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Die Vertikalverschiebung ist ein Phanomen des mittelalterlichen Burgenbaus Der Begriff bezeichnet den Prozess der allmahlichen Loslosung der Burg vom Siedlungs und Gutsverband im europaischen 12 und 13 Jahrhundert 1 Das Phanomen des Hoherwanderns von Burganlagen vom geschlossenen Siedlungsverband weg auf isolierte Hohen ist seit etwa 1100 zunachst beim hoheren Adel zu konstatieren und erfasst in einer zweiten Welle auch die Ministerialen Besonders deutlich geben sich die beinahe regelhafte Ablose der Burgensitze und der damit verbundene Namengebungswandel im inneralpinen Raum vor allem in Graubunden und in Tirol zu erkennen Aber auch in Flachlandschaften wie etwa Niederosterreich oder dem Niederrhein lasst sich das Hoherspringen von Burgen beobachten 2 Die grundlegenden Tiroler Untersuchungen von Martin Bitschnau haben erwiesen dass der Standortwechsel in die Hohe weniger vor einem militarischen als einem sozialgeschichtlichen Hintergrund zu sehen ist Demnach druckt sich in der Hohenbewegung nicht so sehr die vielbemuhte Lagegunst als vielmehr die Distanzierung des Adels von untergeordneten Bevolkerungsschichten aus Die Hohenburg wird zum Identifikationsobjekt von Herrschaft und Macht und macht auch baulich architektonisch die starkere Verrechtlichung Verselbstandigung und das Standesethos einer privilegierten Elite sichtbar 3 Damit ist der hochmittelalterliche Burgenbau als Phanomen sozialer Ungleichheit angesprochen dessen Manifestieren Mechanismen der hochmittelalterlichen Gesellschaft offenlegt Tiroler Beispiele fur die Vertikalverschiebung und den Namenswechsel des Burgsitzes sind etwa die Haselburg bei Bozen Haslach Haselberg burg Hohenwanderung kurz vor 1237 4 die Leonburg Lana Lanaburg berg bei Lana oder Schloss Freundsberg bei Schwaz Literatur BearbeitenMartin Bitschnau Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300 Grundlagen zu ihrer Erforschung Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Sitzungsberichte Bd 403 Mitteilungen der Kommission fur Burgenforschung und Mittelalterarchaologie Sonderbd 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1983 ISBN 3 7001 0520 7 Einzelnachweise Bearbeiten Erwin Poeschel Das Burgenbuch von Graubunden Orell Fussli Zurich 1929 S 40 Gerhard Seebach Niederosterreichische Bergfriede Typologische Untersuchungen und Datierungsfragen In Unsere Heimat Zeitschrift des Vereines fur Landeskunde von Niederosterreich und Wien Jg 45 1974 ISSN 1017 2696 S 174 Martin Bitschnau Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300 S 9 ff Hannes Obermair Haslach Geschichte eines alten und jungen Bozner Stadtteils Academia edu abgerufen am 15 Oktober 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertikalverschiebung amp oldid 208220617