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Die wirtschaftliche Entwicklung des heutigen Marktes Berchtesgaden lasst sich in zwei Phasen einteilen wobei derzeit der Ubergang zu etwas Drittem gesucht wird Berchtesgadener War als Christbaumschmuck u a ein Arschpfeifenrossl Hauptartikel Berchtesgaden und Furstpropstei Berchtesgaden Die erste Phase beruhte insbesondere in Berchtesgadens Stellung als Haupt und Grundungsort der Furstpropstei Berchtesgaden und dem Salzabbau Da jedoch das Salzbergwerk nicht allen Einwohnern Arbeit bot und die Landwirtschaft auf den Steilhangen des Ortes nicht genugend einbrachte wurde das Holzhandwerk zur wichtigen Nebenerwerbsquelle Der Ort exportierte jahrhundertelang erfolgreich in Heimarbeit erstellte Berchtesgadener War Den entscheidenden Aufschwung brachte jedoch Anfang des 19 Jahrhunderts ein Strukturwandel der Berchtesgaden zum beliebten Ziel fur Touristen werden liess Bis heute bilden fur Berchtesgaden die touristische Verwertung seiner Kulturguter sowie der landschaftlichen und heilklimatischen Vorzuge innerhalb der hochalpinen Region die Haupteinnahmequelle So sind laut dem Bayerischen Statistischen Landesamt nur wenige der in Berchtesgaden sozialversicherungspflichtig beschaftigten Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe jedoch mehr als die Halfte mittelbar oder unmittelbar als selbststandige oder angestellte touristische Dienstleister tatig 1 Allerdings sind die Zahlen der Gaste und ihrer Verweildauer seit 1991 rucklaufig so dass die Gemeinde als Mitglied des 2005 in Tourismusregion Berchtesgaden Konigssee umbenannten Zweckverbands neue Akzente setzen will und den Tourismus kunftig umweltvertraglicher zu gestalten sucht 2 Es gab und gibt in Berchtesgaden keinen industriellen Grossbetrieb sondern lediglich kleinere Betriebseinheiten Grosster Arbeitgeber ist nach wie vor das Salzbergwerk mit 135 Arbeitnehmern dem an zweiter Stelle die Kurdirektion einschliesslich der Saisonkrafte mit 100 Beschaftigten folgt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Bis zur Sakularisation 2 Landwirtschaft 3 Entwicklung des Tourismus 4 Ungunstige Trendwende 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseBis zur Sakularisation Bearbeiten nbsp Anbetung der Konige Holzschnitzkunst in Berchtesgaden um 1800Unter den Augustiner Chorherren erlaubte die Leibeigenschaft bis ans Ende des 14 Jahrhunderts den Berchtesgadener Untertanen keinen eigenen Besitz sondern gestand ihnen lediglich Lehen zu die sie entweder nach dem Baumannsrecht fur ein Jahr als Freistift fur mehrere Jahre oder lebenslang als Leibgeding nutzen durften Erst Stiftspropst Ulrich I Wulp erliess 1377 einen Landbrief nach dem die Lehen gegen eine Ablosungsschuld erworben werden konnten allerdings unter der Bedingung dass die Untertanen weiterhin ihren Lehensverpflichtungen nachzukommen hatten Ein weiterer Passus dieses Landbriefes gestattete den nunmehrigen Besitzern sogar Teile davon zu verkaufen Das fuhrte in der Folgezeit nicht selten zu Unterbenennungen der Anwesen in Ober Mitter und Unterlehen Reichten jedoch zuvor schon die ungeteilten Landguter kaum zum Lebensunterhalt einer Familie aus galt das fur die zerstuckelten erst recht Da sie die Furstpropstei nicht verlassen durften mussten die Lehnbauern nach einem Nebenverdienst