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The Epic of Gilgamesh ist ein dreiteiliges Oratorium fur Solisten gemischten Chor und Orchester des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu 1890 1959 zu dessen Spatwerk es zahlt 1954 55 H 351 1 Martinu hat den englischsprachigen Text seines Werks selbst verfasst Die Urauffuhrung fand in deutscher Sprache statt Das Gilgamesch Epos Textfassung von Arnold Heinz Eichmann Es gibt auch eine Version in tschechischer Sprache Epos o Gilgamesovi verfasst von Ferdinand Pujman auf Basis der tschechischen Gilgamesch Ubersetzung von Lubor Matous In seinem Text stellt Martinu philosophische Fragen in den Vordergrund Weder die Heldentaten von Gilgamesch und Enkidu noch die Beschreibung der Sintflut wurden aus der Textvorlage ubernommen Kompositorisch ist das Werk mit grossen Kontrasten zwischen einzelnen Partien gearbeitet Es gibt sowohl klanglich berauschende Szenen in grosser Besetzung als auch aparte Zwiegesprache Als Motivbaustein spielt im gesamten Werk vor allem das Intervall der kleinen Sekunde eine entscheidende Rolle Sie steht zunachst fur die Furcht des Volkes vor dem Herrscher und spater fur die Beklommenheit und die Todesangst dieses Herrschers selbst Chor und Solisten nehmen im Laufe des Stucks wechselnde Rollen ein und alle Mitwirkenden sind gleichberechtigt am Erzahlvorgang beteiligt Die Urauffuhrung am 24 Januar 1958 in Basel war zusammen mit der Auffuhrung bei den Wiener Festwochen 1959 einer der grossten Erfolge des Komponisten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Weltanschauung und Thema 2 Textvorlage und eigener Text 2 1 Textvergleich 3 Komposition und Stil 3 1 Stilmittel und Techniken 3 2 Rolle des Chores 3 3 Gestaltung von Teil 3 4 Entstehung und Widmung 5 Ausgaben Auffuhrungsdauer und Gattungsfrage 6 Auffuhrungen Auswahl 7 Forschungsliteratur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksWeltanschauung und Thema BearbeitenIn dem Stuck geht es um Fragen der Freundschaft der Liebe und des Todes so Martinu in seinem Werkkommentar den er allgemeiner einleitet mit Trotz des gewaltigen Fortschritts den wir in Technik und Industrie gemacht haben bin ich zu der Ansicht gelangt dass die Gefuhle und Fragen die die Menschen bewegen nicht weniger wurden und dass sie in der Literatur der altesten Volker gerade so wie in der unseren existieren Im Epos uber Gilgamesch meldet sich intensiv und mit fast schmerzlicher Angstlichkeit der Wunsch auf diese Fragen Antwort zu finden deren Losung wir vergebens suchen 2 In seinem Gilgamesch Epos wird das Ineinanderubergleiten von Traum und Wirklichkeit thematisiert Der Traum des Suchenden nimmt die Realitat vorweg und soll zwischen Menschen und Gottern eine kommunikative Brucke herstellen 3 Martinu hat geaussert dass fur die Auswahl des Textes die Musik bestimmend war Bo Marschner schliesst daraus dass es demnach die Absicht des Komponisten ist ein Handlungsmoment nur vage anzudeuten und es durch lyrische Elemente zu uberspielen Mehrere wichtige Handlungsdetails werden infolgedessen nur lose dramatisch begrundet 4 Martinu vertrat einen fortschrittlichen Humanismus der auf dem Christentum fusste Mit seinem religiosen Gefuhl stand der Komponist kirchlichem Formalismus fern und seine Sympathie galt franziskanischer Einfachheit In fast jedem von Martinus Hauptwerken gibt es einen Augenblick an dem sich der Himmel offnet so berichtet Harry Halbreich uber eine Aussage der Ehefrau des Komponisten Charlotte Martinu Halbreich fuhrt allgemeiner aus Bohuslav Martinu sei ein uberzeugter Demokrat gewesen und ein heftiger Feind jeder Art von Diktatur 1 nbsp AntibesMartinu war ein vielseitiger Leser von Belletristik sowie historischen soziologischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen 5 Seine ethischen und sozialen Auffassungen habe er im Werk von Nikos Kazantzakis ausgedruckt gefunden so Halbreich 1 von dessen Alexis Sorbas er begeistert war 6 Wahrend Martinu in Nizza an seinem Gilgamesch Epos zu arbeiten begann lernte er den Schriftsteller sogar personlich kennen 7 der im 20 Kilometer entfernten Antibes wohnte Auf Anregung von Kazantzakis entschied er sich in dieser Zeit gegen das Vertonen des Alexis Sorbas und stattdessen fur das Projekt Kazantzakis umfangreichen Roman von 1948 O Xristos 3anastayrwnetai dt Griechische Passion ein Fluchtlingsdrama als Oper zu vertonen woraus The Greek Passion wurde 8 Auch in seinem Gilgamesch Epos widmet sich Martinu der kunstlerischen Gestaltung existenzieller Themen Textvorlage und eigener Text Bearbeiten nbsp Tontafeln im British MuseumAls Textvorlage verwendete Martinu eine englische Ubersetzung der neubabylonischen Fassung des Gilgamesch Epos die Zwolftafel Epos genannt wird Gefunden wurde diese Version 1849 bei britischen Ausgrabungen im heutigen Koujyundjik dem damaligen Ninive als Teil der Bibliothek des neuassyrischen Konigs Assurbanipal 669 v Chr 627 v Chr Bei Forschungen im Britischen Museum wurde 1872 die Entstehungszeit auf das 12 Jahrhundert v Chr datiert Der Text des Oratoriums wurde von Martinu selbst in freiem Stil verfasst 1 wie die verwendete Textvorlage in englischer Sprache Marschner merkt an dass Martinu alle Szenen vor der tragischen Wende im Leben von Gilgamesch als eher vorlaufige gestaltet hat 4 Der Mythos ist fur Martinu ein Vorspiel der Philosophie und mit einer kunstlerischen Wiederbelebung eines Mythos wird der uberindividuelle Charakter deutlich und nur das Wesentliche belichtet meint Jurgen Kuhnel 9 Ines Matschewski sieht Martinus Auswahl als eine neue Textvariante des Mythos an und Martinu hat Textpassagen auch neu zusammengestellt Seine Auswahl lasst die Heldentaten und Abenteuer von Gilgamesch und Enkidu unbeachtet Auf diese Weise sei eine subjektive Interpretation entstanden 3 eine Nachdichtung Sein Biograph F James Rybka bezeichnet es als a sectional portrait of Gilgamesh in 3 parts 10 Dem ersten Teil von Martinus Werk liegen die Tafeln 1 und 2 zugrunde der zweite Teil beruht laut Partitur auf den Tafeln 7 8 und 10 und Teil 3 fusst nach Angaben in der Partitur auf Tafel 12 Es gibt einige Textpassagen die vollstandig ubernommen worden sind in anderen hat Martinu Matschewskis Ergebnissen zufolge einzelne Wortgruppen aus vollig verschiedenen Handlungszusammenhangen neu gruppiert So wurden aus der 9 Tafel einige Verse in den 2 Teil eingebaut und im 3 Teil finden sich Verse aus der 10 und 11 Tafel wieder Martinus Text prasentiere sich als Patchworkarbeit fasst Matschewski 2012 das Ergebnis ihrer Analyse zusammen 3 Teil 1 401 Takte 9 Gilgamesch Das Volk beschreibt die Schrecken des Herrschers und bittet Gottin Aruru fur Gilgamesch einen Gefahrten zu schaffen damit er abgelenkt wird Aruru schafft Enkidu uber einen Jager erfahrt Gilgamesch von ihm und lasst ihn durch sexuelle Verfuhrung in seinen Einflussbereich bringen Enkidu lasst sich auf den Vorschlag des Weibes ein und geht in die Stadt Enkidus Herde will nicht langer bei ihm sein und flieht Gilgamesch und Enkidu kampfen gegeneinander der Wall sturzt ein Teil 2 370 Takte Der Tod Enkidus Der Kampf ist patt ausgegangen sie werden Freunde Enkidu erkrankt und traumt dass er sterben wird er stirbt nach zwolf Tagen der Schmerzen Gilgamesch weint sehr um ihn er sucht das ewige Leben kann es aber nicht finden Teil 3 525 Takte Die Beschworung Gilgamesch muss einsehen dass er es nicht vermocht hat das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erlernen 10 durch eine Beschworung soll Enkidu wieder lebendig