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Eine Zahlkammer auch als Hamozytometer bezeichnet dient der lichtmikroskopischen Zahlung aller Arten von kleinen Teilchen die sich in einer Teilchensuspension befinden Zahlkammern werden besonders fur die Quantifizierung von Zellen zum Beispiel Erythrozyten Leukozyten und Mikroorganismen in der Medizin und Biologie angewendet 1 Zahlkammer Neubauer improved mit aufgelegtem Deckglas Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Technische Einzelheiten 2 1 Vorbereitung der Kammer 2 2 Beschickung der Kammer 2 3 Reinigung 3 Zahlweise 3 1 Leukozytenzahlung 3 2 Erythrozytenzahlung 4 Zahlkammertypen 4 1 Zahlkammer nach Neubauer 4 2 Andere Zahlkammermodelle 5 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenEine Zahlkammer ist im Prinzip ein virtueller Ausschnitt aus einem Zwischenraum der durch zwei ebene in geringem Abstand parallel angeordnete Glasflachen begrenzt wird Die Zahlkammer wird auf einer Glasplatte ahnlich den fur lichtmikroskopische Untersuchungen verwendeten Objekttragern gebildet Diese ist jedoch dicker etwa 5 mm und weist eine besondere Ausbildung der Oberflache auf Eine dunne genau plangeschliffene und polierte Glasscheibe das sogenannte Deckglas wird in einer bestimmten Hohe parallel uber der dickeren grosseren Grundplatte angeordnet Durch Strichmarkierungen auf der Oberflache der Grundplatte wird ein zwischen Grundflache und Unterseite des Deckglases befindlicher Raum markiert dessen Volumen durch die markierte Grundflache und den Abstand zwischen Grundflache und Deckglasunterseite Kammerhohe bestimmt ist Dieser Raum mit bekanntem Volumen ist die eigentliche Zahlkammer Zahlt man mikroskopisch nach Einbringen einer Teilchensuspension in diese Kammer die in dem markierten Volumen vorhandenen Teilchen ergibt sich aus deren Zahl und dem Volumen die Konzentration der Teilchen Technische Einzelheiten BearbeitenDie Grundplatte der Zahlkammer besteht aus optischem Spezialglas und hat die Grosse eines normalen Objekttragers fur die Durchlichtmikroskopie namlich 76 mm 26 mm nach DIN ISO 8037 1 ist jedoch etwa 5 mm dick Durch parallel zu den Schmalkanten eingefraste Nuten wird die Oberflache der Grundplatte in 2 breite Felder aussen und 3 schmale Stege innen geteilt Im Unterschied zu den beiden ausseren Feldern die der Beschriftung dienen sind die Stege plangeschliffen und poliert Der Mittelsteg Kammerboden liegt um den Betrag der Hohe der Zahlkammer niedriger als die beiden seitlich davon liegenden Stege Diese beiden Stege bilden die Auflage des Deckglases Tragerstege Wird das Deckglas auf diese beiden Stege gelegt befindet sich seine Unterflache in der beabsichtigten Hohe Kammertiefe uber der Oberflache des Mittelstegs der Grundflache der Kammer Kammerboden In die Grundflache sind die Markierungen zur Abgrenzung des beabsichtigten Volumens eingraviert Der Zwischenraum zwischen Grundflache Kammerboden und Unterflache des Deckglases sowie die Strichmarkierungen auf der Grundflache umgrenzen das Volumen der Zahlkammer Der Kammerboden des Mittelstegs liegt in der Regel 0 1 mm tiefer als die beiden Aussenstege Kammertiefe Fur sehr kleine Partikel beispielsweise Bakterien betragt die Kammertiefe nur 0 02 mm In der Mitte der Grundflache der Zahlkammer befindet sich ein je nach Kammertyp unterschiedliches Liniennetz Zahlflache Zahlnetz In der Regel sind zwei Zahlnetze eingraviert die durch eine Nut voneinander getrennt sind Die seitliche Begrenzung des auszuzahlenden Volumens wird durch die gedachten