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Das Technische Verwaltungsgebaude der Hoechst AG ist ein expressionistisches Burogebaude des Architekten Peter Behrens auf dem Gelande der fruheren Hoechst AG in Frankfurt Hochst Es wurde zwischen 1920 und 1924 errichtet Vom Betreiber des heutigen Industrieparks Hochst wird es seit dem Zusammenschluss der Hoechst AG mit anderen Unternehmen und der damit einhergehenden Aufgabe des traditionellen Firmennamens als Peter Behrens Bau bezeichnet Weltweite Bekanntheit erlangte ein Teil des Bauwerks in stilisierter Form als Firmenlogo Turm und Brucke 1 der Hoechst AG 1947 1997 Blick von Westen auf den Behrensbau mit Brucke und TurmBlick von Osten auf das Vorstandsgebaude und den Behrensbau mit Brucke und TurmBrucke und Turm Hoechst Logo von 1947 bis 1997Der unter Denkmalschutz stehende Gebaudekomplex teilt sich in zwei dreigeschossige Verwaltungsflugel und einen reprasentativen Eingangsbereich mit dem markanten Turm und der Brucke die das Gebaude mit dem fruheren Hauptcomptoir verbindet Fur die Offentlichkeit ist es nur zu bestimmten Besuchsterminen zuganglich da es sich auf dem abgesperrten Gelande des Industrieparks Hochst befindet Wegen seiner Bedeutung fur die Industriekultur ist es Teil der Route der Industriekultur Rhein Main Das Gebaude wurde im September 2008 vom Frankfurter Denkmalbeirat zum Denkmal des Jahres in Frankfurt am Main erklart 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1920 bis 1924 Planung und Bau 1 2 1925 bis 1945 I G Farben 1 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 1 4 Infraserv 2 Baubeschreibung 2 1 Grundlagen 2 2 Fassadengestaltung 2 3 Brucke Turm und Mittelteil 2 4 Innenarchitektur 2 4 1 Eingang Haupthalle Ausstellung und Treppenhaus 2 4 2 Horsaal und Marmorsaal 2 4 3 Burotrakte und Innenhof 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1920 bis 1924 Planung und Bau Bearbeiten Im Juni 1920 beschloss der Vorstand der Farbwerke Hoechst unter Generaldirektor Adolf Haeuser die bis dahin uber das ganze Werk Hochst verstreuten Technischen Abteilungen in einem reprasentativen Neubau an der Alten Mainzer Landstrasse heute Bruningstrasse im Westen der damals noch selbstandigen Stadt Hochst am Main zusammenzufuhren Die Fassade des neuen Verwaltungsgebaudes sollte wenigstens 150 Meter lang werden Hierfur wurde ein Grundstuck gegenuber dem damaligen Hauptcomptoir dem 1892 entstandenen Vorstandsgebaude ausgewahlt Am 21 August erging die Anfrage an den Berliner Architekten Peter Behrens der umgehend erste Entwurfe erstellte so dass bereits am 14 September der Vertrag uber den Technischen Buro Neubau der Farbwerke vorm Meister Lucius amp Bruning in Hochst am Main abgeschlossen werden konnte Am 31 Dezember 1920 stellte die Bauabteilung der Farbwerke den Konzessionsantrag und im Januar begann der Abriss der alteren Gebaude auf dem Baugrundstuck Bereits Ende 1921 war der Rohbau weitgehend fertiggestellt danach verzogerte sich der weitere Ausbau des Gebaudes Vor allem der Mangel an Baumaterial in den Inflationsjahren und die Besetzung des Werkes Hochst durch franzosische Truppen am 5 Mai 1923 liessen die Bauarbeiten zeitweise ganz zum Erliegen kommen Erst im April 1924 nach der Einfuhrung der Rentenmark wurden sie fortgesetzt Am 6 Juni 1924 fand die feierliche Eroffnung des monumentalen Burogebaudes statt 1925 bis 1945 I G Farben Bearbeiten Das neue Gebaude verlor allerdings schon bald an Bedeutung weil sich am 12 November 1925 die Farbwerke mit anderen Chemieunternehmen zur I G Farbenindustrie AG zusammenschlossen 1930 zog die Verwaltung des damals viertgrossten Unternehmens der Welt in das durch Hans Poelzig errichtete neue I G Farben Haus im Frankfurter Westend Das Werk Hochst verlor in den folgenden Jahren zunehmend