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Die Tairona waren ein prakolumbisches Volk mit einer hochentwickelten Kultur auf dem Gebiet der heutigen Provinzen La Guajira und Magdalena in der Republik Kolumbien Ciudad Perdida zentraler heiliger PlatzWohnhaus der Tairona auf WohnplattformWegenetz in Ciudad Perdida Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Kulturphase 2 Urbane Kultur 3 Kunst und Kunsthandwerk 4 Spanische Eroberung 5 Einzelnachweise 6 WeblinksFruhe Kulturphase BearbeitenDie Herkunft der Tairona und die Fruhphase ihrer Kultur liegen mangels schriftlicher Aufzeichnungen weitgehend im Dunkeln Die Tairona haben wie die anderen sudamerikanischen Kulturen auch keine eigene Schrift entwickelt Schriftzeugnisse liegen nur von den Spaniern vor Einer der ersten Berichte uber die Tairona ist in der Reisebeschreibung De Orbe Novo des Humanisten Diplomaten und Historikers Pedro Martyr d Anghiera 1457 1526 enthalten 1 Bis etwa 800 n Chr lebte das Volk in kleinen verstreuten Dorfern in der Kustenregion In der Nahe des Kustenortes Nahuange in Kolumbien wurde 1922 ein Grabhugel mit Goldobjekten aus dem 6 oder 7 Jahrhundert n Chr entdeckt Neuere Datierungen an archaologischen Fundstellen reichen bis in das 2 Jahrhundert v Chr zuruck Urbane Kultur BearbeitenVom 9 Jahrhundert an zogen sich die Tairona aus unbekannten Grunden immer mehr in die unzuganglichen Bereiche der Sierra Nevada de Santa Marta zuruck und bauten beginnend ab etwa 1000 n Chr rund 200 Terrassenstadte in Hohenlagen von 900 bis 1200 Metern Die Tairona bildeten keine Nation im heutigen Sinne sondern ein Netzwerk von verstreuten Stadten Die Stadte waren mit einem durchdachten System von gepflasterten Wegen Brucken Stegen und Treppenanlagen erschlossen und miteinander verbunden Jede in sich unabhangige Stadt um die sich jeweils kleinere Siedlungen kumulierten unterstand einem Warlord Die streng hierarchisch gegliederte Gesellschaft wurde von einer einflussreichen Priesterkaste dominiert 2 Fur die Anlage der Siedlungen wurde das steile Terrain nivelliert und man errichtete kunstvoll aus Steinen gesetzte Terrassen Auf diesen erhohten Plattformen erhoben sich palmblattgedeckte Rundhauser aus Holz fur die Grossfamilien Die Bauten aus verganglichen Materialien sind langst nicht mehr vorhanden heute sind nur noch die charakteristischen runden Hausplattformen sichtbar Aus der Lage von archaologischen Fundstucken kann man schliessen dass die Hauser in Bereiche fur Frauen und Manner getrennt waren Im Frauenbereich eher am Rand des Hauses fanden sich die Feuerstellen sowie Hausgerate Kochtopfe Kruge und Mahlsteine Im Mannerbereich traten Steinaxte Zeremonialgegenstande und Gewichte fur Fischernetze zutage Neben den Wohnhausern deren Terrassen ca 6 bis 7 m Durchmesser hatten gab es wesentlich grossere Zeremonienhauser mit mehreren Eingangen Treppen Saulen sowie Steintischen und banken Unter den ausgegrabenen Zeremonialgegenstanden befanden sich Steinzepter und axte Gabelstabe sowie sogenannte Placas Sonajeras dt rasselnde Scheiben seltsame propellerformige Anhanger aus poliertem Stein deren Zweckbestimmung unbekannt ist 3 Zu jeder Siedlung gehorten aufwendig terrassierte be und entwasserte Felder Die Drainage erfolgte uber kunstvoll angelegte unterirdische Kanale mit Stein ausgekleidete Graben und Sammelbecken Angebaut wurden hauptsachlich Mais Bohnen Maniok Chilischoten Susskartoffeln und Baumwolle 4 Zentrum der urbanen Kultur war Ciudad Perdida dt verlorene