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Der Vertriebsprozess ist in der Betriebswirtschaftslehre der sich in Unternehmen an den Produktionsprozess anschliessende Geschaftsprozess der den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen zum Ziel hat Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Phasen und Prozessumfang 3 Bedeutung 4 Elemente des Vertriebsprozesses 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenVertriebsprozesse unterliegen dem Prozessmanagement und finden im Rahmen der Vertriebsstrategie statt Der Vertriebsprozess beinhaltet einzelne Ablaufabschnitte die bei der Formulierung eines Vertriebsziels beginnen und beim Vertriebscontrolling enden 1 Im Mittelpunkt stehen insbesondere die Akquisition neuer Kunden die Wahl bestimmter Vertriebskanale die Kundenbindung von Stammkunden oder die Ruckgewinnung ehemaliger Kunden Zur Gestaltung des Vertriebsprozesses bedarf es einer Vertriebskompetenz Es handelt sich um einen sich standig wiederholenden Prozessablauf englisch selling cycle 2 Phasen und Prozessumfang BearbeitenDie Fachliteratur teilt den Vertriebsprozess haufig in folgende Phasen ein 3 Das Prozessmanagement entwickelt den Vertriebsprozess und die Vertriebsziele es folgt eine Marktanalyse Etablierung einer effizienten Kommunikationspolitik Marktbearbeitung uber das Kundenmanagement werden die Kunden kennengelernt Kundenanforderungen ermitteln und erfullen Vertriebserfolg tritt bei einem Zielerreichungsgrad von 100 ein Der Vertriebsprozess beginnt operativ mit einer Kundenanfrage 4 der ein Angebot folgt Stimmt dieses mit der Kundenanforderung uberein erteilt der Kunde einen Kundenauftrag oder eine Bestellung Der Auftragseingang wird zunachst durch eine Auftragsbestatigung nachgewiesen und danach entweder durch die Produktion bearbeitet oder vom Lager bedient Der Warenausgang beinhaltet eine Qualitatskontrolle bevor die Lieferung erfolgt Es folgt ein etwaiger Kundendienst Der Vertriebsprozess wird durch etwaige Beschwerden oder Reklamationen durch den Kunden komplettiert Insofern sind auch das Beschwerdemanagement und das After Sales Management noch ein Teil des Vertriebsprozesses Bedeutung BearbeitenDer Vertriebsprozess gehort im Marketing zur Vertriebs oder Distributionspolitik als Bestandteil des Marketing Mix Dabei geht es um alle Aktivitaten und Entscheidungen auf dem Weg eines Produktes oder einer Dienstleistung vom Anbieter Hersteller zum Endverbraucher Kunde Nach Henner Schierenbeck 5 unterscheidet man zwischen einem akquisitorischen und einem physischen logistischen Vertrieb Zum akquisitorischen Vertrieb gehoren die genannten Aktivitaten zur Neukundengewinnung Kundenbindung und Kundenruckgewinnung einschliesslich der Auswahl von Vertriebskanalen Der physische beziehungsweise logistische Vertrieb umfasst alle Aktivitaten und Entscheidungen uber den effizienten Einsatz von Transportmitteln Bahn Lkw oder Flugzeug uber verschiedene Systeme der Lagerhaltung und die Standortwahl fur Umschlags und Auslieferungsstellen Im Konsumgutermarketing erfolgt nach Waldemar Pelz 6 der Kontakt zum Kunden und der Aufbau einer Kundenbeziehung in erster Linie uber Massenmedien wie zum Beispiel Presse oder Rundfunk also indirekt mit Hilfe der Instrumente der Kommunikationspolitik Dabei spielt der personliche Verkauf eine untergeordnete Rolle Dagegen ist im Investitionsgutermarketing und bei erklarungsbedurftigen wissens und technologieintensiven Produkten und Dienstleistungen die direkte Gestaltung der Beziehungen und der direkte Kontakt zum Kunden von fundamentaler Bedeutung Beispielsweise ist es praktisch unmoglich eine Gasturbine ein Kraftwerk einen Hubschrauber einen Borsengang Dienstleistung oder einen Computertomographen uber Massenmedien zu vermarkten Folglich ist der personliche Verkauf einschliesslich Beratung und Kundenbetreuung sowie der Aufbau einer langfristigen vertrauensvollen Geschaftsbeziehung der wichtigste Erfolgsfaktor bei der Vermarktung von Investitions und Industriegutern sowie von wissensintensiven Dienstleistungen Im Investitionsgutermarketing beginnt der Vertriebsprozess wesentlich fruher als beim Konsumgutermarketing namlich bei der Identifizierung und Auswahl attraktiver Kunden siehe folgender Abschnitt Alle diese Aktivitaten mussen in einem effizienten Prozess dem Vertriebsprozess organisiert sein Der Vertrieb hat also eine starke akquisitorische Funktion Diese ist allerdings auch im Konsumgutermarketing wegen der abnehmenden Bedeutung klassischer Distributoren zu beobachten Deswegen spricht zum Beispiel Christian Homburg von Vertriebspolitik statt von Distributionspolitik als der vierten Komponente des Marketing Mix in einem zeitgemassen Marketingverstandnis 7 Elemente des Vertriebsprozesses BearbeitenWie der Vertriebsprozess konkret zu gestalten ist unterscheidet sich von Branche zu Branche Dennoch findet man insbesondere bei der Vermarktung von wissensintensiven Produkten und Dienstleistungen mit hoher Wertschopfung einige Gemeinsamkeiten die man analog zur nebenstehenden Grafik Der Vertriebsprozess anhand