Ausschau halten Das Salzbergwerk die Saline in Marktschellenberg die Forsten und die kleinen Handwerksbetriebe konnten aber nicht so viele beschaftigen deshalb verlegten sie sich vor allem auf das Holzhandwerk das seine in Heimarbeit erstellte Berchtesgadener War alsbald zum Welthandelsartikel werden liess und sie an Niederlagen u a in Antwerpen Cadix Genua Venedig und Nurnberg auslieferte Ab dem 17 Jahrhundert sank die Nachfrage jedoch was u a an der konservativen Machart der grob geschnitzten Berchtesgadener Waren lag bei denen keine Verbesserungen und Erneuerungen angestrebt wurden 1783 untersagte ein kaiserliches Verbot die Einfuhr nach Osterreich und im 19 Jahrhundert der bayerische Staat den bis dahin verbilligten Holzbezug Um die Qualitat der Holzschnitzwaren zu verbessern wurde in Berchtesgaden 1840 eine Zeichenschule gegrundet die 1858 zur Industrie und Zeichenschule erweitert und spater Fachschule fur Holzschnitzerei genannt wurde Nachdem 1807 noch unter osterreichischer Herrschaft die Leibeigenschaft aufgehoben worden war war das Leben fur die freien Bauern nicht unbedingt einfacher geworden 4 Landwirtschaft BearbeitenDer Boden des Ortes besteht vorwiegend aus kiesigem grasigem und sandigem Lehm was ihn landwirtschaftlich als reines Grunlandgebiet ausweist Bis 1955 wurde noch vereinzelt Getreide angebaut was danach aber wegen seiner Unrentabilitat vollig eingestellt wurde Die hohen Niederschlage und vielen Steilhange erlaubten den kleinen bauerlichen Betrieben in Berchtesgaden lediglich die Wiesen und Weidewirtschaft zur Rinderhaltung insbesondere von trittsicheren aber kleinen Berchtesgadener Katzen fur die Milcherzeugung und Jungviehaufzucht Die Bauern waren somit seit jeher zu Nebenerwerbstatigkeiten gezwungen fruher vor allem in der Forstwirtschaft im Handwerk oder als Heimarbeiter heutzutage insbesondere zu touristischen Serviceleistungen wie Urlaub auf dem Bauernhof 5 Siehe auch zu Alm und Viehwirtschaft den Abschnitt Geschichtliche Rahmenbedingungen unter Berchtesgadener Katze Entwicklung des Tourismus BearbeitenGastezahlen von 1876 bis 1934Jahr Kurgaste Passanten Gesamt1876 1 653 2 679 4 3321886 4 742 8 609 13 3511896 5 409 12 558 17 9671906 9 569 22 013 31 5821911 22 212 22 736 44 9481916 13 737 4 981 18 7181926 54 658 24 277 78 9351931 65 769 25 772 91 5411932 64 001 19 448 83 4491934 142 773 22 493 165 266Zahlen 1876 1933 nach Walter Brugger Heinz Dopsch Peter F Krammel Geschichte von Berchtesgaden Stift Markt Land Bande 2 3 2002 S 1150f 1934 nach Der Grosse Brockhaus Handbuch des Wissens in zwanzig Banden Erganzungsband 1935 S 95Den entscheidenden Aufschwung verdankt Berchtesgaden den Verbesserungen der Verkehrsverhaltnisse Unter dem ersten Regenten nach der Sakularisation dem Salzburger Kurfursten Ferdinand wurde die bislang einzige Strassenverbindung nach Berchtesgaden ausgebaut so dass an Sommertagen eine ganze Kolonne von Lohnkutschen von Salzburg aus ihre Fahrgaste nach Berchtesgaden und weiter zum Konigssee befordern konnte Den Kunstlern Gelehrten und Konigen folgten Tausende und Abertausende alpenbegeisterter und erholungssuchender Menschen Als die Eisenbahnstrecke von Munchen uber Freilassing nach Salzburg fertig war und die Ausflugsziele Berchtesgaden Bad Reichenhall und Salzburg als Einheit angesehen