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Die Verfassung der Freien Stadt Danzig war die Verfassung des nach dem Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet Danzigs und umliegender Orte gebildeten Freistaates der Freien Stadt Danzig zwischen 1922 und 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Verfassungsanderungen 3 Aushohlung und Aufhebung 4 Inhalte 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Abtrennung Danzigs von Deutschland als Freie Stadt fuhrte zu der Notwendigkeit dieser eine Verfassung zu geben Im Friedensvertrag von Versailles war in Artikel 103 festgelegt Die Verfassung der Freien Stadt Danzig wird im Einvernehmen mit einem Oberkommissar des Volkerbunds von ordnungsgemass berufenen Vertretern der Freien Stadt Danzig ausgearbeitet Die Verfassung wird von dem Volkerbund gewahrleistet 1 Im September 1919 wurde ein Unterausschuss zur Vorbereitung der Verfassung eingerichtet Er bestand aus 53 Mitgliedern des Magistrats und aller politischen Parteien Er war parteipolitisch gemass dem Ergebnis der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung zusammengesetzt zum Zeitpunkt dieser Wahl war die Freie Stadt Danzig noch nicht konstituiert Dem Unterausschuss wurden zwei Verfassungsentwurfe vorgelegt Im September legte der parteilose Oberburgermeister Heinrich Sahm einen Entwurf vor im Oktober folgte ein Gegenentwurf der Mehrheitssozialisten In 20 Sitzungen wurde bis zum 22 Marz 1920 die einzelnen Themen diskutiert und am Ende ein Verfassungsentwurf abgestimmt Ein wesentlicher Konfliktpunkt war die Frage der Schulorganisation Die Zentrumspartei der Freien Stadt Danzig konnte sich nicht gegen Sozialdemokraten und Liberale durchsetzen die alle Konfessionsschulen abschaffen wollten und als einzige Schulform die staatliche Simultanschule wunschten Die Kommunalwahlen am 14 Dezember 1919 fuhrten zu einem deutlichen Erstarken der DNVP bei Verlusten der Sozialdemokraten und der DDP Auch bei der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung am 16 Mai 1920 zeigte sich dieses Bild Am 14 Juni 1920 trat die Verfassungsgebende Versammlung erstmals zusammen Nach 22 Sitzungen verabschiedete diese am 11 August 1920 mit 68 Ja Stimmen zu 44 Nein Stimmen bei einer Enthaltung in dritter Lesung die Verfassung Der Streit um die Schulpolitik war so heftig dass USPD und SPD bei der Abstimmung uber den Artikel 101 aus Protest den Saal verliessen Mit dem unter den burgerlichen Parteien gefundenen Kompromiss konnten die Konfessionsschulen bestehen bleiben neue Schulen sollten jedoch als Simultanschule entstehen Die notwendige Genehmigung der Verfassung durch den Volkerbund dauerte noch langer Weder die Botschafterkonferenz am 9 November 1920 nach dieser wurde die Freie Stadt Danzig konstituiert noch die Konferenz vom 27 Oktober 1920 behandelte die Verfassung Erst mit Veroffentlichung im Journal Officiel des Volkerbundes vom 13 Mai 1922 war die Verfassung auch offiziell in Kraft 2 Verfassungsanderungen BearbeitenDie Verfassung wurde mit mehreren Gesetzen geandert Gesetz vom 9 Dezember 1920 3 Gesetz vom 17 Mai 1921 4 Gesetz vom 4 April 1922 5 Gesetz vom 4 Juli 1930 6 Inhalt dieser Anderung die am 27 Juni 1930 mit 92 Stimmen gegen die Stimmen der Kommunisten und bei 23 Enthaltungen angenommen wurde war die Verkleinerung des Volkstags auf 72 und des Senates auf 12 Mitglieder 7 1928 scheiterte der Versuch einer Verfassungsanderung In der dritten Lesung am 27 Juni 