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Zahme Sau war eine Taktik der Nachtjagd der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg Das Verfahren ersetzte und erganzte ab 1944 die Wilde Sau Entwickler war Oberst Victor von Lossberg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verfahrensweise 3 Wirkung und Nachteile 4 Literatur 5 WeblinksVorgeschichte BearbeitenNachdem sich die Wilde Sau nur bedingt bewahrt hatte und reichsweit ohnehin nicht durchfuhrbar war musste man nach neuen Verfahren suchen um die stetig angreifenden Bomberstrome des britischen Bomber Command aufzuhalten Die gefuhrte Nachtjagd fiel weitestgehend aus Die dafur notwendigen Radargerate etwa das Wurzburg Gerat wurden durch den massenhaften Abwurf von Stanniolstreifen aus den Bombern gestort mit verheerenden Folgen bei den Angriffen auf Hamburg Ende Juli 1943 Diese britische Stormassnahme lief unter dem Tarnnamen Window deutsche Bezeichnung Duppel Auch die Freya Gerate sprachen auf Window an Mit ihnen war das Heranfuhren eigener Jagdverbande fur einen Angriff schon wegen ihrer Ungenauigkeit bei der Hohenbestimmung des Ziels schwierig und bei Einsatz von Window ganzlich unmoglich Die Gerate konnten lediglich zur Fruhwarnung dienen Eine Losung war das von Oberst Lossberg entwickelte Verfahren Zahme Sau Verfahrensweise BearbeitenSobald ermittelt war dass ein Bombenangriff bevorstand sammelte die deutsche Luftwaffe grossere Jagdverbande meist in Staffelstarke uber verschiedenen Funkfeuern im besetzten Westeuropa entlang der Atlantik und Nordseekuste Die Bodenstationen fuhrten die Jagdverbande schliesslich bis zu den durch Duppel Wolken markierten Einflugwegen Ab hier sollten die Jager mit ihrem Bordradar eigenstandig den Bomberverband suchen Eine Leitung durch die Bodenstellen fand nicht statt da diese ab diesem Zeitpunkt Jager Bomber und Duppel nicht mehr voneinander unterscheiden konnten Grundlage fur die Einsetzbarkeit der Bordradare der deutschen Nachtjager war die Erkenntnis einiger Bordfunker dass sich die abgeworfenen Stanniolstreifen rasch auf den Jager zubewegten wenn dieser die Wolke durchquerte oder auf sie zuflog wahrend ein sich vor dem Jager befindender Bomber je nach Geschwindigkeit nur langsam naher kam So war es moglich die Duppel auszublenden und die Bomber zu lokalisieren weil die reflektierten Radarpulse zwischen Duppel und Jager einerseits Bomber und Jager andererseits durch die unterschiedlichen Annaherungsgeschwindigkeiten zwischen den einzelnen Objekten auch unterschiedlich dopplermoduliert wurden Frequenzverschiebung Dies war bereits seit den Angriffen auf Hamburg im Sommer 1943 bekannt aber ein gultiges Einsatzverfahren gab es seinerzeit noch nicht Ebenfalls entscheidend fur den Erfolg des Verfahrens war die Verbesserung der Bordradargerate Wahrend die ersten Versionen des Lichtenstein Gerates etwa einen 35 Winkel vor dem Jager abdeckten und eine maximale Reichweite von 3500 m hatten konnten neuere Gerate bereits 120 Winkel sichtbar machen und Reichweiten bis zu 10 000 m abdecken Wirkung und Nachteile BearbeitenDie Wirkung dieses Verfahrens war enorm da das Storen des deutschen Radar durch die Wolken aus Stanniolstreifen Window nur noch relativen Schutz bot Die Jagdverbande griffen geschlossen an Rudeltaktik anders als bei der gefuhrten Nachtjagd in der die Jager einzeln an Bomber herangefuhrt wurden Die durch die Alliierten noch gegen die Wilde Sau erfolgreich angewandte Combatbox wurde weitgehend wirkungslos da die schwarz und grau getarnten Jager meist erst zu erkennen waren wenn ihre Leuchtspurgeschosse sichtbar wurden Eine weitere Neuerung war die Schrage Musik Dabei wurden zwei bis vier MGs oder Maschinenkanonen schrag nach oben feuernd eingebaut Damit ausgerustete Nachtjager naherten sich den Bombern von unten und schossen nach oben meist in die Tragflachen des Ziels Damit entging man dem Feuerbereich des Heckschutzen der mit bis zu vier schweren MG meist der am schwersten bewaffnete Schutze an Bord der Bomber war sowie den seitlichen Schutzen Die Schrage Musik verzichtete auf Leuchtspurgeschosse so dass die Nachtjager selbst wahrend des Angriffs weitgehend unsichtbar blieben Obwohl es zuweilen vorkam dass sich die nach Radar fliegenden Jager gegenseitig abschossen Friendly Fire weil sie eigene Maschinen fur Feindmaschinen hielten war die Zahme Sau alles in allem das erfolgreichste Nachtjagdverfahren des gesamten Krieges Die spate Einfuhrung dieses Verfahrens der Mangel an gut ausgebildeten Piloten und der Mangel an neuen Maschinen verhinderte dass dieses Verfahren zumindest den nachtlichen Luftkrieg zugunsten Deutschlands hatte wenden konnen Erschwerend kam hinzu dass die Royal Air Force mit der Zeit dazu uberging eigene Nachtjager weitraumig um die Bomberstrome zu verteilen so dass einige Jager selbst zu Gejagten wurden Literatur BearbeitenFranz Kurowski Der Luftkrieg uber Deutschland Econ Verlag Dusseldorf 1977 ISBN 3 430 15831 1 Heinz Nowarra Himmelbett und Wilde Sau Aus der Geschichte der deutschen Nachtjagd In Wolfgang Flume Hrsg Jahrbuch der Luftwaffe Folge 10 1973 S 134 140 Willi Reschke Jagdgeschwader 301 302 Wilde Sau Motorbuch Verlag 1999 Werner Held amp Holger Nauroth Die deutsche Nachtjagd Flechsig Verlagshaus 2005Weblinks BearbeitenLuftwaffe Night Fighter Control Methods Wilde Sau und Zahme Sau englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zahme Sau Nachtjagdverfahren amp oldid 239172799