werden es gelingt nur noch ein Gesprach mit dessen Geist der am Schluss zu horen ist mit Ja ich sah Das Werk hat einen Erzahlgestus und ist von der Form her einer Lesung mit verteilten Rollen ahnlich Inhaltlich lassen sich zwei Ebenen unterscheiden einmal die Handlung und zum anderen philosophische Betrachtungen zu Leben und Tod Diese hat der Komponist in eine Allgemeingultigkeit gehoben indem der die Aussagen von den einzelnen Figuren abkoppelt die in der Epos Vorlage noch als Sprecher auftreten Im ersten und im dritten Teil stehen Aktionen und Ereignisse von Gilgamesch und Enkidu im Mittelpunkt des Geschehens Den Charakter des zweiten Teils hingegen pragen vor allem die philosophisch kontemplativen Abschnitte fur die die beiden Chorsatze die Gilgameschs Klage einrahmen wie Stutzpfeiler wirken Die Aussagen werden als allgemeine Weisheit in den Raum gestellt mit Gilgamesch als Verkorperung des sogenannten Menschen an sich mit seinem inneren Widerstreit von Furcht und Vernunft seinen Angsten und Erinnerungen an glucklichere Tage sowie mit dem Klagen im Angesicht der menschlichen Ohnmacht gegenuber dem Tod Anfangs als gefurchteter Herrscher dargestellt wird aus Gilgamesch ein furchtsamer Sterblicher 3 Die ersten beiden Teile haben Schlusschore auf die hin die Spannung ansteigt In Teil 3 wird die Beschworung durch einen Ruckgriff auf die Totenklage des zweiten Teils eingeleitet und mit dem Erscheinen von Enkidus Geist beendet Hier verlauft die Spannungskurve bogenformig aufsteigend zum Gesprach mit Enkidus Geist hin und mit einem Abebben am Schluss 3 Textvergleich Bearbeiten Jurgen Kuhnel hat einen Textvergleich unternommen um zu zeigen wie der Komponist eine Passage auf Bass Erzahler und Chor verteilt die in der englischen Hexameter Fassung von R Campbell Thompson 1928 in eins erzahlt wird Martinu verstarkt die uberzeitliche Deutung des Mythos dadurch dass er die altmesopotamischen Namen weglasst 9 R Campbell Thompson engl 1928 Bohuslav Martinu engl 1954 Deutsche Fassung U E 12703 LW 1957So when the goddess Aruru heard this in her mind she imagined Staightaway this concept of Anu and washing her hands the Aruru Finger d some clay on the desert she moulded it thus on the desert Enkidu made she a warrior as he were born and begotten Yea of Ninurta the double and put forth the whole of a fillet Sprouted luxuriant growth of his hair like the awns of the barley Nor knew he people nor land he was clad in a garb like Sumuquan E en with gazelles did he pasture on herbage along with the cattle drank he his fill with the beasts did his heart delight at the water BASS SOLO To th appeal of their wailing Goddess Aruru gave ear She finger d some clay on the desert she moulded it Thus on the desert Enkidu made she a warrior In the way of a woman he snooded his locks sprouted luxuriant growth of his hair like the awns of the barley Bass Dem Rufe lieh Aruru die Gottin ihr williges Ohr In einsamer Ode die tonerne Erde formte sie nun So schuf sie Enkidu den streitbaren Helden Seine Haare trug er wie ein Weib uppig sprossen sie ihm wie auf dem Felde die Gerste CHORUS Nor knew he people nor land With the gazelles did he pasture on herbage Along with the beast did his heart delight at the water with the cattle Chor Nicht kennt er Menschen noch Land Mit Gazellen pflegt er im Grunen zu weiden Vereint mit dem Vieh drangt sein Herz zum kostlichen Wasser wie die Herde Komposition und Stil BearbeitenMusikalisch ist das Werk durch grosse Kontraste gepragt Klanglich berauschende Szenen in grosser Besetzung sind aparten Zwiegesprachen ebenso gegenubergestellt wie einem Nachspiel jene atemberaubende Erforschung der letzten Dinge wo die sterbenden Klange zum Schluss mit der Stille des Unendlichen verschmelzen