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Die Vogelkoje Meeram war eine von zwei Anlagen auf der Nordseeinsel Amrum Kreis Nordfriesland Schleswig Holstein die dem Fang von Wildenten diente Heute gilt sie als ein Kulturdenkmal aus den Zeiten der Selbstversorgung auf den Inseln 1 Das Vogelkojenwarterhauschen Die Vogelkoje Meeram liegt ostlich des Naturschutzgebietes Amrumer Dunen und etwa 2 Kilometer sudlich von Norddorf im nordlichsten Zipfel der Gemeinde Nebel etwa 2 5 Kilometer vom Zentrum des Dorfes entfernt 1 Die historische Fanganlage war von 1866 bis 1936 in Betrieb Seit 2011 ist das Gebiet mit den angrenzenden Biotopen sowie dem archaologischen Areal ein Naturerlebnisraum Dieser soll per Definition im Landesnaturschutzgesetz den Besuchern ermoglichen Natur Naturzusammenhange und den unmittelbaren Einfluss des Menschen auf die Natur zu erfahren 2 Die zweite Amrumer Vogelkoje befand sich in Suddorf heute auf dem Gebiet von Wittdun auf Amrum und wurde 1883 eingerichtet Sie war nie rentabel und wurde nach wenigen Jahren geschlossen Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Fangtechnik 2 Geschichte 2 1 Der Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram 3 EinzelnachweiseAufbau und Fangtechnik Bearbeiten nbsp Modell einer VogelkojeDie Vogelkoje Meeram besteht aus einem quadratischen etwa 3 000 Quadratmeter grossen Susswasserteich 3 Von diesem zweigen an den Ecken vier bogenformige Seitenkanale sogenannte Pfeifen ab Sie sind mit Ausnahme des Ausgangs zum Teich rundherum mit Netzen uberspannt und verjungen sich zum Ende Dort munden sie in Reusenanlagen oder Fangkasten 4 Die Seiten des Teiches wie auch der Pfeifen waren mit hohem Schilfgras bepflanzt in das an einigen Stellen Beobachtungslocher hineingeschnitten waren Diese waren uber Pirschwege fur den Kojenmann oder Kojenwart erreichbar der sich damit von den Enten unbemerkt bewegen konnte 4 In einem speziellen Entenhaus der sogenannten Tammkuhle hielt der Kojenmann gezahmte und kupierte Wildenten die er als Lockvogel einsetzte Auf dem Areal der Koje steht zudem noch das Haus des Kojenwarters in dem dieser wahrend der Fangsaison lebte Die ganze Anlage war mit einem breiten Graben umgeben der nur mittels einer Zugbrucke uberquert werden konnte Diese war jedoch wahrend der Fangsaison hochgezogen damit niemand die Vogelkoje unbefugt betreten konnte 5 nbsp Einer der Fangarme der Vogelkoje MeeramZum Fang wurde jeweils der Windrichtung entsprechend die Pfeife benutzt aus der der Wind herauswehte da Wildenten stets gegen den Wind landen Dort streute der Kojenmann wahrend der Fangsaison schwimmendes Futter meist Gerste 6 in das Wasser Die Lockenten zogen ihre auf der offenen Wasserflache gelandeten Artgenossen zum Futter und damit immer tiefer in die Pfeife Wegen ihrer gebogenen Form konnten die Wildenten deren Ende nicht einsehen 6 Waren sie erst einmal weit genug in die Fangarme hineingeschwommen scheuchte sie der Kojenmann schliesslich in die Reusen oder Fangkasten am Ende wo er sie dann einzeln herausholte und gekringelt bzw geringelt hat sie also durch Halsumdrehen totete Abends fuhr ein von der Betreibergesellschaft bestellter Vorsteher zur Koje nahm den Tagesfang entgegen und verteilte die Enten als Dividende an die Anteilseigner Schwankende Fangergebnisse glich er mit einem ausgeklugelten System aus so dass er jeden Gesellschafter seinen Anteilen entsprechend bedachte 6 Spater lieferte er die Enten auch in Massen an eine Konservenfabrik 4 Viele Vogelkojen wurden ganzjahrig betrieben In Meeram war jedoch nur wahrend des Vogelzuges meist von Ende August bis Ende Oktober oder Anfang November Fangsaison 6 Wahrend dieser Zeit galt rund um die Vogelkoje eine grosse Ruhezone Insgesamt fingen die Kojenmanner in der Vogelkoje Meeram zwischen 1867 und 1935 417 569 Enten 6 vor allem Spiessenten etwa 90 Prozent des Fangertrags Pfeifenten etwa sechs Prozent Krickenten 2 2 Prozent sowie in geringeren Anteilen auch Stockenten Loffelenten und einige andere Arten 4 Geschichte BearbeitenEntenkojen gab es in den Niederlanden bereits seit dem 13 Jahrhundert Auf Amrum dagegen beschrankte man sich noch weit in das 19 Jahrhundert auf