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Die Filterkonvergenz ist ein Konvergenzbegriff in der Topologie einem Teilgebiet der Mathematik Sie wird uber Mengenfilter formalisiert und ist neben der Konvergenz von Netzen eine Moglichkeit die Konvergenz von Folgen in topologischen Raumen zu verallgemeinern Die Notwendigkeit die Konvergenz von Folgen zu verallgemeinern resultiert daraus dass die Verwendung von Folgen in topologischen Raumen zur Charakterisierung von topologischen Eigenschaften nicht ausreicht So lassen sich beispielsweise Funktionen konstruieren welche der topologischen Charakterisierung von Stetigkeit Urbilder offener Mengen sind wieder offen nicht genugen fur die aber die klassische Charakterisierung in metrischen Raumen gilt konvergiert die Folge x n n N displaystyle x n n in mathbb N gegen x displaystyle x so konvergiert f x n displaystyle f x n gegen f x displaystyle f x 1 Die Filterkonvergenz verallgemeinert die Folgenkonvergenz so dass topologische Eigenschaften auch in topologischen Raumen uber Konvergenz und die aus ihr abgeleiteten Begriffe charakterisiert werden konnen Inhaltsverzeichnis 1 Rahmenbedingungen und Probleme 2 Definition 3 Beispiel Ubergang zur Folgenkonvergenz 4 Folgerungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseRahmenbedingungen und Probleme BearbeitenIst ein metrischer Raum X d displaystyle X d nbsp gegeben so heisst eine Folge x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp konvergent gegen x X displaystyle x in X nbsp wenn gilt fur jedes e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp existiert ein N N displaystyle N in mathbb N nbsp so dass d x n x e displaystyle d x n x leq varepsilon nbsp fur alle n N displaystyle n geq N nbsp Dies formalisiert die intuitive Vorstellung dass eine konvergente Folge beliebig nahe an ihren Grenzwert heranreicht fur jeden vorgegebenen Abstand e displaystyle varepsilon nbsp sind irgendwann alle Folgenglieder naher am Grenzwert als dieser Abstand Jeder metrische Raum ist auch immer ein topologischer Raum X O d displaystyle X mathcal O d nbsp Die offenen Mengen der Topologie O d displaystyle mathcal O d nbsp sind dann genau die Vereinigungen von beliebig vielen offenen Kugeln B r x y X d y x lt r displaystyle B r x y in X mid d y x lt r nbsp mit variablem Radius r displaystyle r nbsp Damit sind topologische Begriffe wie Abgeschlossenheit Stetigkeit und Kompaktheit in metrischen Raumen wohldefiniert und lassen sich auf zweierlei aquivalente Arten beschreiben Die erste wird in diesem Artikel die topologische Charakterisierung genannt die andere die Charakterisierung durch Folgen Betrachtet man als Beispiel die Abgeschlossenheit so gilt topologische Charakterisierung A displaystyle A nbsp ist abgeschlossen displaystyle iff nbsp das Komplement von A displaystyle A nbsp liegt in O d displaystyle mathcal O d nbsp Charakterisierung durch Folgen A displaystyle A nbsp ist abgeschlossen displaystyle iff nbsp Der Grenzwert jeder konvergenten Folge aus A displaystyle A nbsp liegt wieder in A displaystyle A nbsp Die Definition der Konvergenz von Folgen kann problemlos auf beliebige topologische Raume ubertragen werden Dazu wird der Abstand e displaystyle varepsilon nbsp vom Grenzwert als e displaystyle varepsilon nbsp Umgebung des Grenzwertes aufgefasst und dann im Rahmen der Ubertragung auf beliebige Umgebungen des Grenzwertes erweitert Eine Folge x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp in einem topologischen Raum heisst dann konvergent gegen x displaystyle x nbsp wenn gilt fur jede Umgebung U displaystyle U nbsp von x displaystyle x nbsp existiert ein N N displaystyle N in mathbb N nbsp so dass x n U displaystyle x n in U nbsp fur alle n N displaystyle n geq N nbsp In topologischen Raumen stimmen die topologische Charakterisierung und die Charakterisierung durch Folgen von topologischen Eigenschaften im Allgemeinen nicht uberein So existieren Falle von Punkten die im Abschluss einer Menge liegen aber durch keine Folge in der Menge erreicht werden 2 ebenso wie Beruhrungspunkte gegen die keine Folge konvergiert 3 Aus diesem Grund unterscheidet man in topologischen Raumen die beiden Arten der Charakterisierung Die Charakterisierung durch Folgen erhalt dabei das Prafix folgen folgenabgeschlossen folgenkompakt etc wahrend die Namen der topologischen Charakterisierung meist unverandert bleiben mit der Ausnahme der Uberdeckungskompaktheit Damit sind Folgen einerseits fur die Untersuchung von topologischen Strukturen nur bedingt geeignet andererseits sind sie auch ein beliebtes und intuitiv zugangliches Hilfsmittel fur viele Beweise Die