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Im Laufe der Nurnberger Stadtgeschichte bzw der Geschichte der Juden in Nurnberg existierten mehrere Synagogen Heute ist die Synagoge in der Arno Hamburger Strasse 1 Sitz der IKG Nurnberg und die Synagoge in der Regensburger Strasse des orthodoxen Chabad Nurnberg Die Synagogen in Nurnberg Inhaltsverzeichnis 1 Synagogen in Nurnberg 1 1 Erste mittelalterliche Synagoge 1 2 Zweite mittelalterliche Synagoge 1 3 Synagoge am Hans Sachs Platz 1 3 1 Weitere Abbildungen 1 4 Synagoge in der Essenweinstrasse 7 1 5 Synagoge in der Wielandstrasse 6 1 6 Synagoge in der Arno Hamburger Strasse 1 1 7 Synagoge in der Regensburger Strasse 54 2 Der Nurnberger Judenstein 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseSynagogen in Nurnberg BearbeitenErste mittelalterliche Synagoge Bearbeiten Lage 49 27 14 4 N 11 4 40 8 O 49 454 11 078Sie stand auf dem Platz der heutigen Frauenkirche am Hauptmarkt und wurde als Folge der von Frankreich ausgehenden und spater uberall in Europa auftretenden Judenpogrome im Jahre 1349 zerstort Siehe auch Judenpogrom in Strassburg 1349 Zweite mittelalterliche Synagoge Bearbeiten Sie stand in der Wunderburggasse und wurde 1499 infolge der antijudischen Kirchenpolitik in Europa niedergerissen Siehe auch Antijudaismus Pogrome und Vertreibungen Synagoge am Hans Sachs Platz Bearbeiten nbsp Synagoge am Hans Sachs Platz erbaut 1874 nach den Planen von Adolf Wolff Architekt Fotografie von Ferdinand Schmidt nbsp Synagoge am Hans Sachs Platz Fotografie 1891 Die nach Planen von Adolf Wolff errichtete Synagoge der Reformgemeinde am Hans Sachs Platz war die Hauptsynagoge und wurde am 8 September 1874 mit einer Ansprache des Burgermeisters Otto Stromer von Reichenbach eingeweiht Sie stand an der Stelle des einstigen Harsdorfferhofs der Patrizierfamilie Harsdorffer welcher ursprunglich Hieronymus Holzschuher gehort hatte Bereits vor den Novemberpogromen wurde sie zusammen mit dem Gemeindehaus am 10 August 1938 auf Anweisung von Julius Streicher abgebrochen weil sie das schone deutsche Stadtbild empfindlich stor t en 1 In einem Bericht des Regierungsprasidenten Ober und Mittelfranken vom 7 Juli 1938 einer Zuarbeit fur die geheimen Meldungen aus dem Reich heisst es dazu Am 15 Juni 1938 hielt die israelitische Kultusgemeinde in Nurnberg eine ausserordentliche Sitzung der Mitglieder ihrer Gesamtverwaltung ab in der mitgeteilt wurde dass im Vollzug des Gesetzes uber die Neugestaltung deutscher Stadte die Hauptsynagoge in Nurnberg abgebrochen werden musse Diese Mitteilung wirkte auf die dort anwesenden Juden niederschmetternd man war sich jedoch allgemein daruber klar dass Einwendungen gegen diese Massnahme zwecklos seien 2 In einem weiteren Dokument das aus derselben Quelle stammt heisst es unter dem Datum vom 7 September 1938 Die Stadt der Reichsparteitage Nurnberg erlebte am 10 August 1938 einen denkwurdigen Tag Julius Streicher gab das Zeichen zum Abbruch der Hauptsynagoge am Hans Sachs Platz die zur Durchfuhrung stadtebaulicher Massnahmen entfernt werden musste Zehntausende Volksgenossen wohnten der geschichtlichen Stunde bei Kurz vor dem Abbruch der Synagoge liessen die Juden in aller Heimlichkeit aus der Synagoge einen 5 Ztr schweren Stein mit Inschrift zur Erinnerung an die vor 500 Jahren niedergebrannte erste Synagoge in Nurnberg entfernen und auf den judischen