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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum Offizier und Politiker siehe Wilhelm von Gumppenberg Wilhelm Gumppenberg 17 Juli 1609 in Munchen 8 Mai 1675 in Innsbruck war ein Jesuit und Theologe aus Bayern Bekannt wurde er vor allem durch seinen Atlas Marianus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Zur Entstehung des Atlas Marianus 2 2 Zu Wesen und Funktion des Atlas Marianus 2 3 Nachwirken des Atlas Marianus 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Gumppenberg Spross eines niederen bayerischen Adelsgeschlechts wurde am 17 Juli 1609 in Munchen als Sohn eines Kammerers geboren 1624 schloss er das Jesuitengymnasium Munchen heute Wilhelmsgymnasium Munchen 1 ab und begann das obligatorische Grundstudium Philosophie an der Universitat Ingolstadt trat aber im April 1625 in die Gesellschaft Jesu Societas Jesu ein und studierte von 1625 bis 1633 in Landsberg danach bis 1640 in Rom In den folgenden Jahren fuhrte ihn seine Tatigkeit als Prediger nach Ingolstadt 1640 1643 Regensburg 1643 1646 Freiburg in der Schweiz 1646 1649 Freiburg im Breisgau 1649 1650 Trient 1650 1656 Augsburg 1656 1658 Dillingen 1658 1660 und Innsbruck 1660 1662 1662 wurde er nach Rom entsandt wo er wahrend vier Jahren als Ponitentiar der deutschsprachigen Pilger an der Basilika Sankt Peter wirkte ehe er 1666 nach Bayern zuruckkehrte Wilhelm Gumppenberg starb im Alter von 66 Jahren am 8 Mai 1675 in Innsbruck 2 Werk BearbeitenWilhelm Gumppenberg ist der Verfasser eines Repertoriums der romischen Wallfahrtskirchen fur Pilger 3 sowie einer Sammlung von Meditationen uber das Leben Christi 4 sein Name bleibt jedoch in erster Linie mit dem Atlas Marianus verbunden einem Inventar wundertatiger Marienbilder dem er mehr als zwanzig Jahre seines Lebens widmete Zur Entstehung des Atlas Marianus Bearbeiten Im Jahr 1650 berichtet Wilhelm Gumppenberg damals in Trient tatig seiner Obrigkeit von seinem Vorhaben ein Inventar der wundertatigen Marienbilder zu erstellen Sein Projekt reiht sich in die Gattung der sakralen Topografie ein die es sich zur Aufgabe macht Pilgerorte und Statten die Reliquien und wundertatige Bilder beherbergen aufzulisten und zu beschreiben Der Atlas Marianus zeichnet sich allerdings vor andern Werken der sakralen Topografie durch seine geographische Ausdehnung aus Wahrend man sich gewohnlich auf ein geographisch klar eingegrenztes Gebiet beschrankte eine Stadt eine Provinz ein Konigreich hatte Gumppenberg den Anspruch seiner Leserschaft ein vollstandiges Inventar aller weltweit existierenden wundertatigen Marienbilder zu prasentieren Zu diesem Zweck wandte er sich an die gesamte Gesellschaft Jesu mit der Bitte um deren Mitarbeit 1655 veroffentlichte er die Idea Atlantis Mariani eine Beschreibung des kunftigen Werks die zugleich ein Aufruf zur Mitarbeit war und in 600 Exemplaren an die Rektoren der Jesuitenkollegien verschickt wurde 5 Zwar war das Echo auf diese Initiative in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich doch das Netz der Informanten Gumppenbergs weitete sich immer mehr aus und umfasste Ende 1660 schliesslich uber 270 Korrespondenten Das Ausmass der Aufgabe und die damit verbundenen materiellen Schwierigkeiten veranlassten Gumppenberg in einem ersten Schritt eine vorlaufige Version seines Werks zu publizieren diese erschien in den Jahren 1657 bis 1659 gleichzeitig in lateinischer und deutscher Sprache und enthalt insgesamt 100 wundertatige Marienbilder mit den dazugehorigen Kommentaren 6 Die endgultige Fassung die ihrerseits 1200 Beschreibungen in lateinischer Sprache aufweist wurde schliesslich 1672 veroffentlicht 7 Zu Wesen und Funktion des Atlas Marianus Bearbeiten Gemass den Regeln der sakralen Topografie stellt sich der Atlas Marianus in seiner kurzen wie in seiner langen Version als eine Folge von Kommentaren dar in denen fur jedes einzelne der wundertatigen Bilder mehr oder weniger ausfuhrlich berichtet wird wie und wo es auftauchte welche Wundertaten es vollbrachte und