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Die Wokrenterstrasse ist eine historische Strasse im heute Nordliche Altstadt genannten Stadtgebiet der Hanse und Universitatsstadt Rostock Sie verbindet die Strassen An der Oberkante im Suden und Am Strande im Norden und markiert die Nahtstelle zwischen der Bebauung in industrieller Bauweise und der unter Verwendung historischer Giebelelemente sanierten Bausubstanz Damit ist die Wokrenterstrasse in Rostock einzigartig Wokrenterstrasse Ostseite Hausnr 27 aufwartsWokrenterstrasse Ostseite Hausnr 36 41 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sanierung der Ostseite 3 Denkmalschutz 3 1 Hausbaumhaus Wokrenterstrasse 40 3 2 Gaststatte Zur Kogge Wokrenterstrasse 27 4 Westseite und Umgebung 4 1 Speicher Hornscher Hof Beim Hornschen Hof 6 4 2 Wittespeicher Schnickmannstrasse 14 5 Dokumentarfilm 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie als platea wokrenten 1271 erstmals schriftlich erwahnte Wokrenterstrasse wurde nach einem alten Rostocker Patriziergeschlecht benannt neben ihrer Lage ein Indiz dafur dass sie zu den wichtigen Rostocker Strassen gehorte Herkunftsnamen waren fur Strassen der nordlichen Mittel und Neustadt im Mittelalter durchaus ublich Die Wokrents stammten wahrscheinlich aus dem gleichnamigen mecklenburgischen Dorf das heute einen Ortsteil der Gemeinde Jurgenshagen bildet Fur den Zuzug aus der naheren Umgebung spricht das typische de von im Namen der fruhen Familienmitglieder 1 Die Wokrenterstrasse fuhrte aus der historischen Neustadt zum Stadthafen und endete an einem der 13 Strandtore der Rostocker Stadtbefestigung dem mit einer Kaufmannsbrucke Landungsbrucke ausgestatteten Wokrentertor Sechs parallel verlaufende Strassen in diesem Gebiet wiesen in der spathansischen Blutezeit des Rostocker Bierbrauens die hochste Dichte an Brauhausern auf etwa 20 alleine in der Wokrenterstrasse Ein Beleg fur deren fruhe Existenz ist der erst im 20 Jahrhundert entdeckte Feldsteinbrunnen der aus der Zeit vor Mitte des 15 Jahrhunderts stammen muss denn dann legte man in Rostock die ersten holzernen Wasserleitungssysteme an Ein Badehaus ist bereits fur 1361 nachweisbar Bewohnt wurde die Wokrenterstrasse unter anderem von Schiffern und Bottchern und naturlich den Brauherren Brauereibesitzern mit ihren Familien Entsprechend ihrem hohen Ansehen stellten diese auch einige Ratsherren Dem Rostocker Stadtbrand von 1677 entging die Strasse nur knapp Den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs folgte der Verfall 1 bis man sich in den 1970er Jahren eines Besseren besann Sanierung der Ostseite Bearbeiten nbsp Architektin und Denkmalpfleger mit dem Entwurf der Giebelfronten 1978 nbsp Baustelle Wokrenterstrasse 1980 Die Wokrenterstrasse teilte zunachst das Schicksal des gesamten Hafenviertels Viele Hauser mussten trotz Wohnungsknappheit wegen Baufalligkeit aufgegeben werden In der ersten Halfte der 1970er Jahre begann der Abbruch von West nach Ost mit dem Ziel das Areal ganzlich neu zu gestalten Das 1975 verabschiedete Denkmalschutzgesetz der DDR trug mit dazu bei den Flachenabriss an der Westseite der Wokrenterstrasse zu beenden Zugleich wurde fur das Hausbaumhaus und das Haus mit der Traditionsgaststatte Zur Kogge Umgebungsschutz festgelegt 2 1977 erarbeitete das