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Die Venino war eine italienische Kaufmannsfamilie die von 1670 bis 1703 in Heilbronn ansassig war Ihr bekanntester Vertreter war Carlo Venino der sich als erster italienischer Kaufmann 1 in Heilbronn niederliess und 1693 als reicher Mann verstarb Von ihm hatte sich eine Grabplatte aus dem Heilbronner Klarakloster erhalten Die Venino hatten auch in anderen Stadten Niederlassungen so in Mannheim und Eppingen Grabstein des Carolus Venino von 1693 aus dem Heilbronner Klarakloster im Zweiten Weltkrieg im Stuttgarter Lapidarium zerstort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Carlo Venino 1 1 1 Hintergrund 1 1 2 Auflage vom 13 Januar 1672 zulasten Veninos 1 1 3 Auflage vom 29 Januar 1680 zugunsten Veninos 1 1 4 Epitaph 1 2 Johanna Maria Juditha Venino 1 2 1 Verstoss gegen die Auflage von 1672 1 2 2 Auflage 1672 vs Auflage 1680 1 3 Andrea Venino 1 3 1 Ausweisung Bianchi vs Ausweisung Venino 1 3 2 Neckarsulm 2 Stammbaum 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenCarlo Venino Bearbeiten Hintergrund Bearbeiten Es gelang nur zwei italienischen Spezereikramern die aus dem Gebiet des Comer Sees stammten sich in der lutherisch gepragten Reichsstadt Heilbronn niederzulassen Neben der Familie Bianchi war es die Familie Venino Carlo Venino war besonders daran interessiert gerade in Heilbronn eine kaufmannische Niederlassung zu grunden weil der Neckar damals ein wichtiger Handelsweg fur die Spedition der Waren aus dem Norden uber Mainz nach Wurttemberg und Oberdeutschland war Wegen der Schifffahrtsunterbrechung durch die Muhlenwehre erreichte Heilbronn eine gewisse Form von Monopolstellung im Guterumschlag am Neckar Carlo Venino stammte aus Bellagio und siedelte sich als erster italienischer Kaufmann 1 um 1670 mit seiner Frau in Heilbronn an 2 Auflage vom 13 Januar 1672 zulasten Veninos Bearbeiten Der im September 1670 als Schutzverwandter bezeichnete Carlo Venino war jedoch in lange Auseinandersetzungen mit den einheimischen Kaufleuten verstrickt weswegen Venino auch in den Ratsprotokollen erwahnt wird Der Grund fur den Rechtsstreit war in der Tatsache begrundet dass Venino seine Waren nicht nur auf den Jahrmarkten sondern auch auf den Wochenmarkten anbieten wollte Dagegen gingen die Heilbronner Kaufleute vor und beschwerten sich bei dem Heilbronner Rat weil Venino nicht nur Gewurz und italienische Waren sondern auch solche verkaufe mit denen die hiesigen Handelsleute und die Apotheker zu handeln pflegten 1 Der Rat stand jedoch auf der Seite Veninos Der Rechtsstreit wurde im Januar 1672 mit einer vom Rat genehmigten Capitulation beendet die Venino am 13 Januar 1672 beeidigte 3 4 Die Capitulation oder auch Staat bzw Ordnung bestand in einer Auflage die besagte in welchem Umfang und auf welche Art und Weise Venino in Heilbronn Waren verkaufen durfte Er durfte demnach nur sogenannte italienische Waren verkaufen und dies nur auf den Jahrmarkten Der Verkauf auf den Wochenmarkten wurde Venino untersagt Die italienischen Waren bestanden aus Zitrusfruchten Nussen Kase Salami Sardellen Olen Seife Fisch Kaffee Drogen Zucker und Seide Auflage vom 29 Januar 1680 zugunsten Veninos Bearbeiten Die Heilbronner Kaufleute legten am 18 Marz 1679 eine Klageschrift gegen Carlo Venino vor weil er seiner vorgeschriebenen Ordnung in etlichen Punkten zuwider gehandelt 5 habe Der nachfolgende Rechtsstreit vor dem Heilbronner Rat hielt das ganze Jahr an Schliesslich forderte Carlo Venino am 9 Dezember 1679 dass die Auflagen Capitulation zu seinen Gunsten verandert wurden ansonsten wurde er seinen Wohnort andern Der Heilbronner Rat erfullte entgegen den Forderungen der einheimischen Kaufleute Veninos Wunsche und verlas am 29 Januar 1680 eine veranderte Capitulation Carlo Venino importierte nun auch auslandischen Wein wie z B wurttembergischen Wein der jedoch sofort von Heilbronn konfisziert wurde Venino musste