Filterkonvergenz verallgemeinert nun den Begriff der Folgekonvergenz so dass die oben beschriebene Aquivalenz von Charakterisierung durch Folgen und spater Filtern und topologischer Charakterisierung wie in metrischen Raumen auch in beliebigen topologischen Raumen gilt Die Folgenkonvergenz erweist sich damit als Spezialfall der Filterkonvergenz Definition BearbeitenGegeben sei ein topologischer Raum X O displaystyle X mathcal O nbsp Sei F displaystyle mathcal F nbsp ein Mengenfilter in X displaystyle X nbsp und sei U x displaystyle mathcal U x nbsp der Umgebungsfilter von x X displaystyle x in X nbsp also die Menge aller Umgebungen von x displaystyle x nbsp Der Filter F displaystyle mathcal F nbsp heisst konvergent gegen x displaystyle x nbsp wenn F U x displaystyle mathcal F supset mathcal U x nbsp ist Man schreibt dann F x displaystyle mathcal F rightarrow x nbsp und nennt x displaystyle x nbsp einen Limespunkt von F displaystyle mathcal F nbsp Gilt fur alle U U x displaystyle U in mathcal U x nbsp und alle F F displaystyle F in mathcal F nbsp dass F U displaystyle F cap U neq emptyset nbsp ist so heisst x displaystyle x nbsp ein Beruhrpunkt Somit ist die Menge aller Beruhrpunkte B displaystyle B nbsp gegeben als B F F F displaystyle B bigcap F in mathcal F overline F nbsp Hierbei bezeichnet F displaystyle overline F nbsp den Abschluss der Menge F displaystyle F nbsp Beispiel Ubergang zur Folgenkonvergenz BearbeitenDie Folgenkonvergenz ist ein Spezialfall der Filterkonvergenz Ist eine Folge x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp gegeben so definiert man R N x n n N displaystyle R N x n n geq N nbsp die Folge ohne die ersten N displaystyle N nbsp Folgenglieder Wahlt man alle diese R N displaystyle R N nbsp als Filterbasis so erhalt man den zur Folge gehorenden Filter F F X Es gibt ein N N so dass R N F ist displaystyle mathcal F F subset X mid text Es gibt ein N in mathbb N text so dass R N subset F text ist nbsp Die Konvergenz der Folge gegen x displaystyle x nbsp ist nun nach dem Abschnitt Rahmenbedingungen und Probleme aquivalent zu fur jede Umgebung U displaystyle U nbsp von x displaystyle x nbsp existiert ein N N displaystyle N in mathbb N nbsp so dass R N U displaystyle R N subset U nbsp da R N displaystyle R N nbsp per Definition alle Folgenglieder mit Index grosser als N displaystyle N nbsp enthalt Daraus folgt aber direkt dass U F displaystyle U in mathcal F nbsp da R N U displaystyle R N subset U nbsp ist Somit ist dann U x F displaystyle mathcal U x subset mathcal F nbsp Konvergiert also eine Folge gegen x displaystyle x nbsp so konvergiert auch der zur Folge gehorende Filter gegen x displaystyle x nbsp Limespunkt des Filters und Grenzwert der Folge stimmen dann uberein Analog zeigt man dass die Beruhrpunkte des Filters genau die Haufungspunkte der Folge sind Folgerungen BearbeitenUber die Filterkonvergenz lassen sich dann direkt folgende Aussagen zeigen Ein x displaystyle x nbsp ist genau dann im Abschluss der Menge A displaystyle A nbsp enthalten wenn ein Filter existiert der die Menge A displaystyle A nbsp enthalt und gegen x displaystyle x nbsp konvergiert Eine Abbildung f displaystyle f nbsp ist genau dann stetig in x displaystyle x nbsp wenn fur jeden Filter F displaystyle mathcal F nbsp der gegen x displaystyle x nbsp konvergiert der Bildfilter f F displaystyle f mathcal F nbsp gegen f x displaystyle f x nbsp konvergiert Der Bildfilter ist dabei als der Filter im Bildraum definiert der die Filterbasis f F F F displaystyle f F mid F in mathcal F nbsp besitzt Die Aussagen der Folgenkonvergenz wie sie in metrischen Raumen gelten ubertragen sich also beinahe wortlich auf die Filterkonvergenz und gelten dann auch in topologischen Raumen Mit der Filterkonvergenz lassen sich noch weitere Eigenschaften charakterisieren So ist ein topologischer Raum genau dann ein Hausdorff Raum wenn jeder konvergente Filter genau einen Limespunkt besitzt oder ein topologischer Raum genau dann kompakt wenn jeder Ultrafilter konvergiert Literatur BearbeitenBoto von Querenburg Mengentheoretische Topologie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2001 ISBN 978 3 540 67790 1 doi 10 1007 978 3 642 56860 2 Dirk Werner Funktionalanalysis 7 korrigierte und erweiterte Auflage Springer Verlag Heidelberg Dordrecht London New York 2011 ISBN 978 3 642 21016 7 doi 10 1007 978 3 642 21017 4 Einzelnachweise Bearbeiten von Querenburg Mengentheoretische Topologie 2011 S 74 Werner Funktionalanalysis 2011 S 405 von Querenburg Mengentheoretische Topologie 2011 S 74 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filterkonvergenz amp oldid 231029052