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Walther Julius Barnim Reinhold Schnurr 1 manchmal auch Walter Schnurr geschrieben 3 November 1904 in Steglitz 2 nach 1982 war ein deutscher Chemiker und Manager der Chemieindustrie Er war Spezialist fur die Produktion von Sprengstoffen und spielte nach dem Krieg eine wichtige Rolle bei der Grundung der deutschen Atomindustrie Inhaltsverzeichnis 1 Sprengstoffexperte im Dritten Reich 2 Emigration nach Argentinien und Atommanager 3 Literatur 4 EinzelnachweiseSprengstoffexperte im Dritten Reich BearbeitenSchnurr promovierte 1927 in Kiel in Chemie Uber Acylwanderungen an Phenolen 1924 und 1925 war er deutscher Vizemeister im Zehnkampf Verein ATOS Steglitz 1936 wurde er Chemiker bei der Dynamit AG DAG in Troisdorf einem Kartell der Sprengstoffhersteller der 1931 gebildet wurde und die ehemaligen Alfred Nobel amp Co in Troisdorf umfasste Grossaktionar waren die IG Farben Schon vor dem Krieg befasste er sich mit Sprengstoffentwicklung besonders damals neuen Sprengstoffen wie Hexogen und Nigu 1942 bis Oktober 1944 war er stellvertretender Leiter des grossten Sprengstoffwerks im Dritten Reich in Christianstadt ein grosser Teil der Anlage ist auch als Ulme bekannt Offiziell wurde es von Paul Muller dem Direktor der Dynamit AG geleitet der aber nicht vor Ort war sondern in Troisdorf so dass Schnurr effektiv die Leitung der Fabriken vor Ort hatte Die Fabrik wurde ab 1939 errichtet und nahm 1943 die Produktion auf Alles unterlag dort strengster Geheimhaltung Ende 1944 wurde Schnurr als stellvertretender Werksleiter durch Ernst Thonert ersetzt Nach Angaben des kaufmannischen Leiters der Fabrik Kurt Jooss wurde er abgesetzt war aber noch kurz nach Kriegsende in Troisdorf bei der DAG beschaftigt 3 Die Hexogen Produktion unterstand in Christianstadt dem promovierten Chemiker Heinz Ratz der Schwager von Schnurr war und nach dem Krieg Direktor bei der DAG in Troisdorf In Christianstadt wurden bis zu 1600 Tonnen Sprengstoff in Form von Hexogen und Nigu pro Monat produziert aber auch Nitrozellulose wurde hergestellt und es wurde TNT verarbeitet Auch Treibstoff Komponenten fur die V1 und V2 gehorten zur Produktionspalette Tausende Zwangsarbeiter waren dort beschaftigt darunter judische Frauen weil Christianstadt als Aussenlager des KZ Gross Rosen diente und spater italienische Militarinternierte Schnurr trat 1937 der NSDAP bei 4 5 Emigration nach Argentinien und Atommanager BearbeitenSchnurr wurde nach dem Krieg im IG Farben Prozess als Zeuge befragt Er emigrierte um 1947 nach Argentinien wo er Teilhaber in einer kleinen Sprengstofffabrik war Er spielte dort aber auch eine Rolle in der Abwicklung und Umwandlung der geplanten Kernenergieforschung des Diktators Juan Peron der zunachst auf den Hochstapler Ronald Richter einen ehemaligen Schuler von Manfred von Ardenne 6 hereingefallen war und ein modern eingerichtetes Labor in Bariloche gegrundet hatte Richter verschwand vor der Ubergabe mit den im Labor befindlichen Gold und Platinteilen 1956 war er mit dem IG Farben Chemiker Gerhard Ritter und den Juristen Rudolf Greifeld und Josef Brandl Grunder der Kernreaktor Bau und Betriebsgesellschaft des Vorlaufers des Kernforschungszentrums Karlsruhe KfK 7 Der Atomminister 1955 56 Franz Josef Strauss 8 hatte ihn dazu 1955 aus Argentinien geholt 9 Schnurr wurde in Bonn Ministerialdirigent und als Abteilungsleiter im Atomministerium zustandig fur das Atomprogramm Strauss wurde 1982 in einem BBC Film gefragt warum er ausgerechnet Schnurr fur diesen wichtigen Posten eingestellt hatte Er antwortete dass dieser eine Kombination von Experte und Manager gewesen sei 9 Strauss bundelte die zivile Kerntechnikforschung in Karlsruhe und in Julich und trotz dessen Bemuhungen nicht bei