eine Strafe von 100 Talern zahlen 6 Epitaph Bearbeiten Carlo Venino verstarb 1693 und wurde im Klarakloster in Heilbronn begraben wovon noch sein Grabdenkmal zeugte Die Umschrift lautete ANNO 1693 IST IN GOT SELIG ENTSCHLAFEN DER EHRNVESTER UND VORGEACHTETER HERR CAROLUS VENINO ITALIENER GEWESTER HANDELSMANN IN HAILBRONNEN IST ER VERSCHIEDEN SEINES ALTERS 56 JAHR DESEN SELEN WOLLTE GOTT GENEDIG UND BARMHERZIG SEIN AMEN Veninos Grabstein wurde in der Gruft der Klosterkirche 1889 gefunden und 1944 im Lapidarium des Landesmuseums Stuttgart zerstort 7 8 Johanna Maria Juditha Venino Bearbeiten Verstoss gegen die Auflage von 1672 Bearbeiten Nach dem Tod des Carlo Venino entbrannte ein erneuter Rechtsstreit zwischen den Heilbronnern Kaufleuten und Veninos Witwe So schrieb am 27 Januar 1694 der Syndicus Brunner an den Heilbronner Rat dass eine Kontrolle ergeben hatte dass Carlo Venino seine Auflagen Capitulation nicht eingehalten habe Demzufolge habe Venino mit Gewurzen Blaufarbe und Heringen gehandelt und dies en detail Daraufhin wunschten die Heilbronner Kaufleute dass der Heilbronner Rat die alleinstehende Witwe Johanna Maria Juditha Venino aus der Stadt weisen solle Der Rat beschloss jedoch dass die Witwe in Heilbronn verbleiben durfe Spater wurden erneut Beschwerden gegen den 1693 verstorbenen Carlo Venino erhoben die in der Ratssitzung vom 24 Marz 1696 ausfuhrlich verlesen wurden In sechs Punkten beschrieb der Heilbronner Rat die gravamina Er sei der von ihm am 13 Januar 1672 beeidigten Ordnung nicht nachkommen habe nicht nur mit den ihm erlaubten italienischen Waren gehandelt sondern auch mit Stockfisch Hering Tabak Lebertran Seife und dergleichen sie auch unerlaubt en detail verkauft seine Waren auch Kommissionsguter nicht jederzeit ins Lagerhaus gebracht sondern in seinem Sandhof niedergelegt wodurch er das publicum defraudiert habe Er habe ausserdem seine welschen Fruchte und andere Waren seit 15 Jahren nicht durch die ratsverordnete Prufung visitieren lassen und zudem seinen Laden taglich offen gehabt obwohl ihm dies nur zu den Jahrmarkten erlaubt sei 9 Uber mehrere Seiten hinweg sind in den Heilbronner Ratsprotokollen die von den Heilbronner Kaufleuten vorgebrachten Verstosse des Venino festgehalten Die einheimischen Kaufleute beklagten sich dass sie als Burger in den beschwerlichen Kriegszeiten die onera zu tragen hatten wahrend Venino seine Abgabenpflicht umgehe und die Stadt betruge 9 Trotzdem durfte die Witwe Venino sich weiter in Heilbronn aufhalten und Handel treiben Von dem Handel der Venino wollte der Heilbronner Rat weiter profitieren da man nicht ermessen konne dass sie die einheimischen Kaufleute die italienischen Waren zu einem wohlfeileren Preis anbieten konnten 9 Auflage 1672 vs Auflage 1680 Bearbeiten Die Witwe Venino entgegnete dass bereits eine Strafe von 20 Reichstaler gezahlt worden sei weil ihr verstorbener Mann sich nicht an die Auflagen Capitulation Staat der Stadt gehalten hatte Spater brachte sich noch weiter vor dass der Heilbronner Rat am 29 Januar 1680 eine Capitulation zugunsten Veninos vereinbart habe der zufolge sie ihren Laden auch ausserhalb der Jahrmarkte offen halten durfe und sie ihre Waren nicht kontrollieren lassen musse Johanna Maria Juditha Venino erinnerte daran dass jene Capitulation vom 29 Januar 1680 nicht ihre Gultigkeit verloren hatte Weiter bot die Witwe an dass wenn sie ihren Laden auch ausserhalb der Markte halb offen halten durfe sie jahrlich ein etliches der Statt beitragen wolle 10 Daraufhin veranlasste der Heilbronner Rat dass die Heilbronner Kaufleute in einer Frist von acht Tagen die Capitulation von 1680 vorzulegen hatten weil sie damals auch ihnen zugestellt worden sei Da die Vereinbarung aus dem Jahre 1680 nicht mehr aufzufinden war baten die Heilbronner Kaufleute dass die Capitulation de anno 1672 die gunstiger fur die einheimischen Kramer war neu aufzustellen sei Am 12 August 