so Halbreich 1 In seiner Kompositionsweise setzt Martinu verschiedene Stile ein und ruft Freude und Trauer auf subtile Weise hervor Die dramatische Handlung wird verstarkt durch die Kontrastierung von gesungener und gesprochener Sprache 11 Marschner sieht in der mehrmaligen Verwendung von gesprochenen Satzen fast ein Symbol fur etwas Fehlendes Auf programmatische Weise bleibe Zusammenhang unbegrundet 4 Sowohl die Solisten als auch der Chor nehmen im Laufe des Stucks wechselnde Rollen ein und alle Mitwirkenden sind gleichberechtigt am Erzahlvorgang beteiligt hebt Matschewski hervor 3 Das Stuck ist fur Solisten gemischten Chor und Orchester komponiert Die Partien der Solisten sind Sopran Tenor Bariton Bass sowie Sprecher Es kommt eine Frauenstimme neben vier Mannerstimmen zum Einsatz Die Stimme des Sprechers ist in der Besetzungsliste nicht aufgefuhrt und die Bezeichnungen des Komponisten sind bezuglich dieser Stimme uneinheitlich auch zwischen Partitur und Klavierauszug bestehen Unklarheiten 3 Marschner sieht die Rolle des Sprechers darin den Handlungsverlauf sprunghaft zu beschleunigen Beispielsweise das zentrale Handlungsmoment als sich Enkidu entschliesst in die Stadt zu gehen liege bei diesem Kommentator 4 Widerspruchlich sind zudem einige Anweisungen die ein dialogisches Sprechen zwischen den Solisten vorsehen was der kompositorische Satz letztlich aber nicht hergibt denn die Wechselbeziehung zwischen den Akteuren wurde gegenuber der Textvorlage stark vereinfacht Es gibt keinen Dialog zwischen Gilgamesch und Enkidu der Herrscher fuhrt spater nur ein Zwiegesprach mit dessen Geist 3 Im Orchester sind neben Streichern vor allem Trompeten und Posaunen vorgesehen grosses Schlagzeug Klavier und Harfe und kaum Holzblaser 9 Stilmittel und Techniken Bearbeiten Das Werk als Ganzes wird weniger durch gemeinsame motivische Strukturen zusammengehalten als dadurch dass das musikalische Material jeweils in der Einleitung eines Teil vorgestellt wird Es ist von kurzgliedrigen Elementen und Motiven gepragt Der dritte Teil unterscheidet sich von den vorhergehenden beiden durch eine nahezu durchgangig einheitliche motivische Substanz Im gesamten Werk spielt als Motivbaustein das Intervall der Sekunde vor allem der kleinen Sekunde eine entscheidende Rolle Sie steht zunachst fur die Furcht der Menschen vor dem Herrscher und ab dem zweiten Teil fur Beklommenheit und Todesangst dieses Herrschers selbst Ein weiteres Charakteristikum ist die Verwendung der mahrischen Kadenz einem Choralabschluss mit markantem Querstand der in den Spatwerken des Komponisten haufig zu finden ist 3 Matschewski legt dar dass Martinu daruber hinaus Kompositionstechniken der Pariser Notre Dame Schule um 1200 nutzt und diese abwandelt So hat er sich fur die Zweikampfszene am Ende des ersten Teils vom altfranzosischen Hoquetus inspirieren lassen Die Quint Oktav Schlusse sind ebenfalls ein typisches Prinzip dieser Stilepoche und bei deren Hauptmeister Perotin zu finden Dessen Einfluss auf Martinus satztechnische Anlage ist insgesamt gross Stilmittel und Techniken anderer Meister werden von Martinu generell nicht originalgetreu imitiert sondern in einen neuen Rahmen eingebettet zum Beispiel uberschreiten seine Chorsatze die bei Perotin geltenden Grenzen und sind eher freie Polyphonie 3 Marschner erinnern sie fast an Chore von Carl Orff er beschreibt sie als unwiderstehlich packend 4 Daruber hinaus wird die klangliche Bandbreite des Werks wie fur Martinu typisch durch Elemente des Jazz und aus der Filmmusik erweitert Rolle des Chores Bearbeiten Martinu gab dem Chor besonderes Gewicht indem er ihn am gesamten Oratorium kontinuierlich beteiligt Dabei gelingt ihm durch Variierung der Stimmbehandlung eine grosse Bandbreite