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Die Wilhelmshutte in Bornum im Ambergau am Harz nahe Bockenem war von 1727 bis 1966 eine Eisenhutte Giesserei sowie Herd und Ofenfabrik Eingang der Wilhelmshutte Inhaltsverzeichnis 1 Grundung und Lage 2 Erweiterung Konkurs und Neuanfang 3 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit 4 Betriebsende 5 Literatur 6 WeblinksGrundung und Lage Bearbeiten nbsp Logo der Wilhelmshutte am rechten WerkstorDie Hutte ist nach Herzog August Wilhelm zu Braunschweig Wolfenbuttel benannt der sie 1727 grundete Ihr Standort war gunstig gewahlt Der Eisenstein wurde in der Nahe in Ortshausen und in Neuwallmoden gefunden die Holzkohle kam aus dem Hils und aus Lamspringe der Kalk aus der Umgebung in Helmscherode Ofengeblase und Hammerwerk konnten durch einen Wassergraben aus dem nahe gelegenen Rhudener Teich bis 1777 und aus der Nette angetrieben werden Schon am 23 Oktober 1727 fand der erste Eisenabstich statt Erweiterung Konkurs und Neuanfang BearbeitenNach 56 Jahren des Betriebs wurde 1783 ein Neubau des Hochofens notwendig Um 1803 wurde der angelieferte Eisenstein durch Pochwerke Hochofen Sandformerei Frischfeuer Hammerwerk und Schmiede behandelt Die Weiterbearbeitung fand anschliessend in Holzminden statt Der Hochofen musste 1857 stillgelegt werden weil nicht mehr genugend Eisenstein angeliefert werden konnte und sein Betrieb unrentabel wurde In diesem Jahr wurde die staatlich betriebene Hutte privatisiert Gebruder Grunig Als Eisengiesserei stellte man Gusseisen Schmiedeeisen und spater Wagenachsen her Am 15 November 1890 ubernahm ein Konkurrent dem das Eisenwerk Friedrich Carls Hutte in Delligsen bei Alfeld gehorte den Betrieb In dieser Zeit wurden auch grosse Denkmaler aus getriebenem Kupferblech angefertigt Dazu gehorte das Lowen Denkmal von 1890 in dem belgischen Dorf Quatre Bras das an den Tod Herzog Friedrich Wilhelms am 16 Juni 1815 in der Schlacht gegen Napoleon I erinnert 1897 liess der Eigentumer in der Wilhelmshutte eine grosse Maschinen Formerei errichten musste aber am 9 Februar 1901 Konkurs anmelden nbsp Historischer Plan der Hutte von 1803 mit den technischen AnlagenErst am 28 Februar 1902 fuhrte die Braunschweigisch Hannoversche Maschinenfabrik den Betrieb weiter Das Werk wurde danach am 4 Juni 1909 von der Bernburger Maschinenfabrik ubernommen und nannte sich ab 1918 Wilhelmshutte GmbH Es wurde ein Emaillierwerk in Betrieb genommen um auch Heiz und Kochgerate herstellen zu konnen Nach langerer Krise meldete das Werk 17 Oktober 1933 Konkurs an Nach einer Versteigerung der restlichen Ofen am 12 August 1933 wurde die Fabrik am 29 September 1933 stillgelegt Doch am 7 August 1934 konnte die Fertigung von Ofen und Gusswaren mit zunachst 30 und nach 3 Monaten 60 Mitarbeitern wieder aufgenommen werden nbsp Hochofen der Wilhelmshutte von 1783Am 19 November 1934 wurde der Konkursvermerk geloscht weil der Hildesheimer Grosshandler Otto Hempelmann 1880 1952 den Betrieb ubernommen hatte Ein neues Firmensignet das ein flammendes W fur Wilhelmshutte zeigt wurde eingefuhrt Otto Hempelmann baute das Unternehmen zugig aus indem er sich auf die Produktion von Kohleherden und Kohleofen aus Gusseisen spezialisierte Kurz vor seinem Tod 1952 veroffentlichte er seine Gedichtsammlung Lachelnde Lebenskunst Sie zeigt die humorvolle Seite des Unternehmers Erstmals erhielten die Mitarbeiter zu Weihnachten 1934 einen zusatzlichen Geldbetrag Er entwickelte etwa um 1937 den BORNUM Rapid Ofen mit einem wirkungsvollen Feuerschacht Luftkanal der die kalte Bodenluft ansog und oben erwarmt ins Zimmer blies Fur die Kohleherde erfand er die Eskimo Glutring Herdplatte Beide Erfindungen liessen die Firma schon nach 4 Jahren kraftig wachsen und es wurden 150 Mitarbeiter beschaftigt Rohstoffe wurden uber eigene Gleisanlagen angeliefert Der Betriebsleiter Dipl Ing Kegel ubergab am 9 Juli 1939 den Mitarbeitern ein renoviertes Haus mit Waschraumen das