Buro fur Stadtplanung unter der Leitung der Architekten Ingrid Brauer und Hans Joachim Lorenzen das Konzept zur Rekonstruktion Es basierte auf der Vorgabe die vorhandene Bausubstanz zu modernisieren und dabei so viel wie moglich von ihr zu erhalten Der Entwurf sah ein typisch historisches Strassenbild mit Giebelhausreihung vor wobei die Hausbreiten und Anzahl der Fensterachsen die Hohe der Gebaude und die originare Bauzeit die Auswahl der Giebelformen bestimmten 3 Anregungen lieferten die im Zweiten Weltkrieg und bei der Umgestaltung zur Magistrale verlorengegangenen Giebelfronten der Langen Strasse die bis zu diesem Zeitpunkt noch das sudliche Ende der Wokrenterstrasse markierte Der fortschreitende Verfall der Gebaude infolge des vorzeitigen Freizuges und verzogerter Sanierungsmassnahmen machte 1979 jedoch den Abriss der Strassenzeile bis auf drei Gebaude Nr 27 39 und 40 erforderlich Die abgebrochenen 15 Hauser wurden 1980 bis 1985 in traditioneller Ziegelbauweise neu errichtet Man behielt die ursprungliche Gebaudetiefe von ca 17 Metern bei und richtete zwei Wohnungen pro Etage ein Insgesamt entstanden 87 Wohnungen Die meisten Gebaude wurden mit Laden Gaststatten oder Werkstatten fur Gewerbetreibende und Kunsthandwerker ausgestattet funf Bauten erhielten Terrassenanlagen An einigen Gebauden konnten geborgene historische Bauteile wie Hausturen Metallgitter und Ausleger von Strassenlaternen wieder eingebaut werden Hinter Haus Nr 41 entdeckte man einen alten Brunnen und hob ihn bis in eine Tiefe von 13 Metern aus Mit den ausgegrabenen Findlingssteinen konnte der oberirdische Brunnenkranz wieder aufgebaut werden Das Abdeckgitter wurde erganzt 3 Denkmalschutz Bearbeiten nbsp Hausbaumhaus nbsp Gaststatte Zur Kogge Die folgenden beiden Gebaude in der Wokrenterstrasse werden in der aktuellen Liste der Baudenkmale in Rostock gefuhrt Ihr Umgebungsschutz war der Anlass zur Wiedererrichtung des typischen historischen Strassenbildes mit Giebelhausreihung Hausbaumhaus Wokrenterstrasse 40 Bearbeiten Hauptartikel Hausbaumhaus Das Kaufmannshaus mit gestaffeltem Backsteingiebel aus dem Jahr 1490 ist das einzige in Rostock erhaltene Haus das als architektonische Besonderheit einen Hausbaum aufweist Sein aus Eichenholz bestehender Stamm ruht im Keller auf einem grossen Findling und steht nahezu in der Hausmitte Er dient unterstutzend dazu die Lasten aus den als Speicher genutzten Boden auf den Fundamentstein zu ubertragen Ahnliche Gebaude sind noch in Greifswald und Stralsund zu finden Gaststatte Zur Kogge Wokrenterstrasse 27 Bearbeiten Von den zahlreichen Kneipen und Spelunken die typischerweise in der Nahe des Hafens einer Hansestadt existierten sind in Rostock nur sehr vereinzelte verblieben In dem Eckhaus Wokrenterstrasse Strandstrasse befand sich bereits 1856 das Lokal Stadt Hamburg Mit dem mehrfachen Wechsel des Namens ging auch eine wechselvolle Geschichte einher Diese reicht von einer beruchtigten Seemannskneipe namens Schiffer Hus Anfang des 20 Jahrhunderts uber Bombenschaden 1942 die Wiedereroffnung als Zur Kogge 1945 den Abriss bis auf die Grundmauern und die Neuerrichtung Anfang der 1980er Jahre bis zum erneuten Ausschank im Mai 1983 Die beauftragten Bauleute erhielten den Gastraum im Original und modernisierten die Serviceraume 4 Seitdem