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Der Wachankorridor auch Wakhan Korridor 1 oder einfach nur Wakhan ist ein schmaler Landstrich im Nordosten Afghanistans Er erstreckt sich zwischen der Grenze zu Tadschikistan im Norden und derjenigen zu Pakistan im Suden bis zu einer kurzen Grenze zwischen Afghanistan und China im Osten Seine Lange betragt ungefahr 300 km seine Breite variiert zwischen 17 und uber 60 km Bewohnbar ist das Gebiet praktisch nur im Tal des Wachandarja denn schon dieser Hauptfluss des Gebiets verlauft in Hohen zwischen etwa 2700 und 4000 Meter Die Bevolkerung besteht aus etwa 10 000 Wakhi und einigen tausend nomadischen Kirgisen WachankorridorDer Wakhan und die Grenze Afghanistan TadschikistanDer Wachankorridor Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 Politische Gliederung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeGeografie BearbeitenDer Wachankorridor ist eines der entlegensten Gebiete Afghanistans Er liegt zwischen den Bergen des Pamir und den Gebirgszugen des Hindukusch und des Karakorum Sein westlicher Eingang liegt bei dem 2660 m hoch gelegenen Ischkaschim Im Osten endet er in den Talern der beiden Quellflusse des Wachandarja dem 4030 m hohen Hochtal am Shaqmaqtin See bzw am 4923 m hohen Wakhjir Pass Seine nordliche Grenze zu Tadschikistan wird ab dem Zorkulsee vom Lauf des Pamir und anschliessend des Pandsch gebildet wahrend die sudliche Grenze zu Pakistan uber die Bergkamme sudlich des Wachandarja verlauft Deshalb gehort die nordliche Talseite zu Tadschikistan wahrend der Wachankorridor aus der sudlichen Talseite und dem Tal des Wachandarja samt dem Gebirge zwischen den beiden Flussen besteht Es ist eine der am wenigsten erschlossenen Regionen der Welt in unmittelbarer Nahe des vergleichsweise fortschrittlichen tadschikischen Gebiets mit gut ausgebauten Strassen und modernen Siedlungen Auf einer Schotterpiste lasst sich der Korridor von Ischkashim bis etwa zu zwei Dritteln nach Osten zum Ort Sarhad e Broghil durchqueren Danach ist ein Fortkommen nur noch mit Maultierkarawanen o a moglich Einige Kilometer unterhalb von Sarhad e Broghil beginnt der Weg zum Broghil Pass und zum 6 km weiter ostlich gelegenen Darwasa Pass nach Pakistan Geschichte BearbeitenDer Wachankorridor ist ein Relikt des Great Game zwischen Grossbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien Ende des 19 Jahrhunderts Er sollte eine neutrale Zone zwischen dem bis zur Durand Linie reichenden Britisch Indien einerseits und Russisch Zentralasien andererseits bilden Die nordlichen Gebiete des Wakhan kamen 1873 durch einen Vertrag zwischen Russland und Britisch Indien zu Tadschikistan heute Autonomiegebiet Berg Badachschan die sudlichen zum Pufferstaat Afghanistan Nur dieser Teil wird heute als eigentlicher Wachan bezeichnet Der Korridor ist nach dem ihn im Ostteil durchfliessenden Fluss Wachandarja benannt der sich im Mittelteil des Korridors mit dem Pamir zum Pandsch vereinigt der wiederum einer der Quellflusse des Amudarja ist Die Taler des Pamir und des Wachandarja sind zwar alte Karawanenwege uber die es im Westen aber so gut wie keine zuverlassigen geographischen Erkenntnisse gab seit Marco Polo 1274 die Gegend auf seiner Reise zum Hofe des Kublai Khan durchquerte und Benedict Goes zwischen 1602 und 1607 von Kabul durch den Pamir uber Kaschgar und Yarkant nach Karashahr gelangte Im 19 Jahrhundert gelangten zwar einige Europaer und Inder in die Gegend aber eher als Abenteurer oder Diplomaten nicht als Geographen Erst die von den Briten in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entsandten als Pundits bezeichneten einheimischen Vermesser lieferten erstmals verwertbare geographische Angaben uber diese Taler Die schwer zuganglichen Bergketten waren bis 1960 geografisch fast unerforscht Es gab zunachst nur einige Skizzen zum Verlauf der Bergkamme und spater eine sowjetische Militarkarte sehr kleinen Massstabs 1 200 000 die aus einem vermutlich grenznahen Bildflug