an Aussagearten Im Verlauf des Stuckes verandert der Komponist den Gesangsstil der Chorstimmen entsprechend den verschiedenen Rollen die er dem Chor zugedacht hat Im ersten Teil das klagende Volk darstellend verwandelt sich seine Perspektive in der Verfuhrungsszene zum allwissenden Erzahler dabei wird er nahezu instrumental eingesetzt Im zweiten Teil hat der Chor abwechselnd die Rolle die Geschehnisse zu kommentieren um dann wieder erzahlend zu vermitteln quantitativ ist er in diesem Teil sehr prasent Im dritten Teil wird er wahrend der Beschworungsszene erneut fast instrumental eingesetzt danach dient er der Verstarkung indem er der Antwort von Enkidu ein Echo beigibt 3 Kuhnel sieht in der Rollenvielfalt des Chores die Nahe zur griechischen Tragodie 9 Gestaltung von Teil 3 Bearbeiten In Teil 3 schafft Martinu eine Spannung mittels Ostinati meint sein Biograph F James Rybka 10 Matschewski beschreibt es eher als eine Grundrhythmisierung die als Bestandteil von rhythmisch melodischen Motiven auftritt und standig variiert wird 3 Gilgamesch so Rybka weiter singt zusammen mit dem Chor lauter und schneller werdend bis daraus zusammen mit den Streichern Klavier und Schlagzeug ein Presto geworden ist Die Frauenstimmen des Chores ahmen den Wind nach um den Gott zu beschworen er moge Enkidu aus der Erde aufsteigen lassen Darauf folgt ein zwei taktiges Ostinato das achtzehn Mal wiederholt wird und in einem dramatischen Schrei endet 10 An diesem musikalisch dramatischen Hohepunkt wird Gilgameschs Verzweiflung mit rein orchestralen Mitteln zum Ausdruck gebracht was darauf schliessen lasst dass das Orchester vor allem eine Gefuhlsqualitat verkorpert meint Marschner 4 Die Erde offnet sich und die Antwort von Enkidus Geist ist zu horen mit Ich sah 10 Matschewski hebt hervor dass diese Aussage quasi ein Epilog zu dem fulminanten Ausbruch im Tutti ist und dass sie unbeendet im morendo verebbt 3 Entstehung und Widmung Bearbeiten nbsp Titelblatt The epic of Gilgamish von R Campbell Thompson 1928Plane fur ein grosseres Chorwerk fasste Martinu bereits Ende 1940 in Aix en Provence Ihm schwebte eine grosse dramatische Kantate vor 1 Das Werk ist Maja Sacher gewidmet die zusammen mit dem Dirigenten und Mazen Paul Sacher ein solches Format schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs angeregt hatte 1 Als Martinu das Ehepaar Sacher 1948 besuchte hatten diese aus dem British Museum in London eine Broschure uber das Gilgamesch Epos mitgebracht 1949 erhielt Martinu von Paul Sacher die englische Ubersetzung des Gilgamesch Epos durch den Archaologen und Philologen R Campbell Thompson The epic of Gilgamish 1928 3 Martinu entwarf seinen Text in englischer Sprache nbsp Nizza und Mont BoronMartinu schuf die Komposition zwischen Ende 1954 und Februar 1955 in Nizza 11 Uber das Fruhjahr 1954 in Nizza schreibt Charlotte Martinu dass ihr Mann mit der grossen Komposition seines Gilgamesch Epos eines Werkes das er jahrelang im Kopfe trug voll beschaftigt gewesen sei und weiter Er las von neuem das Epos um sich entscheiden zu konnen welchen Teil er vertonen sollte Etwas spater ist zu lesen Auf dem Mount Boron arbeitete er verbissen an seinem Gilgamesch Epos Wenn er die Terrasse betrat auf der ich den grossten Teil des Tages zu verbringen pflegte meinte er recht haufig Dieser Gilgamesch gibt mir aber tuchtig zu schaffen 6 Sein Biograph Milos Safranek schreibt dass Martinu diesen Stoff aufgefasst habe als alte volksnahe Ideen 12 und Martinu sei deswegen erfreut und uberrascht gewesen als Safranek ihn darauf hingewiesen habe dass es mit Epos o Gilgamesovi 1958 von Lubor Matous eine moderne tschechische Ubersetzung gebe die zudem vom Metrischen her wesentlich naher am Original sei als die englischen Hexameter