ist die Gaststatte Zur Kogge ein Touristenmagnet mit maritimem Flair Das Relief an der Aussenwand erinnert an den alten Namen Westseite und Umgebung Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Die Wokrenterstrasse und ihre Umgebung Blick nach Norden Aus finanziellen Grunden konnte die aufwendige Sanierung nicht fur die gesamte Nordliche Altstadt realisiert werden Im Dezember 1983 begann man im Zuge der ein Jahrzehnt zuvor begonnenen Flachensanierung mit der Neubebauung des Gebiets westlich der sanierten Hauserreihe Auf der freigeraumten Flache standen anschliessend nur noch die denkmalgeschutzten Speicher Hornscher Hof Beim Hornschen Hof 6 Wittespeicher Schnickmannstrasse 14 Auf der Huder 1a 1b und Badstuberstrasse 4a 6 sowie ein kleines Heizwerk in der Aalstecherstrasse Unter grosstmoglicher Beibehaltung der alten Strassenstrukturen und Strassennamen wurde in vorgegebener Plattenbauweise ein ganzes Viertel neu errichtet Die Gestaltung sollte sich von der in den Grosswohnsiedlungen unterscheiden Es entstanden schmale Einzelgebaude im Wechsel von Giebel und Traufstellung die man der Hangsituation angepasst aneinanderreihte 5 Im Dokumentarfilm von 1985 rollt der Stadtarchivar die 400 Jahre alte Vicke Schorler Rolle auf und betont deren Bedeutung als Inspirationsquelle fur die Architekten am Beispiel der abgestumpften Giebel Die erste Platte mit Backsteinverblendung wurde 1984 in der Wokrenterstrasse Nr 1 gesetzt Drei Jahre spater war das Viertel fertig Etwa 5 000 Menschen leben seither in den 5 geschossigen Hausern umgeben von Eckhausern mit Geschaften und Restaurants Das durch Grunanlagen aufgelockerte Ensemble fand grosse Beachtung im In und Ausland Hohepunkt der Auszeichnungen war der Grand Prix auf der IV Weltbiennale der Architektur 1987 in Sofia 6 Im westlich an die Wokrenterstrasse anschliessenden Areal befinden sich in unmittelbarer Nahe zwei sanierte Baudenkmale nbsp Hornscher Hof vor Sanierungsbeginn 2006 nbsp Hornscher Hof Sudflugel seit 2014 nbsp Wittespeicher 2009 Speicher Hornscher Hof Beim Hornschen Hof 6 Bearbeiten Das heutige Gebaudeensemble in einer von der Wokrenterstrasse abzweigenden Nebenstrasse existiert bereits seit dem Jahr 1612 Es tragt den Namen des Grafen Friedrich Wilhelm Leopold von Horn der das damals noch zweiflugelige Wohn und Brauhaus 1702 erwarb und dort bis zu seinem Tod 1709 residierte Seine herrschaftliche Ausstattung hatte es zuvor von Johann Stallmeister dem Sohn des Erbauers erhalten Nachdem 1760 das Ballhaus am Steintor eingesturzt war diente der Hornsche Hof als provisorische Theaterspielstatte Comodienbude Nach 1783 liess der vermogende Kaufmann Wilhelm Prehn den Hof zur Kornspeicheranlage umbauen und 1796 durch den Neubau des Nordflugels erweitern Wann genau die bis 1990 bestehende Nutzung fur unterschiedlichste Lagerzwecke begann ist nicht uberliefert Nur durch Stadtebaufordermittel konnte der vernachlassigte Dreiflugelbau vor dem Verfall gerettet werden bis sich ein Investor fand der 2011 mit der Grundsanierung begann 2014 konnten 26 neue Wohnungen zwischen 40 und 200 m bezogen werden Die rote Farbe fur den Aussenanstrich entspricht dem historischen Vorbild 7 6 Wittespeicher Schnickmannstrasse 14 Bearbeiten In der parallel zur Wokrenterstrasse verlaufenden Schnickmannstrasse blieb