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Die Tempelanlagen von Baalbek enthalten einige der grossten und am besten erhaltenen Beispiele fur kaiserzeitliche romische Architektur im Nahen Osten und sind in ihrer kunst und kulturhistorischen Bedeutung mit den antiken Stadten Palmyra oder Gerasa zu vergleichen Sie wurden vom 1 bis in das 3 Jahrhundert n Chr errichtet und befinden sich in der Stadt Baalbek im Libanon Zu den Tempelanlagen gehoren das gewaltige Jupiterheiligtum der aussergewohnlich gut erhaltene sogenannte Bacchustempel und der Rundtempel mit seiner einmaligen Formgebung Besondere Merkmale der Bauten sind der uberaus reiche Bauschmuck und die Monumentalitat der verwendeten Bauglieder David Roberts Der Eingang zum Bacchustempel in Baalbek Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 2 1 Jupiterheiligtum 2 2 Bacchustempel 2 3 Pseudoperipteros und Rundtempel 2 4 Merkurtempel 3 Literatur 4 Anmerkungen 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Lowenfigur am JupitertempelDas Jupiterheiligtum ist ab dem 1 Jahrhundert n Chr schrittweise um einen alten prahistorischen Siedlungshugel herum gebaut worden Eine vorromische Sakralarchitektur ist nicht nachzuweisen Auch gibt es keine Zeugnisse fur altere Kulte Die Arbeiten am Heiligtum zogen sich bis in das 3 Jahrhundert hin als die Tempel zusammen mit der Stadt Baalbek ihren Hohepunkt erreichten Wann der Jupitertempel zerstort wurde und ob dies auf naturliche Ursachen wie Brand oder Erdbeben oder auf menschliches Einwirken zuruckzufuhren ist ist unbekannt Die meisten Quellen deuten auf das 6 Jahrhundert Der anonyme Fortsetzer der Chronik des Zacharias Rhetor berichtet der bis zu diesem Zeitpunkt noch genutzte Tempel sei 554 nach einem Blitzschlag niedergebrannt 1 andererseits sollen noch unter Kaiser Tiberius Constantinus die Verehrer von Jupiter Heliopolitanus in Baalbek um 580 die Mehrheit gestellt haben 2 Damals kam es zu massiven Massnahmen gegen die Altglaubigen Als dann etwas spater im Altarhof eine Basilika unter anderem aus Bauteilen des Jupitertempels errichtet wurde muss dieser schon teilweise beschadigt und nicht mehr in Nutzung gewesen sein Ab dem 12 Jahrhundert bauten die arabischen Ayyubiden das Jupiterheiligtum und den Bacchustempel zu einer Festung um Dadurch wurden weite Teile der antiken Anlage geschutzt der Bacchustempel beispielsweise wurde als Palast genutzt 1759 warf ein schweres Erdbeben drei noch stehende Saulen des Jupitertempels um seitdem stehen noch sechs Saulen aufrecht Nach seiner Palastinareise im Jahre 1898 und einem Besuch in Baalbek veranlasste der deutsche Kaiser Wilhelm II die Ausgrabung der Tempelanlagen Eine deutsche Grabung unter der Leitung von Otto Puchstein legte zwischen 1900 und 1905 weite Teile frei Zwischen den 1920er und 1940er Jahren setzten zunachst franzosische ab 1947 libanesische Archaologen die Arbeiten fort Neben weiteren Ausgrabungen standen dabei vor allem Rekonstruktionsarbeiten im Mittelpunkt Bauten BearbeitenJupiterheiligtum Bearbeiten nbsp Die sechs Saulen des Jupitertempels mit Podium nbsp Podium des Jupitertempels mit den drei Trilithon genannten 800 Tonnen Steinen den grossten je verbauten Steinen der Welt und einer Lage 350 Tonnen Steine darunter nbsp Podium des Jupitertempels mit den drei Trilithos obere Reihe Der im Heiligtum verehrte Gott Jupiter Optimus Maximus Heliopolitanus ist vielfach inschriftlich genannt Sein Heiligtum wurde um einen alten Siedlungshugel herum errichtet Wie alle Grossbauten in Baalbek wurde es aus dem aus den umliegenden Steinbruchen gewonnenen Kalkstein errichtet Die Bauzeit war sukzessive zwischen dem ersten Jahrhundert und dem fruhen dritten Jahrhundert nach Christus Es setzt sich aus vier Komponenten zusammen dem Jupitertempel dem Altarhof dem sechseckigen Vorhof und den Propylaen Vor den Propylaen liegt ein Platz der von einer hufeisenformigen Sitzstufenreihe eingefasst wird Das Heiligtum ist streng symmetrisch um eine Langsachse angelegt es ist von der Ruckseite des Podiums des Tempels bis zur Vorderkante der Propylaen 287 m lang Seine Hohe und die nach aussen geschlossenen Mauern der Hofe setzen es deutlich von seiner Umgebung ab Die Architekturordnung des Heiligtums ist vorwiegend korinthisch Die Propylaen sind ein langgestreckter Bau von 75 m Lange