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Wiktor Petrowytsch Brjuchanow ukrainisch Viktor Petrovich Bryuhanov 1 Dezember 1935 in Taschkent 13 Oktober 2021 in Kiew war der Konstruktionsleiter des Kernkraftwerkes Tschernobyl und dessen Direktor von 1970 bis 1986 1 Kyrillisch Ukrainisch Viktor Petrovich BryuhanovTransl Viktor Petrovyc BrjuchanovTranskr Wiktor Petrowytsch BrjuchanowKyrillisch Russisch Viktor Petrovich BryuhanovTransl Viktor Petrovic BrjuchanovTranskr Wiktor Petrowitsch BrjuchanowInhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Bau des Kraftwerks Tschernobyl 1 2 Die Katastrophe 1 3 Nachwirkungen 2 Familie 3 Auszeichnungen 4 Medien 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenWiktor Brjuchanow wurde am 1 Dezember 1935 in der Stadt Taschkent in der Usbekischen SSR als altester Sohn von insgesamt vier Kindern geboren Sein Vater arbeitete als Glaser und seine Mutter war eine Putzfrau 2 Er war der einzige Sohn der Familie der eine Hochschulausbildung erhielt Ab 1959 studierte er an der Energieabteilung des Taschkent Polytechnikums Elektrotechnik 2 Nach seinem Abschluss wurde ihm eine Stelle an der Akademie der Wissenschaften Usbekistans angeboten 2 Die folgenden Jahre arbeitete er im Warmekraftwerk Angren in folgenden Positionen Entlufterinstallateur Fahrer von Forderpumpen Turbinenassistent Turbinenfahrer leitender Turbinenwerkstattingenieur Schichtleiter und schliesslich als Werkstattleiter 1966 wurde er eingeladen im Warmekraftwerk Slowjansk zu arbeiten Er begann als leitender Vorarbeiter und stieg zum Leiter der Werkstatt und schliesslich zum stellvertretenden Chefingenieur auf 1970 trat er zuruck um ein Kernkraftwerk in der Ukraine zu bauen 2 Ab 1966 war er Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Zwischen 1970 und 1986 wurde er wiederholt zum Mitglied des regionalen Bezirksburos des Stadtkomitees von Kiew Tschernobyl und Prypjat gewahlt 1 Brjuchanow lernte seine Frau Walentyna im Kraftwerk Angren kennen Walentyna war Assistentin eines Turbineningenieurs und Brjuchanow war ein Praktikant der frisch von der Universitat kam 2 1 Bau des Kraftwerks Tschernobyl Bearbeiten 1970 bot der Energieminister Brjuchanow einen neuen Auftrag an den Bau eines Atomkraftwerks bestehend aus vier RBMK Reaktoren am Ufer des Prypjat in der Ukraine Ursprunglich schlug Brjuchanow den Bau von Druckwasserreaktoren vor doch diese Entscheidung stiess auf Widerspruch da Sicherheits und wirtschaftliche Grunde fur den Bau von RBMK Reaktoren angegeben wurden der schliesslich durchgefuhrt wurde 3 Mit fast 400 Millionen Rubel war Brjuchanow fur den Bau der Reaktoren von Anfang an verantwortlich Wahrend des Baus wurden Fristen aufgrund enger Zeitplane fehlender Baumaschinen und fehlerhafter Materialien versaumt Drei Jahre nach der Ubernahme der Rolle des Direktors war die Anlage noch nicht fertig gebaut woraufhin er anbot zuruckzutreten was aber im Juli 1972 von seinem von der Partei ernannten Vorgesetzten des Energieministeriums abgelehnt wurde Am 1 August 1977 zwei Jahre spater als geplant und mehr als sieben Jahre nach der Planung und dem Baubeginn der Anlage ging der erste Reaktor des Kraftwerks Tschernobyl in Betrieb Am 27 September desselben Jahres lief um 20 10 Uhr der erste Atomstrom der Ukraine uber 110 und 330 Kilovolt Leitungen in das sowjetische Stromnetz Brjuchanow ignorierte das radioaktive Leck das am 9 September 1982 auftrat als Dampf durch einen von den Reaktoren 1 und 2 gemeinsam genutzten Entluftungsstapel stieg was