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Die Talsperre Leibis Lichte auch Leibis Lichte ist eine Talsperre im Freistaat Thuringen Sie liegt nahe Unterweissbach im Lichtetal im Thuringer Schiefergebirge Ihren Namen hat sie von dem Ort Leibis dessen 100 Bewohner in den Ort Neu Leibis umgesiedelt wurden und dem gestauten Gewasser Lichte einem Zufluss der Schwarza Sie dient der Trinkwasserversorgung Ostthuringens und dem Hochwasserschutz Nachdem mit der Flutung bereits im Februar 2005 begonnen wurde fand die offizielle Einweihung am 12 Mai 2006 statt Die Flutung fand bis Mitte 2008 statt Es ist eine tagliche Entnahme von 43 700 m Rohwasser vorgesehen Der Talsperre ist die Vorsperre Deesbach vorgelagert Talsperre Leibis LichteDie Staumauer von Westen gesehen Die Staumauer von Westen gesehenLage Landkreis Saalfeld RudolstadtZuflusse Lichte SchlagebachAbfluss LichteGrossere Orte in der Nahe Deesbach Lichte Meura Oberweissbach UnterweissbachTalsperre Leibis Lichte Thuringen Thuringen DeutschlandKoordinaten 50 36 3 N 11 10 24 O 50 600833333333 11 173333333333 Koordinaten 50 36 3 N 11 10 24 ODaten zum BauwerkBauzeit 2002 2005Hohe uber Talsohle 93 5 mHohe uber Grundungssohle 102 5 mHohe der Bauwerkskrone 444 m u HNBauwerksvolumen 620 000 m Kronenlange 369 mKronenbreite 9 mBasisbreite 80 6 mBoschungsneigung luftseitig 1 0 78Boschungsneigung wasserseitig lotrechtKraftwerksleistung 1 MWDaten zum StauseeHohenlage bei Stauziel 436 m u HN bei Hochwasser 441 m u HNWasseroberflache 106 56 ha 1 2 dep1Stauseelange 3 6 kmdep1Maximale Tiefe 91 mSpeicherraum 32 4 Mio m Gesamtstauraum 39 2 Mio m Einzugsgebiet 72 km Bemessungshochwasser 86 5 m sBesonderheiten gerade Achse lotrechte Wasserseite Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 1 1 Ausfuhrung 1 2 Baustoffe 2 Tunnelsysteme 2 1 Katzestollen 2 2 Lichtestollen I 2 3 Sorbitztalquerung 2 4 Lichtestollen II 3 Ersatzmassnahmen 4 Genehmigungsverfahren 5 Bilder vom Bau 6 Das Dorf Leibis 7 Umgebung 8 Film 9 Bilder 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseBauwerk BearbeitenDie Staumauer der Talsperre Leibis Lichte wurde als Gewichtsstaumauer aus Beton errichtet da das Schiefer Gestein und das fast gerade Tal keinen ausreichenden Halt fur eine Bogenstaumauer bieten wurden Der Bau der Talsperre wurde im September 2000 nach ca 20 Jahren Planung begonnen und war sehr umstritten Der Grundstein wurde am 6 September 2002 gelegt Im Jahr 2004 war etwa die halbe Mauerhohe erreicht und im Februar 2005 wurde mit der Flutung begonnen Die Talsperre ist nach ICOLD Kriterien eine grosse Talsperre und wird auf lange Zeit der letzte grosse Talsperrenbau in Deutschland sein Sie ist nach der Rappbode Talsperre die zweithochste Talsperre Deutschlands Ursprunglich sollte sie 107 5 Meter hoch werden wodurch sie die Staumauer der Rappbode Talsperre um 1 5 Meter ubertroffen hatte Die Kosten betrugen 140 Millionen Euro Ausfuhrung Bearbeiten Der Untergrund der Talsperre ist mit einem Injektionsschleier abgedichtet Die Staumauer selbst wurde in der so genannten Blockbauweise errichtet Dabei variiert die Grosse der insgesamt rund 1090 Blocke erheblich Die Hohe der Blocke betragt bei fast allen 2 50 m die Breite 10 m die Lange schwankt zwischen 7 und 30 m Diese unterschiedlichen