der Wittespeicher auch Wittescher Speicher erhalten Die Giebelanker geben 1795 als Jahr der Erbauung des ursprunglichen Getreidespeichers an Der Keller mit Tonnengewolbe und Katzenkopfsteinpflasterung ist jedoch vermutlich alter 1862 erwarb der Apotheker Friedrich Witte den Fachwerkbau und grundete dort eine chemische Fabrik die Keimzelle der Fr Witte Chemische Fabriken Der Uberlieferung nach diente das Gebaude dem Postversand fur die auf dem angrenzenden Gelande produzierten Praparate darunter Pepsin das 1873 auf den Markt kam und Witte die Weltmarktfuhrerschaft eintrug In den 1980er Jahren erfolgte die Grundsanierung und Unterbringung der Rostock Information Anfang der 2000er Jahre erhielt der Wittespeicher sein heutiges Aussehen und wird seither von der Gastronomie genutzt 8 9 Dokumentarfilm BearbeitenDie Wokrenterstrasse Regie Werner Wuste DEFA Studio fur Dokumentarfilme DDR 1985 18 Minuten 10 Literatur BearbeitenHeinrich Trost Hrsg Gerd Baier u a Bearb Die Bau und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Kustenregion Henschel Berlin 1990 ISBN 3 362 00523 3 S 346 ff Ernst Munch Ralf Mulsow Das alte Rostock und seine Strassen 2 bearb Auflage Redieck amp Schade Rostock 2010 ISBN 978 3 934116 97 9 S 75 77 Henning Schleiff u a 40 aus 800 Rostock in der DDR Redieck amp Schade Rostock 2017 ISBN 978 3 942673 84 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gaststatte Zur Kogge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Wokrenterstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Historische Rostocker Bauwerke Das Hausbaumhaus In mv terra incognita Abgerufen am 14 Dezember 2021 Historie In Zur Kogge Rostocks alteste maritime Gaststatte Abgerufen am 14 Dezember 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Munch Ralf Mulsow Das alte Rostock und seine Strassen Redieck amp Schade Rostock 2010 S 75 a 76 77 b Henning Schleiff Der Weg Rostocks in der DDR In 40 aus 800 Rostock in der DDR Redieck amp Schade Rostock 2017 S 19 188 hier S 79 a b Ingrid Brauer Die Rekonstruktion der Wokrenter Strasse In 40 aus 800 Rostock in der DDR Redieck amp Schade Rostock 2017 S 300 301 Monika Kadner Mehr als eine Eckkneipe Zur Kogge In 40 aus 800 Rostock in der DDR Redieck amp Schade Rostock 2017 S 262 263 Michael Brauer Die neue Nordliche Altstadt In 40 aus 800 Rostock in der DDR Redieck amp Schade Rostock 2017 S 189 191 a b Reno Stutz Ulrich Loeper 77 x Rostock Was man nicht verpassen darf Hinstorff Rostock 2016 ISBN 978 3 356 02016 8 S 49 a 50 b Michael Brauer Zur Geschichte des Hornschen Hofes Die Wiederherstellung des Baudenkmals zum Wohnhaus In Klaus Armbroster et al Hrsg 800 Jahre Rostock Hinstorff Rostock 2018 ISBN 978 3 356 02195 0 S 57 60 Der Wittespeicher In Fachwerk7 Abgerufen am 14 Dezember 2021 Friedrich Martin Sigismund Carl Witte In knerger Abgerufen am 14 Dezember 2021 DEFA Studio Original Dokumentation 1985 In Rostock Hansestadt und Tor zur Welt Original Dokumentationen der DEFA aus den Jahren 1954 bis 1985 uber die Hansestadt Rostock DVD Track 6 Icestorm Entertainment Berlin 2021 amp Filmprotokoll In Filmdatenbank der DEFA Stiftung Abgerufen am 14 Dezember 2021 54 091388888889 12 135555555556 Koordinaten 54 5 29 N 12 8 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wokrenterstrasse amp oldid 224169957