welche Art der Verehrung ihm entgegengebracht wird Die scheinbare Schlichtheit der Botschaft der repetitive Charakter des Werks durfen allerdings nicht daruber hinwegtauschen dass es sich in Wirklichkeit um ein komplexes Unternehmen handelt das mehrere Ziele verfolgt wenden die verschiedenen Fassungen sich doch jeweils an eine ganz bestimmte Leserschaft Zum einen ist der Atlas Marianus ein Instrument das gegen die Protestanten eingesetzt wird indem er unter Berufung auf die zahlreichen Wunder welche durch die Marienbilder vollbracht wurden die Verehrung von heiligen Bildern rechtfertigt Er ist aber auch ein Buch der Andacht das vor den katholischen Lesern ein ganzes Panorama von Pilgerstatten ausbreitet Besonders deutlich ist dies in der kurzen Version in der jeder Text von einer Abbildung des jeweiligen wundertatigen Marienbildes begleitet wird Die Funktion dieser Bilder ist nicht einfach illustrativ ihre Bestimmung ist es vielmehr ihrerseits zu Objekten der Verehrung zu werden die es dem Leser ermoglichen in Gedanken zu den verschiedensten Statten zu pilgern wozu er im realen Leben niemals die Gelegenheit hatte Die in Latein abgefasste lange Version des Atlas ist dagegen fur ein gelehrtes Publikum von Theologen Predigern und Lehrern bestimmt Fur sie verfasste Gumppenberg ein uberaus perfektioniertes Verweissystem von beinahe 200 Seiten in welchem er die verschiedenartigsten Kriterien verband Orte und Zeitpunkte der Entdeckung der Bilder Name und Beruf der Entdecker Materialien aus denen die Bilder geschaffen waren usw Damit machte er den Atlas zum Instrument einer eigentlichen Wissenschaft des Ubernaturlichen mit dem einerseits die Angriffe der Protestanten gekontert wurden und andererseits auch die Kritiken der zeitgenossischen Naturphilosophen widerlegt werden sollten welche die Hypothese einer direkten Intervention Gottes auf Erden herunterzuspielen wenn nicht gar zuruckzuweisen suchten 8 Nachwirken des Atlas Marianus Bearbeiten Der aussergewohnliche Umfang des Inventars die geographische Reichweite und die reiche Dokumentation fuhrten dazu dass der Atlas Marianus nicht nur mehrere Neuauflagen erfuhr sondern ebenfalls in verschiedene Sprachen ubersetzt wurde und Anlass zu diversen Adaptionen gab Zu nennen sind zunachst eine deutsche Ubersetzung der langen Version 1673 9 Adaptionen und Ubersetzungen ins Ungarische 1690 10 und ins Tschechische 1704 11 sowie eine gekurzte Wiederauflage der langen deutschen Version 1717 12 In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts nahm der italienische Geistliche Agostino Zanella Gumppenbergs Werk wieder auf von 1839 bis 1847 publizierte er eine neue zwolfbandige Fassung des Atlas in der er dem ursprunglichen Korpus eine Anzahl neuer wundertatiger Bilder von denen die meisten aus Italien stammten hinzufugte 13 In Frankreich erganzte Abt Jean Jacques Bourasse seine mariologische Summa 1862 1866 indem er die 300 ersten Texte der lateinischen 1672 Version von Gumppenbergs Atlas in sein Werk einbaute 14 Schliesslich erschien unlangst 2015 eine kritische Ausgabe der kurzen Version des Atlas Marianus die den deutschen Originaltext sowie eine franzosische Ubersetzung enthalt 15 Werke BearbeitenIdea Atlantis Mariani de Imaginibus miraculosis B V Mariae Carlo Zanetti Trient 1655 Atlas Marianus sive de Imaginibus Deiparae per Orbem Christianum Miraculosis auctore Guilielmo Gumppenberg 4 Bande 1657 1659 Band I II Georg Henlin Ingolstadt und Lucas Straub Munchen Band III IV Johann Ostermeyer Ingolstadt Marianischer Atlas das ist wunderthatige Mariabilder so in aller christlichen Welt mit Wunderzaichen berhuembt durch Guilielmum Gumppenberg 4 Bande 1657 1659 Band I II Georg Haenlin Ingolstadt Lucas Straub Munchen und Johann Jaecklin Munchen Band III IV Johann Jaecklin Munchen Sedici pellegrinaggi per le 365 chiese di Roma Egidio Ghezzi Rom 1665 Atlas Marianus quo sanctae Dei genitricis Mariae imaginum miraculosarum origines duodecim historiarum centuriis explicantur Johann Jaecklin Munchen 1672 Iesus vir dolorum Mariae