Masse ergeben sich aus der Lage der jeweiligen Blocke Bei dem Bauwerk wurden funf verschiedene Betonsorten verwendet die jeweils anders zusammengesetzt sind Jeweils 108 Blocke wurden dabei aus dem sogenannten Kernbeton hergestellt Diese Blocke sind nur von anderen Blocken umgeben Fur weitere 140 Blocke welche direkten Kontakt mit dem Untergrund haben wurde Sohlen bzw Sohlenfeinbeton verwendet Die ubrigen Blocke wurden aus Vorsatzbeton hergestellt Fur die Fugen verwendete man Arbeitsfugenbeton Bei der Erstellung der Mauer sollte moglichst wenig Hydrationswarme entstehen Eine zu grosse Erwarmung hatte nach dem Abbinden des Zementes und der darauf folgenden Abkuhlung des Bauwerks zur Rissen im Beton gefuhrt Dies minimierte man einerseits durch die ubliche Verwendung von Hochofenzement zum anderen versuchte man aber den Frischbeton moglichst kuhl einzubauen Dies erreichte man indem man anstelle des ublichen Anmachwassers Scherbeneis bei der Betonzubereitung verwendete 3 Hierfur wurde neben der Betonmischanlage vor Ort extra eine relativ grosse Anlage zur Scherbeneisherstellung aufgestellt und betrieben Baustoffe Bearbeiten Kennwerte nach 90 Tagen Kernbeton VorsatzbetonSohlenbeton Sohlenfeinbeton ArbeitsfugenbetonDruckfestigkeit in N mm 30 6 29 1 30 7 27 6Zugfestigkeit in N mm 4 83 4 15 4 48 4 69Spaltzugfestigkeit in N mm 2 15 2 01 3 06 2 61Elastizitatsmodul statisch in N mm 30 192 30 246 22 365 21 738Wassereindringtiefe in mm 40 24 30 25Festbetonrohdichte in Tonnen m 2 434 2 405 2 306 2 340Frischbetonrohdichte in Tonnen m 2 423 2 408 2 267 2 294Tunnelsysteme BearbeitenDer Talsperre Leibis Lichte wird uber drei Tunnel und ein Verbindungsbauwerk Wasser zu oder abgeleitet Alle Tunnel ausser der Dukeranlage der Sorbitztalquerung wurden mit einer 38 m langen Vortriebsmaschine gebohrt Tunnel Lange Bauzeit Durchmesser AusbauKatzestollen 9 806 m 1989 1994 2 70 m nur partiell mit SpritzbetonLichtestollen I 3 375 m 1983 1989 2 70 m nur partiell mit SpritzbetonSorbitztalquerung 220 m 1989 2004 05 2 1000 mm Rohre DN 1000Lichtestollen II 7 334 m 1981 1986 2 70 m nur partiell mit Spritzbeton nbsp Der Auslauf des KatzestollensKatzestollen Bearbeiten Durch den Katzestollen wird Wasser in freiem Gefalle aus dem westlich der Talsperre gelegenen Katzetal in den Stausee geleitet Der Einlauf befindet sich nahe dem Ort Katzhutte der Auslauf in der Nahe der Staumauer Zur Einleitung des Wassers in den Stollen wurde im Fluss Katze eine Wehranlage gebaut Seit Anfang 2010 wird uber Losungen beraten das aus dem Katzestollen austretende Wasser von der Talsperre fernzuhalten sodass die Orte Oberweissbach und Cursdorf nicht mehr in der Schutzzone liegen 4 Lichtestollen I Bearbeiten Durch den Lichtestollen I wird das Rohwasser der Talsperre vom Wasserturm unterhalb der Staumauer bis in das Sorbitztal geleitet Der Tunnel hat eine Steigung von 2 2 Promille sodass sich im Sorbitztal ein Hochpunkt ergibt Dieser Hohenunterschied wird durch den Wasserturm an der Staumauer uberwunden Bei einer Direktentnahme aus der Talsperre hatte der Stollen als Druckstollen ausgefuhrt werden mussen Sorbitztalquerung Bearbeiten Die Sorbitztalquerung ist das Verbindungselement zwischen den Lichtestollen I und II und unterquert den Fluss Sorbitz Sie besteht aus