Friedhof verbringen Die Herausnahme des Steines besorgte der Nurnberger Baumeister Fritz Frisch der sich erst im Jahre 1937 in die NSDAP hatte aufnehmen lassen Frisch wurde sofort aus der Partei ausgeschlossen und seine Charakterlosigkeit in der Offentlichkeit gebuhrend gebrandmarkt 3 Im Nurnberger Hauptkriegsverbrecherprozess gab Streicher an den Abbruch der Synagoge nicht aus antisemitischen sondern aus stadtebaulichen Grunden veranlasst zu haben 4 Auf die Frage Im August 1938 wurde die Hauptsynagoge in Nurnberg abgetragen Geschah dies auf Ihre Anordnung antwortete Streicher Ja Es gab in meinem Gau schatzungsweise 15 Synagogen in Nurnberg eine Hauptsynagoge und eine etwas kleinere und ich glaube noch einige Betsale Die Hauptsynagoge stand im Weichbild der mittelalterlichen Reichsstadt Ich habe schon vor dem Jahre 1933 der sogenannten Kampfzeit als wir noch eine andere Regierung hatten in aller Offentlichkeit in einer Versammlung erklart dass es eine Schande sei dass man in die alte Stadt hinein so einen orientalischen ungeheuer wuchtig grossen Bau gestellt habe Nach der Machtubernahme habe ich zum Oberburgermeister gesagt er solle die Synagoge abbrechen lassen und gleichzeitig das Planetarium Ich darf darauf hinweisen dass nach dem Weltkrieg inmitten des Ringes der Anlagen die fur die Burger zur Erholung bereitstanden ein Planetarium errichtet worden war ein hasslicher Ziegelbau Ich gab den Befehl diesen Bau abzubrechen und sagte es solle auch die Hauptsynagoge abgebrochen werden Hatte ich die Absicht gehabt dabei die Synagoge als Gotteshaus nun den Juden zu nehmen oder hatte ich ein Fanal geben wollen dann hatte ich den Befehl erteilt nach der Machtubernahme in meinem Gau samtliche Synagogen abbrechen zu lassen Dann hatte ich in Nurnberg ebenfalls samtliche Synagogen abbrechen lassen Es steht fest es wurde im Fruhjahr 1938 nur die Hauptsynagoge abgebrochen die Synagoge in der Essenweinstrasse in der Neustadt blieb unberuhrt Dass im November jenes Jahres dann der Befehl gegeben wurde die Synagogen anzuzunden dafur kann ich nicht Gleichzeitig forderte Streicher 1938 den Abriss des Planetariums das 1927 in Nurnberg als eines der weltweit ersten modernen derartigen Einrichtungen erbaut worden war Den Ausschlag gaben dabei hauptsachlich alte Rivalitaten mit dem Oberburgermeister Hermann Luppe DDP der den Bau des Planetariums gefordert hatte und ein angeblich synagogen ahnlicher Baustil 5 6 7 Somit war auch hier ganz offenbar der Antisemitismus Streichers Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Sturmer einer der Hauptgrunde Auch bei diesem Bauwerk stellte wie allgemein bei Planetarien und Synagogen architektonisch ublich eine Kuppel den Sternenhimmel dar 8 Die Synagoge verband Elemente christlicher Kirchenarchitektur mit orientalisierender Dekoration und stand nach 400 Jahren stadtischem Judenverbots fur eine Integration der judischen Gemeinde Das Selbstbewusstsein des liberalen burgerlichen Judentums spiegelte sich in der Grosse und Lage der Synagoge sowie im Alhambra Stil mit seiner maurischen Ornamentik wider Sie war nicht nur neue Heimstatte der Nurnberger Juden sondern auch bei Touristen geschatzt Das Bauwerk wurde oft als Perle in der Silhouette und Zierde der Stadt bewundert In den 20er Jahren formierten sich aber feindselige Stimmen und es kam zu Ubergriffen auf Nurnberger Juden andererseits beschutzten