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Tell Ta annek arabisch تل تعنك DMG Tall Taʿannak ist eine archaologische Statte in den Palastinensischen Autonomiegebieten Unter dem Namen Taanach ת ע נ ך wird der Ort mehrfach in der Bibel erwahnt Der Name hat sich so der Ausgraber Ernst Sellin durch alle Zeiten hindurch gerettet so dass die Identifizierung des Tell mit dem altorientalischen Ort unbestritten ist 1 Von Sellin gefundener Kultstander Archaologisches Museum Istanbul Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Besiedlungsgeschichte 3 Grabungsgeschichte 3 1 Ausgrabungen von Ernst Sellin 1902 1906 3 2 Ausgrabungen von Paul W Lapp 1963 1968 3 3 Ausgrabungen von Albert Glock 1985 4 Moderne Rezeption 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenTaanach ist eine bronze und eisenzeitliche Stadt Sie befand sich am Sudrand der fruchtbaren Jesreelebene Strategisch war Taanach gunstig gelegen denn von hier aus liess sich ein Pass kontrollieren mit dem die Via Maris das Karmelgebirge uberquerte Die Stadt Megiddo kontrollierte die zweite und wichtigere Wegfuhrung der Via Maris uber das Karmelgebirge 2 Der Tell ist eine auffallige Landschaftsformation Er erhebt sich etwa 241 Meter uber dem Meeresspiegel bzw 40 bis 50 Meter uber der Jesreelebene und hat eine eiformige Grundflache deren Spitze nach Suden zeigt 340 Meter ist die durchschnittliche Lange und 160 Meter die Breite In der Mitte des Hugels befindet sich ein 0 5 bis 2 Meter hohes Zentralplateau 150 Meter lang 110 Meter breit 3 Besiedlungsgeschichte BearbeitenFruhbronzezeit III Befestigtes regionales Zentrum mehrere Bauphasen Siedlungslucke in der Mittelbronzezeit Neubesiedlung um 1700 v Chr als befestigtes Verwaltungszentrum mit einem Stadtfursten der dem Stadtfursten von Megiddo untergeordnet war Fruhe Eisenzeit Nach der Hypothese eines Davidisch salomonischen Grossreichs war Taanach im 10 Jahrhundert Verwaltungszentrum eines der Gaue Salomos vorausgesetzt ist hierbei die historische Zuverlassigkeit von 1 Kon 4 12 EU Zerstorung im Palastinafeldzug Scheschonqs 922 v Chr Eisenzeitliche befestigte Stadt mit regionaler Bedeutung In der Perserzeit wieder befestigt und wohl auch Sitz der Verwaltung In hellenistischer Zeit wurde die Siedlung an den Fuss des Tell verlegt Im Mittelalter kleine Burg oder Residenz auf dem Tell ausserdem Kloster oder Einsiedelei 4 Grabungsgeschichte BearbeitenAusgrabungen von Ernst Sellin 1902 1906 Bearbeiten Ernst Sellins Grabung war Pionierarbeit auf dem Gebiet der Palastinaarchaologie Sellin konnte noch keine differenzierte Keramiktypologie nutzen und es gab noch keine Standards fur die Dokumentation der Funde Wie W Flinders Petrie auf dem Tell el Hesi 1890 wandte Sellin die stratigraphische Methode an und legte breite Suchgraben quer uber den Tell Fur die Mittelbronzezeit besteht eine etwa 500 jahrige Besiedlungslucke in Taanach die Sellin nicht erkennen konnte 5 Dadurch entstand fur ihn folgendes Bild der Besiedlungsperioden Stratigrafie Beginn Befunde4b Jungere arabische Zeit Sparliche Besiedlung am Fuss des Tell heute arabisches Dorf Ti inik als Trager des antiken Namens 4a Arabische Zeit Arabische Stadt mit Burg die 100 bis 200 Jahre bestand von den Kreuzfahrern zerstort wurde und seitdem Ruine blieb 3b Hellenistisch romisch byzantinische Zeit Die spatantike Siedlung Taanach befand sich nicht auf dem Tell sondern am Fuss desselben Der Tell