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Der Thierhof war ein Gutshof im Durener Stadtteil Lendersdorf Der Gutshof war ursprunglich ein Lehen von Nideggen Um 1479 wurde die Familie Spies von Bullesheim mit dem Hof belehnt Mehr ist nicht bekannt Bis zu seinem Tod um 1427 hatte Steven von Roire 1 den Turm von Lendersdorf als Nideggener Burglehen 2 Sitz der Familie von Rohr war die Burg Rohr Blankenheim im Kreis Euskirchen Ab dem 30 November 1427 wurde Johann Spies von Bullesheim und am 29 Januar 1479 sein Sohn Daem Spies von Bullesheim 3 beide Mitglieder der teilweise im Herzogtum Julich ansassigen Familie Spies von Bullesheim belehnt Nach dem Tod des Spies von Bullesheim fiel der Thiergarten an den Herzog von Julich Am 14 Januar 1528 beauftragte der Herzog den Kirstgen von Destelroede Distelrath mit dessen Verwaltung und uberlasst dann am 28 November 1535 dem Werner Herr von Binsfeld Amtmann von Nideggen den Thiergarten als Lehen auf Lebenszeit 4 Der Amtmann der Stadt Duren Reinhard II von Vlatten erhalt als Entschadigung fur seine Verluste bei der Belagerung und Zerstorung der Stadt Duren 1543 durch die Truppen Kaiser Karls V u a das Recht seine Schweine in den Thiergarten von Lendersdorf zu treiben 5 Dies weist auf ein Mastungsrecht und eine Nutzung des Tiergartens als Hutweide bzw Waldweide zur Schweinemast mittels Eichelmast hin Von diesem Tiergarten berichtet das Weistum von Lendersdorf aus dem Jahre 1549 folgendermassen Es hat unser gnadiger Furst und Herr in unserem Dingmahl keinen eigenen Hof sondern nur den Tiergarten den hat der Landdrost in Gebrauch Die Grosse desselben betragt an Busch Weiden und zerstorten Weiden zwischen 20 und 30 Morgen und hat die Rur viele derselben abgetrieben und thut es taglich mehr und mehr Ferner gehorte dazu ein Haubusch Beies genannt ungefahr 18 Morgen gross Ausser anderen Gerechtsamen bezog der Tiergarten den Zehnten von einer grosseren Anzahl von Landereien und besonders von Wasserflachen an der Rur Letztere lagen angefangen oberhalb von Winden Kreuzau das dort gelegene Wasserstuck heisst die Overschelde bis hinab unterhalb von Merken Diese wurden zur Fischerei benutzt 6 Wie eine Kellerei Rechnung von 1621 1622 belegt war der Thiergarten damals an den Doktor der Medizin Henrico Pallandt zur eigenen Nutzung Raumung und Gestaltung verpachtet was das Ende des Tiergartens in Lendersdorf bedeutete 7 1646 wurde das Lehngut Tiergarten was mit dem genannten Turm identisch sein durfte als seit langem zerstort beschrieben 8 Auf der Topographischen Karte von 1836 1850 9 Massstab 1 25 000 kann man erkennen dass sich hinter den heutigen Hausern Schneidhausener Weg 25a und 25 jenseits des Lendersdorfer Muhlenteichs ein rechteckiges Bauwerk Turm mit einem Wassergraben befand welcher vom Muhlenteich mit Wasser versorgt wurde Der Turm lag hier an einem Talpass Engtal von dem aus man das Rurtal damals leicht uberwachen konnte Heute befindet sich dort Grunland Wie auf der Karte der Uraufnahme zu sehen lag der zum Turm gehorende Thierhof Lehnshof ein Winkelhof mit hakenformigem Grundriss damals auf der anderen Seite des Muhlenteichs auf den Grundstucken Schneidhausener Weg 25a und 25 Um 1840 wurde der sogenannte Turm abgebrochen als das Gelande der Fabrik Hoesch zufiel Pfarrer Fussenich schreibt 1924 dazu Seit Anfang des 19 Jahrhunderts besass Joachim Kunster den Tierhof Seine Tochter Helene Kunster die letzte ihrer Familie vermachte ihr bedeutendes Vermogen zu einer grossen Stiftung zu Gunsten der Armen von Lendersdorf und der umliegenden Ortschaften und wurde zur Wohltaterin ihrer Heimatgemeinde Das zierliche Haus stand bis in die 1840er Jahre neben den mit Graben umgebenen parkahnlichen Gartenanlagen Damals wurde es von der Firma Eberhard Hoesch und Sohne erworben und niedergelegt Der ganze Platz wurde zur Erweiterung deren Fabrikanlage benutzt 10 Der Turm lasst auf eine wehrhafte Anlage schliessen Der Name des Hofes namlich Tiergarten deutet darauf hin dass hier im Mittelalter ein umzauntes Jagdgelande bestanden hat Pfarrer Fussenich schreibt 1924 dazu Tiergarten nannte man vor Zeiten ein grosseres eingefriedetes Grundstuck dessen Zaun derartig eingerichtet war dass das in der Freiheit lebende Wild wohl in den abgeschlossenen Raum hineingelangen aber den Ruckweg ins Freie nicht mehr finden konnte Eine derartige Anlage konnte ohne Eingriff in die Rechte des Jagdherren nicht geschaffen werden Da das Recht zur Ausubung der Jagd sich meistens in den Handen des Landesherren befand so ist die Anlage der Tiergarten in den meisten Fallen auf den betreffenden Landesherren zuruckzufuhren Haufig liegen dieselben in der Nahe der Residenz oder einer Burg des Landesherren 11 In Lendersdorf erinnert heute noch die Strasse Im Tiergarten an das Gut Literatur BearbeitenBurgen Herrensitze Hofe in der Stadt Duren Ernst Ohst Duren 1982 Pfarrer Karl Hubert FUSSENICH Der Tiergarten in Lendersdorf in Heimatblatter Duren 1 29 Marz 1924 Nr 8 S 3 4 Einzelnachweise Bearbeiten Anton Fahne Geschichte der Kolnischen Julichschen und Bergischen Geschlechter Band 1 1848 S 123 google de abgerufen am 24 November 2020 H Behrendt Die Weistumer der Rheinprovinz Teil 4 Band 1 1983 S 73 Hans J Domsta Die Weistumer der julichschen Amter Duren und Norvenich und der Herrschaften Burgau und Gurzenich Droste Verlag 1983 S 73 Hans J Domsta Die Weistumer der Rheinprovinz Teil 4 Band 1 Droste Verlag Dusseldorf 1983 S 74 E Richardson Geschichte der Familie Merode Bande 1 2 Prag 1877 S 43 Karl Hubert Fussenich Der Tiergarten in Lendersdorf in Heimatblatter Duren v 29 Marz 1924 Nr 8 S 3 4 Joseph Kuhl Geschichte des fruheren Gymnasiums zu Julich II Teil 1660 1664 1742 Julich 1893 S 300 Archive NRW Abteilung Rheinland Julich Lehen Spezialia Nr 137 Urk 1 2 3 TIM Online der Bezirksregierung Koln Historische Topographische Karten Preussische Uraufnahme 1836 1850 Lendersdorf Schneidhausener Weg 25a Karl Hubert Fussenich Der Tiergarten in Lendersdorf in Heimatblatter Duren v 29 Marz 1924 Nr 8 S 3 4 Karl Hubert Fussenich Der Tiergarten in Lendersdorf in Heimatblatter Duren v 29 Marz 1924 Nr 8 S 3 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thierhof Lendersdorf amp oldid 221135897