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Die Wasserburg Buchau ist eine spatbronzezeitliche Feuchtbodensiedlung am Federsee die rund zwei Kilometer sudostlich der heutigen Stadt Bad Buchau im baden wurttembergischen Landkreis Biberach liegt Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Siedlung 3 Befundsicherung und Fundverbleib 3 1 Tierische und pflanzliche Funde 3 2 Menschliche Funde 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseForschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Bei Ausgrabungen an der Wasserburg Buchau gefundener Einbaum ausgestellt im Federseemuseum BuchauDie Anlage wurde 1920 bis 1928 und 1936 durch Hans Reinerth ausgegraben Reinerth veroffentlichte jedoch nie eine umfassende wissenschaftliche Publikation Die originalen Grabungsunterlagen waren bis zu Reinerths Tod 1990 fur die Fachwelt nicht zuganglich In der jungeren Forschung werden einige seiner Rekonstruktionen und Schlussfolgerungen angezweifelt Umstritten ist unter anderem die von Reinerth festgestellte Insellage der Siedlung Bereits Oscar Paret vermutete die Siedlung abseits des Sees in einem ausgedehnten Moorgebiet Diese Schlussfolgerung beruhte auf der anerkannten Tatsache dass der Federsee zur Bronzezeit einen sehr niedrigen Wasserstand und damit Umfang hatte 1927 wurde die archaologische Ausgrabung in einem der ersten deutschen Dokumentarfilme Ausgrabungen auf der Wasserburg Buchau festgehalten Dem war ein im Sommer 1920 gedrehter Stummfilm heute ein einzigartiges Dokument aus den Anfangen des Filmschaffens mit urig aussehenden Schauspielern vorausgegangen die das Haus im Wilden Ried eine Rekonstruktion der Bronzezeit am Federsee belebten Seit 1998 fuhrt das Forschungsinstitut des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg eine Auswertung der Grabungsunterlagen durch welche auch durch Sondiergrabungen begleitet wurde Siedlung BearbeitenDie Siedlung entstand um 1100 v Chr und war mit einem im Osten dreifach gestaffelten Palisadenring befestigt Die Befestigung grenzt eine Siedlungsflache von 118 151 Meter ein Es konnten zwei Bauphasen nachgewiesen werden Die altere Besiedlung bestand aus 38 kleinen Hausern mit einer Grundflache von 5 5 Meter welche ein Haufendorf bildeten Die jungere Siedlung bestand nach Reinerth aus neun dreiflugeligen Gebaudekomplexen welche im Mittel etwa 100 m beanspruchten Diese jungere Siedlung ging um 800 v Chr durch einen Grossbrand zugrunde Befundsicherung und Fundverbleib BearbeitenDas Fundmaterial der Ausgrabungen befindet sich in der Sammlung des Landesmuseums Wurttemberg in Stuttgart und im Federseemuseum von Bad Buchau Tierische und pflanzliche Funde Bearbeiten Tierische und pflanzliche Reste erlauben Ruckschlusse auf das Leben die Umwelt und die Speisegewohnheiten unserer Vorfahren vor annahernd 3000 Jahren Archaobotanische Analysen der Funde aus der bronzezeitlichen Feuchtbodensiedlung liefern eine breite Palette von Fakten die sich aus den pflanzlichen Resten und auch mitunter aus kleinsten schwer erkennbaren Spuren ablesen lassen Selbst unscheinbare Spuren von Tierknochen und Blutenstaub oder auch Jahresringe in alten Holzern ermoglichen den archaologischen Wissenschaftlern Ruckschlusse uber Landwirtschaft Klima und Umwelt in fruheren Zeiten zu ziehen und ein umfassendes Bild der Natur und Kulturlandschaft in der Bronzezeit zu erstellen In den Sedimenten des Moores der archaologischen Fundschichten fanden sich unzahlige botanische Makroreste die im Labor mit archaobotanischen Analyseverfahren entschlusselt wurden Der feuchte Moorboden hat tierische und botanische Reste uber Jahrtausende erhalten die Hinweise auf die Ernahrungsgrundlagen unserer Vorfahren geben aber auch Aussagen zur Sammelwirtschaft und zum Ackerbau ermoglichen Es konnten bislang rund 20 000 bestimmbare Pflanzenreste identifiziert werden Allen voran bildeten Dinkel Gerste und Hirse die Grundlage fur Brot und Brei Schlafmohnsamen Beerenobst und Blattsalat zahlen ebenfalls zu den wichtigen Bestandteilen der Ernahrung 1 Menschliche Funde Bearbeiten Zwischen 1920 und 1938 wurden hier wahrend der ersten Grabung die Schadel von sechs Individuen funf Kindern und Jugendlichen und einer Frau in regelmassigen Abstanden entlang der Palisade entdeckt die entgegen der gangigen Praxis der Urnenfelderkultur nicht verbrannt worden waren Verletzungen an den beiden erhaltenen Schadeln weisen darauf hin dass diese absichtlich und in erhohter Position mit einem stumpfen bzw halbscharfen Instrument etwa einem Knuppel oder einer Hacke beigebracht und die Schadel anschliessend in regelmassigen Abstanden deponiert wurden Inzwischen nimmt man nach einer neuen Untersuchung von 1998 an dass es sich hier moglicherweise um kultisch bzw magisch rituell motivierte Handlungen etwa zur Abschreckung oder zum Schutz handelte wofur auch die Zusammensetzung der Gruppe sprache 2 Tatsachlich finden sich in der spateren Bronzezeit Belege etwa auf der Schwabischen und Frankischen Alb dass Menschenopfer ublich waren wobei typischerweise vor allem Uberreste von Frauen Kindern und Jugendlichen vorherrschen wie im vorliegenden Falle auch 3 Literatur BearbeitenChristiane Ana Buhl Von Mord Modellierung und Mode Der Kult um den menschlichen Schadel in der Bronzezeit In Alfried Wieczorek Wilfried Rosendahl Hrsg Schadelkult Kopf und Schadel in der Kulturgeschichte des Menschen Begleitband zur gleichnamigen Sonderausstellung im Reiss Engelhorn Museum Mannheim 2011 12 S 69 73 Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2011 ISBN 978 3 7954 2454 1 Wolfgang Kimmig Die Wasserburg Buchau In Schones Schwaben S 61 Ausgabe Oktober 2001 Wolf Kubach Vergraben versenkt verbrannt Opferfunde und Kultplatze In Bronzezeit in Deutschland Sonderheft 1994 Archaologie in Deutschland S 65 74 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8062 1110 8 Hans Reinerth Das Federseemoor als Siedlungsland des Vorzeitmenschen Fuhrer zur Vorgeschichte Bd 9 Leipzig 1936 Gunter Schobel Wiederausgrabungen in der spatbronzezeitlichen Ufersiedlung Wasserburg Buchau im Federseemoor bei Bad Buchau Kreis Biberach In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1998 S 74 77 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1406 9 Weblinks BearbeitenFederseemuseum BuchauEinzelnachweise Bearbeiten Historisch Essen in der Bronzezeit Was tierische und pflanzliche Funde uber den Speisezettel der Bronzezeit verraten In Schwabische Zeitung vom 8 August 2011 Buhl S 70 ff Kubach S 73 f 48 058133 9 633588 Koordinaten 48 3 29 3 N 9 38 0 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserburg Buchau amp oldid 237322076