das Sammeln von Seevogeleiern den Fischfang und die Jagd im Freiland vor allem den Fang von Wildkaninchen Um die Versorgungslage auf der kleinen Insel zu verbessern beschlossen die Amrumer eine Vogelkoje zu errichten Nachdem ein erster Anlauf dafur im Jahr 1806 scheiterte ergriff Nickels Johann Schmidt aus Nebel die Initiative 1863 erhielt er von der damals noch amtierenden danischen Verwaltung die Lizenz zum massenhaften Fang von Wildenten 7 1866 lud er zu einer Interessentenversammlung Dort bildeten acht Hauptinteressenten allesamt Manner aus alteingesessenen Amrumer Familien unter Federfuhrung des Pastors Mechlenburg 6 eine Genossenschaft und erhielten von dieser jeweils zehn Anteile sogenannte Lose die sie verkaufen konnten Festgelegt war dass die Bewohner der Insel ein Vorkaufsrecht hatten und jeder Interessent hochstens zwei Lose kaufen durfte Damit wollten die Insulaner offenbar verhindern dass sich auswartige Investoren in ihre Fanganlage einkauften 6 nbsp Blick auf die Vogelkoje Auf der sumpfigen Heide Meeram am Dunenrand zwischen Norddorf und Nebel begannen die Amrumer im Fruhjahr 1866 mit dem Bau der Vogelkoje Sie entstand in einer eiszeitlichen Mulde aus Wasser stauendem Geschiebemergel In der umgebenden sandigen Dunenlandschaft ist dies einer der wenigen Platze an denen das Wasser gehalten werden kann Weiteres Wasser fuhrten die Amrumer uber Graben aus benachbarten Dunentalern zu Vor allem wahrend der Sommermonate sank der Pegel des Teiches trotzdem betrachtlich ein Problem das schliesslich mit einer windkraftbetriebenen Pumpe gelost wurde 6 Im Herbst 1866 waren die Arbeiten abgeschlossen so dass die Anlage zur Fangsaison wahrend des Vogelzuges ihren Betrieb aufnehmen konnte Erster von der Gesellschaft angestellter Kojenmann war Cornelius Peters der die Einrichtung von 1867 bis 1890 betreute Er hinterliess ein Tagebuch in dem er die Entenfange protokollierte Fur ihre Tatigkeit erhielten die Kojenmanner eine Pramie die sich nach der Zahl der erlegten Enten richtete 6 Zunachst war der Ertrag massig Er steigerte sich aber allmahlich auf schliesslich zwischen 10 000 und 20 000 Enten jahrlich Dies ging weit uber den Eigenbedarf der Inselbevolkerung die Ende des 19 Jahrhunderts etwa 600 Personen umfasste 4 hinaus 1896 entstand daraufhin in Nebel eine Konservenfabrik Sie lieferte die eingemachten Wildenten in etliche Stadte des Deutschen Reiches 4 vornehmlich aber an die Hotels und Pensionen die im Zuge des sich entwickelnden Fremdenverkehrs entstanden 6 nbsp Bruchwald an der Vogelkoje Ende der 1920er und zu Beginn der 1930er Jahre nahmen die Fangzahlen deutlich ab und brachen schliesslich ganz ein 1930 schloss die Konservenfabrik ihre Tore und schliesslich musste 1937 auch die Vogelkoje Meeram den Fangbetrieb einstellen 6 Im Jahre 1952 ubernahm die Gemeinde Nebel die Vogelkoje um sie als Anschauungsobjekt auszugestalten 3 Der Verein Oomrang Ferian die Amrum Touristik die Jagerschaft Amrum und die Gemeinde Nebel 8 gaben 2009 mit Mitteln aus der Bingo Umweltlotterie die Entwicklung eines Rahmenkonzeptes fur den Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram in Auftrag das schliesslich mit der Hilfe von Fordermitteln der Aktivregion Uthlande sowie der Europaischen Union umgesetzt werden konnte Der damalige Burgermeister von Nebel Bernd Dell Missier erhielt im Juni 2011 die Ernennungsurkunde fur den Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram von Hans Adolf Wrage Der Biologe war seinerzeit im Ministerium fur Landwirtschaft Umwelt und landliche Raume in Schleswig Holstein verantwortlich fur Naturerlebnisraume und Naturparke 9 Im Umfeld der Vogelkoje gediehen auf der fast baumlosen Insel die ersten schnellwuchsigen Baume wie Erlen Pappeln und Birken die zur Tarnung der Pirschwege des Kojenmannes angepflanzt wurden Sie bildeten bald den ersten zusammenhangenden Baumbestand auf der Insel Heute ist die Vogelkoje von Bruchwald umwachsen Sie ist als Vogelfreistatte Brut und Rastplatz vieler Vogel unter anderem der Graugans 10 Der Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram Bearbeiten nbsp Der Vorplatz mit dem Servicepavillon nbsp Bohlenweg in das archaologische