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Wladimir Wassiljewitsch Chodakowski russisch Vladimir Vasilevich Hodakovskij wiss Transliteration Vladimir Vasil evic Chodakovskij 1911 in Kiew 1994 in Kaliningrad war ein russischer Architekt Als Kaliningrader Chefarchitekt setzte er sich fur die Rettung des Konigsberger Schlosses ein und war Initiator des offentlichen Widerstands gegen die Plane seiner Zerstorung Er trat von seinem Posten als Chefarchitekt zuruck um gegen die Zerstorung des Schlosses zu protestieren Die Kronungskirche der preussischen Residenz sollte nach den Entwurfen des Stadtarchitekten Chodakowski erhalten bleiben Modell der Kirche mit Glockenturm Leben BearbeitenChodakowski studierte von 1937 bis 1941 am Aserbaidschanischen Institut fur Industrie in Baku anschliessend am Polytechnischen Institut in Kaunas 1 Von 1941 bis 1945 leistete er im Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst als Soldat Von 1946 bis 1951 war er Mitarbeiter im Institut fur Verkehrsprojekte in Litauen 1 Von 1951 bis 1961 arbeitete er im Projektierungsburo Wojenmorprojekt russisch Voenmorproekt 1 2 Von 1961 bis 1965 war er Chefarchitekt von Kaliningrad Noch bevor er dieses Amt innehatte hielt er im April 1960 eine Versammlung der Kaliningrader Architektenunion KOSA ab in der er vorschlug das Alte Schloss 3 zu erhalten was nach seinen Angaben schon mit geringen Mitteln bewerkstelligt werden konne 3 Chodakowski wollte die Ruine nicht mehr verstecken 3 Unterstutzt wurde er dabei von Arseni Wladimirowitsch Maximow Chodakowski fuhrte das Lager der Befurworter des Schlosses an Teile der Bevolkerung Kaliningrads setzten sich bis 1965 fur den Erhalt des Schlosses ein 4 Der Wiederaufbau der Ruinen gestaltete sich jedoch auch aus anderen Grunden als schwierig so wegen der vorherrschenden industrialisierten Bauweise und dem zentralisierten Entscheidungsprozess GOSSTROJ die zentrale Moskauer Behorde fur Stadtebau und Stadtplanung entschied uber den Wiederaufbau jeder einzelnen Ruine Kaliningrads In den 1960er Jahren musste Chodakowski daher erst eine detaillierte Dokumentation des Projektes mit Grund und Aufrissen ein Gutachten uber die vorhandene Bausubstanz diverse Fotos der Ruinen und Unterlagen uber die fur die Rekonstruktion veranschlagten Mittel in Moskau vorlegen Deswegen erklarte Chodakowski Im Zusammenhang mit dem gegenwartigen Ubergang zur industriellen Baumethoden bei denen vorgefertigte Elemente benutzt werden ist beim Wiederaufbau von Ruinen mit nichttypisierten Abmessungen eine Anwendung der vorhandenen typisierten Elemente praktisch unmoglich Beim Wiederaufbau dieser Ruinen wird im wesentlichen nichtmechanisierte Handarbeit angewendet 5 Als 1961 Chodakowski Chefarchitekt Kaliningrads wurde gab es im gesamten Stadtgebiet nur zehn Diplomarchitekten 6 Chodakowski schrieb 1961 einen Bericht fur den Parteichef von Kaliningrad G Druzinski und den Vorsitzenden des Stadtsowjets N Korowkin 6 Darin beschrieb er die Lage des Stadtebaus im Kaliningrader Gebiet und beklagte dass es zu wenig Architekten fur den Wiederaufbau des alten Stadtzentrums Kaliningrads gabe 6 Nachdem Chodakowski offiziell zum Chefarchitekten ernannt worden war ging er mit der Schlossrettung an die Offentlichkeit 7 In seinem ersten Interview mit der Kaliningradskaja Prawda beschrieb er die Moglichkeit der Schlossrettung Im September 1961 schrieb er einen Artikel in dem er gegen den Abbruch der Schlossruine war Sinnvoll ware es mit einfachen Mitteln die Ruinen in ein Denkmal gegen die verheerenden Kriege umzuwandeln in einen Aufruf zur Volkerfreundschaft Zum Beispiel durch die erleuchteten Silhouetten einer Friedenstaube einer durchgestrichenen Bombe eines