sog Gefolgschaftshaus das noch heute als verfallenes Gebaude steht 1939 wurde er Oberscharfuhrer der SA in Bornum und leitete den Betrieb zusammen mit Karl Houcken bis Ende 1945 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit BearbeitenDie Wilhelmshutte war ab 1939 40 mit etwa 300 Mitarbeitern gemeinsam mit den benachbarten Harzer Achsenwerken ein kriegswichtiger Betrieb Die Produktion von Herden und Ofen konnte weitergefuhrt werden Auf dem Betriebsgelande gab es das sogenannte Russenlager Nach der Lagerliste des Belgischen Nationalen Suchdienst befanden sich dort bis 1945 etwa 30 zivile russische Zwangsarbeiter und etwa 25 Italiener Noch im August 1945 waren dort 53 Polen untergebracht Eine Abteilung stellte Bombenkorper her die an anderer Stelle mit Sprengstoff gefullt wurden Als die amerikanischen Truppen am 9 April 1945 den Betrieb erreichten wurden sie von italienischen Badoglio Soldaten begeistert empfangen Die Italiener waren 1943 44 unter Ministerprasident Pietro Badoglio zu Kriegsgegnern geworden und von der Wehrmacht gefangen genommen und nach Bornum gebracht worden Nach dem Krieg konnte der Betrieb seine Marktposition standig ausbauen und die Produktion modernisieren Die Geschaftsleitung ubernahm von 1949 bis 1966 Herrmann Muller geb 1894 gest nach 1964 der vorher im Hildesheimer Senkingwerk tatig war Auf dem Firmengelande und im Dorf Bornum wurden Werkwohnungen fur die Mitarbeiter errichtet Um 1952 waren schon wieder 400 Mitarbeiter tatig Am 20 Dezember 1954 ubernahm der Betrieb die Turmuhren und Glockengussfabrik J F Weule in Bockenem Sie war 1953 nach 117 Jahren des Bestehens in Konkurs gegangen Die Produktion wurde wieder aufgenommen und das Programm um Herd und Ofenteile erweitert Die Verwaltung beider Betriebe erfolgte nun von Bockenem aus 1955 nahm eine halbautomatische Giesserei mit 450 Tonnen Ausstoss im Monat den Betrieb auf 1965 wurde sie zu einer vollautomatischen Giesserei mit Sandaufbereitung und Formerei weiterentwickelt Betriebsende BearbeitenNegativ auf die Betriebsentwicklung schlug sich nieder dass in den 1960er Jahren bei der Wohnraumbeheizung das Heizol der Kohle den Rang ablief Dazu brauchte man keine schweren gusseisernen Heizofen mehr Fur die Giesserei fehlten bald die Auftrage Hinzu kam 1965 der Ausstieg eines Teilhabers so dass die Banken ihre Kreditzusagen zuruckzogen Daraufhin musste die Wilhelmshutte am 17 Januar 1966 Konkurs anmelden und es wurden etwa 600 Mitarbeiter arbeitslos Die hochmodernen Maschinen konnten nur zum Schrottwert verkauft werden Seit dem Konkurs werden die Betriebsgebaude in Bornum an kleinere Betriebe vermietet Das Fabrikgelande Weule in Bockenem wurde erst 1987 leer geraumt Der historische Hochofen der Hutte von 1783 ist nach einer Renovierung seit dem 17 September 1982 als Industriedenkmal zuganglich Literatur BearbeitenFriedrich Gunther Der Ambergau Sandig Walluf Hannover 1887 ISBN 3 500 29430 8 unveranderter Neudruck 1974 Wilhelm Ackenhausen Bornum und seine Umgebung im mittleren Ambergau Gemeindeverwaltung Bornum Bornum 1962 DNB 450019403 Ortschronik von Bornum Manfred Klaube Die braunen Jahre der Ambergau in der NS Zeit Papierflieger Clausthal Zellerfeld 1995 ISBN 3 931443 20 5 Manfred Klaube Der Ambergau Wirtschafts Sozial und Politikgeschichte Hrsg Stadt Bockenem Papierflieger Clausthal Zellerfeld 2001 ISBN 3 89720 530 0 Gudrun Fiedler Hans Ulrich Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 Appelhans Braunschweig 2003 ISBN 3 930292 78 5 S 411 Manfred Klaube Kriegs und Nachkriegsjahre in der Provinz Bockenem und der Ambergau 1939 bis 1949 Selbstverlag Bockenem 2008 DNB 993323103 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelmshutte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wilhelmshutte Hochofen im Denkmalatlas Niedersachsen51 974334 10 134389 Koordinaten 51 58 27 6 N 10 8 3 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelmshutte Bornum amp oldid 235100143