zwei 220 Meter langen Rohrdukern die jeweils 1989 und von 2004 bis 2005 erbaut wurden An beiden Talseiten schliessen unmittelbar die beiden Lichtestollen an Man wahlte die Variante mit zwei DN 1000 Rohren um im Schadensfall Versorgungssicherheit gewahrleisten zu konnen Im Normalfall wird jedoch nur eine der beiden Leitungen betrieben An der Anlage in der Nahe von Rohrbach im Sorbitztal sind ausserdem zwei Tore untergebracht die im Wartungsfall einen Zugang zu den Stollen ermoglichen Sie wurden von 2004 bis 2005 erbaut Lichtestollen II Bearbeiten Der Lichtestollen II leitet auf einer Lange von 7 334 Metern das Rohwasser von der Sorbitztalquerung zur Trinkwasseraufbereitungsanlage Zeigerheim Er hat wie der Lichtestollen I ein Gefalle von 2 2 Promille Ersatzmassnahmen BearbeitenInsgesamt werden 33 okologische Ersatzmassnahmen durchgefuhrt um die durch den Bau entstandenen Beeintrachtigungen zu kompensieren Diese umfassen den Ruckbau von Wehranlagen die Renaturierung von Fliessgewassern die Umgestaltung von 270 ha Wald das Aussetzen von 40 Auerhuhnern im Lichtetal und eine dem Zulauf angepasste Wildbettabgabe aus der Talsperre an den Unterlauf Letzteres dient der Erhaltung der hochwertigen Lebensraume im Schwarzatal Wahrend der Bauausfuhrung wurden samtliche naturschutzfachlichen Belange durch eine okologische Bauuberwachung wahrgenommen 2006 wurde festgelegt dass die Fahrbahn der Kabelkrananlage aus Kostengrunden nicht zuruckgebaut sondern in ein Biotop verwandelt wird Genehmigungsverfahren BearbeitenMit den Planungsleistungen zur Errichtung der Talsperre Leibis Lichte und des angeschlossenen Fernwasserversorgungssystems wurde bereits in den 1970er Jahren begonnen Es folgten umfangreiche bauvorbereitende Leistungen wie die Auffahrung der Stollen die Baufeldfreimachung und die Errichtung der Vorsperre Deesbach 5 Nach der Wende ging dem Bau der Talsperre ein langwieriges Genehmigungsverfahren voraus 2 August 1993 Der Antrag zur Planfeststellung wird eingereicht 15 21 Juni 1995 Der Thuringer Landtag stimmt einer weiteren Verfolgung des Bauprojektes zu lasst aber die Stauhohe um funf Meter reduzieren August 1999 Der Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland klagt gegen eine Anordnung zum sofortigen Bau der Talsperre 26 August 1999 Die Klage gegen den Sofortvollzug wird vom Verwaltungsgericht Gera abgewiesen Da der BUND auf Rechtsmittel verzichtet kann mit den bauvorbereitenden Massnahmen begonnen werden Oktober 2001 Der BUND klagt gegen den Planfeststellungsbeschluss 17 Oktober 2001 Die Klage wird abgewiesen Neun Jahre nach der Antragstellung zum Bau herrscht nun endgultiges Baurecht Bilder vom Bau Bearbeiten nbsp Einbau des Betons beim Bau der Staumauer Die rote Bombe hangt an der Seilbahn 2003 nbsp Errichtung der Staumauer Man erkennt die Seile der Seilbahn zum Betontransport nbsp Blick auf die Baustelle Talsperre Leibis Lichte aus Richtung Norden 2003 nbsp Blick auf die Baustelle Talsperre Leibis Lichte 2003 Das Dorf Leibis Bearbeiten nbsp Oktober 2007 nahe Meura der Stausee wird geflutetLeibis war ein Dorf im heutigen Stauraum der Hauptsperre mit Verkehrsanbindungen nach Meura Unterweissbach Lichte und Deesbach Es hatte 100 Einwohner und lag direkt am Fluss Lichte Bis 1918 gehorte der Ort zur