Menschen der ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet oder einer Mutter die ihr Kind ans Herz druckt diese gigantischen Silhouetten vor dem Hintergrund der Schlossruinen konnten ein in seiner Eindrucklichkeit einmaliges architektonisches und kunstlerisches Bild schaffen 8 Moglicherweise orientierte er sich dabei an der Vorkriegszeit So schmuckte den Kaiser Wilhelm Platz die Figur Der Frieden eine weibliche Figur mit ihrem Kind Nachdem im September 1961 der Zeitungsartikel Chodakowskis mit seinen Vorschlagen fur den Wiederaufbau der preussischen Residenz publiziert wurde war das Interesse an den Konigsberger Ruinen uber die Grenzen des Gebiets hinaus erweitert 9 Parallel dazu wurden andere einflussreiche Abteilungen 10 des Architektenverbandes uber die Vorgange in Kaliningrad informiert vor allem die traditionsbewusste Sankt Petersburger Abteilung Der Vorsitzende S Speranski forderte in einem Brief vom 18 Januar 1962 an die Moskauer Zentrale der Architektenunion die Restaurierung der Baudenkmaler Kaliningrads 11 Speranski schrieb dass es in Kaliningrad eine bestimmte Tendenz 10 gabe bei den geplanten Neugestaltungen und Abbruchmassnahmen nicht die im Zentrum der Stadt vorhandenen mittelalterlichen Gebaude des Schlosses und der Kathedrale zu berucksichtigen die nach dem Projekt fur den Abriss vorgesehen sind 10 Als Anlage fugte Speranski eine Expertise uber den Wert des Konigsberger Schlosses als Baudenkmal bei 12 Chodakowskis Neuplanung des Stadtzentrums von 1961 und 1962 zeigen das Stadtzentrum Kaliningrads mit dem Westflugel des Schlosses und Dom auf dem Kneiphof 13 14 Seine Entwurfsskizze zur Gestaltung des Stadtzentrums wurde am 20 September 1962 in der Kaliningradskaja Prawda abgedruckt nbsp Der Blickwinkel von Chodakowski heute Haus der Sowjets rechts Hotel Kaliningrad Mitte und Haus der Kommunikation Telekom links Akropolis der Moderne Markus Podehl 15 nbsp Der Blickwinkel von Chodakowski heute Haus der Kommunikation Telekom links und Hotel Kaliningrad Mitte Ausgangspunkt ist der Blickwinkel von der ehemaligen Vorstadt uber die Insel zum ehemaligen Schloss mit dem ehemaligen Gesecusplatz Vom nordlichen Ende der fruheren Vorstadtischen Langgasse dann Majakowski Strasse folgt der Blick des Betrachters dem breiten Lenin Prospekt der als 550 Meter lange Hochstrasse die Dominsel uberbruckt zum anderen Pregelufer fuhrt und sich hinter einer breiten Gabelung Gesecusplatz verliert Das Stadtbild zeigte nach dem Entwurf Chodakowskis von 1961 drei Gebaude bzw Gebaudeteile des ehemaligen Konigsberg darunter die beiden Rundturme und die durch Strebepfeiler stark gegliederte Westmauer der ehemaligen Konigsberger Kronungskirche An das Fragment des Schlosses sollte demzufolge ein Gebaudekomplex an dem ehemaligen Nordflugel angebaut werden der auch den Unfriedtbau als neue Ostseite integrierte Der Platz mit der sudlichen Schaufassade mit Ziergiebel der Schlosskirche zum ehemaligen Kaiser Wilhelm Platz und der Platz auf dem der Stulersche Schlossturm stand sollte unbebaut bleiben Andere historische Gebaude die dort zu sehen sind waren die Domruine und die Alte Borse Unterhalb des fruheren Schlossbergs auf dem Areal der ehemaligen Altstadt sollte ein grosser Aufmarschplatz entstehen Gebaut werden sollte dort ein flaches Hallengebaude Funf bis sechsgeschossige Plattenbauten befanden sich im Hintergrund 16 1963 wurde auf Vorschlag Chodakowskis auf einer Versammlung der Kaliningrader Architektenunion ein Projekt vorgestellt welches die Integration des Schlosses in ein zentrales Stadthaus vorsah 17 Dieser Vorschlag von 1963 bildete in den folgenden Jahren die Grundlage alle Projekte der KOSA 18 Das Stadthaus sollte