Polizisten das Gebaude noch im Jahr 1934 als SA Manner nach dem Reichsparteitag versuchten die Synagoge zu sturmen 9 Siehe auch Antisemitismus bis 1945 Ein Wiederaufbau der Synagoge erfolgte nicht obwohl das Grundstuck nach 1945 verfugbar gewesen ware Der Siegerentwurf des 1947 durchgefuhrten Architektenwettbewerbs zum Wiederaufbau Nurnbergs 10 sah das nicht vor In der mit dem 1 Preis ausgezeichnete Arbeit von Heinz Schmeissner in dessen Amtszeit von 1937 bis 1945 als Hochbaureferent der Stadt Nurnberg der Abbruch erfolgte und Wilhelm Schlegtendal wurde das Grundstuck der neun Jahre zuvor abgebrochenen Synagoge anderweitig uberplant der Stadtgrundriss wurde an dieser Stelle uberformt 11 Spater erwarb Eduard Kappler ein Architekt der Wiederaufbauzeit eine Teilflache und erbaute darauf ein Buro und Wohngebaude Auf der sudlichen Grundstuckshalfte zur Pegnitz wurde ein neuer Uferweg angelegt An die so auch aus dem Stadtgrundriss ausradierte Hauptsynagoge erinnert erst seit 1988 ein Gedenkstein Synagogendenkmal In der Eingangshalle der israelitischen Kultusgemeinde Nurnberg befindet sich das Modell der im Jahr 1938 zerstorten Hauptsynagoge Nurnberg Durch die Fenster kann man den fein ausgearbeiteten Innenraum mit Beleuchtung betrachten 12 13 Weitere Abbildungen Bearbeiten nbsp Blick von der Insel Schutt zur Synagoge um 1900 nbsp Julius Streicher wahrend der Massenkundgebung vor dem Abbruch der Nurnberger Hauptsynagoge am Hans Sachs Platz am 10 August 1938 nbsp Synagogendenkmal auf der nach 1945 nicht uberbauten Teilflache des Synagogengrundstucks am Pegnitzufer neben der Heubrucke nbsp Relief auf dem Synagogendenkmal am Standort der ehemaligen Hauptsynagoge am Hans Sachs Platz nbsp Modell der 1938 zerstorten Hauptsynagoge Nurnberg nbsp Modell der 1938 zerstorten Hauptsynagoge Nurnberg Innenraum Synagoge in der Essenweinstrasse 7 Bearbeiten Hauptartikel Synagoge Adass Jisroel Nurnberg nbsp Die Synagoge in der Essenweinstrasse 1920er JahreLage 49 26 45 6 N 11 4 22 1 O 49 446004 11 072797Sie war seit 1903 Synagoge der orthodoxen Gemeinde mit der Religionsgesellschaft Adass Jisroel wurde 1938 wahrend der Pogromnacht vom 9 auf den 10 November 1938 zerstort und nach 1945 nicht wiederaufgebaut Synagoge in der Wielandstrasse 6 Bearbeiten Sie wurde im September 1945 bezogen 14 1984 wurde sie zugunsten der neuen Synagoge in der heutigen Arno Hamburger Strasse 1 aufgegeben Synagoge in der Arno Hamburger Strasse 1 Bearbeiten Lage 49 28 27 N 11 6 6 O 49 474166666667 11 101666666667Sie ist seit 1984 Sitz der israelitischen Kultusgemeinde Nurnberg Synagoge in der Regensburger Strasse 54 Bearbeiten Lage 49 26 35 3 N 11 6 5 6 O 49 443149444444 11 101544166667Sie ist seit 2010 Synagoge der Judischen Orthodoxen Gemeinde Nurnberg und Sitz von Chabad Nurnberg Die Synagoge wird von Rabbiner Eliezer Chitrik geleitet Der Nurnberger Judenstein BearbeitenDer sogenannte Nurnberger Judenstein ist ein aus Sandstein gemeisselter Toraaufsatz der seit dem 14 Jahrhundert in Nurnberger Synagogen enthalten war und uber die Jahrhunderte gerettet wurde Dieser Judenstein trug die hebraische Inschrift Keter Tora Krone der Tora und war der Giebelstein des Toraschreins der alten Synagoge die im Jahre 1499 zerstort worden war Der Stein wurde 1909 von der judischen Gemeinde aus Privatbesitz wieder erworben und in der Vorhalle der Nurnberger Hauptsynagoge aufgestellt Eine