auf mindestens ein gebrochenes Rohr hinwies Die radioaktiven Verunreinigungen hatten sich vierzehn Kilometer von der Anlage entfernt ausgebreitet und erreichten Prypjat Brjuchanow verschob auch einen ausstehenden zeitaufwandigen Sicherheitstest fur Reaktor 4 um den von der Regierung vorgegebenen Termin der Indienststellung am 31 Dezember 1983 einzuhalten Bis 1984 waren alle vier Reaktoren des Kraftwerks Tschernobyl Wladimir Iljitsch Lenin in Betrieb Die Katastrophe Bearbeiten Am 26 April 1986 rief der Leiter der Chemieabteilung Brjuchanow an um einen Vorfall auf der Station zu melden Brjuchanow versuchte den Schichtleiter zu kontaktieren aber im vierten Reaktorblock gab es keine Antwort Er befahl allen Behorden sich im Bunker im Hauptquartier des Zivilschutzes zu treffen In einem Bus der am vierten Reaktorblock vorbeifuhr stellte Brjuchanow fest dass die obere Struktur des Reaktors verschwunden war 4 5 Die Explosion hatte den 1 000 Tonnen Reaktordeckel angehoben Ohne Hochleistungsdosimeter hatten die Beamten Schwierigkeiten festzustellen ob eine Strahlenfreisetzung stattgefunden hatte oder nicht und wenn ja wie viel Strahlung freigesetzt worden war Brjuchanow unterstutzt von Ingenieur Anatoli Stepanowitsch Djatlow und Chefingenieur Nikolai Fomin befahl den Betreibern weiterhin mehr Kuhlwasser hinzuzufugen Aufgrund fehlerhafter Informationen von Djatlow bestritt Brjuchanow weiterhin dass der Reaktorkern explodiert sei Um 3 00 Uhr morgens wandte sich Brjuchanow an Wladimir Marin den fur Nuklearangelegenheiten der Kommunistischen Partei zustandigen Beamten in seinem Haus in Moskau um den Unfall zu melden und zu versichern dass die Situation unter Kontrolle sei 5 1 Nachwirkungen Bearbeiten Nachdem Brjuchanow am 22 Mai eine Woche Urlaub genommen hatte trafen Parteibeamte Vorkehrungen um ihn von seiner Position als Direktor des Kraftwerks zu entfernen Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren brachten ihm die Ermittler die Materialien die sie im Verlauf ihrer Ermittlungen aufgedeckt hatten und die in einem Fall gegen ihn verwendet wurden Brjuchanow fand auch einen Brief eines Experten des Kurtschatow Instituts in dem die gefahrlichen Konstruktionsfehler aufgedeckt wurden die ihm und seinen Mitarbeitern 16 Jahre lang verborgen geblieben waren 1 Am 20 Januar 1987 nachdem er sechs Wochen lang isoliert inhaftiert war reichte die Staatsanwaltschaft ihre abschliessende Anklage beim Obersten Gerichtshof der UdSSR ein Alle 48 nach Moskau gesendeten Beweisakten wurden als streng geheim eingestuft 1 Wiktor Brjuchanow wurde des groben Verstosses gegen die Sicherheitsbestimmungen fur schuldig befunden wodurch Bedingungen geschaffen wurden die zu einer Explosion fuhrten 6 In Berichten wurde auch erwahnt dass er unter den schwierigen Bedingungen des Unfalls keine korrekte und feste Fuhrung gewahrleisten konnte und Verantwortungslosigkeit und Organisationsunfahigkeit zeigte 7 Brjuchanow wurde zu 10 Jahren Haft in einem Arbeitslager verurteilt zusammen mit einer funfjahrigen Haftstrafe wegen gleichzeitig auftretenden Machtmissbrauchs 1 Er ubernahm die berufliche Verantwortung lehnte jedoch die strafrechtliche Verantwortlichkeit ab 6 8 Am 3 Juli 1986 fuhrte die Entscheidung des Politburos des Zentralkomitees der KPdSU uber die Fehler die zur Nuklearkatastrophe von Tschernobyl fuhrten dazu dass Brjuchanow aus der KPdSU ausgeschlossen wurde 1 9 Im September 1991 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen Nach seiner Freilassung arbeitete er weiterhin