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Der Rostocker Stadtbrand oder auch Grosser Stadtbrand von 1677 war eine Feuerkatastrophe die rund ein Drittel der mittelalterlichen Bausubstanz insbesondere im Osten und Norden des historischen Stadtkerns der Hansestadt Rostock vernichtete Der Stadtbrand war neben den britischen Luftangriffen Ende April 1942 eine der beiden Katastrophen der Rostocker Stadtgeschichte die das ursprungliche Stadtbild Rostocks als spatmittelalterlicher Kaufmannstadt fur immer veranderten Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Schaden 3 Einordnung in die Stadtgeschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenStadtbrande traten in der Grundungsphase der Stadt im 13 Jahrhundert also der zunachst nacheinander und unabhangig voneinander verlaufenden Entwicklung der drei Teilstadte Alt Mittel und Neustadt gehauft auf da die ersten Hauser reetgedeckte Holzbauten waren Als viele Nachfolgebauten aus Stein ausgefuhrt wurden sank das Feuerrisiko Dennoch bestand im mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Rostock stets eine grosse Brandgefahr Grunde dafur waren die enge Bebauung und die schmalen Gassen weil die Stadtmauer Grenzen der Besiedlung setzte Ferner befanden sich in den Speichern und Lagern der Stadt grosse Mengen brennbarer Waren zum Beispiel Getreide oder Holz Ausserdem mussten zahlreiche Gewerbe wie die Schmieden oder die Backhauser mit Feuer hantieren Daher hatte bereits die Feuerordnung als Teil der Rostocker Polizeiordnung vom April 1576 neben Angehorigen anderer Gewerbe insbesondere den Backern eingescharft morgens und abends auf Feuer und Licht sorgfaltig zu achten Am Sonnabend dem 11 August 1677 brach bei dem Backer Joachim Schulze in der Altschmiedestrasse Ecke Grosse Goldstrasse ein Feuer aus das schnell auf die Nachbargebaude ubergriff Gefordert durch einen trocken heissen Sudostwind breitete sich das Feuer in Nordwestrichtung aus sodass bald nahezu das gesamte Stadtgebiet zwischen Petri und Nikolaikirche in Flammen stand Die beiden Gotteshauser wurden zwar von dem Inferno verschont die Klosterkirche des ehemaligen Katharinenklosters hingegen wurde zerstort Da die Altstadt das Gebiet zwischen der Grube der heutigen Grubenstrasse und der ostlichen Stadtmauer allseits von Wasser umgeben war hoffte man dass sich das Feuer auf dieses Stadtgebiet beschranken wurde Allerdings griff es uber die Brucken die die Grube uberspannten auf die nordliche Mittelstadt uber Dort wurden das Stadtgebiet nordlich des Vogelsangs und ostlich des Rathauses schwer verwustet Das Feuer konnte erst am Folgetag dem 12 August unter Kontrolle gebracht und so die Gefahr fur Marienkirche und Rathaus abgewendet werden Einsetzender Regen half die letzten Brandnester zu loschen Bis dahin hatte sich der Brand bis zum Wokrentertor ausbreiten konnen Die Kunde uber den Brand verbreitete sich in ganz Europa nbsp Kupferstich Nurnberg 1678 nach einer Vorlage von Matthaus Merian 1641 wobei der Stecher irrtumlich eine spiegelverkehrte Abbildung der Stadt schuf die Flammen jedoch in der richtigen Himmelsrichtung und somit im falschen Stadtteil platzierte 1 Schaden BearbeitenVon 2000 registrierten Hausern gingen durch das Feuer ca 700 verloren der grosste Teil in der Alt und nordlichen Mittelstadt Hinzu kam eine grosse Anzahl von Wohnkellern die den armeren Stadtbewohnern insbesondere in der weniger beguterten Altstadt als Obdach dienten In den zum Stadthafen fuhrenden Strassen der nordlichen Mittelstadt wurden wertvolle gotische Giebelhauser die zumeist als Brauhauser dienten vernichtet Dadurch wurde auch das Brauwesen ein Ruckgrat der Rostocker Wirtschaft schwer getroffen Einordnung in die Stadtgeschichte BearbeitenDer Grosse Stadtbrand markiert das endgultige Ende Rostocks als selbstbewusste Kaufmannstadt im Verbund der Hanse deren letzter Hansetag 1669 in Lubeck stattfand Der Stadtbrand war das offensichtliche Zeichen des Niedergangs der Stadt der durch den Bedeutungsverlust als Handelsplatz und die Wirren des Dreissigjahrigen Krieges eintrat Zudem geriet die Stadt mehr und mehr unter die Kontrolle der mecklenburgischen Landesherrschaft und des Konigreichs Schweden Die Bevolkerung sank von 15 000 Menschen im Jahr 1600 auf nur noch 5 000 Einwohner Wegen des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs wurden die brachliegenden Grundstucke erst nach einem sehr langen Zeitraum teilweise bis zu 100 Jahren wieder mit Hausern bebaut nunmehr im Stil des Barock Wegen dieses Stadtbrandes und der noch verheerenderen Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg hat sich in Rostock verglichen mit Lubeck Wismar oder Stralsund nur relativ wenig mittelalterliche Bausubstanz erhalten Literatur BearbeitenHans Bernitt Zur Geschichte der Stadt Rostock Hinstorff Verlag Rostock 1956 Nachdruck 2001 ISBN 3 935171 40 4 Karsten Schroder Hrsg In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen Ingo Koch Verlag Rostock 2003 ISBN 3 929544 68 7Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Bachmann Die alteren mecklenburgischen Stadteansichten In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 88 Schwerin 1924 S 148 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rostocker Stadtbrand von 1677 amp oldid 233309782