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Tibor Klaniczay 5 Juli 1923 in Budapest 14 Mai 1992 ebenda war ein ungarischer Literaturwissenschaftler der sich vor allem mit der Epoche der Renaissance und den Verbindungen und Vergleichbarkeiten der ungarischen mit der gesamteuropaischen Literatur beschaftigte und dabei Kontakte zu vielen westlichen Wissenschaftlern knupfte Tibor Klaniczay 1989 Foto Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Forschungsschwerpunkt Renaissance 1 2 Internationale Verbindungen 1 3 Hauptwerk und Ehrungen 1 4 Tod und Nachleben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTibor Klaniczay studierte an der Universitat Budapest habilitierte sich 1954 1 mit einer umfangreichen Arbeit uber den ungarisch kroatischen Barockdichter und Staatsmann Nikolaus Zrinski und wurde dort 1954 1955 Professor fur ungarische Literaturwissenschaft Kurz darauf begann er ein Institut fur Literaturgeschichte ins Leben zu rufen dem er nach dessen Grundung als Institutum Litterarum Academiae Scientiarum Hungaricae vorstand und bis zu seinem Tod angehorte 2 Forschungsschwerpunkt Renaissance Bearbeiten Klaniczay legte grundlegende Deutungen der europaischen Geistes und Literaturgeschichte des 14 bis 17 Jahrhunderts Zeit der Renaissance vor und betonte deren intensiv verwobene Entwicklung in ganz Europa gerade vor dem Hintergrund der ideologischen Graben seiner Gegenwart 3 Bei seinen Forschungen interessierte er sich neben dem Fortleben mittelalterlicher Ideen 2 besonders fur die Krise der Renaissance in ihrer Spatzeit um 1600 die sich laut Klaniczay im literarischen und kunstlerischen Stil des Manierismus ausserte was fur ihn immer in Verbindung stand mit dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen 3 So schrieb er Die Renaissancekultur ist im grossen und ganzen Ausdruck fur den okonomischen und sozialen Aufstieg der Stadte und der Bourgeoisie am Ende des Mittelalters sowie fur die Geburt des modernen Europa Der Manierismus dagegen ist keine selbstandige Periode weil er an eine kleine Schicht der Gesellschaft gebunden blieb und nirgends uber den Rahmen der intellektuellen Elite der Aristokratie des Geistes hinaustrat 4 Internationale Verbindungen Bearbeiten Als grosstes Verdienst wird Klaniczay bescheinigt international trotz widriger politischer Umstande den intellektuellen Austausch befodert zu haben und zwar uber den Eisernen Vorhang des Kalten Krieges hinweg nach Westeuropa in die USA und nach Kanada 2 was als historische Rolle bei der Durchbrechung der kulturellen Abschottung nach dem Volksaufstand 1956 anzusehen sei 5 Klaniczay war im Westen durch eine grosse Zahl von Publikationen Auftritten bei Kongressen und Gastprofessuren in Paris Venedig und Rom sichtbar Ein Hauptanliegen Klaniczays war es die ungarische Literatur und Kultur auch ins Bewusstsein der westlichen Wissenschaftsgemeinschaft zu rucken so ist es ihm massgeblich zu verdanken dass an der Indiana University ein Lehrstuhl fur Hungarian Studies eingerichtet und dass 1977 eine International Association of Hungarian Studies 6 ins Leben gerufen wurde 5 Als pragende Gestalt der Arbeitsgruppe fur Renaissancefragen bei der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sorgte er fur einen engen Austausch mit dem Wolfenbutteler Arbeitskreis fur Renaissanceforschung die gemeinsam ab 1983 alle zwei Jahre Tagungen abhielten 3 Hauptwerk und Ehrungen Bearbeiten Klaniczay