matris dolorosae filius Hermann von Gelder Munchen 1672 L Atlas Marianus de Wilhelm Gumppenberg Edition et traduction hrsg von Nicolas Balzamo Olivier Christin und Fabrice Fluckiger Alphil Neuchatel Alphil 2015 VerlagsseiteLiteratur BearbeitenOlivier Christin Fabrice Fluckiger Naima Ghermani Hrsg Marie mondialisee L Atlas Marianus de Wilhelm Gumppenberg et les topographies sacrees de l epoque moderne Alphil Neuchatel 2014 Verlagsseite Friedrich Wilhelm Bautz Gumppenberg Wilhelm In Biographisch bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 Sp 393 394 Edgar Krausen Gumppenberg Wilhelm Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 311 Digitalisat Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Wilhelm Gumppenberg im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten Leitschuh Max Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in Munchen 4 Bde Munchen 1970 1976 Band 1 S 44 Nicolas Balzamo Olivier Christin Fabrice Fluckiger L Atlas Marianus de Wilhelm Gumppenberg Edition et traduction Alphil Neuchatel 2015 S 29 Wilhelm Gumppenberg Sedici pellegrinaggi per le 365 chiese di Roma Egidio Ghezzi Rom 1665 Wilhelm Gumppenberg Iesus vir dolorum Mariae matris dolorosae filius Hermann von Gelder Munchen 1672 Wilhelm Gumppenberg Idea Atlantis Mariani de Imaginibus miraculosis B V Mariae Carlo Zanetti Trient 1655 Die zwei ersten Bande der lateinischen Kurzversion Atlas Marianus sive de Imaginibus Deiparae per Orbem Christianum Miraculosis auctore Guilielmo Gumppenberg erschienen 1657 bei Georg Haenlin in Ingolstadt und Lucas Straub in Munich Band III und IV erschienen 1659 bei Johann Ostermeyer in Ingolstadt Die deutsche Fassung Marianischer Atlas das ist wunderthatige Mariabilder so in aller christlichen Welt mit Wunderzaichen berhuembt durch Guilielmum Gumppenberg folgte dem gleichen Modell Band I und II erschienen 1657 bei Georg Haenlin in Ingolstadt und bei Lucas Straub in Munchen Band III et IV 1659 bei Johann Jaecklin in Munchen Wilhelm Gumppenberg Atlas Marianus quo sanctae Dei genitricis Mariae imaginum miraculosarum origines duodecim historiarum centuriis explicantur Johann Jecklin Munchen 1672 Olivier Christin Fabrice Fluckiger Naima Ghermani Hrsg Marie mondialisee L Atlas Marianus de Wilhelm Gumppenberg et les topographies sacrees de l epoque moderne Alphil Neuchatel 2014 Einleitung S 9 23 Marianischer Atlas von Anfang und Ursprung Zwolffhundert Wunderthatiger Mariabilder beschriben in Latein von R P Guilielmo Gumppenberg anjetzo durch R P Maximilianum Wartenberg in das Teutsch versetzt Hermann von Gelder Munchen 1673 Pal Esterhazy Az egesz vilagon levo csudalatos Boldogsagos Szuz kepeinek roviden feltett eredeti Nagyszombat 1690 Antonin Frozin Obrowisste Maryanskeho Atlanta swet cely Maryansky w gedinke Knjzce nesaucyho Jiri Laboun Prag 1704 Marianischer Atlas oder Beschreibung der Marianischen Gnaden Bilder durch die gantze Christen Welt aus dem grossen lateinischen Wercke R P Guillelmi Gumppenberg S J in moglicher Kurtze ins Teutsche ubersetzet Barbara Beringer Prag 1717 Agostino Zanella Atlante Mariano ossia origine delle immagini miracolose della B V Maria venerate in tutte le parti del mondo redatto dal padre gesuita Guglielmo Gumppenberg recato in italiano ed aggiuntevi le ultime immagini prodigiose fino al secolo XIX da Agostino Zanella sacerdote veronese Sanvido Verona 1839 1847 Jean Jacques Bourasse Summa aurea de laudibus beatissimae Virginis Mariae In Patrologia latina Band 2 Migne Paris S 1117 1476 1862 1866 Nicolas Balzamo Olivier Christin Fabrice Fluckiger L Atlas Marianus de Wilhelm Gumppenberg Edition et traduction Alphil Neuchatel 2015 Normdaten Person GND 121953696 lobid OGND AKS LCCN no2016132846 VIAF 7381747 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gumppenberg WilhelmKURZBESCHREIBUNG Jesuit und Professor fur Theologie VolksmissionarGEBURTSDATUM 17 Juli 1609GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 8 Mai 1675STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gumppenberg amp oldid 216997552