Werner Heisenberg am Max Planck Institut in Munchen Schnurr war von 1960 bis zu seiner Pensionierung 1970 Geschaftsfuhrer und Ko Direktor des Kernforschungszentrums Karlsruhe Wahrend dieser Zeit forderte er auch weitere Zusammenarbeit mit Argentinien Schwerwasserreaktor Atucha 1 der Kraftwerk Union 10 Zuvor hatte man in Karlsruhe Erfahrungen mit dem Mehrzweckforschungsreaktor Karlsruhe erbaut 1961 bis 1965 gesammelt und Schnurr war auch wesentlich daran beteiligt dass man sich in Karlsruhe auf den ersten dort selbst entwickelten Reaktor FR 2 einigte 11 Der Hoechst Manager Karl Winnacker der im Hintergrund wirkte war es leid standig wegen des Streits um das sich stetig verteuernde und verzogernde Schwerwasser Forschungsreaktorkonzept zu intervenieren und ersetzte auch aus diesem Grund Gerhard Ritter durch Schnurr als wissenschaftlichen Leiter am KfK Schnurr flog regelmassig nach Argentinien das er als seine zweite Heimat betrachtete und hatte gute Beziehungen zu den Leitern der Atomkommission in Argentinien Er hielt uber funfzig Patente 12 Auch nach 1970 forschte er in Karlsruhe weiter 1974 war er an einem Bericht Wasserstoffgewinnung aus Wasser mittels Reaktorwarme beteiligt Literatur BearbeitenThomas Raithel Niels Weise Walther Schnurr 1904 mindestens 1982 Gruppen und Abteilungsleiter In dies Fur die Zukunft des deutschen Volkes Das bundesdeutsche Atom und Forschungsministerium zwischen Vergangenheit und Neubeginn 1955 1972 Wallstein Gottingen 2022 ISBN 978 3 8353 5075 5 S 366 389 Einzelnachweise Bearbeiten vollstandiger Name nach Geburtsregister Nr 573 1904 des Standesamts Steglitz Martina Lobner Geheime Reichssache Christianstadt Das Ende einer Kleinstadt zwischen Oder und Neisse sowie der Sprengstofffabrik Ulme Dissertation Universitat Hannover 2002 PDF S 82 Dort sind auch weitere Details zu seiner Biographie und zur Fabrik in Christianstadt Lobner loc cit S 84 Die Karlsruhe Connection Die Zeit 30 April 1982 Anmerkung Am 19 April 1933 fuhrte die NSDAP eine Mitglieder Aufnahmesperre ein 1937 wurde diese Sperre gelockert Die Frage ist wann Schnurr die Mitgliedschaft beantragte Die Karlsruhe Connection Die Zeit 30 April 1982 Eine Rolle spielte auch der Physiker Otto Haxel der ab 1970 wissenschaftlicher Direktor des KfK war Laut dem Zeit Artikel Die Karlsruhe Connection von 1982 war er ein Duzfreund von Strauss und schon bei der Grundung des KfK wissenschaftlicher Direktor Ausserdem war er ab 1956 Mitglied der Atomkommission Dieser wurde beraten vom Hoechst Manager Karl Winnacker a b Alles Quatsch Der Spiegel 26 April 1982 Schnurr wurde fur einen BBC Film von Robin Denselow interviewt in dem es um die angebliche Verwicklung nach dem Krieg ausgewanderter deutscher Experten in ein argentinisches Atombombenprojekt ging Der Film meinte in Schnurr einen der Hauptakteure gefunden zu haben Das wird in dem Spiegel Artikel ebenso bestritten wie eine herausragende Rolle deutscher Experten Das war der erste Exporterfolg der deutschen Kernenergieindustrie Sie setzten sich gegen einen Leichtwasser Reaktor der Amerikaner durch vor allem weil dieser auf angereichertes Uran der Amerikaner angewiesen war Karlsruhe Connection Die Zeit 30 April 1982 Willy Marth Meine Erlebnisse an deutschen Kernreaktoren und Wiederaufarbeitungsanlagen Book on Demand 2014 S 37 Die Karlsruhe Connection Die Zeit 30 April 1982Normdaten Person GND 1205085556 lobid OGND AKS VIAF 1274159521655633070002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schnurr WaltherALTERNATIVNAMEN Schnurr Walther Julius Barnim Reinhold vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ChemikerGEBURTSDATUM 3 November 1904GEBURTSORT SteglitzSTERBEDATUM nach 1982 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walther Schnurr amp oldid 238790821