Oberherrschaft des Furstentums Schwarzburg Rudolstadt Aus Grunden des Trinkwasserschutzes wurden die Gebaude sehr sorgfaltig abgetragen Sogar die Fundamente wurden entfernt Ein Kriegerdenkmal blieb erhalten Die Einwohner des Dorfes wurden noch nach den Grundlagen der Genehmigungen vor der Wiedervereinigung in den Ort Neu Leibis bei der Mankenbachsmuhle unterhalb von Unterweissbach umgesiedelt erhielten aber Entschadigungen Die meisten Bewohner wurden schon 1994 umgesiedelt ein Einwohner wehrte sich allerdings bis Mitte 1999 Heute liegt Leibis ca 90 m unter dem Wasserspiegel des Stausees Umgebung BearbeitenDie Talsperre Leibis Lichte besitzt eine Vorsperre Deesbach die bereits 1990 fertiggestellt wurde Nordwestlich der Staumauer liegen der Platz der ehemaligen Baustelleneinrichtung und ein Besucherpavilion Die Staumauer lasst sich aus Trinkwasserschutzgrunden nur zu Fuss uber einen steilen Pfad vom Talgrund die fruhere Baustrasse oder mit der Lichtetalbahn erreichen Der Talsperrenbau hatte auf die Umgebung fast keine negativen Auswirkungen Restaurants und Urlaubsunterkunfte profitieren von den zahlreichen Besuchern die jedes Jahr die Talsperre besichtigen Die Talsperre kann zu Fuss auf dem Rad oder mit den Segways eines lokalen Anbieters erkundet werden Alle Baustelleneinrichtungen ausser den markantesten wie dem Betonumladekai und den Baustrassen wurden zuruckgebaut Die Fahrbahn der Kabelkrananlage ist noch deutlich im Hang erkennbar Film BearbeitenIm Jahr 2007 wurde der Spielfilm Die Hitzewelle Keiner kann entkommen zu Teilen an der Talsperre gedreht 6 Bilder Bearbeiten nbsp Staumauer im Bau Dezember 2004 nbsp Kraftwerkshaus in der Mauer Tosbecken und Schiebergebaude nbsp Dienstgebaude auf der Staumauer nbsp Vollendete Staumauer im August 2009 nbsp Wasserseite nbsp Ansicht von Osten nbsp Funktionstest der Hochwasserentlastung zum Abschluss des Probestaus im April 2010 nbsp Funktionstest der Hochwasserentlastung im April 2010 nbsp Vollstau zum Abschluss des Probestaus im April 2010 nbsp Staumauer 1 November 2016 nbsp See von der Mauerkrone aus Siehe auch BearbeitenListe von Talsperren in DeutschlandLiteratur BearbeitenHarald Roscher Thuringer Fernwasserversorgung Talsperren und Fernwasserversorgungssysteme in Thuringen 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Talsperre Leibis Lichte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite zur Talsperre Leibis Lichte auf der Homepage der Thuringer Fernwasserversorgung Jorg Peter Wagner Massenbetone fur die Gewichtsstaumauer Talsperre Leibis Lichte Beton Informationen 2 3 2004 Digitale Wanderung um die Talsperre Leibis Lichte 22 Kugelpanoramen Einzelnachweise Bearbeiten Thuringer Landesamt fur Vermessung und Geoinformation http www geoproxy geoportal th de geoclient Abgerufen am 11 Juli 2017 Ohne Vorsperre Deesbach Zweithochste Staumauer Deutschlands Trinkwassertalsperre Leibis Lichte in Thuringen auf www beton org abgerufen am 22 April 2021 Bericht der OTZ zur Festlegung der Trinkwasserschutzzone Seite zur Talsperre Leibis Lichte auf der Homepage der Thuringer Fernwasserversorgung IMDB Eintrag zum Film Die Hitzewelle Normdaten Geografikum GND 4691415 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Talsperre Leibis Lichte amp oldid 237238623