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Die Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG war ein Zementunternehmen in Blaubeuren Baden Wurttemberg Deutschland welches auf eine Grundung des Unternehmers Julius Spohn 1841 1919 zuruckging 1938 von der HeidelbergCement AG mehrheitlich ubernommen wurde es 1998 99 stillgelegt und abgebrochen An seiner Stelle befindet sich heute der Hauptsitz der Centrotherm photovoltaics AG Durch Erbschaft bildete die Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG den Grundstein des Baustoffzweigs der Merckle Gruppe Ansicht des Blaubeurer Zementwerks der HeidelbergCement AG ehemals Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG kurz vor ihrem Abriss Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Wirtschaftlicher Hintergrund 1 2 Grundung und Entwicklung 1 3 Nachwirkungen 2 Steinbruchbahn und Transportband 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenWirtschaftlicher Hintergrund Bearbeiten Bis Anfang des 19 Jahrhunderts wuchs Blaubeuren nicht uber die mittelalterliche Stadtmauer hinaus Dies anderte sich erst 1830 als im Zuge der Industrialisierung die Stadtmauer teilweise abgerissen wurde Im Zentrum standen dabei die Ausbeutung der Kalksteinvorkommen im Blautal und die damit verbundene Ansiedlung der Zementindustrie Mitte des 19 Jahrhunderts Zu einer weiteren Ausdehnung der Stadt diesmal nach Suden kam es nach 1868 als mit der Eroffnung eines Bahnhofs Blaubeuren an das Bahnnetz angeschlossen wurde Grundung und Entwicklung Bearbeiten Bestrebt eigene Baustoffe fur die standigen Erweiterungen seiner Ravensburger Spinnerei zu produzieren und mit einem Gespur fur kommende wirtschaftliche Entwicklungen grundete 1871 der Unternehmer Julius Spohn 1841 1919 zusammen mit seinem Bruder Georg 1843 1886 in Blaubeuren dem Herkunftsort ihrer Vorfahren eine Zementfabrik Da Julius Spohn und sein Bruder keine Kenntnisse in der Zementproduktion besassen nahmen sie als Partner den Blaubeurer Gastwirt Albert Ruthardt auf der bereits vor Ort in der Zementindustrie tatig war Wahrend letzterer Aufbau und Betrieb des Spohn amp Ruthard genannten Unternehmens vor Ort organisierte stellen die Bruder Spohn die dazu notwendigen Finanzen bereit Den ersten Zement lieferte man nach Ravensburg zum Ausbau der Spinnerei der Familie Spohn Fur die Gebruder Spohn war auf diesem Gebiet jedoch eine lange Durststrecke zu uberwinden Es gab Probleme mit der Zementqualitat und der Blaubeurer Teilhaber Ruthard verliess 1875 frustriert das gemeinsame Unternehmen welches nun als Cementfabrik Blaubeuren Gebruder Spohn firmierte Erst ab 1887 mit der Einfuhrung des Portlandzements begann der Betrieb Gewinne abzuwerfen Bis dahin musste dieser mit den aus der Ravensburger Spinnerei erwirtschafteten Uberschussen uber Wasser gehalten werden Im Oktober 1900 ubergab Julius Spohn die technische Leitung des Blaubeurener Zementwerks an seinen altesten Sohn Georg Spohn 1870 1948 Mit rund 450 Beschaftigten und einer Jahresproduktion von etwa 160 000 Tonnen Zement war die Firma Spohn die grosste Zementfabrik in der Region Angesichts des durch verscharfter Konkurrenz andauernden Preisverfalls und zugleich anstehenden Neuinvestitionen in Mahlwerke und Ofen grundete der Blaubeurer Betrieb 1903 mit den anderen 25 suddeutschen Zementwerken ein Kartell die Suddeutsche Cement Verkaufstelle GmbH mit Sitz in Heidelberg Diese Gesellschaft ubernahm im eigenen Namen den