an Bedeutung In den 1930er Jahren kam es deshalb zu zahlreichen Umbauten im Innern des Gebaudes So wurden die Seitenschiffe der grossen Ausstellungshalle im Erdgeschoss zur Telefonzentrale des Werkes und zu Lagerraumen umgebaut Die grossen Sitzungszimmer im ersten und zweiten Stock den sogenannten Marmorsaal unterteilte man in jeweils drei Buros Der Zweite Weltkrieg liess das Werk Hochst weitgehend unbeschadigt Nur am 29 Juni 1940 schlugen bei einem Luftangriff einige Sprengbomben auf dem Gelande ein von denen eine den Horsaal im Norden des Gebaudes verwustete Er wurde noch wahrend des Krieges in vereinfachter Form wiederhergerichtet und 1951 im Stil der 1950er Jahre renoviert Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Technisches Verwaltungsgebaude Mitte der 1950er JahreIm Juni 1952 wurde die I G Farben aus der alliierten Kontrolle entlassen Das Unternehmen ging in Liquidation und wurde in elf Nachfolgeunternehmen aufgeteilt darunter die Farbwerke Hoechst AG 1954 wurde die anliegende Bruningstrasse fur den offentlichen Verkehr gesperrt 1965 erhielten alle Gebaude im Werk Hochst neue Bezeichnungen nach einem einheitlichen Schema Seitdem wird der Behrensbau als Gebaude C 770 bezeichnet das gegenuberliegende Vorstandsgebaude als D 706 Der Behrensbau wurde Sitz der Personalabteilung Infraserv Bearbeiten 1994 begann der Umbau der Hoechst AG zu einer Holding Seit 1 Januar 1998 gehort der Behrensbau der Infraserv GmbH amp Co Hochst KG die als Betreibergesellschaft des Industrieparks Hochst aus der Hoechst AG ausgegliedert wurde 1998 begann eine umfassende Restaurierung des Behrensbaus Dabei wurde die Fassade gereinigt und ausgebessert samtliche Fenster und die gesamte Haustechnik erneuert Wahrend die Buroraume weitgehend an die modernen Bedurfnisse angepasst wurden entsprechen die Fussboden Gange Galerien und Innenhofe heute wieder weitgehend dem Originalzustand 2002 war die Restaurierung weitgehend abgeschlossen 2005 wurde der Horsaal modernisiert und der Marmorsaal im zweiten Stock renoviert wobei die hinter holzernen Verkleidungen verschwundene originale Bausubstanz weitgehend freigelegt wurde Die durch Umbauten stark veranderte Ausstellungshalle wurde 2007 renoviert und der Originalzustand so weit wie moglich wiederhergestellt Der Behrensbau ist heute Sitz der Unternehmensleitung von Infraserv Hochst und der Hoechster Pensionskasse Das Gebaude ist fur die Offentlichkeit nicht zuganglich kann aber regelmassig im Rahmen von besonderen Besucherfuhrungen besichtigt werden Baubeschreibung BearbeitenGrundlagen Bearbeiten Das Gebaude ist dem Backsteinexpressionismus zuzuordnen was sich sowohl in der ausseren und inneren Architektur als auch in Details erkennen lasst Zentrale Motive sind die Farbigkeit die auf den Bauherrn hinweisen und Kristallmotive die sich als Ornamente in den Beleuchtungsmitteln wie Fenster und Lampen erkennen lassen Ausserdem werden in den Buntglasfenstern die Gemalde der Kunstlergruppe De Stijl zitiert Peter Behrens der zum Bauzeitpunkt schon grosse Erfahrung bei Industrie und Verwaltungsbauten hatte wollte in seinem Werk aber auch die nach dem Ersten Weltkrieg hohe Bedeutung des Handwerks und der Arbeit erkennen lassen Dazu liess er viele Bauteile wie Turgriffe Gelander oder einzelne Fenster von Hand fertigen Fassadengestaltung Bearbeiten Aus Kostengrunden und im Kontrast zu dem gegenuberliegenden historisierenden Vorstandsgebaude wurde das Technische Verwaltungsgebaude komplett in Backstein ausgefuhrt Eine monotone Fassade des 185 Meter langen Gebaudekomplexes vermied Behrens dadurch dass er verschiedenfarbige Ziegel verwendete und das langgestreckte Gebaude in drei Bauabschnitte gliederte Die beiden Burotrakte die durch den Strassenverlauf bedingt stumpfwinklig in einem