wurden begann sich ein Massentourismus zu entwickeln Es folgten die Bahnverbindungen Freilassing Reichenhall 1866 Reichenhall Berchtesgaden 1888 und von Salzburg her 1907 ein Schienenstrang uber das Drachenloch nach Berchtesgaden Mit der Verbindung Berchtesgaden Konigssee 1908 1909 waren Berchtesgaden und der Konigssee uber das Schienennetz an die grosse weite Welt angeschlossen 6 Am 7 Juli 1871 wurde der Verschonerungs Verein Berchtesgaden als erster Verein der Region zur Forderung des Fremdenverkehrs gegrundet Von 78 Mitgliedern im Grundungsjahr stieg die Mitgliederzahl bis 1928 auf 427 an obwohl es 1906 zu einer Spaltung des Vereins kam und die Aussengemeinden mit Ausnahme der seinerzeit noch eigenstandigen Gemeinde Gern den Fremdenverkehrs Verein Berchtesgaden Land grundeten Der Verschonerungs Verein Berchtesgaden nannte sich ab 1922 Fremdenverkehrs Verein Berchtesgaden 7 Laut Brugger und dem Grossen Brockhaus belegen die Gastezahlen innerhalb des Fremdenverkehrsvereins von 1876 bis 1934 grosse Steigerungsraten So wurden 1876 1 653 Kurgaste und 2 679 Passanten gezahlt Danach stieg die Zahl der Kurgaste abgesehen von den Jahren des Ersten Weltkriegs und den ersten Jahren danach bis 1932 kontinuierlich auf 64 001 und 1934 sogar auf 142 773 an wahrend sich zwischen 1901 und 1934 die Zahl der Passanten auf durchschnittlich 22 000 Personen eingependelt hatten 8 Entwicklung der Gasteubernachtungen von 1948 49 bis 1980 81Wirtschaftsjahr Sommer Winter insgesamt durchschnittlicher Aufenthalt in Tagen1948 49 248 181 83 322 331 503 1949 50 400 803 83 642 484 445 7 31950 51 615 467 110 267 725 734 6 91951 52 807 654 112 211 919 865 6 71952 53 1 018 064 109 208 1 127 272 7 11953 54 1 107 299 130 934 1 238 233 7 21954 55 1 058 815 121 788 1 180 603 7 11960 61 1 616 396 214 018 1 830 414 8 01964 65 1 929 742 315 973 2 245 715 8 71970 71 1 880 697 443 785 2 324 482 8 61974 75 2 130 001 642 452 2 772 453 10 21980 81 2 255 736 602 205 2 857 941 Zahlen 1948 49 1980 81 fur den Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land nach Hellmut Schoner Berchtesgaden im Wandel der Zeit Erganzungsband I 1982 S 146Ab 1933 entstand unter Druck ab 1950 auf freiwilliger Basis nach jahrzehntelangem Konkurrenzkampf ein Fremdenverkehrsverband der die gemeinsamen Interessen des Berchtesgadener Landes mit den Gemeinden Berchtesgaden Schonau am Konigssee Bischofswiesen Marktschellenberg und Ramsau zu wahren suchte Ab 2003 anderte der Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land seine Bezeichnung in Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden Konigssee ab 2021 in Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden Seit Januar 2005 ist er als einer von insgesamt drei regionalen Zweckverbanden Teil der neu gegrundeten Marketinggesellschaft Berchtesgadener Land Tourismus GmbH die erstmals die landkreisweite Vermarktung des Fremdenverkehrs aufgenommen hat 9 10 Auch nach dem Krieg hatten die Gasteubernachtungen im Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land laut Helmut Schoner der den Zeitraum von 1948 bis 1981 erfasst hat ein rapide steigende Tendenz Allein in den funf Wirtschaftsjahren von 1948 49 bis 1952 53 stiegen sie bei durchschnittlich siebentagiger Verweildauer nahezu um das Vierfache auf insgesamt 1 127 272 an Die