www.wikidata.de-de.nina.az
Thermosbaena mirabilis ist eine kleine stygobionte Krebsart aus der Ordnung der Thermosbaenacea die nur von einem einzigen Fundort einer Thermalquelle in Tunesien bekannt ist Sie gilt wie alle Thermosbaenacea als eine Reliktform deren Vorfahren vor etwa 100 Millionen Jahren im ehemaligen Tethysmeer lebten und die nur mit wenigen Arten in unterirdischen Gewassern uberlebt hat Thermosbaena mirabilisThermosbaena mirabilis Pleon von ventralSystematikUnterstamm Krebstiere Crustacea Uberordnung Ranzenkrebse Peracarida Ordnung ThermosbaenaceaFamilie ThermosbaenidaeGattung ThermosbaenaArt Thermosbaena mirabilisWissenschaftlicher Name der FamilieThermosbaenidaeMonod 1927Wissenschaftlicher Name der GattungThermosbaenaMonod 1924Wissenschaftlicher Name der ArtThermosbaena mirabilisMonod 1924 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fortpflanzung 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Forschungsgeschichte 5 Systematik 6 QuellenBeschreibung BearbeitenThermosbaena mirabilis erreicht eine Korperlange von 3 2 Millimetern ohne Antennen gemessen und ist weisslich durchscheinend gefarbt Der Korper ist dorsoventral von oben nach unten etwas abgeplattet Der kurze Carapax erreicht das zweite beintragende Rumpfsegment Er ist durch eine tiefe Querfurche nach dem ersten Viertel in zwei Abschnitte geteilt Ein Rostrum ist nicht erkennbar Am Kopf fehlen die Augen auch die bei manchen verwandten Gattungen noch erkennbaren rudimentaren schuppenformigen Augenstiele sind ruckgebildet Die ersten Antennen tragen auf einem dreisegmentigen Stiel Pedunculus zwei Geisseln Flagellen das Hauptflagellum mit zehn bis zwolf das Nebenflagellum mit acht Gliedern Der Pedunculus der zweiten Antennen ist funfgliedrig das einzige Flagellum besteht aus sechs Gliedern Der Rumpfabschnitt Peraeon besteht aus funf gliedmassentragenden Segmenten Die Beine Peraeopoden sind typische zweiastige Spaltbeine Das erste Beinpaar die Gnathopoden ist abweichend gestaltet beim Exopoditen sind zwei Glieder Basis und Ischium verschmolzen Der Exopodit des zweiten bis vierten Beinpaares ist zweisegmentig derjenige des funften nur einsegmentig Am Pleon besitzen die ersten beiden Segmente kleine Extremitaten Pleopoden am dritten bis funften fehlen sie Das sechste Pleonsegment ist mit dem Telson zu einem Pleotelson verschmolzen Seine Extremitaten die Uropoden sind zweiastige Spaltbeine das erste der beiden Glieder des Exopoditen ist langer als der einsegmentige Endopodit Thermosbaena ist der einzige Vertreter der Thermosbaenacea mit nur funf Pereiopoden und einem Pleotelson und dadurch unverwechselbar Fortpflanzung BearbeitenThermosbaena mirabilis ist getrenntgeschlechtlich Geschlechtsreife Mannchen schwimmen im Lebensraum auf der Suche nach Weibchen umher die sie bei direktem Kontakt erkennen Beim befruchteten Weibchen bildet nach einer Hautung der Carapax einen grossen angeschwollenen Brutbeutel in dem auf der Ruckenseite jederseits ein Eisackchen mit bis zu acht Eiern liegt Trachtige Weibchen schwimmen in Ruckenlage Die ausgeschlupften Jungtiere entsprechen in der Korpergestalt den geschlechtsreifen Tieren es gibt also keine Larvenstadien Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDer einzige Fundort der Art sind die Thermalquellen von El Hamma in Tunesien Diese werden seit der romischen Antike im Badeort Aquae Tacapitanae bis heute genutzt Die Art ist die einzige hier vorkommende Tierart Sie ernahrt sich vor allem von Detritus und von Cyanobakterien Blaualgen die hier mit den Arten Symploca thermalis Spirulina labyrinthiformis Oscillatoria terebriformis Phormidium tenue und Phormidium papyraceum vorkommen Die Nahrung wird mit den Mundwerkzeugen von der harten Oberflache abgeschabt Das leicht salz und schwefelhaltige Thermalwasser besitzt eine Temperatur von 44 5 bis 48 C Die Art toleriert keine Wassertemperaturen oberhalb von 50 C kann aber zumindest mehrere Stunden in auf 30 C abgekuhltem Wasser uberleben Die Art wurde in der Hauptquelle Ain el Bordj und dem anschliessenden Badebecken entdeckt Hier wurden bei spateren Untersuchungen nur noch wenige Tiere und keine mehr im Becken gefunden Dies wird auf nachteilige Einwirkungen aus dem Badebetrieb wie der Verwendung von Seifen und Shampoos zuruckgefuhrt Weitere Tiere wurden spater in einer Nebenquelle Ain Baama entdeckt wo sie bisher uberleben konnten Da das Wasser in grosserer Tiefe rasch sehr heiss wird ist es unklar ob die Art neben den Quellaustritten moglicherweise auch im Grundwasser leben kann Die Gegend um den Fundort war vor wenigen Millionen Jahren im spaten Pliozan noch Teil des Meeresbodens Bis heute ist in einer Linie mit den Quellen eine Kette temporar wasserfuhrender Salzseen vorhanden die die fruhere Kustenlinie nachzeichnen Forschungsgeschichte BearbeitenDie Art wurde von Leon Gaston Seurat im April 1923 entdeckt und ein Jahr spater durch Theodore Monod erstbeschrieben Sie erregte als vermeintliche Zwischenform zwischen den Asseln Isopoda und den Schwebegarnelen Mysida und als einer der wenigen Besiedler von Thermalquellen in der Fachwelt grosse Aufmerksamkeit so dass mehrere Biologen Forschungsreisen nach El Hamma unternahmen um weitere Tiere zu finden Auf Basis des neuen Materials stellte Monod im Jahr 1927 fur die Art die Ordnung Thermosbaenacea neu auf Systematik BearbeitenDie Art steht taxonomisch isoliert so dass sie in einer monotypischen Familie Thermosbaenidae gefuhrt wird Nach dem sehr ahnlichen Bau der Mundwerkzeuge gilt als nachst verwandt die Familie Monodellidae mit den Gattungen Monodella mit einer Art aus Italien und Tethysbaena mit zwolf Arten Quellen BearbeitenHans Eckhard Gruner Klasse Crustacea In H E Gruner M Moritz W Dunger Herausgeber Lehrbuch der speziellen Zoologie begrundet von Alfred Kaestner Band I Wirbellose Tiere 4 Teil Arthropoda ohne Insecta 4 Auflage 1993 Gustav Fischer Verlag Jena ISBN 3 334 60404 7 H P Wagner 1994 A monographic review of the Thermosbaenacea Crustacea Peracarida Zoologische Verhandelingen Leiden 291 1 338 D Jaume 2008 Global diversity of spelaeogriphaceans amp thermosbaenaceans Crustacea Spelaeogriphacea amp Thermosbaenacea in freshwater Hydrobiologia 595 219 224 doi 10 1007 s10750 007 9017 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thermosbaena mirabilis amp oldid 238411674