und 11 60 m Tiefe Zwischen zwei Turmen offnet sich eine 50 m breite Hallenfront mit 12 Saulen nach aussen In gleicher Breite fuhrte eine heute verschwundene Freitreppe zu den Propylaen hinauf deren Fussbodenniveau 7 28 m uber der Umgebung liegt Die Propylaen sind auf Munzen des dritten Jahrhunderts nach Christus abgebildet Drei Inschriften an den Saulenbasen berichten von der Vergoldung von Kapitellen zu Ehren des Kaisers Caracalla und seiner Mutter Julia Domna Durch drei Turen von denen die mittlere deutlich grosser ist als die beiden Seiteneingange kommt man auf dem gleichen Fussbodenniveau in den Hexagonalhof Seine Ausmasse betragen 52 m Ost West 73 m Nord Sud Seine Form ist einzigartig in der romischen Architektur die Funktion ist bis heute nicht geklart Als Sechseck ist er nur im Rauminneren zu erkennen Er war ringsum von Saulenhallen umgeben Der mittlere Teil ist tiefer gelegen und liegt unter freiem Himmel An der Nord und Sudseite befinden sich hinter den Hallen je zwei schrag zueinander gestellte Exedren deren Wande durch Aediculae geschmuckt waren Wiederum durch drei Turen mit stark vergrossertem Mittelteil gelangt man in den Altarhof Dieser ist 120 125 m gross und an drei Seiten von Saulenhallen umgeben die Saulenschafte waren aus agyptischem Rosengranit und aus grauem Granit der in der Nahe der Assuanstaudamme gewonnen wurde Hinter diesen Hallen liegen im regelmassigen Wechsel rechteckige und halbrunde Exedren die Ostseite wird variiert durch angebaute Raume und grosse Apsiden Die Wande sind geschmuckt mit Aediculae und Apsiden in denen Statuen und Bildnisse standen Auf der grossen Freiflache des Altarhofes die um drei Stufen niedriger liegt als die Saulenhallen befanden sich eine Reihe von Einbauten und Installationen Zwei grosse Turmaltare stehen hintereinander in der Mittelachse des Heiligtums sie waren durch Treppen erschlossen zu begehen Sie scheinen durch orientalische oder agyptische Kulteinflusse gepragt zu sein Jeweils vor den grossen Mittelexedren der Nord und Sudhalle befindet sich ein grosses Wasserbecken nbsp Einer der grossten Bausteine der Welt Stein der schwangeren Frau Eine grosse dreiteilige Freitreppe fuhrte zum Jupitertempel hinauf Dieser war ein dekastyler Pseudodipteros Seine 45 m breite Front hatte zehn Saulen von 20 m Hohe die 86 m lange Langseite hatte 19 Saulen Die Cella ist verloren ihre Fundamentmauern zeigen dass die Achsen der Cellamauern auf die dritte und achte Saule der Front sowie auf die drittvorletzte Saule der Langseite ausgerichtet waren Es ist anzunehmen dass sich eine weitere Saulenstellung vor der Vorhalle des Tempels befand Der Tempel hatte ein Satteldach und eine Tur oder ein grosses Fenster im Frontgiebel Ob sich ein sogenanntes Adyton eine fur syrische Tempel haufig belegte Erhohung fur ein Kultbild am Ende der Cella befand ist unklar Der Fries des Tempels war mit abwechselnden Stier und Lowenprotomen geschmuckt Eine Steinmetzinschrift in griechischer Sprache auf der Oberseite einer Saule belegt dass im Jahre 60 nach Christus am Tempel gearbeitet wurde Der Tempel ist in verschiedenen Ansichten auf Munzen der severischen Zeit und aus der ersten Halfte des dritten Jahrhunderts nach Christus zu sehen Der Jupitertempel sollte von einem gigantischen Podium umgeben werden Da sich sein Fussbodenniveau 14 m uber der Umgebung befindet das Podium aber ublicherweise aus drei Steinreihen bestehen sollte wurden dafur riesige Quader aus dem Steinbruch geschlagen Da das Podium nie vollendet wurde liegen nur drei der Riesensteine auf der Ruckseite als Podienschaft Ihre Masse sind etwas uber 19 m Lange rund 4 m Hohe und 3 60 m Breite Das Gewicht betragt im arithmetischen Mittel jeweils etwa 800 Tonnen Die drei schon im Mittelalter als Trilithon beruhmten Steine gelten als die grossten verbauten Steine der antiken Baugeschichte Bacchustempel Bearbeiten nbsp Der Bacchustempel genannte kleinere Tempel nbsp Plan der Burg von BaalbekSudlich des Jupitertempels steht der sogenannte Bacchustempel Seine Zuweisung ist nicht belegt Er wurde wahrscheinlich im spateren zweiten Jahrhundert nach Christus ebenfalls in korinthischer Ordnung gebaut Der Bacchustempel ist ein oktastyler Peripteros auf einem romischen Podium mit frontaler Freitreppe Das Podium hat eine Lange von 83 m und eine Breite von 