1928 nahmen nur 74 Abgeordnete teil so dass die notwendige Mehrheit nicht erreicht wurde Am 9 Dezember 1928 kam es zu dem vorgeschriebenen Referendum Die Bevolkerung hatte hierbei die Moglichkeit zwei Anderungsvorschlage zu unterstutzen Der Antrag Volkswille zielte darauf die Zahl der Abgeordneten auf 72 zu reduzieren der Vorschlag Burgerschutz wollte die Zahl sogar auf 61 reduzieren Beide Antrage verfehlten die notwendige Zahl von 108 000 Stimmen Der Volkswille wurde von 73 284 Wahlern der Burgerschutz von 58 251 Wahlern unterstutzt 8 Aushohlung und Aufhebung BearbeitenIn der Wahl zum 5 Volkstag am 28 Mai 1933 hatte die NSDAP eine absolute Mehrheit der Stimmen und 38 von 72 Mandaten im Volkstag erhalten Mit dieser Mehrheit wurde das Ermachtigungsgesetz auch in Danzig eingefuhrt Damit war die Verfassung in wesentlichen Teilen ausgehohlt Petitionen der demokratischen Parteien an den Volkerbund fuhrten zu keinen Verbesserungen Durch Gesetz vom 1 September 1939 9 wurde die Verfassung endgultig aufgehoben Inhalte BearbeitenDa die Bevolkerung zu 95 aus Deutschen bestand 10 regelte Artikel 4 die Amtssprache ist deutsch Fur die polnische Minderheit war der Gebrauch der polnischen Sprache beim Unterricht sowie bei der inneren Verwaltung und der Rechtspflege garantiert Artikel 6 bis 24 regelten die Wahl und Arbeit des Volkstags des Parlaments Die Rolle des Senats der Regierung war in Artikel 25 bis 42 geregelt Der Senat bestand aus 7 hauptamtlichen und 13 ehrenamtlichen Senatoren Weder eine vorzeitige Auflosung des Parlaments noch eine Absetzung der hauptamtlichen Senatoren war vorgesehen Das in Artikel 43 bis 49 geregelte Gesetzgebungsverfahren regelte dass Gesetze der Zustimmung von Senat und Volkstag bedurften Fur den Fall dass der Senat Gesetzesentwurfen des Volkstags seine Zustimmung versagt war eine Volksabstimmung vorgesehen Verfassungsanderungen bedurften einer Zweidrittelmehrheit Kreditaufnahmen und neue Steuern waren an ein Votum des Finanzrates gebunden Der zweite Hauptteil der Verfassung Art 71 ff regelte die Grundrechte und Grundpflichten Die Regelungen orientierten sich vielfach an den entsprechenden Regelungen der Weimarer Reichsverfassung Besonders umstritten waren die Regelungen uber Religion und Religionsgesellschaften in Artikel 96 ff Entgegen den Regelungen im Reich bestand keine Trennung von Staat und Kirche Auch hatten die burgerlichen Parteien das Recht der Kirchen festgeschrieben Kirchensteuer zu erheben Auch die Regelungen uber Bildung und Schule Art 101 ff waren umstritten gewesen Neben der Simultanschule Art 104 waren die sozialdemokratischen Parteien damit gescheitert den Religionsunterricht Art 106 verbieten zu lassen Weblinks BearbeitenText der VerfassungEinzelnachweise Bearbeiten Text des Friedensvertrages von Versailles Stefan Samerski Die katholische Kirche in der Freien Stadt Danzig 1991 ISBN 3412017914 S 27 40 GBl 1922 S 141 GS 1922 S 142 GS 1922 S 144 GBl S 179 Wolfgang Ramonat Der Volkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920 1934 1979 ISBN 3 7648 1115 3 S 139 Wolfgang Ramonat Der Volkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920 1934 1979 ISBN 3 7648 1115 3 S 142 143 GVBl S 435 John Brown Mason The Danzig Dilemma A Study in Peacemaking by Compromise Stanford University Press Stanford 1946 ISBN 978 0 8047 2444 9 eingeschrankte Vorschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verfassung der Freien Stadt Danzig amp oldid 230741885