Eingangsbauwerk zusammenlaufen erhielten einen festungswallartigen Sockel der sich nach oben hin verjungt Die Fenster im Sockel fallen dabei quadratisch und verhaltnismassig klein aus In den zwei daruber liegenden Stockwerken gruppierte er die hohen Fenster untereinander indem er eine Kannelur aus zuruckgesetztem helleren Mauerwerk erzeugte Diese vertikale Dominanz wird durch einzelne horizontale Friese aus hellem Mauerwerk gebrochen Die obersten Stockwerke sind zuruckgesetzt gebaut und verfugen als pragendes Element uber parabelformige Fenster die an gotische Spitzbogen erinnern Brucke Turm und Mittelteil Bearbeiten Brucke und Turm sind die beiden pragenden Elemente des Gesamtkomplexes Der Mittelteil beinhaltet den Haupteingang und das Haupttreppenhaus des Gebaudes Die Fassade ahnelt der der Verwaltungstrakte ist aber mehr vertikal betont Wahrend diese mit Parabelfenstern abschliessen findet sich im Mittelteil eine dritte schmale Fensterspalte Der Turm uberragt diesen Mittelteil nochmals Im oberen Bereich befinden sich die Schalloffnungen des Glockenspiels und eine Uhr Trotz vorhandener Glocken wurde das Glockenspiel aus Kostengrunden nie vollendet Ursprunglich sollte es den Arbeitern der Farbwerke mit Klangen aus Richard Wagners Lohengrin den Schichtwechsel signalisieren Vom Turm zum 1892 erbauten Vorstandsgebaude spannt sich uber die Bruningstrasse eine gemauerte Bogenbrucke die das Parabelmotiv der oberen Burofenster aufgreift nbsp Turm des Behrensbaus mit der charakteristischen Uhr nbsp architektonisches Detail an der BruckeDer Haupteingang im reprasentativen Mittelbau ist sehr zuruckhaltend gestaltet Die drei Turen befinden sich in den zuruckgesetzten Fensterspalten Uber dem Eingang befinden sich zwei in Stein gemeisselte Lowen die das Firmenwappen von Meister Lucius amp Bruning dem Unternehmen aus dem die Farbwerke hervorgingen darstellen Innenarchitektur Bearbeiten Eingang Haupthalle Ausstellung und Treppenhaus Bearbeiten Verglichen mit einer Kreuzbasilika bildet die Haupthalle das Langschiff das mit dem Eingang uber ein Querschiff verbunden ist Das Querschiff also der Gang von den drei Eingangsturen in die Halle ist sehr niedrig und dunkel und bildet somit einen Kontrast zur imposanten Haupthalle Die Halle nimmt die gesamte Hohe des Mittelbauwerks ein und wird durch grosse Fenster an der Decke beleuchtet Die Hohe von etwa 15 Metern wird durch mehrere architektonische Hilfsmittel optisch gestreckt Die umlaufenden Gange der einzelnen Stockwerke werden nach oben hin niedriger und die Fenster werden schmaler Das einzige Ornament in dieser Halle ist das nackte Mauerwerk der Saulen die oben die achteckigen Deckenfenster umrahmen und sich nach unten verjungen Eine abwechselnde Farbgestaltung wirkt der Massivitat des oberen sehr breiten Mauerwerks entgegen Die untersten Klinker sind grun dann folgt blau rot violett orange und schliesslich gelb Gegenuber dem Eingang im Querschiff liegt der ehemalige Ausstellungsraum in dem die Farbwerke ihre Farbprodukte vorstellten Er war als dreischiffige Halle ausgelegt deren sieben Meter hohe Decke von sechs Saulen getragen wurde und erhielt seine Beleuchtung durch grosse farbig verglaste Fenster an drei Seiten Diese Architektur wie auch die grossen Fenster zur angemessenen Beleuchtung wurde im Laufe der Zeit vielfach verandert Bereits in den 1930er Jahren wurde der Raum in eine Gedenkstatte fur die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitarbeiter umgestaltet 1938 wurden die Seitenschiffe abgetrennt und durch Betondecken in mehrere Raume unterteilt die zunachst als Telefonzentrale des Werkes und seit den 1960er Jahren als Lager und Konferenzraume dienten Die von Richard Scheibe geschaffene Statue eines Arbeiters der sich die Armel hochkrempelt blieb als