Ebenen in senkrechter Projektion auf die Grenzlinien der Zahlnetze gebildet Die Deckglaser fur Zahlkammern unterscheiden sich von Deckglasern fur normale Lichtmikroskopie durch die plangeschliffenen und polierten Oberflachen Ausserdem sind sie etwas dicker als normale Deckglaser damit sie nicht durch Kapillarkrafte durchgebogen werden Je nach Zahlkammer Typ ist ihre Grosse L B 24 mm 24 mm 20 mm 26 mm oder 22 mm 30 mm mit einer Dicke von jeweils 0 4 mm Weil die Zahlkammern oft fur die Bestimmung der Konzentration von Blutzellen verwendet werden werden sie auch als Hamocytometer und die Deckglaser als Hamocytometer Deckglaser bezeichnet Vorbereitung der Kammer Bearbeiten Die Kammer sollte vor Gebrauch moglichst frei von Staub Fusseln und Zellen sein Zum korrekten Aufsetzen des Deckglases schiebt man es mit etwas Druck Vorsicht Bruchgefahr im Querformat auf die beiden Tragerstege auf Wenn das Deckglas auf den Tragerstegen korrekt aufsitzt sind sogenannte Newtonsche Interferenzfarben zu sehen Das bedeutet die Hohe des Zwischenraums zwischen den Tragerstegen und dem Deckglas liegt in der Grossenordnung der Lichtwellenlangen ist also zu vernachlassigen In diesem Zustand verrutscht das Deckglas beim Kippen der Zahlkammer nicht Beschickung der Kammer Bearbeiten Die auszuzahlende Teilchensuspension wird bei aufgelegtem Deckglas seitlich aufpipettiert und saugt sich durch Kapillarkraft in den Zwischenraum Die Teilchensuspension wird so in einer Schicht mit genau bekannter Dicke ausgebreitet Nach Auszahlung der auf den Zahlfeldern liegenden Teilchen unter dem Lichtmikroskop bei Durchlicht lasst sich deren Anzahl je Volumeneinheit errechnen Bei Zellen kann zur besseren Erkennbarkeit neben ihrer Anfarbung auch Phasenkontrastmikroskopie verwendet werden Reinigung Bearbeiten Nach Benutzung sollte man Kammer und Deckglas vorsichtig mit einem fusselfreien Einmaltuch von der Teilchensuspension befreien und mit 70 2 Propanol oder einem ahnlichen Desinfektionsmittel reinigen und trocknen Hierbei ist vor allem das Deckglas mit Vorsicht zu behandeln da dieses plangeschliffen und daher um einiges teurer als ein normales Deckglas ist Zahlweise Bearbeiten nbsp CHO Zellen im PhasenkontrastJe nach Typ der auszuzahlenden Teilchen wird eine gewisse Anzahl Gross oder Gruppenquadrate ausgezahlt und daraus ein Mittelwert gebildet Multipliziert man diesen Wert mit einem entsprechenden Faktor Kehrwert des Produkts aus Quadratflache und Kammerhohe erhalt man die Teilchenzahl pro Volumeneinheit Wichtig beim Zahlen ist dass man auf Grenzlinien liegende Teilchen nicht doppelt zahlt Hierzu ist es ublich bei der Auszahlung eines Quadrates nur die Teilchen auf zwei Grenzlinien z B oben und links mitzuzahlen und die auf den anderen beiden Linien liegenden nicht Vor der Auszahlung ist es ratsam das gesamte Linienraster mit einer geringen Vergrosserung zu betrachten und zu prufen ob die Teilchen einigermassen gleichmassig uber die Quadrate verteilt sind Andernfalls sollte die Teilchensuspension nochmal aufgeschuttelt und neu aufgebracht werden Eine ungleichmasse Verteilung erkennt man auch daran dass sich bei der Auszahlung mehrerer Quadrate stark schwankende Teilchenzahlen pro Quadrat ergeben Bei einer so geringen Flachendichte der Teilchen wie im Beispiel rechts mussen sehr viele Quadrate ausgezahlt werden um ein verwendbares Ergebnis zu bekommen Bei hohen Teilchenkonzentrationen z B Hefesuspensionen muss durch Verdunnen eine Auszahlbarkeit hergestellt werden Anzustreben ist etwa 1 Teilchen pro