36 m Die Saulenhalle hat ein Mass von 31 m 63 m Die acht Saulen an der Front und funfzehn an den Langseiten sind 17 60 m hoch Der sogenannte Bacchustempel zahlt zu den am besten erhaltenen Sakralbauten der romischen Welt was er seiner Einbeziehung in die Burg und Nutzung als Palast zu verdanken hat Er ist fast vollstandig erhalten das Satteldach fehlt und die frontale Saulenreihe ist der arabischen Burgmauer und einem heute noch stehenden Eckturm geopfert worden Wesentliche Charakteristika des Tempels sind seine grosse Tur von fast 13 m Hohe die von einem reich geschmuckten Rahmen mit Wein und Efeuranken sowie Weizenahren und Mohnkapseln gefasst wird der sehr gut erhaltene Innenraum mit umlaufenden Sitzstufen einer reichen Wandgliederung sowie dem syrischen Adyton und den Deckenkassetten der Uberdachung der Ringhalle die mit vielfaltigen Reliefs von Gottheiten viele davon Tychedarstellungen und einem uppigen Rankenwerk versehen sind Es ist anzunehmen dass von den zwei nebeneinander stehenden Tempeln auf Munzen des dritten Jahrhunderts einer als der Bacchustempel anzusehen ist Pseudoperipteros und Rundtempel Bearbeiten Sudlich des Hexagonalhofes des Jupiterheiligtums befindet sich ein kleiner Heiligtumsbezirk in dem sich zwei Tempel befinden Der erste ist ein kleiner Pseudoperipteros das heisst mit auf die Cella gesetzten Halbsaulen Er hat korinthische Vollblattkapitelle und ist ca 25 m lang und 12 5 m breit Der Tempel ist in den 1960er Jahren von der libanesischen Antikenverwaltung ausgegraben und teilweise restauriert worden Seine Zuweisung ist unbekannt seine Bauzeit durfte in der fruhen romischen Kaiserzeit liegen Fast im rechten Winkel dazu steht der Rundtempel lange Zeit als Venustempel bekannt obwohl diese Zuweisung nicht zu halten ist Der Rundtempel gehorte mit dem Jupiter und dem Bacchustempel zu den drei stets sichtbaren und deshalb immer bekannten Bauten Die Form seines geschwungenen Podiums und der resultierenden Cellagestaltung bis hin den Saulen mit funfseitigen korinthischen Kapitellen ist einzigartig und wurde immer als barock bezeichnet Der Rundtempel ist knapp 16 m breit und 28 m lang Das Podium ist 2 91 m hoch die Saulenhohe betragt 8 56 m Der Bau wurde vielleicht im dritten Jahrhundert nach Christus gefertigt Merkurtempel Bearbeiten Auf der Kuppe des Hugels Sheik Abd allah an dessen nordlichem Abhang die antiken Bauten liegen befand sich der Merkurtempel Er ist vollstandig verschwunden einige wenige Bauglieder liegen noch verstreut im Gelande Der Tempel muss sehr fruh grundlich abgebaut worden sein weil keiner der Reisenden in der Neuzeit mehr von ihm berichtet Das wichtigste Zeugnis seiner Existenz sind Munzbilder aus der Zeit des Kaisers Philippus Arabs Darauf ist der Tempel zu sehen neben ihm ein Caducaus der typische Botenstab des Merkur sowie eine lange den Berg hinauffuhrende Freitreppe Diese Freitreppe ist heute noch erhalten und von der Stadt aus gut sichtbar Literatur BearbeitenTheodor Wiegand Hrsg Baalbek Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1898 bis 1905 3 Bande de Gruyter Berlin 1921 1925 Nina Jidejian Baalbek Heliopolis City of the sun Dar el Machreq Publishers Beirut 1975 ISBN 2 7214 5884 1 mit der 1921 veroffentlichten Originalgrafik des Ausgrabungsberichts von Theodor Wiegand Auch in franzosischer Sprache Baalbek Heliopolis Cite du Soleil Librairie Orientale Beirut 1998 Friedrich Ragette Baalbek Noyes Press Park Ridge 1980 ISBN 0 8155 5059 6 Margarete van Ess Thomas Weber Hrsg Baalbek Im Bann romischer Monumentalarchitektur Philipp von Zabern Mainz 1999 ISBN 3 8053 2495 2 Erwin M Ruprechtsberger Vom Steinbruch zum Jupitertempel von Heliopolis Baalbek Libanon Linzer Archaologische Forschungen Bd 30 Linz 1999 ISBN 3 85484 429 8 Daniel Lohmann Das Heiligtum des Jupiter Heliopolitanus in Baalbek Die Planungs und Baugeschichte Orient Archaologie Bd 38 VML Rahden Westfalen 2017 Anmerkungen Bearbeiten Zacharias Rhetor Historia ecclesiastica 8 4 Johannes von Ephesos Historia ecclesiastica 3 27 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baalbek Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deutsches Archaologisches Institut34 006944444444 36 204325 Koordinaten 34 0 25 N 36 12 15 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempel von Baalbek amp oldid 238295292