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Die letzte Zehntscheune des 1802 aufgehobenen Stifts Dietkirchen in Bonn steht heute als Ausstellungsobjekt im LVR Freilichtmuseum Kommern Der ehemalige Lagerraum fur den Zehnten entstand in der ausgehenden Kurkolnischen Zeit des Rheinlandes im Jahr 1734 als das Ende seiner Zweckbestimmung die durch die Sakularisation erfolgte noch nicht absehbar war Zum Zeitpunkt ihres Abbruchs im Jahr 1973 als die auf dem Gelande des Sechtemer Ophofs leerstehende Scheune abgetragen wurde war sie wie auch auf Fotografien dieser Zeit ersichtlich ist ein von Sturmschaden gezeichnetes dem Verfall preisgegebenes Bauwerk Vor dem Abbruch und Abtransport auf das Museumsgelande Kommern war das alte Wirtschaftsgebaude von Fachleuten vermessen in vielen Einzelheiten gezeichnet und fotografisch dokumentiert worden Sodann wurde es nach sorgfaltiger Sanierung des Gebalks im LVR Freilichtmuseum Kommern vorerst gelagert und dann nach nahezu 10 11 Jahren wieder aufgebaut Erzbistum Koln 1638 Kartenausschnitt Blick auf die wiedererrichtete Zehntscheune am Rand der Eifelgruppe der FreilichtausstellungInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Zehntscheunen 1 2 Besitzverhaltnisse und Standorte des Bauwerks 1 3 Standort Eichholz 1 4 Sechtemer Vorgangerbauten und Lage 1 5 Letzter Neubau 1 6 Standort Freilichtmuseum Kommern 1 6 1 Lagerung Planungen 1 7 Baubeschreibung 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksVorgeschichte BearbeitenZehntscheunen Bearbeiten Hauptartikel Zehntscheune nbsp Zehntabgabe von Bauern bei einem GrundherrenDie Zehntscheunen oder Zehntscheuern waren ublicherweise von den Zehntherren errichtete Bauwerke Auch die im Jahr 1734 errichtete Zehntscheune Sechtems war ein Lagerhaus das der Ablieferung und Aufbewahrung der als Zehnt bezeichneten Naturalabgaben diente die von den Pachthofen eines Grundherren abzuliefern waren Ein solches Bauwerk das Gebaude galt im 18 Jahrhundert als grosstes Wirtschaftsgebaude im Kolner Raum wurde in Kurfurstlicher Zeit zumeist auf den Fron oder Stiftshof der Grundherrschaft errichtet Seine Funktion als Sammelstelle die vom Halfen des Haupthofes verantwortlich uberwacht und verwaltet wurde endete so auch fur die zehntpflichtigen Pachter auf Kurkolnischen Gebiet mit der neuen Gesetzgebung Sakularisation unter franzosischer Herrschaft Besitzverhaltnisse und Standorte des Bauwerks Bearbeiten Bereits um 1150 wurde ein Sechtemer Stiftshof erwahnt dem spater auch eine Zehntscheune zugehorte Dies ging aus einer Urkunde hervor in der Ruckerwerbungen verpachteter Zehntrechte angefuhrt wurden die Rigezo und Anr de Ponte innegehabt hatten und nun von diesen an das Bonner Kloster Dietkirchen zuruckgingen Neben den von ihren Vorgangerinnen den Benediktinerinnen ubernommenen umfangreichen Besitzungen mehrte das spatere Kanonissenstift Dietkirchen ihre Besitztumer Nach und nach besassen sie Liegenschaften auf beiden Rheinseiten Der Schwerpunkt ihrer Besitzungen und Zehntrechte lag am Vorgebirge in der Region zwischen den Hanglagen der Ville und dem Rhein Standort Eichholz Bearbeiten nbsp Schloss Eichholz in der Nachfolge des ehemaligen Gutshofes EichholzBis in das 14 Jahrhundert dominierte offenbar der im Besitz Dietkirchens befindliche Eichholzer Hof damals dort als einziges Anwesen gelegen und der Pfarre Urfeld zugehorig mit seiner Zehntscheune als Sammelstelle der Naturalien zu deren Ablieferung Dietkirchener Pachter in jahrlichem Rhythmus verpflichtet waren Erst als der Kolner Erzbischof Walram 1341 zur besseren Absicherung des Lebensunterhalts der Konventualinnen in Klostern und Stiften eine Gutertrennung zwischen Abtissin und Konvent anordnete trat eine Anderung ein Der Abtissin des Bonner Stiftes sprach er die Klosterhofe in Urfeld Eichholz und Widdig zu lediglich die grossere der Scheunen in Eichholz nahm er davon aus Diese fiel an den Konvent der sie nach Sechtem verlagerte um sie dort als Zehntscheune zu nutzen Ein weiterer Anlass zu dieser Massnahme Walrams zur materiellen Teilung von Besitz und