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Die Urkundeninschrift des Speyrer Doms beinhaltet das alteste kaiserliche Freiheitsprivileg der Stadt Speyer Es stammt vom 7 und 14 August 1111 Heinrich V verlieh den Burgern der Stadt finanzielle und rechtliche Begunstigungen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Inhalt 3 Uberlieferung 4 Gestaltung 5 Bedeutung 6 Edition 7 Literatur 8 AnmerkungenHintergrund BearbeitenNachdem Papst Paschalis II die Exkommunikation Heinrichs IV aufgehoben hatte wurde dessen Leichnam am 7 August 1111 im Chor des Doms zu Speyer beigesetzt Aus diesem Anlass erteilte Heinrichs Sohn Heinrich V den Speyrer Burgern ein Privileg Der Vorgang wurde sieben Tage spater am 14 August 1111 abgeschlossen 2 Die Annahme es habe zwei Urkunden gegeben ist irrig 3 Inhalt BearbeitenDas erste Teil des Privilegs befreite die Burger der Stadt Speyer vom sogenannten Budeil und sprach ihnen freies Erb und Verfugungsrecht uber ihren Besitz zu Im Gegenzug wurde ihnen vorgeschrieben sich am Jahresgedachtnis Heinrichs IV zur Vigil und zur Messe zu versammeln und fur jedes Haus ein Brot als Almosen fur die Armen zu geben Die zweite Urkundenteil erliess den Einwohnern jeden Zoll der in der Stadt bisher zu entrichten war Bannpfennig Schosspfennig und Pfefferzoll Ausserdem sollten innerhalb des Bistums keine Zolle gezahlt und keine Abgaben auf Waren die mit Schiffen transportiert wurden erhoben werden Um die Legierung der Munzen zu verandern bedurfte es von nun an der Zustimmung der Burger Dem Burggrafen war es verboten den Besitz der Bevolkerung anzutasten den Bannwein zu verkaufen und Schiffe der Einwohner ohne deren Einverstandnis fur Herrendienste in Beschlag zu nehmen Zusatzlich sollte kein Bewohner Speyers sich ausserhalb der Stadt einem Gericht beugen mussen 4 Uberlieferung BearbeitenDie Urkundeninschrift ist nicht erhalten Allerdings ist der Wortlaut durch mehrere Abschriften rekonstruierbar Es ist nicht bekannt wann genau die Inschrift zerstort wurden 1137 kam es zu einem Stadtbrand 1159 und 1289 brannte der Dom 1429 erneuerte man die Inskriptionen jedoch vernichtete der grosse Stadtbrand sie 1450 vollstandig Nach 1450 entstand eine weitere Fassung die im Wortlaut Unterschiede zu den fruheren Versionen aufwies 5 Die alteste Abschrift stammt aus dem Codex minor Spirensis aus dem Jahr 1281 Der Text stimmt im Wortlaut mit dem Vidimus der Notare Johannes Pusillus aus Basel und Konrad Vischelin aus Bruchsal vom 1 April 1340 uberein das nach eigenen Angaben direkt von der Inschrift genommen wurde 6 Diese Kopie ging indes im Zweiten Weltkrieg verloren 7 Gestaltung BearbeitenDie Inschrift befand sich mit goldenen Buchstaben an der Westfassade des Doms uber dem Portal 8 Die historische Forschung geht davon aus dass der erste Abschnitt links der zweite rechts und in der Mitte Corroboratio und Datierung positioniert war Ein Bild Heinrichs V das an Stelle eines Siegels die Beglaubigungsfunktion einnahm war darunter oder daruber angebracht 9 Bedeutung BearbeitenDie Urkundeninschrift des Speyrer Doms bildete die Basis der kommunalen Rechte und Identitat Speyers Die Vergunstigungen galten auch fur Neuburger was vermutlich zu einem Bevolkerungsanstieg fuhrte Insgesamt verbesserte sich die wirtschaftliche Situation der Einwohner insbesondere der Kaufleute da keine steuerlichen Abgaben geleistet werden mussten Auch die politische Bedeutung des Burgertums wuchs durch die ausgesprochenen Rechtsgarantien Das Privileg wurde von Friedrich Barbarossa 1182 unter Berufung auf die Inschrift bestatigt 10 Auszuge mit den Erweiterungen der Rechte aus Friedrichs Privileg wurden wohl 1408 auf der ursprunglichen Inschrift unter dem Bild Heinrichs angebracht 11 Heinrich V hingegen pflegte einerseits das Andenken seines Vaters andererseits errichtete er sich mit seinem Bildnis ein eigenes Erinnerungsmonument Die Verleihung der Freiheiten wurde mit dem Gedenken an die salische Dynastie verknupft Damit wird die herausragende Bedeutung der Burger fur den Kaiser unterstrichen Die Speyrer Inschrift nimmt unter den Urkundeninschriften eine herausragende Stellung ein da es sich bei ihr um die Originalfassung handelt Es existierte keine Pergamentausfertigung Die Entscheidung das Privileg in Form einer Urkundeninschrift zu verleihen gewahrleistete dass es offentlich einsehbar war Obwohl der Urkundentext lateinisch war waren einige Schlusselbegriffe wie Budeil Bannpfennig Schosspfennig und Bannwein auch in der Volkssprache angegeben Sie fungierten somit als Erinnerungshilfe damit der Inhalt prasent blieb 12 Edition BearbeitenMonumenta Germaniae Historica Die Urkunden Heinrichs V und der Konigin Mathilde Nr 90 Vorlaufige Webedition Literatur BearbeitenWolfgang Muller Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters Kallmunz 1975 Munchener Historische Studien Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften hsg von PeterAcht 13 S 23 26 43 48 Nr 2 Sebastian Scholz Die Urkundeninschriften in Speyer 1111 Worms 1184 und Mainz 1135 Funktion und Bedeutung In Ausstellungskatalog Die Salier Macht im Wandel Munchen 2011 S 163 165 Sebastian Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 Mit Textedition und Ubersetzung In Ausstellungskatalog Die Salier Macht im Wandel Munchen 2011 S 167 175 Stefan Weinfurter Salisches Herrschaftsverstandnis im Wandel Heinrich V und sein Privileg fur die Burger von Speyer In Fruhmittelalterliche Studien Band Jahrgang Nr 36 2002 S 317 335 ISSN 1613 0812Anmerkungen Bearbeiten RIplus Regg Heinrich V n 90 in Regesta Imperii Online Abgerufen am 28 Oktober 2017 Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 S 166 Muller Urkundeninschriften S 23ff Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 S 169 171 Weinfurter Salisches Herrschaftsverstandnis im Wandel Heinrich V und sein Privileg fur die Burger von Speyer S 317 Muller Urkundeninschriften S 23 Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 S 166 Weinfurter Salisches Herrschaftsverstandnis im Wandel Heinrich V und sein Privileg fur die Burger von Speyer S 318 Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 S 169 D F I 827 RI IV 2 4 n 2659 in Regesta Imperii Online Abgerufen am 30 Oktober 2017 Muller Urkundeninschriften S 67 69 Nr 10 Scholz Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V fur Speyer aus dem Jahr 1111 S 172 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urkundeninschrift des Speyerer Doms amp oldid 220061218