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Ein Umgebungssystem ist ein spezielles Mengensystem in der mengentheoretischen Topologie einer Grundlagendisziplin der Mathematik Ein Umgebungssystem eines Punktes besteht aus allen Mengen in denen der Punkt echt enthalten ist sich also in ihrem Inneren befindet Somit ist das Umgebungssystem eines Punktes die Menge aller Umgebungen eines Punktes Umgebungssysteme spielen eine wichtige Rolle in der Topologie wo durch sie der Konvergenzbegriff fur Folgen passend auf topologische Raume verallgemeinert wird In diesem Zusammenhang werden Umgebungssysteme auch Umgebungsfilter genannt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiel 3 Eigenschaften 4 Verwendung 4 1 Erzeugung von Topologien 4 2 Filterkonvergenz 5 Weiterfuhrende Begriffe 6 Weblinks 7 LiteraturDefinition BearbeitenGegeben sei ein topologischer Raum X O displaystyle X mathcal O nbsp sowie ein beliebiges x X displaystyle x in X nbsp Das Umgebungssystem oder der Umgebungsfilter von x displaystyle x nbsp ist die Menge aller Umgebungen von x displaystyle x nbsp und wird mit U x displaystyle mathcal U x nbsp bezeichnet Es ist also U x M X M ist Umgebung von x displaystyle mathcal U x M subset X M text ist Umgebung von x nbsp Eine Menge M X displaystyle M subset X nbsp heisst eine Umgebung von x displaystyle x nbsp wenn es eine Menge O O displaystyle O in mathcal O nbsp gibt so dass x O M displaystyle x in O subset M nbsp gilt Beispiel BearbeitenGegeben sei eine Menge X displaystyle X nbsp versehen mit der diskreten Topologie sprich jede Teilmenge von X displaystyle X nbsp ist eine offene Menge Dann ist jede Menge die x displaystyle x nbsp enthalt stets offen und somit eine Umgebung Das Umgebungssystem ist also U x M X x M displaystyle mathcal U x M subset X x in M nbsp Betrachtet man umgekehrt die indiskrete Topologie bei der nur die gesamte Menge und die leere Menge offen sind so ist X displaystyle X nbsp die einzige Umgebung jedes Punktes und somit U x X displaystyle mathcal U x X nbsp Eigenschaften BearbeitenUmgebungssysteme haben folgende Eigenschaften Ist U U x displaystyle U in mathcal U x nbsp und U V displaystyle U subset V nbsp so ist auch V U x displaystyle V in mathcal U x nbsp Denn ist U displaystyle U nbsp eine Umgebung von x displaystyle x nbsp so existiert ein O O U displaystyle mathcal O ni O subset U nbsp Dann ist aber auch O V displaystyle O subset V nbsp und somit ist auch V displaystyle V nbsp eine Umgebung von x displaystyle x nbsp Fur jedes U U x displaystyle U in mathcal U x nbsp ist trivialerweise x U displaystyle x in U nbsp Fur I 1 n displaystyle I 1 dots n nbsp und U i U x displaystyle U i in mathcal U x nbsp wobei i I displaystyle i in I nbsp ist gilt i I U i U I U x displaystyle bigcap i in I U i U I in mathcal U x nbsp Endliche Schnitte von Umgebungen sind also wieder Umgebungen Dies folgt direkt aus der Schnittstabilitat der in den Umgebungen enthaltenen offenen Mengen Zu jeder Umgebung U U x displaystyle U in mathcal U x nbsp gibt es eine Umgebung V U x displaystyle V in mathcal U x nbsp so dass U displaystyle U nbsp eine Umgebung der Menge V displaystyle V nbsp ist Somit handelt es sich bei dem Umgebungssystem um einen Mengenfilter worauf die Benennung als Umgebungsfilter beruht Verwendung BearbeitenErzeugung von Topologien Bearbeiten Mittels Umgebungssystemen lassen sich Topologien definieren Dazu nutzt man aus dass eine Menge genau dann offen ist wenn sie Umgebung jedes ihrer Punkte ist Dies entspricht O U x displaystyle O in mathcal U x nbsp fur alle x O displaystyle x in O nbsp Sind nun zu jedem x X displaystyle x in X nbsp Mengensysteme M x displaystyle mathcal M x nbsp angegeben welche die vier oben unter Eigenschaften aufgefuhrten Punkte erfullen so lasst sich eine Topologie O M displaystyle mathcal O mathcal M nbsp wie folgt erklaren O offen in O M displaystyle O text offen in mathcal O mathcal M nbsp genau dann wenn O M x fur alle x O displaystyle O in mathcal M x text fur alle x in O nbsp Diese Topologie ist eindeutig bestimmt und besitzt die Mengensysteme M x displaystyle mathcal M x nbsp als Umgebungssysteme von x displaystyle x nbsp Filterkonvergenz Bearbeiten Hauptartikel Filterkonvergenz In allgemeinen Topologischen Raumen ist der gewohnlich Konvergenzbegriff mittels Folgen nicht mehr ausreichend daher greift man auf Netze oder Mengenfilter zuruck um die Konvergenz sinnvoll zu erweitern So heisst dann ein Filter F displaystyle mathcal F nbsp konvergent gegen x displaystyle x nbsp wenn F U x displaystyle mathcal F supset mathcal U x nbsp ist Mit diesem neuen Konvergenzbegriff lassen sich viele Formulierungen fur Folgen aus metrischen Raumen aquivalent formulieren So ist x A displaystyle x in overline A nbsp genau dann wenn ein Filter existiert der gegen x displaystyle x nbsp konvergiert und A displaystyle A nbsp enthalt Ebenso lassen sich mittels der Konvergenz von Filtern auch Hausdorff Raume charakterisieren Weiterfuhrende Begriffe BearbeitenEine Menge B x U x displaystyle mathcal B x subset mathcal U x nbsp heisst eine Umgebungsbasis wenn jede beliebige Menge U U x displaystyle U in mathcal U x nbsp ein B B x displaystyle B in mathcal B x nbsp enthalt Die Machtigkeit von Umgebungsbasen hat weitreichende strukturelle Folgen Von topologischen Raumen in denen alle Punkte abzahlbare Umgebungsbasen haben sagt man auch dass sie das erste Abzahlbarkeitsaxiom erfullen In ihnen kann beispielsweise auf die Filterkonvergenz verzichtet werden die Folgenkonvergenz ist uneingeschrankt gultig Weblinks BearbeitenB A Pasynkov Neighbourhood In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Literatur BearbeitenBoto von Querenburg Mengentheoretische Topologie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2001 ISBN 978 3 540 67790 1 doi 10 1007 978 3 642 56860 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umgebungssystem amp oldid 222695190