einziges originales Ausstattungselement der Ausstellungshalle ubrig nbsp senkrechter Blick in die Eingangshalle nbsp Ausstellungsraum mit der ArbeiterstatueVon Juni bis Dezember 2007 wurde die Halle originalgetreu restauriert Fenster und Wande nach alten Vorlagen rekonstruiert Die kraftigen Farben der neuen Ziegel heben sich deutlich von den im Laufe der Jahrzehnte verblichenen Originalziegeln der Eingangshalle ab und vermitteln so einen Eindruck von Behrens ursprunglichen Planen 4 Die Haupttreppen befinden sich an den Enden des Langschiffs Sie laufen uber Zwischengeschosse zu den Balustraden der Haupthalle bis ins dritte Stockwerk Mittlerweile enthalt das Haupttreppenhaus auch einen Aufzug der bis ins vierte Stockwerk reicht Die zum Innenhof gerichteten Fenster der Zwischengeschosse sind farbig bemalt Horsaal und Marmorsaal Bearbeiten Im ersten Stockwerk uber dem Ausstellungsraum befindet sich der Horsaal des Behrensbaus Der Originalsaal war entsprechend dem Gesamtkonzept gestaltet und verfugte uber eine aufwandige Holzvertafelung Nachdem er im Zweiten Weltkrieg ausbrannte wurde er in den 1950er Jahren im Stil dieser Zeit wiederaufgebaut nbsp Blick von unten auf die Range des Horsaals nbsp Blick nach unten von den Rangen des HorsaalsGegenuber oberhalb des Eingangs lag der so genannte Marmorsaal Er verdankt seinen Namen der Wandverkleidung aus Travertin die an Marmor erinnerte Ein besonderes Ausstattungsmerkmal war der Leuchter der ebenfalls von Behrens entworfen wurde Ein Ausgang zur Brucke verband den Raum direkt mit dem gegenuberliegenden Vorstandsgebaude Im Rahmen einer Umgestaltung wurde der Marmorsaal in drei einzelne Buros unterteilt wobei auch der Leuchter verschwand Burotrakte und Innenhof Bearbeiten An das Mittelbauwerk schliessen die Burotrakte an Sie liegen rings um einen Innenhof dessen Fassaden mit weissen Klinkern verblendet sind und so das einfallende Licht maximal in die umliegenden Gange reflektieren Die Gange zu den Buros sind einfacher ausgefuhrt als die reprasentative Haupthalle Dominierender Werkstoff ist Holz In den Burotrakten befinden sich noch zwei kleinere Nebentreppenhauser am Ende des Ostflugels und in der Mitte des Westflugels in beiden Treppenhausern verkehrt noch jeweils ein Paternosteraufzug im Westflugel auch ein Lastenaufzug Im Nordwestflugel des Behrensbaus befanden sich ursprunglich Grossraumburos fur die Zeichensale der Technischen Abteilungen Spater wurden die Sale in zahlreiche Einzelraume unterteilt nbsp Blick in den Innenhof nbsp Holzgetafelter Innengang im Burotrakt nbsp Verklinkerter Innengang um die EingangshalleLiteratur BearbeitenBernhard Buderath Hrsg Umbautes Licht Das Verwaltungsgebaude der Hoechst AG Prestel Munchen 1990 ISBN 3 7913 1059 3 Infraserv GmbH amp Co Hochst KG Hrsg Der Behrensbau im Industriepark Hochst Frankfurt am Main 2005 Monika Vogt Lust und Liebe sind die Fittiche zu grossen Taten Begegnungen mit historischen Statten des Genusses in Hessen 2009 S 108 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Technisches Verwaltungsgebaude der Hoechst AG Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Betreibers mit Bildergalerie Serie von vier autorisierten Fotos bei der FAZ Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Hoechst AG Technisches Verwaltungsgebaude In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenEinzelnachweise Bearbeiten Markenlexikon Logos Die schonste des Jahres in Frankfurter Rundschau vom 26 September 2008 Eine einmalige Halle in Hochster Kreisblatt vom 26 September 2008 Rausch der Arbeit In Frankfurter Rundschau vom 13 Dezember 200750 094722222222 8 5344444444444 Koordinaten 50 5 41 N 8 32 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Technisches Verwaltungsgebaude der Hoechst AG amp oldid 202936076