Chordaulodion Flotensaitengesang Im Allgemeinen ist die Aufmerksamkeit dafur rasch geschwunden und die oben angefuhrten zahlreichen Fantasie Instrumente waren im Jahre 1830 bis auf den Namen verschollen Ein neues Instrument tritt dafur zu Anfang der zwanziger Jahre auf den musikalischen Schauplatz die Physharmonika Die Nr 30 der Wiener Musikzeitung vom Jahre 1821 meldet zuerst die Erfindung dieses Instruments durch den Wiener Instrumentenmacher Anton Hackel Hieronimus Paier Componist und Clavierlehrer in Wien producirte die Physharmonika zuerst offentlich und zwar mit eigens dafur von ihm componirten Stucken Phantasie und Variationen in der Wohlthaigkeitsakademie im Karntnerthor Theater am 15 November 1824 Payer s Spiel gefiel sehr er wurde gerufen und fuhrte den Erfinder A Hackel mit heraus Bald darauf verlegte sich Lickl auf die Physharmonika und liess sich mit einer selbst componirten Serenade am Pfingstsonntag 1823 im Karntnerthor Theater zum ersten Male offentlich horen Seitdem ist in Wien die Physharmonika durch dreissig Jahre Lickl s kunstlerisches Monopol geblieben trefflicher Virtuose auf diesem Instrument hat er zugleich eine formliche Literatur fur dasselbe um nicht schlechtweg zu sagen die Literatur desselben geschaffen Funktionsweise BearbeitenDie Tonerzeugung mittels Durchschlagzungen sowohl im Zudrucken wie auch im Aufziehen des Balges ist eines der wichtigsten Merkmale der Handzuginstrumente Verwandte Balginstrumente wie das Harmonium und der Vorlaufer Physharmonika weichen diesbezuglich ab Ursprunglich wurden die Tonzungen als Federn bezeichnet Literatur BearbeitenThomas Eickhoff Kultur Geschichte der Harmonika Schmulling Kamen 1991 ISBN 3 925572 05 8 Josef Focht Herbert Grunwald Hrsg Konzertina Bandonion Akkordeon Die Entwicklung der Harmonika Instrumente und ihr Spiel in Bayern Mit Beitragen von Dieter Krickeberg und Kari Oriwohl Volksmusiksammlung und Dokumentation in Bayern Nr E 12 Bayerischer Landesverein fur Heimatpflege e V Munchen 1999 Karl M Klier Volkstumliche Musikinstrumente in den Alpen Barenreiter Kassel 1956 Kommentar Hans Commenda Volkstumliche Musikinstrumente in den Alpen Zu dem gleichnamigen Buch von Karl M Klier In Oberosterreichische Heimatblatter Jahrgang 12 Heft 1 2 Janner Juni Linz 1958 S 74 79 ooegeschichte at PDF 469 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Squeezeboxes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Accordions Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Ziehharmonika Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Josef Focht Fotzhobel Maultrommel und Harmonika in fruhen volksmusikalischen Quellen In Grunwald Focht Konzertina Bandonion Akkordeon 1999 S 5 10 Edgar Niemeczek Musik aus der Rocktasche In Schaufenster Volkskultur Atzenbrugg 2007 3 In aller Munde Ausstellungskatalog Technisches Museum Wien 2002 zit n Tascheninstrumente In ABC zur Volkskunde Osterreichs Austria Lexikon Hans Commenda Volkstumliche Musikinstrumente in den Alpen Zu dem gleichnamigen Buch von Karl M Klier In Oberosterreichische Heimatblatter Jahrgang 12 Heft 1 2 Janner Juni Linz 1958 S 78 ooegeschichte at PDF 469 kB Eduard Hanslick Hrsg Geschichte des Concertwesens in Wien Band 1 1869 S 258 f Normdaten Sachbegriff GND 4226234 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Handzuginstrument amp oldid 231797477