dem ein Nachrufer bewundernswerte Energie Ausdauer und Organisationstalent bescheinigte 5 initiierte auch ein vierbandiges Handbuch das die Renaissanceliteratur vergleichend und umfassend darstellen sollte und gewann international renommierte Forscher fur die Mitarbeit 3 Den vierten Band 7 der den Manierismus behandelt betreute er selbst erlebte aber die Veroffentlichung nicht mehr Die Mitherausgeber widmeten ihn einem grossen Baumeister der Renaissancestudien der ungarischen Studien und der vergleichenden Literaturwissenschaft 8 Bei Erscheinen des ersten Bandes 1989 erhielt er die Medaille d or der Stadt Tours den Ehrendoktortitel der dortigen Universitat mit ihrem Klaniczay jahrzehntelang verbundenen Centre de la Renaissance hatte er bereits 1976 entgegengenommen 9 Tibor Klaniczay erhielt fur seine Habilitationsschrift 1 1955 den ungarischen Kossuth Preis wurde Offizier der Palmes academiques in Frankreich und Ritter des Verdienstordens der Italienischen Republik zudem war er von 1974 an korrespondierendes Mitglied der Medieval Academy of America und wurde auswartiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften Er gehorte den Herausgebergremien der Zeitschriften Revue de litterature comparee und des Canadian Review of Comparative Literature an Tod und Nachleben Bearbeiten 1992 starb Klaniczay nach langem Leiden 2 Ihn uberleben drei Kinder der Professor fur Mediavistik Gabor 1950 10 sowie Julia 1954 und Peter 1955 Aleksandar Flaker erinnerte sich 1993 er habe an Klaniczay seine Aktivitat seine Lebensfreude auch seine organisatorische n Talente geschatzt und ihn auch selbst als einen Renaissance Menschen empfunden mit ihm konnte man allerwichtigste Fragen der Wissenschaft besprechen aber auch im freundlichen Kreis plaudern und scherzen 11 Seit 2002 verleiht die ungarische Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der International Association of Hungarian Studies jahrlich den Tibor Klaniczay Preis fur herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur fruhen ungarischen Literatur 12 Zu seinem zwanzigsten Todestag fand 2012 eine Konferenz zu seinen Ehren in Rom statt 13 was fur den andauernden Ruf in der akademischen Welt spricht Werke Auswahl BearbeitenProbleme der ungarischen Spatrenaissance Stoizismus und Manierismus In Johannes Irmscher Hrsg Renaissance und Humanismus in Mittel und Osteuropa Akademie Verlag Berlin 1963 Bd 2 S 61 94 Hrsg mit M Horanyi Italia ed Ungheria Dieci secoli di rapporti letterari Akademiai Kiado Budapest 1967 Renaissance und Manierismus Zum Verhaltnis von Gesellschaftsstruktur Poetik und Stil Aus dem Franzosischen ubersetzt Akademie Verlag Berlin 1977 Reihe Literatur und Gesellschaft hrsg von der Akademie der Wissenschaften der DDR Zentralinstitut fur Literaturgeschichte Hrsg mit Gyongyi Torok Schallaburg 82 Matthias Corvinus und die Renaissance in Ungarn Ausstellungskatalog Amt der Niederosterreichischen Landesregierung Wien 1982 Wandlungen der Manierismus und Barockauffassung In Acta Litteraria 26 1984 S 117 128 Die politische Philosophie des Manierismus Paruta und Lipsius In August Buck Tibor Klaniczay Hrsg Das Ende der Renaissance Europaische Kultur um 1600 Vortrage Harrassowitz Wiesbaden 1987 ISBN 3 447 02687 1 S 23 35 Hrsg posthum mit Eva Kushner Paul Chavy L epoque de la Renaissance 1400 1600 Bd 4 Crises et essors nouveaux 1560 1610 John Benjamins Amsterdam Philadelphia 2000 ISBN 90 272 3446 9 