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Zu den Wustungen um Jena gehoren 26 fruhere Ortschaften im heutigen Stadtgebiet von Jena die nicht mehr existieren Ursachen fur diese hohe Dichte sind unter anderem kriegerische Auseinandersetzungen wie die Einnahme der Burgen auf dem Hausberg durch die Erfurter 1304 der Thuringer Grafenkrieg von 1342 bis 1346 oder der Sachsische Bruderkrieg von 1446 bis 1451 aber auch naturliche Faktoren wie Wasserknappheit und Umweltkatastrophen Fur das Verschwinden einiger Ortsnamen ist auch die Verschmelzung mit dem nachstgrosseren Ort verantwortlich wie bei den alten Jenaer Vorstadten Inhaltsverzeichnis 1 Benndorf 2 Busitz 3 Clochwitz 4 Durrengleina 5 Gaberwitz 6 Hirschdorf 7 Hodelsdorf auf dem Sande 8 Kalthausen 9 Kotschen 10 Krotendorf 11 Leutra 12 Niederleutra 13 Nobis Mobis 14 Nollendorf 15 Proschitz 16 Rodel 17 Schetzelsdorf 18 Schichmannsdorf 19 Schlendorf 20 Schondorf 21 Selzdorf 22 Wenigenkunitz 23 Wustenwinzerla 24 Ziskau 25 Zweifelbach 26 Literatur 27 EinzelnachweiseBenndorf BearbeitenGelegen zwischen Kunitz ehemals Aldencondiz und Wenigenkunitz am Fusse des Jenzigs Die Ortslage ist anhand von Flurnamen gut zu lokalisieren Busitz BearbeitenEine bislang unveroffentlichte Untersuchung ergab dass sich dieser Ort nach dem sich im 13 und 14 Jahrhundert auch ein Adelsgeschlecht nannte im Uferbereich des Gembdenbaches zwischen Gembdenmuhle und Jenapriessnitz befand Clochwitz BearbeitenArchaologisch wie urkundlich lasst sich die Siedlung von 1259 bis kurz nach 1300 nachweisen Sicherlich ist sie im Zusammenhang der Ersturmung der burggraflich Kirchbergischen Burgen in Mitleidenschaft gezogen worden 1 Durrengleina BearbeitenDie Wustung Durrengleina oder meist nur Gleine genannt liegt auf der Hohe des Kospoth zwischen Winzerla und Ossmaritz sudlich des Kleinertals Eine gleichnamige Siedlung befindet sich auf der Hohe sudlich des Leutratals welche aber mehr oder weniger zufallig im ausgehenden 18 Jh erst so benannt wurde zuvor nur Gleina hiess In Urkunden seit dem Beginn des 14 Jh mehrmals erwahnt scheint Dorrenglyne zumindest in Teilen noch im 15 Jh gestanden zu haben Schon 1420 ist nur noch ein Rest der Siedlung vorhanden 2 Ein Adelsgeschlecht von Gleina lasst sich nachweisen hat aber sehr wahrscheinlich seinen Ursprung in Schon Gleina Ob der Ort im Bruderkrieg zerstort wurde ist unklar Eher lasst die schlechte Wasserversorgung auf der Hohe auch ein Wustwerden aus wirtschaftlichen Grunden vermuten Die Flur wurde zwischen Ossmaritz und Winzerla geteilt An der Stelle des einstigen Dorfes legte im 17 Jahrhundert Friedrich von Kospoth ein Vorwerk an 3 Gaberwitz BearbeitenAnhand von Urkunden und Flurnamen lasst sich diese Wustung im Bereich nordwestlich von Laasan in Richtung Kunitz am Fuss des grossen Gleissberges nachweisen Hirschdorf BearbeitenGrabungen bei der Anlage des Neubaugebietes Lobeda Ost brachten die lange Zeit nicht lokalisierbare Wustung Hirschdorf zutage Diese lag im Bereich der Schulen unterhalb der Erlanger Allee unweit des Kreisverkehrs an der Ilmnitzer Strasse Hodelsdorf auf dem Sande BearbeitenHodelsdorf oder die Vorstadt auf dem Sande war eine Siedlung im Osten der alten Kernstadt auf der Insel zwischen Saale und der Lache einem Seitenarm Durch Hodelsdorf fuhrte vom Saaltor