www.wikidata.de-de.nina.az
Das Treckfahrtstief ist ein in den Jahren 1798 99 erbauter Kanal zwischen Emden und Aurich in Ostfriesland Der Wasserweg diente der besseren Anbindung des Verwaltungszentrums Aurich an die Seehafenstadt Emden die der bedeutendste Umschlaghafen der Region war Teile des Treckfahrtstiefs sind heute in den im spaten 19 Jahrhundert erbauten Ems Jade Kanal integriert Luftbild des Treckfahrtstiefs bei Emden 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bau und Verkehr 3 Verlauf 4 Heutige Nutzung 5 Weblink 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits im 17 Jahrhundert wurde eine Kanalverbindung zwischen den beiden Stadten diskutiert Um 1670 nahm der niederlandische Ingenieur Johann von Honart die ersten Vermessungen vor jedoch scheiterte das Projekt letztlich an den Kosten die weder das ostfriesische Grafenhaus noch die Standeversammlung zu tragen bereit waren 1 Die Plane wurden ab 1795 erneut aufgegriffen als sich in Ostfriesland ein spurbarer wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar machte Der Schiffsverkehr im Emder Hafen nahm zu die Einwohnerzahl der Stadt stieg im Jahrzehnt zwischen 1789 und 1799 um rund 1800 von 7943 auf 9799 2 Mit der 1781 erfolgten Grundung der Sozietat fur die Treckschuitenfahrt von Aurich nach Emden wurde das Projekt sowohl von der Emder wie von der Auricher Stadtspitze vorangetrieben 1 3 Zu den Initiatoren zahlten Burgermeister Admais Syndikus de Pottere und Amtmann Schnedermann auf Emder sowie Burgermeister Reimers Magistratsmitglied Meier und Magistratssekretar Conring auf Auricher Seite Nachdem ab 1796 ein Startkapital von 36 000 Reichstalern durch Aktienverkaufe aufgebracht wurde und die Preussische Kriegs und Domanenkammer das benotigte Land zur Verfugung stellte konnte mit dem Bau des Kanals begonnen werden 1 Bau und Verkehr BearbeitenMit dem Bau wurden die Wasserbauingenieure Tonjes Bley und Nikolaus Franzius beauftragt Da sie bereits auf fruhere Vorarbeiten zuruckgreifen konnten und die Finanzierung aufgrund der Konjunkturlage wenig Probleme bereitete wurde der Kanal in nur zwei Jahren ausgehoben Betrieben wurde der Schiffsverkehr der sowohl Personen wie auch Guterbeforderung umfasste von der Treckfahrtschutengesellschaft Sie bezog ihren Namen daher dass es sich bei den Gefahrten um Schuten handelte also Wasserfahrzeuge ohne eigenstandigen Antrieb Sie wurden vielmehr von Pferden getreidelt d h die Schuten wurden auf zwei parallelen Wegen neben dem Kanal gezogen Daraus ergibt sich auch der erste Namensbestandteil denn ziehen heisst im Ostfriesischen Plattdeutsch trecken Die Plane von Bley und Franzius den Kanal von Aurich aus weiter nach Osten fortzufuhren und somit die ostfriesische Halbinsel vollstandig zu durchqueren kam es in den folgenden Jahrzehnten aufgrund Geldmangels jedoch nicht dies geschah erst in den 1880er Jahren durch den Bau des Ems Jade Kanals Der Bau von steinernen Chausseen seit den 1840er Jahren hatte zur Folge dass der Transport uber das Treckfahrtstief in der Folge stark abnahm Kutschen nahmen einen immer starkeren Anteil des Personenverkehrs auf Der Postverkehr uber den Kanal kam ganz zum Erliegen Die Treckfahrtschutengesellschaft wurde daher in den 1860er Jahren aufgelost Neben der verkehrlichen Bedeutung als Handelsweg hatte der Kanal aber von Anbeginn eine weitere Funktion Er verbesserte den Sielzug