wurde landwirtschaftlich genutzt 3a um 800 v Chr Nordkastell Da ein griechischer Kultureinfluss erkennbar war nahm Sellin an dass nicht die Assyrer 722 sondern erst Pharao Necho 609 die Stadt zerstorte worauf dann die stadtische Besiedlung auf dem Tell ihr Ende fand 2b um 1000 v Chr Ostburg und Ostfort von Sellin als Sitz von Salomos Statthalter oder dem ortlichen Reprasentanten des Nordreichs Israel interpretiert 6 2a um 1300 v Chr Kontinuierliche Weiterentwicklung der Siedlung von Stratum 1b 1b um 1600 v Chr Kultureller Aufschwung phonizische und agaische Kulturerzeugnisse Burg des Ischtarwaschur mit Textarchiv 1a um 2000 v Chr Alteste Ansiedlung Wenige Zeichen fur uberregionale Kontakte der Bewohner ein Siegelzylinder mit babylonischer Darstellung und agyptischer Inschrift Ein herausragender Befund war das kleine Archiv aus Stratum 1b Es enthielt Texte in babylonischer Keilschrift die von Friedrich Hrozny publiziert wurden Die meisten Tafeln wurden in oder bei einer Tonkiste gefunden Es sind teils Briefe teils Listen Die Briefe in denen es um militarische Unterstutzung geht sind an den Stadtfursten von Taanach gerichtet und stammen vom Stadtfursten zu Megiddo sowie vom agyptischen Gouverneur in Gaza Die Listen enthalten Personennamen der Zweck dieser Verzeichnisse ist nicht bekannt 7 Religionsgeschichtlich interessant waren ein Kultstander Astartefiguren und Kinderbestattungen in Tonkrugen Ausgrabungen von Paul W Lapp 1963 1968 Bearbeiten nbsp Kultstander Eisenzeit I 10 Jahrhundert v Chr Israel Museum 8 Fur die Grabung des Concordia Seminary St Louis und der American Schools of Oriental Research wurde Sellins Grabungsbericht ins Englische ubersetzt so dass die Archaologen auf diesen Ergebnissen aufbauen konnten Mit der mittlerweile entwickelten Keramiktypologie und Grabungstechnik uberprufte Paul W Lapp 1930 1970 9 mit seinem Team in drei Kampagnen 1963 1966 und 1968 Sellins Ergebnisse konzentrierte sich dabei aber auf den Suden und Westen des Tell eine Ausnahme war das Nordkastell Dieses wurde ins 9 Jahrhundert v Chr datiert In persischer Zeit sei es wiederaufgebaut worden Sellins Straten 1a und 1b wurden jetzt als fruhbronzezeitlich erkannt Diese Stadt horte bereits vor dem Ende der Fruhbronzezeit III auf zu existieren Nach mehrhundertjahriger Besiedlungslucke legten neue Bewohner die Lapp als Hyksos identifizierte im Westen des Tell eine Stadt an In kontinuierlicher Weiterentwicklung entstand daraus eine recht bedeutende spatbronzezeitliche Stadt Pharao Thutmose III zerstorte sie im Zusammenhang mit der Schlacht bei Megiddo 1468 Die danach wieder aufgebaute Stadt hatte bescheidenere Dimensionen ihr gehorte die Westburg mit dem Archiv an Lapps Team fand einen weiteren aber besser erhaltenen Kultstander der ins 10 Jahrhundert datiert wurde Ausgrabungen von Albert Glock 1985 Bearbeiten Nach dem Tod des Grabungsleiters 1970 fuhrte Albert E Glock die Arbeiten des Albright Institutes weiter Die Erforschung des Tell Ta annek wurde sein Lebenswerk Die von Lapps Team zusammengetragenen zahlreichen Fundobjekte mussten untersucht werden auch die Texte des Keilschriftarchivs im Archaologischen Museum Istanbul wurden von Glock kollationiert Glock war politisch engagiert und arbeitete seit 1980 an der Universitat von Bir Zeit wo er das Archaologische Institut aufbaute Er vertrat die These dass die Biblische Archaologie mit ihrem Fokus auf der Zeit der Konigreiche