bei Campbell Safranek weiter Martinu habe sich zu Vergleichszwecken Passagen aus dem tschechischen Text senden lassen vor allem die Tafeln I XI die Sintflut und XII Er habe aber mit Bedauern geaussert dass es zu spat gewesen sei diesen Text zugrunde zu legen denn das Werk sei nahezu fertiggestellt gewesen 13 Eine Ubertragung von Martinus Text ins Tschechische nahm Ferdinand Pujman vor und bediente sich der Vorlage von Matous Die Textfassung in deutscher Sprache stammt von Arnold Heinz Eichmann 14 nbsp Tafel XI mit der Beschreibung der SintflutZwar hatte die Beschreibung der Sintflut Tafel 11 den Komponisten eingangs am meisten fasziniert und noch bei der Bekanntgabe der Besetzung einen Monat vor der Fertigstellung hatte er die Absicht auch dieses Thema zu vertonen aber in der vollendeten Fassung ist es nicht mehr Teil seiner Interpretation des Mythos 3 15 Ausgaben Auffuhrungsdauer und Gattungsfrage BearbeitenDie Urauffuhrung verzogerte sich weil zunachst kein Verlag gefunden werden konnte 3 Klavierauszug und Chorpartitur wurden 1957 im Verlag Universal Edition in Wien verlegt 16 die Partitur 1958 Die Auffuhrungsdauer betragt ca 50 Minuten In der Forschung wurde das Werk zunachst als Kantate eingestuft aber spater scheint sich die Einschatzung durchgesetzt zu haben dass es der Gattung des Oratoriums zuzuordnen ist 4 Fur seine Form zwischen Oratorium und Oper hat sich der Komponist eventuell anregen lassen von Emilio de Cavalieris Rappresentatione di Anima et di Corpo 1600 uraufgefuhrt Martinus spater gefassten halb szenischen Auffuhrungskonzepte die in Richtung Oper weisen sind in den meisten Auffuhrungen nicht umgesetzt worden 3 Das Institut Bohuslava Martinu o p s Prag hat die Kritische Gesamtausgabe der Werke Martinus ab Fruhjahr 2015 angekundigt Der Band zu The Epic of Gilgamesh wird unter den beiden ersten Banden sein die publiziert werden 17 Auffuhrungen Auswahl BearbeitenUrauffuhrung in deutscher Sprache 24 Januar 1958 mit Paul Sachers Basler Kammerchor und dem Basler Kammerorchester unter Leitung von Paul Sacher Im ersten Teil des Konzerts fand eine weitere Urauffuhrung statt Kette Kreis und Spiegel Sinfonische Zeichnung von Ernst Krenek 3 Erstauffuhrung in tschechischer Sprache 28 Mai 1958 unter Leitung von Vaclav Smetacek im Rahmen des Prager Fruhlings Erstauffuhrung der englischen Originalfassung 18 April 1959 unter Leitung von Sir Malcom Sargent in London Forschungsliteratur BearbeitenJurgen Kuhnel Bohuslav Martinus Oratorium The Epic of Gilgamesh und Robert Wilsons Theaterprojekt The Forest Grundsatzliche Uberlegungen zum Thema Mythos und Mythos Rezeption insbesondere im Musiktheater am Beispiel zweier neuerer Bearbeitungen des Gilgamesch Stoffes in Antike Mythen im Musiktheater des 20 Jahrhunderts Gesammelte Vortrage des Salzburger Symposions 1989 herausgegeben von Pater Csobadi Gernot Gruber et al Muller Speiser Anif Salzburg 1990 ISBN 3 85145 008 6 S 51 78 Bo Marschner Das Gilgamesh Epos von Bohuslav Martinu und die Oper Gilgamesh von Per Norgard in Colloquium Bohuslav Martinu His Pupils Friends and Contemporaries Brno 1990 herausgegeben von Petr Macek und Jiri Vyslouvzil Ustav hudebni vedy filozoficke fakulty Masarykova Univerzita Brno 1993 ISBN 80 210 0660 9 S 138 151 Ines Matschewski Fragen der Freundschaft der Liebe und des Todes Das Gilgamesch Epos von Bohuslav Martinu in Texte zur Chormusik Festschrift zum zehnjahrigen Jubilaum des Internationalen Chor Forums ICF herausgegeben von Gerhard Jenemann Carus Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 923053 94 0 S 41 47 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Harry Halbreich Bohuslav Martinu Werkverzeichnis und Biografie 1968 2 revidierte Ausgabe Schott Mainz 2007 ISBN 3 7957 0565 