in den Emder Kanalen Da der Hafen der Stadt seinerzeit noch nicht uber Schleusen zur Ems verfugte war die Schifffahrt darauf angewiesen dass der bei jeder Flut auflaufende Schlick durch die Spulkraft des Wassers aus dem Hinterland wieder hinausbefordert wurde Dabei kam es zum Widerstreit zweier entgegengesetzter Interessen Wahrend die Stadt Emden und ihre Hafenbetriebe stets an einem moglichst hohen Wasserstand in den Kanalen des Hinterlands interessiert war sahen die Landwirte in den betroffenen Gebieten die Entwasserung ihrer Flachen als gefahrdet an Den Streit entschied die Hafenwirtschaft jedoch regelmassig zu ihren Gunsten 4 Erst mit dem Bau der Nesserlander Schleuse in den 1880er Jahren trat das Problem der widerstreitenden Interessen in den Hintergrund da der Hafen seither tideunabhangig ist Verlauf BearbeitenDer Kanal zweigte vom Stadtgraben in Emden dem Wasserlauf vor den fruhneuzeitlichen Befestigungsanlagen der Stadt ab und verlief in nordostlicher Richtung uber die Gemarkung der Herrlichkeit Up und Wolthusen auf das Dorf Marienwehr zu Dort knickte der Kanal rechtwinklig nach Sudosten in Richtung Uphusen ab um erneut eine scharfe Kurve in Richtung Nordost zu beschreiben Uber die heute zur Gemeinde Ihlow gehorenden Ortschaften Bangstede und Westerende Kirchloog sowie die heutigen Auricher Stadtteile Rahe und Haxtum fuhrte das Treckfahrtstief schliesslich zum Auricher Binnenhafen Zwischen Uphusen und Aurich entspricht der Kanalverlauf weitestgehend dem heutigen Verlauf des Ems Jade Kanals Teile des Auricher Binnenhafens sind mittlerweile allerdings aufgrund des geringen Frachtverkehrs zugeschuttet Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Motorboot auf dem TreckfahrtstiefDer Kanal hat fur die kommerzielle Schifffahrt nur noch auf einem Teilabschnitt eine Bedeutung namlich auf jenem der ab dem spaten 19 Jahrhundert in den Ems Jade Kanal integriert wurde Der Abschnitt zwischen dem Emder Wall und Uphusen wird heute ausschliesslich fur die Sportschifffahrt genutzt Bedeutend ist er in diesem Abschnitt dadurch dass bei Marienwehr das Kurze Tief in Richtung Kleines Meer abzweigt und diesen Binnensee sowie die am Ufer liegenden Wochenendsiedlungen mit ihren kleinen Marinas an die Stadt und damit an das ostfriesische Wasserstrassennetz anbindet Weblink Bearbeiten nbsp Commons Treckfahrtstief Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Werner Jurgens Eine Kuhrinne wird zur Lebensader In Ostfriesen Zeitung Wochenend Magazin 15 Juli 2023 S 3 Jannes Ohling Hrsg Die Acht und ihre sieben Siele Kulturelle wasser und landwirtschaftliche Entwicklung einer ostfriesischen Kustenlandschaft Selbstverlag des Entwasserungsverbands Emden Pewsum 1963 ohne ISBN S 882 Die geschichtlichen Aspekte des Kanals sind dargelegt in Ernst Siebert Walter Deeters Bernard Schroer Geschichte der Stadt Emden von 1750 bis zur Gegenwart Band VII der Reihe Ostfriesland im Schutze des Deiches herausgegeben von der Deichacht Krummhorn Pewsum Verlag Rautenberg Leer 1980 ohne ISBN S 52 f Gerd Janssen Emdens Alptraum ein verschlickter Hafen in Reinhard Claudi Hrsg Stadtgeschichten Ein Emder Lesebuch 1495 1595 1995 Gerhard Verlag Emden 1995 ISBN 3 9804156 1 9 S 121 135 hier S 126 129 53 372666666667 7 2154722222222 Koordinaten 53 22 22 N 7 12 56 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Treckfahrtstief amp oldid 235962988