erstellt wurde Als in den 1960er Jahren einige polnische Bergsteiger und Wissenschaftler in die Region kamen entstand eine noch ungenaue Ubersichtskarte Eine langere Kooperation mit Osterreich begann 1970 als eine Forschungs Expedition Afghanistan EXPLORATION 70 der TU Graz die Genehmigung erhielt einige Hochtaler des Wakhan kartografisch und botanisch aufzunehmen Lit s u K Gratzl 1972 Unter den etwa 15 Expeditionsteilnehmern waren Roger Senarclens de Grancy 1938 2001 und Robert Kostka fur die Vermessung die terrestrische Fotogrammetrie und die Kartografie verantwortlich Auch Forschungen zur Anthropologie zur Wakhi Sprache und der lokalen Landwirtschaft wurden durchgefuhrt Im Jahr 1975 folgte eine zweite grossere Expedition an der neben manchen Teilnehmern der ersten Expedition u a Manfred Buchroithner teilnahm 2 Sie sollte die geowissenschaftliche Erkundung erweitern vervollstandigen und mit Karten des Hindukusch verbinden Aufgrund dieser Feldarbeiten konnte der Osterreichische Alpenverein einige Jahre spater sogar eine geologische Karte 1 250 000 herausgeben In den Folgejahren wurde die Erforschung durch Satelliten Fernerkundung erganzt kam aber dann durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zum Erliegen Die meisten der kirgisischen nomadisierenden Viehhirten die als die zaristisch russische Regierung den Arbeitsdienst im Jahr 1916 auch fur muslimische Untertanen einfuhrte am Basmatschi Aufstand teilgenommen hatten blieben unter ihrem Khan Ming Bashi Haji und seinem Sohn Rahmanqul Khan im Wachankorridor Durch gute Verbindungen zum Kriegsminister Nader Khan der dann 1929 per Putsch zum Konig wurde gelang es den Zugewanderten weitgehend autonom von den afghanischen Provinzverwaltungen die nachsten Jahrzehnte im Pamir teil nomadisch zu siedeln Angesichts des Systemwechsels 1978 und der folgenden Intervention in Afghanistan fuhrte der feudale Herrscher seine etwa eintausend Untertanen ins Exil nahe Gilgit in den pakistanisch verwalteten Teil Kaschmirs nur zehn Familien blieben zuruck In Pakistan verbrachten die Umsiedler vier Jahre unter dem Schutz des UNHCR bis der turkische Prasident Kenan Evren ihre Aufnahme in die Turkei veranlasste Fur sie wurde das komplett neue Dorf Ulupamir nahe der Stadt Ercis Provinz Van gebaut 3 Politische Gliederung BearbeitenAdministrativ bildet das Gebiet den Verwaltungsdistrikt Wakhan der zur Provinz Badachschan gehort Der Distrikt Wakhan ist 11 422 km gross und hat rund 13 000 Einwohner Siehe auch BearbeitenCaprivizipfel Vergleichbarer Landstrich im Nordosten NamibiasLiteratur BearbeitenSabine Felmy Hermann Kreutzmann Wakhan Woluswali in Badakhshan Observations and Reflections from Afghanistan s Periphery In Erdkunde Band 58 Heft 2 2004 S 97 117 Karl Gratzl Hrsg Hindukusch Osterreichische Forschungsexpedition in den Wakhan 1970 2 Auflage Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1972 Roger Senarclens de Grancy Robert Kostka Grosser Pamir Osterreichisches Forschungsunternehmen 1975 in den Wakhan Pamir Afghanistan Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wachankorridor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wakhan amp the Afghan Pamir PDF Datei 3 9 MB auch veroffentlicht von der Aga Khan Foundation Afghanistan Afghanistan Wakhan Mission Technical Report PDF Datei 3 73 MB Veroffentlichung des UNEP United Nations Environment Programme und der FAO Food and Agriculture Organization 2003 Sam Dunning China Is Protecting Its Thin Corridor to the Afghan Heartland In Foreign Policy 14 August 2021 abgerufen am 12 Januar 2021 englisch Belege Bearbeiten Erinnerung ans Great Game In nzz ch Abgerufen am 11 November 2017 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche M Nazif Shahrani The life and career of Haji Rahmanqul Khan 1913 1990 Pamir Tagung 2016 37 73 Koordinaten 37 0 N 73 0 O Normdaten Geografikum GND 4064342 6 lobid OGND AKS VIAF 234142700 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wachankorridor amp oldid 223750015