7 S 454 457 Zitat in Ines Matschewskis Ubersetzung aus Bohuslav Martinu Gilgamesch in ders Bohuslav Martinu Domov hudba a svet Deniky zapisniky uvahy a clanky Ausgewahlt kommentiert und herausgegeben von Milos Safranek SHV Praha 1966 S 299f a b c d e f g h i j k l m n o p q r Ines Matschewski Fragen der Freundschaft der Liebe und des Todes Das Gilgamesch Epos von Bohuslav Martinu in Texte zur Chormusik Festschrift zum zehnjahrigen Jubilaum des Internationalen Chor Forums ICF herausgegeben von Gerhard Jenemann Carus Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 923053 94 0 S 41 47 a b c d e f g Bo Marschner Das Gilgamesh Epos von Bohuslav Martinu und die Oper Gilgamesh von Per Norgard in Colloquium Bohuslav Martinu His Pupils Friends and Contemporaries Brno 1990 herausgegeben von Petr Macek und Jiri Vyslouvzil Ustav hudebni vedy filozoficke fakulty Masarykova Univerzita Brno 1993 S 138 151 Ales Brezina Von Experimenten Synthesen und definitiven Werken in Ales Brezina und Ivana Rentsch Hrsg Kontinuitat des Wandels Bohuslav Martinu in der Musikgeschichte des 20 Jahrhunderts Continuity of change Bohuslav Martinu in the Twentieth Century music history Inhaltsverzeichnis pdf Lang Bern 2010 ISBN 978 3 0343 0403 0 S 14 37 S 14 a b Charlotte Martinu Mein Leben mit Bohuslav Martinu ins Deutsche ubersetzt von Stepan Engel Presseagentur Orbis Prag 1978 S 126 127 S 129 und S 131 Zeittafel in Ulrich Tadday Hrsg Bohuslav Martinu Inhaltsverzeichnis PDF 250 kB Edition Text Kritik Munchen 2009 ISBN 978 3 86916 017 7 S 157 Gabriele Jonte Bohuslav Martinu in den USA Seine Symphonien im Kontext der Exiljahre 1940 1953 Inhaltsverzeichnis von Bockel Neumunster 2013 ISBN 978 3 932696 96 1 S 225 und 245 a b c d e Jurgen Kuhnel Bohuslav Martinus Oratorium The Epic of Gilgamesh und Robert Wilsons Theaterprojekt The Forest Grundsatzliche Uberlegungen zum Thema Mythos und Mythos Rezeption insbesondere im Musiktheater am Beispiel zweier neuerer Bearbeitungen des Gilgamesch Stoffes in Antike Mythen im Musiktheater des 20 Jahrhunderts Gesammelte Vortrage des Salzburger Symposions 1989 herausgegeben von Pater Csobadi Gernot Gruber et al Muller Speiser Anif Salzburg 1990 ISBN 3 85145 008 6 S 51 78 a b c d e F James Rybka Bohuslav Martinu The compulsion to compose Scarecrow Press Lanham MD 2011 Inhaltsverzeichnis Memento des Originals vom 7 November 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot dibi2 rz uni frankfurt de ISBN 978 0 8108 7761 0 S 258 und 259 a b Keith Anderson Bohuslav Martinu 1890 1959 The Epic of Gilgamesh in Beiheft zur Naxos CD 8 555138 S 1 4 S 3 4 Safranek zitiert die Aussage des Komponisten in Anfuhrungstrichen mit folklore some old folk concept S 305 Milos Safranek Bohuslav Martinu his life and works Wingate London 1962 S 304 308 Katalogeintrag in der Bibliothek des Institut Bohuslava Martinu o p s Prag Matschewski gibt dazu folgendes Zitat von Martinu von Januar 1955 wieder I La bataille de Gilgamesch II La mort de Enkidu III Le Deluge et l invocation S 41 Katalogeintrag zum Klavierauszug 1957 bei der Deutschen Nationalbibliothek Auskunft des Instituts per Mail Weblinks BearbeitenAufnahme in tschechischer Sprache Bohuslav Martinu The Epic of Gilgamesh 1954 1955 Wellesz Theatre youtube com Katalogeintrag in der Bibliothek des Institut Bohuslava Martinu o p s Prag Text des Werks in deutscher Sprache basierend auf der tschechischen Fassung Lubor Matous die von Ferdinand Pujman umgedichtet wurde klassika info letzte Anderung am 9 Mai 2006 Beitrag von Engelbert Hellen Dieser Text ist nicht wortgleich mit dem deutschen Text der Chorpartitur der Universal Edition Wien von 1957 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title The Epic of Gilgamesh amp oldid 239400855