kleines Quadrat Leukozytenzahlung Bearbeiten Hierzu werden 4 grosse Eckquadrate ausgezahlt und man teilt diese Anzahl durch 4 um einen Mittelwert pro Eckquadrat zu erhalten Dieser Wert wird mit 10 multipliziert und man erhalt damit die Anzahl der Zellen je µl Mikroliter Der Faktor 10 ergibt sich dadurch dass jedes Eckquadrat eine Flache von 1 mm hat und die Kammerhohe 0 1 mm betragt also ein Eckquadrat einem Volumen von 0 1 µl 1 mm 0 1 mm 0 1 mm entspricht Also ergibt die Zellzahl pro Eckquadrat also je 0 1 mm mit 10 multipliziert die Zellzahl je mm Eine entsprechende Verdunnung die man vor Aufbringen der Zellsuspension auf die Kammer zwangslaufig gemacht hat muss naturlich auch noch berucksichtigt werden Erythrozytenzahlung Bearbeiten Um die Zahl kleinerer Zellen wie z B Erythrozyten oder CHO Zellen in Zellkulturen zu bestimmen werden viermal 5 Gruppenquadrate ausgezahlt und so der Mittelwert fur 5 Gruppenquadrate ermittelt Diese Zahl mal 50 ergibt die Zellzahl pro µl 1 5 0 04 mm 0 1 mm 50 Auch hier ist eine eventuell zuvor gemachte Verdunnung zu berucksichtigen Zahlkammertypen BearbeitenDie Zahlkammertypen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Art des Zahlgitters nbsp Aufbau des Zahlfeldes bei der Neubauer improvedZahlkammer nach Neubauer Bearbeiten Das Zahlgitter besteht bei der Neubauer Zahlkammer aus 3 3 Grossquadraten von je 1 mm Kantenlange und somit einer Flache von je 1 mm Das zentrale Grossquadrat ist bei der Neubauer improved Zahlkammer wiederum in 5 5 kleinere Gruppenquadraten mit je 0 2 mm Kantenlange unterteilt Die Flache eines solchen Gruppenquadrats ist damit 0 04 mm Eine Besonderheit bei der Neubauer improved sind die dreifachen Begrenzungslinien der Gruppenquadrate bei welchen die mittlere Linie die eigentliche Begrenzung zwischen zwei Feldern darstellt Bei der alten Neubauer Zahlkammer entspricht der Thoma Zahlkammer siehe unten ist das mittlere Grossquadrat in 4 4 Gruppenquadrate von ebenfalls 0 2 mm Kantenlange unterteilt Diese sind auch durch dreifache Grenzlinien getrennt von denen aber nur jeweils die linke bzw rechte als eigentliche Begrenzung anzusehen ist Ausserdem sind die Dreifachlinien nur an 2 Seiten zu finden Unterschied Mittleres Quadrat Neubauer alt und verbessert Mit gelb bzw grau sind je zwei Gruppenquadrate markiert nbsp Gruppenquadrate der Neubauer improved nbsp Gruppenquadrate der alten NeubauerNeubauer improved Neubauer und Thoma ZahlkammerWeiterhin ist jedes Gruppenquadrat in 4 4 Kleinstquadrate mit je 0 05 mm Kantenlange mit je 0 0025 mm Flache eingeteilt Andere Zahlkammermodelle Bearbeiten Neubauer improved doppelte Netzteilung Das Zahlnetz zeigt 9 Grossquadrate von je 1 mm Die 4 Grossquadrate in den Ecken sind in je 16 Quadrate mit 0 25 mm Seitenlange unterteilt Sie werden fur die Leukozytenzahlung verwendet Das Grossquadrat in der Mitte ist in 25 Gruppenquadrate mit je 0 2 mm Seitenlange unterteilt Jedes Gruppenquadrat besteht aus 16 Kleinstquadraten mit je 0 05 mm Seitenlange und einer Flache von 0 0025 mm Die von links oben diagonalen 5 Gruppenquadrate werden fur die Thrombozyten und Erythrozytenzahlung verwendet Besondere Beachtung verdient dass alle Gruppenquadrate allseitig dreifache Grenzlinien aufweisen Die mittlere Linie ist die Begrenzungslinie und entscheidet daruber ob Zellen im Grenzbereich mitzuzahlen sind oder nicht Neubauer improved hell linig doppelte Netzteilung Gleiches Zahlnetz wie Neubauer improved jedoch Kammerboden mit Rhodium verspiegelt Das Zahlnetz ist in die Rhodiumschicht