kommend eine der wichtigen Handelsstrassen Jenas und weiter uber die Camsdorfer Brucke nach Osten Der Ort entstand durch die Erschliessung der ausserhalb der gesicherten Stadt liegenden Gebiete und ging schliesslich ganz in Jena auf Die Lache existiert heute nicht mehr sie verlief parallel zur Fischergasse und zum nordostlichen Lobdergraben An die Insel zwischen Saale und Lache und an den Ort auf dem Sande erinnert der heutige Inselplatz Kalthausen BearbeitenDer Ort Kalthausen lag zwischen Kunitz und Golmsdorf nach einer Zeichnung zwischen zwei Flussarmen der Saale und gegenuber der Burg Gleisberg In der Flur Kunitz tauchen noch die Namen in Kalthausen und die Hofstatt auf 1299 wird das Dorf erstmals in einer Urkunde der Herren von Gleisberg erwahnt Eine weitere schriftliche Erwahnung findet sich 1317 Wahrscheinlich ist Kalthausen parallel zur Zerstorung der Burg Gleisberg untergegangen Auch der sich standig verandernde Lauf der Saale in diesem Gebiet konnte Ursache fur das Wustwerden sein Kotschen BearbeitenDer Ort Kotschen lag in der Nahe des Stadtteils Zwatzen 1290 werden Guter zu Cozstin oder Cotsin genannt Ostlich von Zwatzen erscheinen die Flurbezeichnungen das Kotschfeld und der Kotschmar Die Ursache des Wustfallens ist ungeklart Krotendorf BearbeitenEin Zeuge des Ortes konnte die sogenannte Krautgasse in Jena sein die in die Richtung dieses im Muhltal bei der Weidigsmuhle liegenden Dorfes hinfuhrte Namen wie z B Krotenberg Krotenmuhle usw zeugen in mittelalterlichen Quellen von dessen Existenz Belegt ist der Ort vor allem durch den umfangreichen Besitz des Klosters Burgel in selbigem Leutra BearbeitenAls Leutra wurde im Mittelalter die westliche Vorstadt Jenas bezeichnet nicht zu verwechseln mit dem Dorf Leutra bei Maua Eine eigene Siedlung war Leutra allem Anschein nach nicht gewesen Die Namensentlehnung vom Leutrabach der Muhltal Leutra ist durch seine Entfernung von demselben problematisch Erst kurzlich wurde eine sehr schlussige Argumentation vorgelegt nach der Leutra erst mit der Abzweigung eines Teils der Leutra zur Durchspulung der Jenaer Altstadt im spaten 13 Jh entstanden ist 4 Der neu geschaffene Leutra Arm verlief somit direkt durch die Vorstadt Leutra bis sie beim Johannistor in die Altstadt eintrat Durch die Leutra Vorstadt fuhrte die Wagnergasse vom Johannistor westlich zum Erfurter Tor einem Teil der einstigen Anlage zur Vorverteidigung der Stadt Durch die Ausweitung des Stadtgebietes in der Neuzeit ging Leutra ganz in Jena auf Niederleutra BearbeitenDie Wustung Nieder oder Unterleutra liegt am Leutrabach zwischen den Jenaer Stadtteilen Leutra und Maua Deshalb waren fruher die Ortsbezeichnungen Ober und Unterleutra gebrauchlich Der Ort wurde durch die sogenannte Thuringer Sintflut im Jahre 1613 zerstort Die Flur ging nach Ober Leutra Flurbezeichnungen wie im Unterleutraschen Holze uberm Dorfe am Baumgarten und zwischen den Dorfern erinnern an das Dorf Beim Bau der heutigen Bundesautobahn 4 1937 entdeckte man bei Erdbewegungen viele feste Steinblocke und Gefassbruchstucke Es folgte eine archaologische Untersuchung unter der Leitung von Gotthard Neumann von der Friedrich Schiller Universitat Jena Dabei wurde festgestellt dass die Autobahn quer durch die mittelalterliche Siedlung Niederleutra gefuhrt worden