Israel und Juda ersetzt werden sollte durch eine Archaologie Palastinas 10 Die Grabung des Jahres 1985 sollte Erkenntnisse uber die Lebensverhaltnisse der am Tell Ta annek ansassigen Menschen seit der ottomanischen Zeit erbringen Im Januar 1992 wurde Albert Glock durch Schusse aus nachster Nahe ermordet Israelis und Palastinenser bezichtigten sich gegenseitig dafur verantwortlich zu sein 10 Damit endete auch die archaologische Arbeit auf dem Tell Ta annek 11 Moderne Rezeption BearbeitenNach der Grundung des modernen Staates Israel lag der Tell Ta annek ausserhalb des Staatsgebietes Der antike biblische Ortsname wurde zur Bezeichnung eines grenznahen israelischen Gebiets verwendet Bezirk Taanach hebraisch חבל תענך Chevel Taʿanach auch im Plural gebrauchlich hebraisch תענכים Taʿanachim Es handelt sich um ca 10 Ortschaften sudlich von Afula in einem Gebiet das durch die Strassen Nr 60 65 und 66 begrenzt wird Diese Orte gehoren zur Regionalverwaltung Gilboa im Nordbezirk Weblinks BearbeitenSiegfried Kreuzer Taanach In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Literatur BearbeitenErnst Sellin Tell Ta annek Bericht uber eine mit Unterstutzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und des K K Ministeriums fur Kultus und Unterricht unternommene Ausgrabung in Palastina nebst einem Anhange von Dr Friedrich Hrozny Die Keilschrifttexte von Ta annek Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften phil hist Klasse Bd 50 4 Wien 1904 online Ernst Sellin Eine Nachlese auf dem Tell Ta annek nebst einem Anhange von Friedrich Hrozny Die neuen Keilschrifttexte von Ta annek Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften phil hist Klasse Bd 52 3 Wien 1906 online Paul W Lapp The 1963 excavation at Tell Ta annek BASOR 173 1964 S 4 44 Paul W Lapp The 1966 excavation at Tell Ta annek BASOR 185 1967 S 2 39 Paul W Lapp The 1968 excavation at Tell Ta annek BASOR 195 1969 S 2 39 Siegfried Kreuzer Hrsg Taanach Tell Ta annek 100 Jahre Forschungen zur Archaologie zur Geschichte zu den Fundobjekten und zu den Keilschrifttexten Wiener Alttestamentliche Studien Wien Frankfurt 2006 ISBN 978 3 631 55104 2 Siegfried Kreuzer Geschichte Sprache und Text Studien zum Alten Testament und seiner Umwelt Walter de Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 041735 7 Friedrich Schipper Ernst Sellin ein Pionier der Biblischen Archaologie in Wien 100 Jahre Nachlese auf dem Tell Ta annek in Palastina In Forum Archaeologiae Zeitschrift fur klassische Archaologie 40 IX 200 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Sellin Tell Ta annek S 9 Siegfried Kreuzer Geschichte Sprache und Text S 186 Ernst Sellin Tell Ta annek S 10 Siegfried Kreuzer Taanach S 6 7 abgerufen am 21 Dezember 2018 Siegfried Kreuzer Geschichte Sprache und Text S 199 Siegfried Kreuzer Geschichte Sprache und Text S 96 197 Siegfried Kreuzer Taanach S 7 8 abgerufen am 21 Dezember 2018 Pedestal for the figure of a deity Delbert R Hillers Paul W Lapp in Memoriam in Bulletin of the American Schools of Oriental Research No 199 Oct 1970 pp 1 4 Online a b Edward Fox The mysterious death of Dr Glock In The Guardian 2 Juni 2001 abgerufen am 21 Dezember 2018 Siegfried Kreuzer Geschichte Sprache und Text S 207 32 521837 35 219484 Koordinaten 32 31 18 6 N 35 13 10 1 O Normdaten Geografikum GND 7541256 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tell Taʿannek amp oldid 223058412