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Walter Brugmann 2 April 1887 in Leipzig 26 Mai 1944 war ein deutscher Architekt zunachst in der Tradition der klassischen Moderne der ab 1928 als Leiter des Hochbauamtes ab 1933 als Stadtbaurat in Nurnberg ab 1940 als Generalbauleiter fur Berlin und ab 1942 als Leiter der OT in Sudrussland fur logistische Baumassnahmen der Wehrmacht tatig war Walter Brugmann 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Karriere im NS Staat 3 Bauten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenBrugmann war ausgehend vom Spatexpressionismus anfangs seiner Karriere ganz im Sinne Neuen Bauens einer Stilrichtung die in Bayern ihre Anfange zu Beginn des 20 Jahrhunderts hatte und als die andere Tradition bekannt wurde gepragt Sie wollte die historistisch verdeckende Architektur des 19 Jahrhunderts durch funktionalistische Bautechniken ablosen 1 Brugmann orientierte sich ab 1924 25 stark an den Prinzipien des Bauhauses und anderer reformistischer Architekturstromungen in Europa rationalistische Architektur in Italien de Stijl in Holland Brugmann entwarf geometrisch strenge meist kubische Gebaude die bei einer durchaus expressiven Formsprache eine sehr starke Reduktion auf das Wesentliche zeigten und aus der Funktionalitat aber auch aus der Materialitat heraus entwickelt waren Brugmann verwandte haufig Backstein als Fassadenmaterial Die Strassenbahnhalle am Plarrer Plarrer Automat 1931 32 mit ihrem schwebenden runden Dach uber einer stark entmaterialisierten sehr transparenten Stahl Glas Konstruktion galt als wegweisendes Verkehrsbauwerk der klassischen Moderne Hier wird auch der starke Einfluss der zeitparallelen italienischen Moderne italienischer Rationalismus um Giuseppe Terragni deutlich Brugmann der 1928 von dem liberaldemokratischen Oberburgermeister Dr Hermann Luppe an die Spitze des stadtischen Hochbauamtes berufen wurde und vor 1933 etliche beachtliche Bauten im Sinne des Neuen Bauens schuf verfolgte zunachst eine konsequent modernistische Architekturhaltung und wandte sich gegen traditionalistische Vorstellungen was ihn auch in Konflikt mit dem fur einen gemassigten Wandel eintretenden Luppe brachte 2 So konnte sich Brugmann als fachlich zustandiger Hochbauamtsleiter bei der Konzeption der Grosssiedlung Nordostbahnhof Ende der 1920er Jahre nicht gegen Luppe durchsetzen der zwar dem Neuen Bauen aufgeschlossen gegenuberstand aber keine radikalen Bruche im Stadtbild wollte anstelle der von Brugmann favorisierten und andernorts gebauten Flachdacher mussten flachgeneigte Walmdacher ausgefuhrt werden Andererseits konnte Brugmann als Amtsleiter aber seine radikal modernen Architekturvorstellungen bei den stadtischen Bauten Gesundheitswesens jener Zeit etwa der Frauenklinik an der Flurstrasse Arch Robert Erdmannsdorffer und der Lungenkrankenpflegestatte Johannisheim Arch Otto Ernst Schweizer auch gegen massive Kritik konsequent durchzusetzen Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wandte sich Brugmann ab 1933 zwar den Architekturvorstellungen des Dritten Reichs zu verblieb aber stilistisch in einer Mischung zwischen der Sachlichkeit des Neuen Bauens und der Staatsarchitektur des Dritten Reichs deren ubertriebenes Pathos ihm trotzallem fremd blieb In gewisser Weise blieb Brugmann etlichen Machtigen des Dritten Reichs insbesondere dem Nurnberger Gauleiter Julius Streicher wegen seiner dezidiert modernen Architekturhaltung vor 1933 suspekt er konnte sich aber auf den Ruckhalt von Oberburgermeister Willy Liebel und seine Verbindungen zu Albert Speer stutzen und vermied alle Konflikte mit Streicher nbsp Modell des Reichsparteitagsgelandes bei der Weltausstellung in Paris 1937Brugmann war ab 1934 mit den Planungen des Reichsparteitagsgelandes betraut Seine Tatigkeit hierfur konzentrierte sich vor allem auf die stadtplanerische Konzeption und auf Fragen der technisch organisatorischen Umsetzung zur Planung von Hochbauten wurde er nicht herangezogen Unter Brugmann als Stadtbaurat wurde unter dem Deckmantel des Denkmalschutzes die Entschandelung und Arisierung der Nurnberger Altstadt vorangetrieben In diesem Zusammenhang wickelte Brugmann die Vorgaben des Nurnberger Gauleiters Julius Streicher zum Abbau des Neptunbrunnens Judenbrunnen am Hauptmarkt und zum bereits lange vor der sog Reichspogromnacht vollzogenen Abbruch der Hauptsynagoge am Hans Sachs Platz technokratisch ab Ebenfalls auf Wunsch Streichers liess Brugmann 1934 das erst 1927 nach den Planen von Otto Ernst Schweizer errichtete Planetarium am Rathenauplatz als Symbolbau aus der Zeit der Weimarer Republik rsp der Ara Luppe abbrechen 3 Nach Albert Speer kam Brugmann am 26 Mai 1944 durch einen ungeklarten Flugzeugunfall ums Leben 4 Nach Speers Erinnerungen galt Brugmann als loyaler Mitarbeiter und Beamter alter Schule 5 Karriere im NS Staat BearbeitenBrugmann ist bis heute wegen seiner Verstrickung in das NS System