der Fachliteratur 8 zusammenfassend wie folgt skizzieren kann Ein effizienter Vertriebsprozess setzt voraus dass die Unternehmensleitung im Rahmen der Marketingplanung die langfristige Strategie des Unternehmens festgelegt und Entscheidungen uber die relevanten Zielgruppen Segmentierung die Positionierung des Unternehmens und die wirtschaftlichen Ziele getroffen hat Hinzu kommen Annahmen uber die Entwicklung wichtiger Trends und wirtschaftspolitischer oder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen Zu den strategischen Entscheidungen gehort auch die Auswahl und Gestaltung des Vertriebssystems im Rahmen der Distributionspolitik nbsp Abbildung Der Vertriebsprozess als Element des DistributionsprozessesOhne Klarung dieser Voraussetzungen ist es zum Beispiel kaum moglich Kriterien fur die Auswahl und Qualifizierung des Vertriebspersonals festzulegen siehe Vertriebskompetenz Nach Klarung dieser strategischen Voraussetzungen konnen die Verantwortlichen beginnen den Vertriebsprozess zu gestalten Der Vertriebsprozess beginnt mit der Identifizierung und Auswahl attraktiver Kunden Bei der Attraktivitat kann es sich um das Umsatzpotenzial die Bonitat oder erwartete Rentabilitat des Kunden handeln Zum ersten Schritt gehort auch die Klarung der Frage was der potenzielle Kunde von seinen Geschaftspartnern erwartet und nach welchen Kriterien er sich fur oder gegen den Kauf entscheidet so genannte Kaufentscheidende Faktoren Die Gestaltung des Vertriebsprozesses ist auch davon abhangig um welche Art von Entscheidungssituation es sich handelt Beispielsweise wird der Kunde bei einem Routinekauf vollig andere Erwartungen haben als bei der Entwicklung einer innovativen Problemlosung In der Regel entscheidet nicht eine einzelne Person beim Kunden uber den Abschluss eines Kaufvertrages Meistens sind verschiedene Entscheidungstrager aus mehreren Abteilungen mit unterschiedlichen Interessen und Einflussmoglichkeiten an der Kaufentscheidung beteiligt siehe Buying Center Dazu gehoren zum Beispiel die Produktion die Forschung und Entwicklung der Einkauf das Marketing oder die Geschaftsfuhrung Auf Basis der Kenntnisse uber die Entscheidungstrager ist es dem Verkaufer oder dem Team moglich ein Angebot auszuarbeiten und zu prasentieren das den Erwartungen des Kunden entspricht Haufig ist es notwendig den Kunden bei der Formulierung und Klarung seiner Erwartungen zu unterstutzen wenn der Anbieter uber entsprechende Erfahrungen verfugt Nach Klarung der Anforderungen und Spezifikationen beginnen die Verhandlungen uber Preise Liefer und Zahlungsbedingungen sowie konkrete Leistungen die den kalkulierten Preisen zugrunde liegen Hinzu kommt die Ausarbeitung von Vertragen als juristische Grundlage zur effizienten Bereinigung von moglichen Streitigkeiten Je nach technologischem Niveau und Wissensintensitat des Angebotes ist es in der Regel notwendig den Kunden bei der Implementierung der Problemlosung bzw der Inbetriebnahme des Produktes beratend zu begleiten damit die Integration der Problemlosung oder des Produktes in den Geschaftsprozess reibungslos funktioniert Der Vertriebsprozess endet mit der Erfolgskontrolle in einer Weise dass beide Vertragspartner vom Nutzen dieser Geschaftsbeziehung uberzeugt sind Dieser beiderseitige Nutzen ist die wichtigste Voraussetzung fur die Entstehung vertrauensvoller Geschaftsbeziehungen und somit fur die Bindung von Stammkunden Derartige Erfahrungen wirken sich positiv auf das Image und die Positionierung des Anbieters aus was wiederum die Gewinnung neuer und die Ruckgewinnung ehemaliger Kunden erleichtert Bei negativen Erfahrungen kommt es zu entsprechenden Verlusten an Kunden Image und Umsatz Zahlreiche empirische Untersuchungen zeigen dass eine uberdurchschnittliche Qualitat der Kundenbeziehungen zu einer zwei bis dreifach hoheren Rendite fuhren kann 9 Siehe auch BearbeitenKundenwertLiteratur BearbeitenLiteratur uber Vertriebsprozess im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek James C Anderson James A Narus Business Marketing Management Understanding Creating and Delivering Value Pearson 2009 Christian Homburg Harley Krohmer Marketingmanagement 3 Auflage Wiesbaden 2009 Christian Homburg u a Sales Excellence 4 Auflage Wiesbaden 2006 Michael D Hutt Tomas W Speh Business Marketing Management B2B Cengage Learning 2010 Robert W Palmatier Interfirm Relational Drivers of Customer Value In Journal of Marketing Vol 72 2008 Waldemar Pelz Strategisches und Operatives Marketing Norderstedt 2004 Henner Schierenbeck Grundzuge der Betriebswirtschaftslehre 17 Auflage Munchen 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Anton Schmoll Vertriebsoptimierung im Firmenkundengeschaft 2006 S 227 Gunter Hofbauer Claudia Hellwig Professionelles Vertriebsmanagement 2009 S 54 Andreas Preissner Vertrieb leicht gemacht Markte analysieren Kunden uberzeugen Umsatz steigern 2007 S 23 ISBN 9783636015006 Holger Arndt Supply Chain Management 2008 S 250 Henner Schierenbeck Grundzuge der Betriebswirtschaftslehre 17 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