war und diese dabei zerstort hatte 5 Im Jahre 1420 war die Siedlung noch bewohnt 2 Nobis Mobis Bearbeiten nbsp Die Wustung Mobis bei JenaIm Jenaer Stadtforst lag die Ortschaft Nobis bzw Mobis auch Nebis oder Nobis Nobus wird mehrmals in Urkunden genannt und ging wahrscheinlich im sachsischen Bruderkrieg unter Andererseits konnte auch das Versiegen des Brunnens eine Ursache gewesen sein 1328 taucht auch der Familienname Nobis auf Nach dem Wustfallen wurde die Flur zwischen Munchenroda und Ammerbach aufgeteilt Noch im Jahre 1420 werden Einwohner des Ortes namentlich genannt 2 Nollendorf BearbeitenDie Wustung Nollendorf liegt auf dem sogenannten Lerchenfeld nordlich des Stadtzentrums Der Ort wird erstmals 1346 erwahnt Nach dem Jenaer Geschossbuch von 1406 befinden sich Nollendorfer Besitzungen in der Nahe der heutigen Zwatzengasse Bei der Siedlung stand auch ein Brauhaus das sich nordlich des alten Universitatsgebaudes befand Spater ging der Ort in die Zwatzenvorstadt uber und somit in Jena auf An Nollendorf erinnert noch der Nollendorfer Hof 6 und die Nollendorfer Strasse Auch die Gaststatte Zur Noll hiess fruher Nollendorfer Schankwirtschaft Proschitz BearbeitenDie Wustung Proschitz liegt am Hang bzw auf der Hohe der Platte dem heutigen Jagerberg nordlich von Jena Vermutlich wurde das Dorf im 15 Jahrhundert wegen Wassermangel aufgegeben Proschitz wird im Urkundenbuch des Deutschen Ritterordens zwischen 1282 und 1306 erwahnt Dabei werden Zwatzen und Proschitz immer zusammen genannt Im Jenaer Geschossbuch werden mehrere Grundstucke Am Proschitzer Wege aufgefuhrt Der Ort besass eine Kirche welche das Dorf uberdauerte da sie aus Stein erbaut wurde und noch bis ins 17 Jahrhundert als Ruine erkennbar war ein Flurname lautet die wuste Kirche 6 Rodel BearbeitenDie Wustung Rodel oder Rodeln liegt sudostlich von Isserstedt im Jenaer Muhltal 1356 wird das Gut zu den radiln und 1357 das Dorf zum Rodel erwahnt Das Dorf ist mit dem Grafenkrieg wust gefallen An der Stelle des einstigen Ortes existiert noch das Waldstuck das Rodel Schetzelsdorf BearbeitenHierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine Hausergruppe westlich der Altstadt die bislang nicht genauer lokalisiert werden konnte Im Geschossbuch von 1406 wird sie mehrfach erwahnt Schichmannsdorf BearbeitenDie Wustung Schichmannsdorf liegt im Muhltal westlich von Jena in der Nahe der jetzigen Papiermuhle Wahrscheinlich wurde der Ort im Grafenkrieg Mitte des 14 Jahrhunderts oder schon 1304 bei der Einnahme der Hausbergburgen zerstort 1401 wird in einer Urkunde Schickmannsdorff bereits als verlassenes Dorf genannt Schlendorf BearbeitenDie Wustung Schlendorf liegt unterhalb der Burg Windberg am Hang des Hausberges Das Dorf war vermutlich eine Ansiedlung von Burgmannen von Kirchberg Schlendorf wurde wahrscheinlich mit der Belagerung und Zerstorung der Hausbergburgen 1304 zerstort Der Ort wird darauf folgend mehrmals als Wustung genannt An das einstige Dorf erinnern heute die Strassennamen Schlendorfer Strasse und Schlendorfer Oberweg Schondorf BearbeitenDie Wustung Schondorf auch Schondorf liegt nordostlich von Closewitz nach Lehesten hin Flurnamen wie der Schondorfer Garten und Schondorfer Grund nordlich des Rautals verweisen auf die Ortschaft Schondorf wird 1355 als wust