gemeinsamen Verkauf der Teilhaberfirmen und setzte fur diese entsprechend der Marktlage jahrlich Produktionskontingente fest nbsp Steinbruch des ehemaligen Blaubeurer Zementwerks im Stadtteil Gerhausen Im folgenden Jahr wandelten Julius Spohn und sein Sohn Georg ihr Zementwerk in eine Aktiengesellschaft um die Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG Wahrend Georg Spohn den Vorstandsvorsitz ubernahm wurde Julius Spohn Mitglied des Aufsichtsrats Die neue Rechtsform vereinfachte die Finanzierung des Unternehmens durch die Moglichkeit bei Geldbedarf ohne grosse Umstande neue Aktien an neue Teilhaber ausgeben zu konnen Lagen anfangs von dem 2500 Aktien umfassenden Grundkapital noch 2496 Stuck in den Handen der Familie Spohn und nur eine Aktie bei der Portland Zementwerke Heidelberg AG der spateren HeidelbergCement AG so ubernahmen letztere bereits 1938 die Aktienmehrheit Zudem schlossen Georg Spohn und dessen Familie einen Interessengemeinschaftsvertrag Organvertrag mit den Heidelberger Portland Zementwerken ab welcher letzteren die volle Weisungsbefugnis uber die geschaftliche Tatigkeit des Blaubeurer Zementunternehmens gewahrte Im Gegenzug erhielten Georg Spohn und sein Bruder Richard zwei Sitze in dem vierkopfigen Direktorium welches die Interessengemeinschaft leitete Zudem bekamen Georg und Richard Spohn Sitze in dem Aufsichtsrat der Portland Zementwerke Heidelberg AG und im Austausch fur die Aktienmehrheit an ihrem Zementunternehmen ein Aktienpaket der Heidelberger Portland Zementwerke Erst 1966 erfolgte die ganzliche Integration des Zementwerks Blaubeuren in den Heidelberger Zementkonzern 1976 legte HeidelbergCement das Werk Blaubeuren mit dem in der Nahe gelegenen Produktionsstandort Schelklingen zum Werk Blautal zusammen Wahrend der Standort Schelklingen in den folgenden Jahren mit einer Produktionskapazitat von 1 5 Mio t im Jahr zum grossten und modernsten Zementwerk Deutschlands ausgebaut wurde liess HeidelbergCement das unrentabel gewordene Werk Blaubeuren 1997 nur wenige Wochen nach seinem 125 jahrigen Firmenjubilaum stilllegen und 1998 99 ersatzlos abbrechen Damit endete zugleich die Geschichte Blaubeurens als bedeutender Standort der europaischen Zementindustrie Auf der durch den Abriss entstandenen Industriebrache steht heute neben einem Einkaufszentrum die Centrotherm photovoltaics AG ein im TecDAX gelisteter deutscher Anlagenbauer Dienstleister und Zulieferer der Solartechnikbranche Nachwirkungen Bearbeiten Die Blaubeurer Zementfabrik der Familie Spohn bildete den Grundstein des Baustoffzweigs der Merckle Gruppe Die Unternehmerfamilie Spohn tauschte schrittweise die Aktien an ihrem Zementwerk in eine Minderheitsbeteiligung an der Portland Zementwerke Heidelberg AG heute HeidelbergCement AG um Nachdem eine Enkelin von Julius Spohn Luise Spohn 1900 1984 Ludwig Merckle Senior 1931 geheiratet hatte gelangte dieses Aktienpaket in den Besitz der aus Aussig heute Usti nad Labem in Bohmen Tschechien stammenden Unternehmerfamilie Merckle Der Sohn von Ludwig Merckle und Luise Spohn Adolf Merckle baute diese Beteiligung 2005 zu einer Aktienmehrheit bei der HeidelbergCement AG aus Steinbruchbahn und Transportband BearbeitenIn den ersten Jahren des Spohnschen Zementwerks wurde der fur die Zementherstellung benotigte Kalkstein per Pferdefuhrwerken aus den Steinbruchen Gerhausen Sotzenhausen und Allmendingen herbeigeschafft Die Umstellung des Werks auf die