im Kernkraftwerk Tschernobyl als Leiter der technischen Abteilung 1 10 Brjuchanow lebte ab 1992 mit seiner Frau im Bezirk Desnjanskyj in Kiew Er arbeitete als Angestellter von Ukrinterenergo dem staatlichen Energieunternehmen der Ukraine fur die Liquidation der Folgen der Katastrophe von Tschernobyl 10 Nach seinem 80 Geburtstag im Dezember 2015 trat Brjuchanow wegen Sehstorungen in den Ruhestand Zudem hatte er zwei Schlaganfalle erlitten gefolgt von einem dritten im Jahr 2016 Brjuchanow starb am 13 Oktober 2021 im Alter von 85 Jahren 11 Familie BearbeitenEhefrau Walentyna Elektrotechnikerin in den Jahren 1975 1990 leitende Ingenieurin der Produktionsabteilung von Tschernobyl Sohn Oleh 1969 Tochter Lily 1961 Kinderarztin wohnhaft in Cherson 1 Auszeichnungen BearbeitenPreistrager des Republikanischen Preises der Ukrainischen SSR 1978 Orden des Roten Banners der Arbeit 1978 Orden der Oktoberrevolution 1983 Medaillen Fur tapfere Arbeit Zum Gedenken an den 100 Geburtstag von W I Lenin und Veteran der Arbeit Ehrenurkunde des Obersten Rates der Ukrainischen SSR 1980 2 Medien BearbeitenBrjuchanow erschien in der Dokumentation Radiophobia 12 In der Miniserie Chernobyl spielte Con O Neill die Rolle von Wiktor Brjuchanow 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Higginbotham A 2019 Midnight in Chernobyl the untold story of the worlds greatest nuclear disaster London Bantam Press a b c d e f Chernobyl Officials Are Sentenced to Labor Camp in New York Times vom 30 Juli 1987 abgerufen am 24 November 2019 Chernobyl boss says true cause of disaster hidden in New Zealand Herald abgerufen am 24 November 2019 Lichnaya katastrofa direktora Chernobylya Abgerufen am 7 April 2021 russisch a b Byvshij direktor chernobylskoj atomnoj elektrostancii viktor bryuhanov nochyu proezzhaya mimo chetvertogo bloka uvidel chto verhnego stroeniya nad reaktorom amp 133 Netu Abgerufen am 7 April 2021 russisch a b Reuters Chernobyl Officials Are Sentenced to Labor Camp In The New York Times 30 Juli 1987 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 7 April 2021 Serge Schmemann Special To the New York Times CHERNOBYL CHIEFS OUSTED FOR ERRING DURING ACCIDENT In The New York Times 16 Juni 1986 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 7 April 2021 Celestine Bohlen TOP CHERNOBYL OFFICIALS SENTENCED In Washington Post 30 Juli 1987 ISSN 0190 8286 washingtonpost com abgerufen am 7 April 2021 Ap TEXT OF THE POLITBURO STATEMENT ABOUT CHERNOBYL In The New York Times 21 Juli 1986 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 7 April 2021 a b Chernobyl boss says true cause of disaster hidden Abgerufen am 7 April 2021 en NZ Derzhavne specializovane pidpriyemstvo Chornobilska AES Abgerufen am 13 Oktober 2021 Julio Soto Gurpide Radiophobia Luna Picture Media Workshop 22 April 2006 abgerufen am 7 April 2021 Jessie Buckley Jared Harris Stellan Skarsgard Adam Nagaitis Chernobyl Home Box Office HBO Sister Pictures Sky Television 6 Mai 2019 abgerufen am 7 April 2021 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 13 Oktober 2021 PersonendatenNAME Brjuchanow Wiktor PetrowytschALTERNATIVNAMEN Brjuchanow Wiktor Bryuhanov Viktor Petrovich ukrainisch KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Konstruktionsleiter des Kernkraftwerkes Tschernobyl und dessen Direktor 1970 1986 GEBURTSDATUM 1 Dezember 1935GEBURTSORT TaschkentSTERBEDATUM 13 Oktober 2021STERBEORT Kiew Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiktor Petrowytsch Brjuchanow amp oldid 236017720