Einkunften zwischen dem Konvent und der Leitung des Klosters soll in diesem speziellen Fall auch die zu dieser Zeit enorm angewachsene Verschuldung des Klosters unter der Abtissin Sofia gewesen sein 1 Sechtemer Vorgangerbauten und Lage Bearbeiten Nach den Erwahnungen von 1150 seit dieser Zeit ist der Besitz des Sechtemer Zehnten fur die Dietkirche belegt und durch Papst Calixt III bestatigt sowie der von der Urkunde zum Rottzehnten in Sechtem von 1279 1341 s oben und in der letzten Erwahnung des 14 Jahrhunderts von 1399 wurde erneut auf den Sechtemer Zehnt verwiesen indem die Einkunfte aus Sechtemer Besitzungen aufgelistet wurden Die Ertrage von Hof Wachsung und Zehnt ergaben zusammen 29 Malter Weizen 296 Malter Roggen und 200 Malter Hafer Hinzu kamen auch die Ertrage der Schaferei deren Wollverkauf etwa 30 bis 40 Mark jahrlich heute etwa 3000 erbrachte Der jahrliche Sechtemer Weinzehnt belief sich auf etwa vier Fuder 2 Diese Zahlen veranschaulichen dass es einer adaquat geraumigen Lagerstatte bedurfte nbsp Der heutige Muhlenbach kurz vor Sechtem und Ophof nbsp Vom Muhlenbach gespeister Loschwasserteich im 15 Jahrhundert Buehlen Poel genannt nbsp Heutiger Ophof ehemaliger StiftshofIn den Jahren 1424 bis 1438 ist erneut von einem Sechtemer Bau Dietkirchens die Rede Die Bonner Stiftsdamen liessen am sogenannten Buhlen Poel Pohl seit 1820 am Kumpel in Sechtem ein Haus mit Scheune bauen Bei dieser kleinen Hofanlage an der spateren Kronprinzenstrasse heute Stefanstrasse soll uber Jahrhunderte oft unterbrochen von Zerstorungen durch Unwetter oder Brandschatzung in vielen Kriegen die Zehntscheune gestanden haben 3 Die dort befindliche fruhe Lagerscheune des Bonner Frauenklosters kam laut einem Bericht aus den 1430er Jahren zu Schaden Eine grosse Uberschwemmung ahnlich der des Magdalenenhochwassers verursachte irreparablem Schaden Das Unwetter liess den Wasserstand des nahen damals noch wesentlich mehr Wasser fuhrenden Muhlenbach extrem ansteigen und richtete schwere Schaden im ganzen Ort an Zimmermann Heinrich von Heimerzheim soll von 1433 bis 1434 fur den Aufbau einer neuen Zehntscheune 26 Wagen Zimmerholz benotigt haben und erhielt von Dietkirchen an Lohn 55 Mark Die Gesamtkosten dieser neuen Scheune erschienen in den Dietkirchener Rechnungsbuchern mit 200 Mark 3 Schilling und 4 Denare 1438 erhielt der Bau eine neue Tenne 4 Letzter Neubau Bearbeiten Zwar ist ein nahtloser Ubergang auf einem Torriegel der Scheune steht AN NO 1734 D 26 Maei zu Vorgangerbauten nicht belegt jedoch erbrachten die wahrend der Restaurierung in Kommern durchgefuhrten wissenschaftlichen Untersuchungen dass Teile des Eichengebalks des Baujahrs 1734 nicht neu waren sondern es wurde festgestellt dass die gut erhaltenen Materialien eines Vorgangerbaus erneut und sogar wiederholt verwendet worden waren So konnten Teile der Bausubstanz aus Eiche darunter Balken Stander Streben und Sparren wohl durch dendrochronologische Erkenntnisse in das 15 oder 16 Jahrhundert datiert werden Andere Bauteile jungerer Zeit waren aus Nadelholz gefertigt worden 5 Standort Freilichtmuseum Kommern Bearbeiten Lagerung Planungen Bearbeiten Es verstrich ein Jahrzehnt bis die finanziellen Mittel des Wiederaufbaus gesichert und die Planungen des Aufbaus und der zukunftigen Nutzung des Bauwerks geklart waren Diese Nutzung sah vor das Gebaude zu unterkellern um den gewonnenen Raum als Depot zu verwenden ohne das historische Aussere der Zehntscheune zu verandern Das dann auf dem Gelande des LVR Freilichtmuseums Kommern originalgetreu in seiner Grundform wiedererrichtete Bauwerk entsprach den Massen des Abbruchjahres als der damalige Eigentumer Josef Bollig Commer das alte Bauwerk dem Rheinischen Freilichtmuseum zum Wiederaufbau anbot Das Bauwerk gilt heute als das grosste erhaltene Wirtschaftsgebaude des 18 Jahrhunderts der Kolner Region Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Vorderseite nbsp Dachgaube und Tordetail nbsp Ruckwartiger Giebelwalm Anbau nbsp Ruckseite mit vereistem LoschwasserteichDie Scheune ist 48 Meter lang 13 Meter breit