Erzeugung von Portlandzement 1887 war sehr kapitalaufwendig und machte Einsparungen an anderer Stelle notwendig Daher wurden die Steinbruche Allmendingen und Sotzenhausen 1887 aufgelassen Die im Gerhausener Steinbruch gebrochenen Kalksteine wurden hingegen erst mit einer 800 m langen Drahtseilbahn zu einer Verladestelle in Gerhausen Markbronner Strasse transportiert Von dort wurde das Material fast zwanzig Jahre lang mit einer durch Pferde gezogenen Feldbahn mit der Spurweite Eisenbahn von 700 mm Preussische Feldbahn Spurweite uber eine 2 4 km lange Strecke quer durch Gerhausen in das Zementwerk befordert Versuche die Pferde durch einen 5 PS starken Daimler Motorwagen zu ersetzen scheiterten 1888 89 nbsp Lokomotive von Krauss Baujahr 1929 Spurweite 700 mm erhalten im Eisenbahnmuseum Nordlingen Aber noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Bahnle auf Dampflokomotiven umgestellt Zum Einsatz kamen Lokomotiven der Lokomotivfabrik Krauss amp Comp Um den wachsenden Bedarf des Zementwerks zu decken musste schliesslich eine Werksbahn Steinbruchbahn errichtet werden die Drahtseil und Feldbahn ersetzte Nach Planen und unter der Aufsicht des Betriebsleiters Dipl Ing Wilhelm Doderer 1895 1975 Grossneffe des Eisenbahnbauers Wilhelm Carl von Doderer durch die Baufirma Baresel ab 1938 errichtet wurde sie im Juli 1941 durch den technischen Direktor Dr Eberhard Spohn 1906 1981 feierlich eingeweiht Diese elektrifizierte Schmalspurbahn besass wie die fruhere Feldbahn eine Spurweite Eisenbahn von 700 mm und hatte eine Lange von insgesamt 3 9 km Ausserdem uberwand sie das Eseltal uber eine knapp 100 m lange Betonbrucke mit funf Pfeilern und durchlief zwei Tunnels mit einer Lange von 200 m bzw 350 m Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Lokomotiven der Firma Gmeinder zum Einsatz Nicht mehr leistungsfahig genug wurde die einspurige Strecke ab 1970 durch ein 1 6 km langes Forderband ersetzt Dieses lief ebenfalls durch einen 770 m langen Tunnel und blieb bis zur Stilllegung des Zementwerks 1997 in Betrieb Heute sieht man von der ehemaligen Werksbahn nur noch uberwucherte Gleise alte Schwellen Fundamente Brucken Stollen und zugemauerte Tunnelportale Literatur BearbeitenHeidelberger Zement AG Hrsg Eine Fabrik verschwindet Die Geschichte und das Ende der Portland Cementfabrik Blaubeuren Suddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 2001 ISBN 3 88 294 313 0 Kuhn Dieter 160 Jahre Zementindustrie Blaubeuren Blaubeurer Geographische Hefte 16 Denkhaus Blaubeuren Blaubeuren 1999 ISBN 3 930998 16 5 Viehover Ulrich Die Einflussreichen Henkel Otto amp Co Wer in Deutschland Geld und Macht hat Campus Verlag Frankfurt 2003 ISBN 3 593 37667 9 Friedhelm Weidelich Auf schmaler Spur durch deutsche Lande Die Steinbruchbahn Blaubeuren im Eisenbahn Magazin Heft Nr 2 Jahrgang 1973 S 14f Weblinks BearbeitenInternetseite mit Hintergrundinformationen und Bildern zu der Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG Zeitungsartikel aus der Sudwest Presse vom 16 Mai 2011 bezuglich des Steinbruchs des ehemaligen Spohn schen Zementwerks in Blaubeuren Memento vom 19 Mai 2011 im Internet Archive Photos und Streckenskizze der Werksbahn des ehemaligen Spohn schen Zementwerks in Blaubeuren Photosammlung der Werksbahn des Blaubeurer Zementwerks Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portland Zement Blaubeuren Gebruder Spohn AG amp oldid 234554855 Steinbruchbahn und Transportband