bezeichnet seine Flur kam nach Closewitz Ein gleichlautender Familienname lasst sich seit dem 15 Jahrhundert in mehreren nahegelegenen Orten nachweisen Selzdorf BearbeitenDie Wustung Selzdorf oder Seltzdorf auch Seldens Seldis oder Seldigsdorf genannt liegt in der Gemarkung Lobeda nahe der Lobdeburg In einer Urkunde von 1291 werden zwei Weinberge bei Seldenstorf erwahnt Ausserdem taucht im 14 Jahrhundert auch der Familienname Seldensdorf auf Der Flurname das Selzdorf hat sich bis heute erhalten Noch 1468 soll ein Seltzdorfer Vorwerk und ein Seltzdorfer Brunnen in der Nahe der Lobdeburg gestanden haben Wie der Ort wust fiel ist nicht bekannt Wenigenkunitz BearbeitenDie Wustung Wenigenkunitz liegt zwischen Kunitz und Wenigenjena und war vermutlich eine Ansiedlung unterworfener Slawen Das Dorf wird in einer Urkunde 1343 und im Jahre 1406 im Jenaer Geschossbuch in Verbindung mit einem Weinberg als Wenigen Condicz genannt Die Flurbezeichnung zu Wenigen Kunitz in der Gemarkung Kunitz weist darauf hin 7 Wustenwinzerla BearbeitenWustenwinzerla lag unterhalb des Beutenberges 6 Bodenkundliche Untersuchungen verorten die Wustung am Berghang des Griessberges zwischen Winzerla und Ossmaritz Ziskau BearbeitenDie Wustung Ziskau liegt sudostlich des Jenaer Stadtteils Lutzeroda und westlich von Closewitz Das Dorf scheint wie Schondorf im Grafenkrieg zerstort wurden zu sein Es wird 1351 als wust bezeichnet Die Einwohner siedelten vermutlich nach Closewitz um In Urkunden des 14 Jahrhunderts kommt der Familienname Cyscowe oder Cystowe vor Der Ort gab dem Ziskauer Tal zwischen Cospeda und Lutzeroda seinen Namen Zweifelbach BearbeitenDie alte Jenaer Vorstadt im Suden bezeichnete man als Zweifelbach Durch die wirtschaftliche Bedeutung der Strasse nach Suden entstand schon bald eine Vorstadtsiedlung entlang der Neugasse Ausserdem befand sich hier das 1414 gegrundete Karmelitenkloster Zum Heiligen Kreuz Der Name Zweifelbach lasst sich durch die Lage an den zwei Bachlaufen der Leutra also der Zwiefaltbach erklaren Auch diese Vorstadt ging in der Neuzeit vollig in Jena auf Literatur BearbeitenA Mueller Die Wustungen im I und II Verwaltungsbezirke des Grossherzogtums Sachsen Weimar 1877Einzelnachweise Bearbeiten Andrei Zahn Closewitz und das Kloster Kapellendorf In Verein fur Thuringische Geschichte Hrsg Blatter des Vereins fur Thuringische Geschichte e V Bd 15 2005 S 6 14 a b c Andrei Zahn Die Einwohner der Amter Burgau Camburg und Dornburg ein Beteregister aus der Zeit um 1421 1425 Arbeitsgemeinschaft fur mitteldeutsche Familienforschung 1 Aufl Mannheim 1998 Schriftenreihe Schriftenreihe der AMF 55 Andrei Zahn Durrengleina Zwei Orte ein Name ungedrucktes Manuskript Christine Muller Vortrag in Jena vom 19 Februar 2015 Leutra Liutdraha altes Dorf oder moderne Legende der Jenaer Stadtgeschichtsforschung Bereich fur Ur und Fruhgeschichte der Friedrich Schiller Universitat Jena Memento vom 12 Mai 2008 im Internet Archive a b c Ruth Kallies Wer kennt die Platze weiss die Namen Alte Jenaer Ortlichkeiten von Alterstein bis Wollmisse Jenzig Jena 2000 ISBN 3 910141 40 4 Franz Linke Peter Buhner Der Jenaer Weinbau in Vergangenheit und Gegenwart Schriftenreihe der Stadtischen Museen Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wustungen um Jena amp oldid 225307114