Stadt die auf ihrem Hohepunkt im 16 Jahrhundert etwa 2 500 Einwohner hatte und ca 13 Hektar umfasste Weitere archaologisch teilweise erforschte Stadte der Tairona sind das nahe der Kuste gelegene Pueblito im Departamento de Cordoba und Chengue im heutigen Parque Nacional Natural Tairona an der Bahia de Chengue Nach Berichten der Spanier waren bei den Tairona verschiedene Formen der Bestattung ublich sowohl das Trocknen und Rauchern der Leiche als auch das Aussetzen in Hohlen mit anschliessendem Zweitbegrabnis der Knochen in Bestattungsurnen 3 Kunst und Kunsthandwerk Bearbeiten nbsp Gefassflote Tairona Keramik nbsp Goldarbeit der Tairona nbsp Nasenschmuck der TaironaDie Tairona stellten hochentwickelte Topferwaren her Kennzeichnend fur die Tairona Keramik sind eingeritzte und mit weisser Farbe hervorgehobene Muster auf dunkel gefarbtem Ton Besonders bekannt sind die mit Gesichtern kunstvoll verzierten ungefahr einen Meter hohen Graburnen Auf einem asthetisch und kunsthandwerklich sehr hohen Niveau befanden sich die Goldarbeiten Gold galt als Fruchtbarkeitssymbol dessen von der Sonne ubernommene Kraft auf den Trager ubergeht Im Gegensatz zu anderen vorkolumbianischen Kulturen war Goldschmuck meist handelte sich jedoch um Tumbaga nicht nur Wurdentragern vorbehalten sondern durfte von jedermann getragen werden Unter den erhaltenen Kunstwerken sind menschliche Gestalten mit tierischen Attributen z B zoomorphe Kombinationen aus zwergenhaften Menschengestalten und Fledermausen moglicherweise Priester mit Kopfschmuck und Masken darstellend sowie Vogelmotive besonders haufig Ein charakteristisches regelmassig auftretendes grafisches Muster auf den Goldarbeiten ist die Spirale Der meisterhaft verarbeitete Schmuck wurde im Wachsausschmelzverfahren in der verlorenen Form hergestellt aber auch gehammert getrieben und gelotet Besonders schone Goldartefakte der Tairona sind heute im Museo del Oro in Bogota und im Metropolitan Museum of Art in New York City ausgestellt Spanische Eroberung BearbeitenDem Eindringen der Spanier im 16 Jahrhundert setzten die kriegerischen Tairona heftigen Widerstand entgegen und lehnten das Christentum ab Um 1630 waren jedoch auch die entlegensten Stadte erobert Unmittelbar danach begann die systematische rucksichtslose Suche nach Goldobjekten und die Plunderung der Siedlungen und Grabstatten Die Spanier schmolzen die gefundenen Kunstwerke ein Die wenigen Uberlebenden Tairona zogen sich in noch unzuganglichere Bergregionen der Sierra Nevada de Santa Marta zuruck Ihre Nachfahren bilden heute das Volk der Kogi 5 Einzelnachweise Bearbeiten Pedro Martyr d Anghiera De Orbe Novo Alcala 1530 englische Ubersetzung De Orbo Novo The Eight Decades of Peter Martyr D Anghera Translated from the Latin with Notes and Introduction By Francis Augustus MacNutt 2 Bande New York London 1912 Alejandro Dever Social and Economic Development of a Specialized Community in Chengue Parque Tairona Colombia University of Pittsburgh 2007 Dissertation a b Eldorado der Traum vom Gold Hannover 1979 Katalog zur Ausstellung im Kestner Museum Hannover S 51 52 El Dorado Legendares Land des Goldes Time Life Bucher Amsterdam 1995 ISBN 90 5390 527 8 S 31 National Geographic Society Wunder der antiken Welt Augsburg 1998 S 280Weblinks BearbeitenLiteratur uber die Tairona im Katalog des Ibero Amerikanischen Instituts in BerlinNormdaten Sachbegriff GND 4058930 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tairona Volk amp oldid 221358437