eingraviert und erscheint bei normaler Einstellung des Mikroskops hell Durch Kontrastverschiebung ist unter dem Mikroskop eine Farbumkehr moglich so dass das Zahlnetz je nach Erfordernis hell oder dunkellinig erscheint Thoma doppelte Netzteilung Die Netzteilung entspricht dem in der Mitte liegenden Grossquadrat der Neubauer Kammer Die Flache der Kleinstquadrate betragt jeweils 0 0025 mm Da die ausseren Grossquadrate nicht ausgefuhrt sind wird das Thoma Kammersystem nur zum Auszahlen von Thrombo und Erythrozyten verwendet Thoma neu entspricht Neubauer improved ohne ausgefuhrte Eckquadrate und mit anderer Begrenzungsdarstellung Turk entspricht der alten Neubauer bzw Thoma Kammer mit dem Unterschied dass die Eckquadrate mit Doppellinien unterteilt sind Agasse Lafont in Standard und Bright Lined Ausfuhrung Burker doppelte Netzteilung Das Zahlnetz zeigt 9 Grossquadrate von je 1 mm Sie werden fur die Leukozytenzahlung verwendet Jedes Grossquadrat ist durch Doppellinien in 0 05 mm Abstand in 16 Gruppenquadrate mit je 0 2 mm Seitenlange unterteilt Die Gruppenquadrate entsprechen grossenmassig denen der Neubauer Zahlkammern jedoch ohne weitere Unterteilung Sie werden fur die Thrombo und Erythrozytenzahlung verwendet Durch die Doppellinien ergeben sich Kleinstquadrate mit einer Flache von 0 0025 mm Burker Turk doppelte Netzteilung Kombination der Systeme Burker und Thoma Das Zahlnetz zeigt 9 Grossquadrate von je 1 mm Jedes Grossquadrat ist in 16 Gruppenquadrate mit je 0 2 mm Seitenlange unterteilt Im mittleren Grossquadrat ist jedes Gruppenquadrat in 16 Kleinstquadrate mit je 0 05 mm Seitenlange 0 0025 mm geteilt Fuchs Rosenthal doppelte Netzteilung Das Zahlnetz unterscheidet sich von den Kammer systemen wie sie fur die Blutzellenzahlung ublich sind durch seinen grossen Flacheninhalt von 16 mm Das Zahlnetz zeigt 16 Grossquadrate von je 1 mm Jedes Grossquadrat ist in 16 Kleinstquadrate mit je 0 25 mm Seitenlange und einer Flache von 0 0625 mm unterteilt Diese Zahlkammer wird sehr haufig eingesetzt u a fur die Zellzahlung im Liquor Lumbalflussigkeit Jessen in Standard und Bright Lined Ausfuhrung Lemaur in Standard und Bright Lined Ausfuhrung Malassez doppelte Netzteilung Das Zahlnetz ist rechteckig und bedeckt 5 mm Die grossen Rechtecke haben eine Flache von 0 25 mm 0 20 mm 0 05 mm Sie sind jeweils in 20 Kleinstquadrate mit einer Flache von je 0 0025 mm unterteilt Diese Zahlkammer wird u a fur die Zell Zahlung im Liquor Lumbalflussigkeit oder zur Zahlung von Nematoden eingesetzt McMaster mit 3 Feldern Grosse ca 127 mm 26 mm Tiefe ca 1 5 mm zur Zahlung von Wurmeiern Nageotte doppelte Netzteilung Die Kammertiefe betragt 0 5 mm Die quadratische Grundflache von 100 mm ist in 40 Rechtecke mit einer Flache von je 0 25 mm 10 mm 2 5 mm unterteilt Diese Zahlkammer wird u a fur die Zellzahlung im Liquor Lumbalflussigkeit oder zur Zahlung von Nematoden eingesetzt Petroff Hausser mit Sondertiefe Petroff zum Zahlen von Bakterien Blutplattchen Spermien etc dunkellinig zur Verwendung in Dunkelfeldmikroskopen Die Tiefe der Zahlkammer betragt 0 02 mm mit einer Dicke von 1 5 mm Schilling Kreuznetz aus 3 3 Grossquadraten unterteilt in 4 4 Kleinstquadrate mit einer Flache von je 0 0025 mm und in 4 Rechtecke mit einer Flache von 0 01 mm und Einheitsnetz aus 9 Grossquadraten welche dem mittleren Quadrat des Kreuznetzes gleich sind Einzelnachweise Bearbeiten Cell Counting with a Hemocytometer Abgerufen am 15 Juli 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zahlkammer amp oldid 235473610