Zweimillionengrenze wurde das erste Mal 1961 62 uberschritten und 1974 75 hatte die Zahl der Gasteubernachtungen in der Wintersaison mit einer Steigerung von 83 322 auf 642 452 Ubernachtungen den hochsten Zuwachs gegenuber 1948 49 erreicht Es war das Ergebnis einer langen zielstrebigen Arbeit aller am Fremdenverkehr Beteiligten die hohe Auslastung wahrend einer kurzen sommerlichen Hochsaison auch fur die Wintermonate zu erreichen Der Anteil des Winterhalbjahres an den Gesamtzahlen stieg lt Schoner von 1972 bis 1981 von 18 13 auf 20 87 mit einem Hochststand 1975 auf 23 7 Die niedrigsten Gastezahlen wurden bis 1981 in den Monaten November und Februar verzeichnet 11 Ungunstige Trendwende BearbeitenNoch bis in die 1990er Jahre setzte man vorwiegend auf den Massentourismus als Wirtschaftsfaktor Nach Angaben der Fremdenverkehrsverbande betrug die Zahl der Gasteankunfte im Jahr 2003 fur den ganzen Landkreis 578 082 die der Ubernachtungen 3 696 851 und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 6 4 Tage Ihren Hohepunkt erreichten die Gasteankunfte 1991 mit 692 381 Gasten Die enorme Zunahme um ca 10 von 1990 auf 1991 erklarte sich durch den erstmaligen Zustrom von Touristen aus den neuen Bundeslandern Seit 1991 nehmen die Zahlen mit Ausnahme des Zeitraums von 1998 bis 2000 aber fortwahrend ab So wurden fur die im Markt Berchtesgaden ansassigen Beherbergungsbetriebe mit neun oder mehr Gastebetten im Jahr 2003 noch 413 716 Ubernachtungen bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 5 0 Tagen gezahlt wahrend sie 2008 zwar auf 440 751 Ubernachtungen anstiegen aber die Verweildauer im Durchschnitt nur noch 4 3 Tage betrug Noch eindeutiger ist der Trend fur Beherbergungsbetriebe mit weniger als neun Gastebetten wonach im Jahr 2003 noch 169 325 Ubernachtungen bei einer Verweildauer von 7 2 Tagen gezahlt wurden fur 2008 jedoch nur noch 148 954 Ubernachtungen mit 6 4 tagiger Verweildauer 12 Gasteubernachtungen im Markt Berchtesgaden 12 von 2003 bis 2014Beherbergungsbetriebe mit neun oder mehr GastebettenJahr Ubernachtungen Aufenthalt in Tagen2003 413 716 5 02004 417 256 4 82005 449 257 4 52006 453 585 4 32007 433 205 4 32008 440 751 4 32009 431 653 4 02010 464 509 3 82011 512 495 3 62012 536 299 3 52013 534 784 3 42014 525 889 3 3 Gasteubernachtungen im Markt Berchtesgaden 12 von 2003 bis 2008Beherbergungsbetriebe mit weniger als neun GastebettenJahr Ubernachtungen Aufenthalt in Tagen2003 169 325 7 22004 156 345 6 82005 157 089 6 82006 148 930 6 72007 148 042 6 52008 148 954 6 42009 140 964 6 12010 146 923 5 82011 144 301 5 92012 146 298 6 12013 152 043 6 22014 145 314 5 7Siehe auch BearbeitenBerchtesgaden Schulgeschichte von BerchtesgadenEinzelnachweise Bearbeiten statistik bayern de Bayerisches Landesamt zu Bevolkerungszahlen PDF Datei S 9 von 27 oete de Memento vom 27 April 2014 im Internet Archive PDF Dokumentation von Okologischer Tourismus in Europa S 61 f 64 f 70 f von 117 Seiten Hellmut Schoner Berchtesgaden im Wandel der Zeit Erganzungsband I 1982 S 340 Hellmut Schoner Berchtesgaden im Wandel der Zeit Erganzungsband I 1982 S 145 197 Hellmut Schoner Berchtesgaden im Wandel der Zeit Erganzungsband I 1982 S 20 Manfred Feulner Berchtesgaden Geschichte des Landes und seiner Bewohner S 206 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