und erreicht eine Hohe von knapp 10 Meter Von dem ursprunglichen Kruppelwalmdach aus Stroh es wurde durch ein Reetdach ersetzt wurde eine Halle von ca 500 Quadratmetern uberspannt wobei das Dach ringsum tief abgeschleppt ca 1 50 Meter uber dem Erdboden endete 6 nbsp Dachdeckerarbeit mit ReetDas Gebaude hat zur Giebel oder Traufstandigen Seite zwei hochaufragende Tore die unter einem gaubenartig aus dem reetgedeckten Dach vorspringendem Giebel enden So konnten hochbeladen Leiterwagen zur Entladung in die Scheune geschoben werden An seiner langgestreckten Vorderseite hat der insgesamt fensterlose Bau zwischen Dach und Sockel drei untereinanderliegende verfullte Gefache An den Giebelseiten ist das Dach gewalmt Da das Gelande zur Ruckseite hin leicht abschussig ist verandern sich die Sockelhohen und somit auch die Anzahl der lotrechten Gefache So sind dies unter dem vorderen Giebelwalm noch funf und an der Ruckseite oberhalb des Teichs offenbar nur noch zwei Gefache Der hintere dem Blick des Besuchers abgewandte Giebel hat die gleiche Anzahl Gefache wie sie gegenuberliegendes Pendant An dieser unsichtbaren Seite erhielt der Baukorper einen nicht dem Original entsprechenden kleinen Anbau in dem die Technik zum Betrieb des Gebaudes untergebracht sein soll Eine Abbildung der Museumsinformationen zeigt das Vor und Nachher des Bauwerks Nach dieser SW Aufnahme bestanden die Fullungen der sichtbaren Gefache wohl nur aus einem Lehm Strohgemisch auf Stakholzern die dann gekalkt wurden und die in Kommern neu nach traditioneller Art und Weise wieder hergerichtet worden sind Das Innere des auf einem Ziegelsteinsockel stehenden ehemaligen Wirtschaftsgebaudes war in mehrere Bereiche unterteilt Die Zehntscheune hatte zwei Dreschtennen fur den Drusch und die Reinigung des Getreides und verfugte uber drei Bansen zur Einlagerung der abgelieferten Naturalien 7 Die Leitung des Freilichtmuseum hatte als Standort der restaurierten Scheune eine Erganzung der Baugruppe Eifel gewahlt wo es fortan neben dem historischen Gebaude des Strassfelder Schultheissenhauses stand welches ehemals ebenfalls neben einer Zehntscheune gestanden hatte Zwar wurde das wiedererrichtete Gebaude mit einer modernen Blitzschutzanlage ausgestattet erhielt aber an seiner Ruckseite um der originalen Darstellung gerecht zu werden einen kunstlich angelegten Loschwasserteich der in Sechtem idealerweise von einem Bach gespeist worden war Insgesamt vermittelt die Scheune seit dem Jahr 1984 den Besuchern einen Eindruck zu mehreren Aspekten u a Zehntwesen Handwerk die in der Feudalzeit alltaglich waren Literatur BearbeitenJosef Dietz Topographie der Stadt Bonn vom Mittelalter bis zum Ende der kurfurstlichen Zeit in Bonner Geschichtsblatter Jahrbuch des Bonner Heimat und Geschichtsvereins Band XVI 1962 Heinz Vorzepf Sechtemer Dorfchronik Band 2 Kirche und Schule im Wandel der Zeit 2001 Band 3 Geschichte unserer Heimat Burgen und Hofe 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Josef Dietz in Topographie der Stadt Bonn vom Mittelalter bis zum Ende der kurfurstlichen Zeit S 124 Diet U 41 Heinz Vorzepf Burgen und Hofe Abschnitt 1648 1794 Sechtemer Dorfchronik Band 3 Bornheim 2016 S 340 341 Satz und Druck alka mediengestaltung GmbH Heinz Vorzepf Burgen und Hofe Abschnitt 1648 1794 Sechtemer Dorfchronik Band 3 Bornheim 2016 S 340 341 Satz und Druck alka mediengestaltung GmbH Heinz Vorzepf Burgen und Hofe Abschnitt 1648 1794 Sechtemer Dorfchronik Band 3 Bornheim 2016 S 341 Satz und Druck alka mediengestaltung GmbH Heinz Vorzepf Burgen und Hofe Abschnitt Ophof Zehntscheune Sechtemer Dorfchronik Band 3 Bornheim 2016 S 340 ff Satz und Druck alka mediengestaltung GmbH Heinz Vorzepf Burgen und Hofe Abschnitt Ophof Zehntscheune Sechtemer Dorfchronik Band 3 Bornheim 2016 S 340 ff Satz und Druck alka mediengestaltung GmbH Objektinformation im FreilichtmuseumWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Rheinisches Freilichtmuseum Kommern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp 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