1697 beschwerten sich die Heilbronner Kramer dass die Witwe wiederholt gegen ihre Auflagen Capitulation Staat verstossen habe Daraufhin verschob der Rat die weitere Beratung weil jetz die Zeit zu kurz 10 sei Johanna Maria Juditha Venino verstarb noch im November 1697 Andrea Venino Bearbeiten Ausweisung Bianchi vs Ausweisung Venino Bearbeiten Nachdem die Witwe Venino im November 1697 verstorben war beschwerten sich die Heilbronner Kramer gegen den Sohn Andrea s Venino Ausserdem forderten im Juni 1702 die einheimischen Kramer dass alle Welschen so auch Andrea s Venino ausgewiesen werden sollten Im Jahre 1703 beriet der Heilbronner Rat ob man beide italienischen Handelsleute aus der Stadt ausweisen sollte oder ob man einen auf die Prob 11 in der Stadt behalten solle Man entschied sich am 20 Marz 1703 dafur Andrea s Venino auszuweisen Wegen Andrea s Venino hatte sich im Jahre 1698 die Stadt Dinkelsbuhl mehrmals an den Heilbronner Rat gewandt Der Grund war dass Venino seine Schulden bei dem in Dinkelsbuhl ansassigen Handelsmann Johann Baptist Vanossi begleichen sollte Selbst nachdem Venino durch das Stadtgericht verurteilt worden war beglich er die Schulden nicht Schliesslich sah sich die Reichsstadt Dinkelsbuhl im Marz 1703 gezwungen Veninos Verhaftung zu beantragen Im September 1702 hatte ein angeblich koniglicher Kurier in der Nacht die Stadt betreten wollen Auf Befragen gab Venino unter Eid an dass es sich bei dem Kurier um einen mit ihm befreundeten jungen Brentano aus Heidelberg gehandelt habe der der Ehefrau von Konig Joseph I Sudfruchte bringen wollte Diese befand sich beim Konig der sich mit der Reichsarmee auf dem Weg an den Rhein befand Neckarsulm Bearbeiten Nachdem Andrea Venino aus Heilbronn ausgewiesen wurde siedelte er sich 1703 in Neckarsulm an wo er im Dezember 1703 Maria Jakobina Herold verwitwete Stein heiratete 12 13 14 Stammbaum BearbeitenCarlo Venino 1637 in Bellagio 10 September 1693 in Heilbronn Johanna Maria Juditha November 1697 in Heilbronn Andreas Venino Dezember 1703 Maria Jakobina Herold verwitwete SteinLiteratur BearbeitenThea E Stolterfoht Italienische Kaufleute in der Reichsstadt Heilbronn in der Fruhen Neuzeit 1670 1773 In heilbronnica 3 Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 2006 Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 17 S 119 204 zur Geschichte der Familie Venino siehe Seite 131 bis Seite 139 online PDF 627 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c Stolterfoht S 132 Stadtarchiv Heilbronn Ratsprotokoll vom 21 September 1670 in dem Carlo Venino bereits als Schutzverwandter bezeichnet wurde Stadtarchiv Heilbronn Ratsprotokoll vom 8 Januar 1672 StadtA Heilbronn Ratsprotokoll vom 12 Januar 1672 Stolterfoht S 133 Stadtarchiv Heilbronn Ratsprotokoll u a vom 20 Juli 1686 5 November 1695 und vom 3 Oktober 1697 mit einem Verbot fur die Witwe des Carlo Venino auslandischen Wein einzufuhren Julius Baum Katalog der koniglichen Altertumersammlung in Stuttgart Band 3 Die deutschen Bildwerke des 10 18 Jhs Stuttgart Berlin 1917 S 327 Willi Zimmermann Das Klarakloster neu entdeckt und rekonstruiert In Willi Zimmermann Christhard Schrenk Hrsg Neue Forschungen zum Heilbronner Klarakloster Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1993 ISBN 978 3 928990 42 4 Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 26 S 7 44 dort S 34 a b c Stolterfoht S 136 a b Stolterfoht S 137 Stadtarchiv Heilbronn Ratsprotokoll vom 9 Mai 1696 23 Juni 1696 3 Juni 1697 und vom 12 August 1697 StadtA Heilbronn Ratsprotokoll vom 20 Juni 1702 und vom 20 Marz 1703 StadtA Heilbronn Ratsprotokoll vom 16 Marz 1698 28 Mai 1698 12 November 1698 und vom 10 Marz 1703 Stadtarchiv Heilbronn Ratsprotokoll vom 11 April 1703 16 Mai 1703 12 Juni 1703 23 Juni 1703 2 August 1703 20 September 1703 und vom 22 September 1703 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Venino Kaufmannsfamilie amp oldid 232297471