beigefugte Gedenktafel trug die Inschrift Der Judenstain Wahrzeichen aus den Tagen vor der Vertreibung der Juden aus Nurnberg 1499 Von der Israelitischen Kultusgemeinde erworben und aufgestellt 1909 Eine Zeit kommt da Steine verworfen und wieder eine Zeit da Steine gesammelt werden 15 Stein und Tafel wurden vor dem erzwungenen Abbruch der Hauptsynagoge am 10 August 1938 heimlich entfernt und auf dem judischen Friedhof vergraben Der Nurnberger Baumeister Fritz Frisch der geholfen hatte wurde aus der NSDAP ausgeschlossen Nach Kriegsende gelangte der Stein ins Stadtmuseum Seit dem 23 September 1987 befindet er sich in der neu aufgebauten Synagoge 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagogen in Nurnberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judische orthodoxe Gemeinde Nurnberg Chabad Nurnberg Israelitische Kultusgemeinde Nurnberg Geschichte der Juden in Nurnberg Memento vom 30 Marz 2007 im Internet Archive Geschichte und Bilder der Nurnberger Synagoge Geschichte der orthodoxen Gemeinde Addas Israel PDF Datei 87 kB 3D Modell virtuelle Rekonstruktion historische Hauptsynagoge am Hans Sachs Platz und weitere ehem deutsche Synagogenbauten TU DarmstadtEinzelnachweise Bearbeiten Saskia Rohde Die Zerstorung der Synagogen unter dem Nationalsozialismus S 156 In Arno Herzig Ina Lorenz Hrsg Verdrangung und Vernichtung der Juden unter dem Nationalsozialismus Hamburg 1992 ISBN 3 7672 1173 4 Dokument Nr 336 aus Otto Dov Kulka und Eberhard Jackel Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933 1945 Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 1616 5 Dok 343 aus Otto Dov Kulka und Eberhard Jackel Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933 1945 Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 1616 5 Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nurnberg Nurnberg 1947 Bd 12 S 345 381 Station 1 Erstes Nurnberger Planetarium astronomieweg nuernberg de Abgerufen am 21 November 2017 Nazi Wahn gegen Sternenhimmel pl visit net 10 April 2013 abgerufen am 21 November 2017 Gustave M Gilbert The Nuremberg Diary Farrar Straus and Company New York 1947 S 301 306 Harmen Thies Aliza Cohen Mushlin Hrsg Synagogenarchitektur in Deutschland Petersberg 2008 Thomas Tjiang Erinnerung an die Perle der Nurnberger Mittelbayerische Zeitung 9 August 2013 abgerufen am 3 Dezember 2017 Clemens Wachter Weichenstellung fur die Aufbauplanung Der Architektenwettbewerb uber den Wiederaufbau der Altstadt 1947 in Wiederaufbau in Nurnberg Ausstellungskatalog Nurnberg 2010 Clemens Wachter Weichenstellung fur die Aufbauplanung Der Architektenwettbewerb uber den Wiederaufbau der Altstadt 1947 in Wiederaufbau in Nurnberg Ausstellungskatalog Nurnberg 2010 Grundplan Wiederaufbau der Altstadt Abb Nurnberger Hauptsynagoge Gedenken an Zerstorung vor 75 Jahren In BR Radio Bayern 6 August 2013 archiviert vom Original am 30 August 2013 abgerufen am 12 Juni 2014 Zu Gast in der Israelitischen Kultusgemeinde In nn 24 Januar 2009 abgerufen am 12 Juni 2014 Tobias J G Orte der Erinnerung und der Verfolgung Ein Stadtfuhrer Nurnberg Bildungszentrum 1998 Siehe dazu Koh 3 5 EU Otto Dov Kulka und Eberhard Jackel Die Juden in den geheimen Stimmungsberichten 1933 1945 Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 1616 5 S 291 Anm 128 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagogen in Nurnberg amp oldid 221374178