Literatur BearbeitenAugust Buck Nachruf Tibor Klaniczay 1923 1992 In Wolfenbutteler Renaissance Mitteilungen 16 1992 S 142 Klaniczay Tibor 1923 1992 PDF 1 2 MB In Jozsef Jankovics Hrsg Hungarologiai Ertesito 12 1993 Nr 1 2 S 7 12 ungarischsprachiger Nachruf mit einer Vielzahl von Wurdigungen internationaler Forscherkollegen in den Originalsprachen Aleksander Gieysztor Paul Oskar Kristeller Astrik L Gabriel Tibor Klaniczay 1923 1992 In Jozsef Jankovics Hrsg Klaniczay Emlekkonyv Tanulmanyok Klaniczay Tibor emlekezetere PDF 33 1 MB Gedenkschrift Balassi Kiado Budapest 1994 S 7 9 englischsprachiger Nachruf in der Gedenkschrift Albert Tezla Klaniczay Tibor 1923 1992 In Memoriam PDF 2 3 MB In Hungarian Studies 8 1993 Nr 2 S 167 169 Jacques Voisine In Memoriam Tibor Klaniczay 1923 1992 In Neohelicon 20 1993 Nr 1 S 357 361 frei zugangliche Vorschau der ersten beiden Seiten Weblinks BearbeitenTibor Klaniczay Preis ungarischsprachig Einzelnachweise Bearbeiten a b Robert Weimann Vorbemerkung In Tibor Klaniczay Renaissance und Manierismus Zum Verhaltnis von Gesellschaftsstruktur Poetik und Stil Akademie Verlag Berlin 1977 S 7 9 hier S 9 a b c d Aleksander Gieysztor Paul Oskar Kristeller Astrik L Gabriel Tibor Klaniczay 1923 1992 In Jozsef Jankovics Hrsg Klaniczay Emlekkonyv Tanulmanyok Klaniczay Tibor emlekezetere PDF 33 1 MB Balassi Kiado Budapest 1994 S 7 9 a b c d August Buck Nachruf Tibor Klaniczay 1923 1992 In Wolfenbutteler Renaissance Mitteilungen 16 1992 S 142 Tibor Klaniczay Literarische Epoche Gesellschaftsstruktur und Stil Metholodogische Aspekte Aus dem Franzosischen von Bernhard Wildenhahn In ders Renaissance und Manierismus Zum Verhaltnis von Gesellschaftsstruktur Poetik und Stil Akademie Verlag Berlin 1977 S 11 16 hier S 13 f a b c Albert Tezla Klaniczay Tibor 1923 1992 In Memoriam PDF 2 3 MB In Hungarian Studies 8 1993 Nr 2 S 167 169 Website der Gesellschaft Tibor Klaniczay Eva Kushner Paul Chavy Hrsg L epoque de la Renaissance 1400 1600 Bd 4 Crises et essors nouveaux 1560 1610 John Benjamins Amsterdam Philadelphia 2000 ISBN 90 272 3446 9 Im Original un bien modeste tribut a la memoire d un grand batisseur en matiere d etudes de la Renaissance d etudes hongroises et de litterature comparee Eva Kushner Avant propos In dies Hrsg L epoque de la Renaissance 1400 1600 Bd 4 Crises et essors nouveaux 1560 1610 John Benjamins Amsterdam Philadelphia 2000 ISBN 90 272 3446 9 S xi xiii hier S xii Jacques Voisine In Memoriam Tibor Klaniczay 1923 1992 In Neohelicon 20 1993 Nr 1 S 357 361 hier S 358 Vorstellungen in englischer Sprache auf den Webseiten der Central European University in Budapest und des paris iea fr Memento vom 6 Juli 2013 im Webarchiv archive today in Paris Klaniczay Tibor 1923 1992 PDF 1 2 MB In Jozsef Jankovics Hrsg Hungarologiai Ertesito 12 1993 Nr 1 2 S 7 12 hier S 8 Tibor Klaniczay Preis Tagungsankundigung vom 8 Mai 2012 auf der Website der von Klaniczay ins Leben gerufenen internationalen Gesellschaft fur ungarische Studien Nemzetkozi Magyarsagtudomanyi Tarsasag Normdaten Person GND 119309416 lobid OGND AKS LCCN n50068938 VIAF 29549592 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klaniczay TiborKURZBESCHREIBUNG ungarischer LiteraturwissenschaftlerGEBURTSDATUM 5 Juli 1923GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 14 Mai 1992STERBEORT Budapest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tibor Klaniczay amp oldid 213282762