Areal Der Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram gliedert sich in mehrere Bereiche Auf der rund 1 700 m grossen Freiflache des Vorplatzes der Vogelkoje liessen die Kooperationspartner 2014 einen Spielplatz erneuern sowie einen Servicepavillon aufstellen Dafur investierten sie rund 100 000 Euro 11 Direkt auf dem Vorplatz befindet sich der Eingang zur Vogelkoje Sie gilt als ein Kulturdenkmal aus der Zeiten der Selbstversorgung auf den Inseln 1 In den Sommermonaten besuchen taglich bis zu 300 Menschen die Anlage 11 Sie bewegen sich uber einen barrierefreien 12 Bohlenweg der auch durch die angrenzenden Biotope Dunen Heide Wald und Feuchtgebiete fuhrt durch die Vogelkoje An verschiedenen Tafeln und Elementen konnen sie sich uber Einzelheiten und Hintergrunde zur Vogelkoje zur Natur rund um die Vogelkoje mit ihren Tieren und Biotopen und zum Einfluss des Menschen auf die Natur informieren Im Vogelkojenwarterhauschen das seit 2014 auch im Inneren dem ursprunglichen Zustand nachempfunden ist ist eine Ausstellung uber das Leben und die Behausung des Kojenwarters zu sehen 11 nbsp Die steinzeitliche Grabstelle Langbett im archaologischen Areal nbsp Der Nachbau eines eisenzeitlichen Hauses nbsp In einem Gehege lebt DamwildTeil des Naturerlebnisraumes Vogelkoje Meeram ist auch das archaologische Areal das sich in Richtung Dunen und Quermarkenfeuer anschliesst Auf dem Gebiet gibt es ausgedehnte Grabungsstellen mit Funden aus der Stein bis zur Eisenzeit Eine steinzeitliche Grabstelle Langbett und einzelne Hausgrundrisse sind im Boden zu sehen und seit 2014 macht der Nachbau eines eisenzeitlichen Hauses die Lebensumstande in der Fruhgeschichte nachvollziehbar Auch dieses Areal konnen Besucher uber verschiedene Bohlenwege erschliessen die sie an die wichtigsten Fund und Beobachtungsstellen heranfuhren wo auf Tafeln weitere Informationen zu finden sind Das Naturzentrum Amrum bietet regelmassig Fuhrungen im Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram an 1 Ziel des Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram Amrum ist es den Natur und Kulturraum des Areals fur die Besucher erlebbar zu gestalten anschauliche Informationen bereitzustellen und die Gaste fur die naturlichen Ablaufe und die Geschichte der Insel Amrum zu sensibilisieren 13 Enten Ganse und andere Wildvogel konnen sich frei uber das gesamte Gelande bewegen in einem Gehege lebt Damwild Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Naturzentrum Amrum des Oomrang Ferian Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram auf Amrum In Landesbetrieb fur Kustenschutz Nationalpark und Meeresschutz Schleswig Holstein Natur erleben an der Nordsee S 26 Abgerufen am 30 September 2016 Gesetz zum Schutz der Natur Landesnaturschutzgesetz LNatSchG vom 24 Februar 2010 38 Naturerlebnisraume Abgerufen am 30 September 2016 a b Thomas Oelers Naturerlebnisraum Meeram Gemeinde reagiert auf geanderte Wetterverhaltnisse In Amrum News 29 Mai 2015 Abgerufen am 30 September 2016 a b c d e f Georg Quedens Hans Hingst Gerhard Stuck Ommo Wilts Amrum Landschaft Geschichte Natur Amrum 1991 S 235 Georg Quedens Amrum 15 durchgesehene Auflage Breklumer Verlag Breklum 1990 ISBN 3 7793 1110 0 S 47 a b c d e f g h i j k Frank Christian Heute Tod in der Koje Abgerufen am 30 September 2016 Martin Rheinheimer Der Kojenmann Mensch und Natur im Wattenmeer 1860 1900 Kiel 2007 ISBN 978 3 529 02776 5 S 126 Peter Luckel Offizielle Eroffnung des Naturerlebnisraumes Vogelkoje Meeram In Amrum News 10 Juni 2011 Abgerufen am 30 September 2016 Thomas Oelers Vogelkoje ist jetzt Naturerlebnisraum In Insel Bote 21 Juni 2011 Abgerufen am 30 September 2016 Amrum de Amrum A Z Abgerufen am 30 September 2016 a b c Thomas Chrobock Naturerlebnisraum Vogelkoje Meeram In Der kleine Amrumer Ausgabe 2014 S 16 Thomas Oelers Vogelkoje wird zum Naturerlebniszentrum In Insel Bote 21 August 2010 Abgerufen am 30 September 2016 Peter Luckel Servicepavillon an der Vogelkoje eroffnet In Amrum News 17 Mai 2013 Abgerufen am 30 September 2016 54 663924 8 324456 Koordinaten 54 39 50 1 N 8 19 28 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vogelkoje Meeram amp oldid 228145862