Veranstaltungsraume Restaurants und ein Museum uber die Ersturmung Konigsberg beinhalten Als Mitte 1963 seine Arbeit an einem neuen Projekt das Kaliningrader Stadtzentrum beginnen sollte engagierte sich Chodakowski dafur dass als Erganzungsprojekt fur die Planungsaufgabe der Erhalt des Schlosses aufgenommen werden sollte 19 Die Restaurierung des Schlosses wurde seine Vorbedingung die in den Auftrag fur GIPROGOR das Staatliche Institut fur Stadtplanung eingearbeitet wurde Dies wurde jedoch vom Stadtexekutivkomitee abgelehnt Daher ging er ein weiteres Mal an die Offentlichkeit Durch deren Mobilisierung versuchte er seinen mangelnden institutionellen Einfluss zu kompensieren und so die Stadtspitze zu zwingen das abgelehnte Erganzungsprojekt fur die Planungsaufgabe doch noch zu billigen 18 Daher schrieb er am 17 November 1963 einen ganzseitigen Artikel Leninski Prospekt in der Kalingradskaja Prada Darin prasentierte er seine Idee eines Volkshauses in dem die Schlossruine integriert war 20 Chodakowski prasentierte dabei auch eine neue politische Botschaft Es war auch ein Pladoyer fur eine offenere Gesellschaft Es solle keine Burofestung anstelle der Schlossruine erbaut werden sondern das Schloss solle zu einem offenen Haus des Volkes und der Geschichte umgebaut werden Er lehne es ab anstelle des ehemaligen Schlosses einige grosse rein dekorative Verwaltungsgebaude zu errichten wie ein Haus der Sowjets usw 18 Er pladierte dabei fur die Entfaltung und Vervollkommnung der sozialistischen Demokratie die weitere Entwicklung der demokratischen Grundlagen in den Verwaltungen die Starkung der Rolle der ortlichen offentlichen Organisationen 18 Er verwarf die Idee eines Hauses der Sowjets auf dem Schlossplatz So kritisiert er den Charakter und die Qualitat der fur die Stadt notwendigen Verwaltungsgebaude Selbst annahernde Berechnungen zeigen dass in den nachsten zehn Jahren die Stadt und das Gebiet nicht so einen grossen Komplex von Verwaltungsgebauden brauchen 18 Im Februar 1964 entwickelte Chodakowski eine neue Kompromiss Strategie zur Rettung des Schlosses 21 Chodakowski wollte GIPROGOR davon uberzeugen dass ein neues Gebaude als Kontrast neben die Schlossruine gesetzt werden konne statt auf den Fundamenten eines abgebrochenen Schlosses Dadurch wurde man die Geschichte der Stadt nicht ausloschen 10 Als weiteres Argument gegen den Bau des Hauses der Sowjets nahm Chodakowski den damals geltenden Baustopp fur Verwaltungsgebaude in Anspruch Ein Verwaltungsgebaude als Ersatz fur ein abzubrechendes Schloss sei auf Jahre nicht zu erwarten und damit werden wir das Schloss retten 10 Als weitere Massnahme schlug Chodakowski vor eine Reihe von Spezialisten nach Kaliningrad einzuladen die uber die Frage des Schlosses beraten sollten um auf diese Weise unsere Meinung durchzusetzen 10 Am 26 und 27 Marz 1964 fand in Kaliningrad eine Konferenz von Architekten Stadtplanern und Denkmalschutzern mit einem Vortrag von Chodakowski statt 22 Dabei betonte er dass das neue Kaliningrad nicht hasslicher werden durfe als das alte Konigsberg das zu den grossten und schonsten Stadten des Baltikums 23 zahlte und startete den Versuch das Schloss als unverwechselbares Merkmal der Stadtlandschaft zu bewerten 23 Im Marz 1964 beklagte sich Chodakowski dass Kaliningrad die einzige immer noch stark zerstorte Grossstadt 24 der Sowjetunion sei Spater im Jahr 1964 errang er lediglich einen einzelnen bescheidenen Erfolg 25 und seiner Bitte nach mehr Architekten wurde entsprochen Chodakowski hatte eine Reihe von Briefen an die Direktoren der Polytechnischen Institute und Architekturschulen geschrieben Darin beklagte er dass es in Kaliningrad zu wenig Architekten gabe und forderte dazu