als ambivalente Personlichkeit umstritten Er gilt als typisches Beispiel eines Architekten der sich als Karrierist opportunistisch dem Regime zugewandt hat Nachdem er zum 1 Mai 1933 der NSDAP beigetreten war Mitgliedsnummer 3 181 417 6 wurde er im Rahmen der Gleichschaltung der stadtischen Verwaltung Hochbaureferent und 1934 Bauleiter des Reichsparteitagsgelandes 7 1937 erhielt er den Titel Professor 1940 erfolgte seine Ernennung zum Generalbauleiter Berlins 7 Wegen seiner indifferenten Architekturhaltung war Brugmann fur die Architektur des Dritten Reichs nicht stilbildend nach 1933 34 konnte er trotz seiner Behordenkarriere keine Entwurfe fur grossere Bauten mehr realisieren Als Architekt arbeitete er seither operativ und administrativ Zeitgenossen nannten ihn deshalb den Bauleiter des Fuhrers Brugmann war trotz seiner hohen Amter in Verbrechen des Dritten Reichs personlich nicht verwickelt politisch verhielt er sich unauffallig war aber als Technokrat eine effektive Stutze des Systems Eine Sauberung des Amtes fand nach seiner Ubernahme des Baureferates nicht statt Brugmann arbeitete weiter mit Architekten aus der Systemzeit Er stutzte sich behordenintern auf den Kreis um seinen Protege und Amtsnachfolger Heinz Schmeissner Wilhelm Schlegtendal Paul Seegy Kurt Schneckendorf der in der Nachkriegszeit bruchlos Architektenkarrieren fortsetzen konnte und massgeblich den Wiederaufbau und das Baugeschehen im Nurnberg der Nachkriegsjahrzehnte pragte 1933 Baureferent in Nurnberg seit 1934 zugleich oberster Planer des Zweckverbandes Reichsparteitage 1933 Referent und Mitarbeiter Albert Speers Beteiligt am Film Triumph des Willens von Leni Riefenstahl In dessen Vorspann Nachspann als verantwortlich fur die filmtechnischen Bauten erwahnt 1937 Hauptabteilungsleiter Allgemeine Bauleitung beim Generalbauinspektor fur die Reichshauptstadt 1940 Leiter der Baugruppe des Luftrustungsprogramms 1941 Chef des Baustabs von Albert Speer 1942 Leiter der Organisation Todt Einsatzgruppe Russland Sud in diesem Zusammenhang am 14 Mai 1943 Verleihung des Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit SchwerternBauten Bearbeiten1927 Wasserreinigergebaude der Stadtischen Gaswerke 1927 1928 Koksbunker im stadt Gaswerk Hochspannungsstation Schulhaus Nurnberg Furreuthweg 95 Hochspannungsstation Nurnberg Geiseestrasse 37 1932 Fursorgeanstalt fur Lungenkranke Nurnberg Johannisstrasse 37a mit Paul Seegy durch Anbauten 1953 und 1958 verandert Hauptpost Umgestaltung des Entwurfs Als Baureferent nahm Brugmann massgeblich und umgestaltend auf den Planungsprozess der neuen Post Einfluss Er war der Meinung dass das Hochhaus noch hoher gefuhrt werden musse 8 Nicht mehr vorhanden 1927 1928 Norishalle als rationalistisch versachlichter Umbau einer historistisch eklektizistischen Ausstellungshalle von 1882 1945 zerstort Strassenbahn und Bushaltestelle Jagdstrasse 1928 1932 Strassenbahnwartehalle Plarrer Automat abgerissen 1977 9 Literatur BearbeitenCentrum Industriekultur Hrsg Architektur Nurnberg 1904 1994 Nurnberg 1994 ISBN 3 921590 21 3 Andre Deschan Walter Brugmann In Wolfgang Benz u a Hrsg Planen und Bauen im Nationalsozialismus Voraussetzungen Institutionen Wirkungen Bd 4 Hirmer Munchen 2023 ISBN 978 3 7774 4114 6 S 1197 Eckart Dietzfelbinger Gerhard Liedtke Nurnberg Ort der Massen Das Reichsparteitagsgelande Vorgeschichte und schwieriges Erbe Ch Links Verlag Berlin 2004 ISBN 3 86153 322 7 Jost Dulffer NS Herrschaftssystem und Stadtgestaltung Das Gesetz zur Neugestaltung deutscher Stadte vom 4 Oktober 1937 In German Studies Review 12 1989 S 69 89 doi 10 2307 1430291 Stadtarchiv Nurnberg Museen der Stadt Nurnberg Wiederaufbau in Nurnberg Ausstellungskatalog Schmidt Neustadt an der Aisch 2010 ISBN 978 3 925002 89 2 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Brugmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten historisches lexikon bayerns de Manfred Jehle Ein Bauherr und seine Architekten Hermann Luppe gewidmet In Centrum Industriekultur Hrsg Architektur Nurnberg 1904 1994 Nurnberg 1994 ISBN 3 921590 21 3 Centrum Industriekultur Hrsg Architektur Nurnberg 1904 1994 Nurnberg 1994 Zitat bei Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 85 A Speer Erinnerungen Ullstein Berlin 2005 S 349 567 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 4750747 a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 84 85 1 2 Vorlage Toter Link www soziologie wiso uni erlangen de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2017 Suche in Webarchiven Nachweis Post Plarrerautomat Normdaten Person GND 127639128 lobid OGND AKS VIAF 69957262 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brugmann WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Stadtbaurat in NurnbergGEBURTSDATUM 2 April 1887GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 26 Mai 1944 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Brugmann amp oldid 235294701