auf Diplomanden nach Kaliningrad zu schicken Diese sollten vor Ort Projekte fur das Kaliningrader Stadtzentrum entwickeln 26 Es kamen aber nur zwei Diplomanden aus Litauen nach Kaliningrad 27 Der Brief des stellvertretenden Leiters der Abteilung Museen und Denkmalschutz A Sergin vom 4 August 1964 bestarkte Chodakowskis Position das Schloss zu restaurieren Das Kulturministerium ist fur den Erhalt der Uberreste des Schlosses und begrundet dies aus der historischen Bedeutung auch fur das russische Volk 28 nbsp Kaliningrader HafenbehordeLeonid Breschnew ordnete jedoch die unverzugliche Sprengung an In seinem Brief vom 20 November 1965 an Breschnew flehte Chodakowski um den Erhalt des Schlosses V nastoyashee vremya tolko Vashe vmeshatelstvo mozhet ostanovit bessmyslennye i nepopravimye dejstviya po razborke Kaliningradskogo zamka Ubeditelno proshu napravit v g Kaliningrad specialnuyu komissiyu dlya izucheniya slozhivshegosya polozheniya s celyu prinyat reshenie dostojnoe nashego gosudarstva Ubersetzung Derzeit kann nur Ihr Machtwort den sinnwidrigen und nicht wiedergutzumachenden Abbruch des Schlosses 29 beenden Ich fordere Sie auf in Sachen Kaliningrad eine Sonderkommission zu entsenden um die Situation zu studieren und eine Entscheidung zu treffen die unseres Staates wurdig ist Nach der Sprengung 1965 trat Chodakowski als Stadtarchitekt zuruck 30 Von 1965 bis 1994 war er als Chefarchitekt im 28 Wojenmorprojekt russisch 28 m Voenmorproekte der Kaliningrader Abteilung des staatlichen Instituts fur Projekte des Meerestransports russisch Kaliningradskij filial gosudarstvennogo morskogo proektnogo instituta tatig 1 Dort war er u a fur die Projektierung von Hotels und Gaststatten eines Kinos sowie von 5 und 9 stockigen Hausern in einem Neubaugebiet von Baltijsk verantwortlich Literatur BearbeitenMarkus Podehl Architektura Kaliningrada Wie aus Konigsberg Kaliningrad wurde Materialien zur Kunst Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas Band 1 Herder Institut Marburg 2012 ISBN 978 3 87969 375 7 Bert Hoppe Auf den Trummern von Konigsberg Kaliningrad 1946 1970 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 80 Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 64580 3 Zu Chodakovskij Vladimir V S 79 94 102 130 135 143f Einzelnachweise Bearbeiten a b c d vgl Biographie von Chodakowski im Grossen enzyklopadischen Worterbuch der Oblast Kaliningrad Im russischen ubliche Kurzschreibweise fur Projektny institut wojenno morskogo flota Proektnyj institut voenno morskogo flota dt Projektierungsinstitut der Marineflotte a b c Hoppe S 130 vgl Podehl S 248 Hoppe S 102 a b c vgl Hoppe S 94 Hoppe S 131 Hoppe S 131 132 Podehl S 248 a b c d e f Hoppe S 133 vgl Podehl S 248 Hoppe S 134 Anmerkung bei der Fussnote Nr 67 Podehl S 230 Abbildung 252 Skizze zur Neuplanung des Stadtzentrums des Stadtarchitekten Chodakovskij von 1961 Podehl S 231 Abbildung 253 Skizze zur Neuplanung des Stadtzentrums des Stadtarchitekten Chodakovskij von 1962 Podehl S 266 267 vgl Podehl S 221f Podehl S 248 a b c d e Hoppe S 132 vgl Hoppe S 132 vgl Hoppe S 132 vgl Hoppe S 133 vgl Hoppe S 134 a b Hoppe S 135 Hoppe S 79 Hoppe S 94 vgl Hoppe S 94 vgl Hoppe S 94 Podehl S 248 Hoppe S 143 Hoppe S 79 94 102 130 135 143f Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 12 Januar 2020 PersonendatenNAME Chodakowski Wladimir WassiljewitschALTERNATIVNAMEN Chodakovskij Vladimir Vasil evic Hodakovskij Vladimir Vasilevich kyrillisch Chodakovskij VladimirKURZBESCHREIBUNG russischer Architekt BaubeamterGEBURTSDATUM 1911GEBURTSORT KiewSTERBEDATUM 1994STERBEORT Kaliningrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wladimir Wassiljewitsch Chodakowski amp oldid 228842550