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Tagebuch einer Kammerzofe ist ein in Frankreich gedrehter Kriminalfilm von Luis Bunuel aus dem Jahr 1964 und basiert auf Octave Mirbeaus gleichnamigem Roman der bereits 1946 von Jean Renoir verfilmt wurde In dieser scharfen Satire auf die verlogene in ihren reaktionaren Traditionen verharrende franzosische Provinz Bourgeoisie zwischen den zwei Weltkriegen brandmarkt Bunuel diese Traditionen als Anzeichen des aufkeimenden Faschismus FilmTitel Tagebuch einer KammerzofeOriginaltitel Le Journal d une femme de chambreProduktionsland Frankreich ItalienOriginalsprache FranzosischErscheinungsjahr 1964Lange 97 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Luis BunuelDrehbuch Luis Bunuel Jean Claude CarriereProduktion Serge SilbermanMusik Antoine PetitjeanKamera Roger FellousSchnitt Luis Bunuel Louisette HautecoeurBesetzungJeanne Moreau Celestine Michel Piccoli M Monteil Daniel Ivernel Capitaine Mauger Francoise Lugagne Mme Monteil Jean Ozenne M Rabour Vater von Mme Monteil Georges Geret Joseph Dominique Sauvage Dandieux Claire Muni Marianne Dienerin der Monteil Gilberte Geniat Rose Dienerin von M Mauger Madeleine Damien Kochin der Monteil Jean Claude Carriere Pfarrer Bernard Musson Kirchendiener Freund von Joseph Claude Jaeger Friedensrichter Gabriel Gobin Wachtmeister der Gendarmerie Pierre Collet Reisender Francoise Bertin Synchronisation Als das Dienstmadchen Celestine Jeanne Moreau aus Paris in die Normandie zu ihren neuen Herrschaften kommt treten die versteckten gesellschaftlichen Konflikte zu Tage In Tagebuch einer Kammerzofe verzichtet Luis Bunuel weitgehend auf surrealistische Mittel die bei seinen vorangegangenen Filmen meist eine grosse Rolle gespielt haben Die Figuren und die Handlung scheinen auf den ersten Blick geradlinig und durchsichtig doch im Laufe des Films treten immer mehr Fragezeichen auf Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrund 3 Kritiken 4 Synchronisation 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Film spielt im Jahr 1928 Ein Zug fahrt durch eine gesichtslose Landschaft Im Provinzbahnhof angekommen steigt Celestine ganz Dame aus der Hauptstadt Paris aus und wird von dem murrischen Kutscher Joseph zu dem Haus gebracht in dem sie eine Stelle als Kammerzofe antreten soll Schon der Wechsel in der Geschwindigkeit der Fortbewegungsmittel von der Eisenbahn zur Pferdekutsche signalisiert wie gross die Kluft zwischen der bisherigen Umgebung Celestines und dem was sie erwartet ist Kaum in dem Herrschaftssitz angekommen wird sie von Madame Monteil der Hausherrin ein und zurechtgewiesen Ihre Kleidung und ihr Auftreten seien in dieser Umgebung die von Traditionen geleitet sei nicht schicklich Celestine gibt sich unterwurfig wie es von ihr erwartet wird schert sich aber ansonsten wenig um die ihr aufgelegten Beschrankungen Der Vater Madame Monteils Monsieur Rabour stand bei der Ankunft Celestines bereits hinter einem Baum um sie mit seinen Blicken zu verfolgen Er unterhalt sich danach mit seinem Schwiegersohn uber die Jagd und feuert auf Anweisung von Monsieur Monteil seinen ersten Schuss aus der Schrotflinte ab auf einen Schmetterling der sich zusammen mit einer Biene auf einer Blume niedergelassen hat Monsieur Monteil trifft auf Celestine im Badezimmer und der Frauenheld als der er dargestellt wird gerat ins Stottern Der alte Rabour bittet Celestine in sein Zimmer damit sie ihm aus einem Buch vorliest In Wirklichkeit geht es ihm jedoch darum das Zimmermadchen in den Stiefeletten auf und abgehen zu sehen die er als Erinnerung an seine Geliebten in einem Schrank aufbewahrt Er mochte sie an ihren Beinen beruhren Celestine lasst es geschehen Kurz darauf tritt Capitaine Mauger der Nachbar der Monteils in Szene Ein Offizier der Reserve der die Familie jenseits des Zaunes verachtet und verspottet indem er slapstickartig seine Abfalle uber die Einfriedung wirft Alle Manner stellen fruher oder spater Celestine nach die jedoch mit ihrer Nuchternheit zunachst alle auflaufen lasst Der Alte ist mit seinem Schuhfetischismus noch der harmloseste er stirbt bald nackt zwischen seinen Fetischen Der Hausherr ist ihr nicht gewachsen und lauft mit seinen Annaherungsversuchen ins Leere Spater wird er die unterwurfige unattraktive Hausdienerin Marianne zwingen ihm zu Diensten zu sein Joseph der Kutscher ein aktiver Antisemit und gemeinsam mit dem Kirchendiener faschistisch organisiert tritt ihr zunachst feindlich gegenuber Eine Haltung die als Abwehrreaktion gesehen werden kann weil er ihr spater als erster einen Heiratsantrag machen wird Der ebenfalls antisemitische Militarist und Nachbar wird ihr kurz darauf ebenfalls einen Antrag stellen den sie pruft Zur Prufung gehoren die Vorkommnisse auf dem Gut Das kleine Bauernmadchen Claire das Celestine ins Herz geschlossen hat wird vergewaltigt und ermordet im Wald gefunden Zuvor hupfte es einem Rotkappchen gleich zwischen den Baumen um Beeren zu pflucken Joseph trifft es zufallig verabschiedet sich von ihm und lauft kurz darauf zuruck in den Wald Celestine erfahrt von den Verbrechen an dem Madchen erst als sie wieder auf dem Bahnhof steht um abzureisen nachdem der alte Rabour gestorben ist Die Dame des Hauses gab ihr den Rest als sie sich als bigotte dem Pfarrer horige schachernde und in ihren Zwangen gefangene Madame offenbarte die daruber hinaus noch seltsame chemische Experimente vornahm Von Joseph ist sie angewidert nachdem er eine Gans vor dem Schlachten gequalt hat damit sie einen besseren Geschmack habe Sie kehrt jedoch zum Dienst in das Herrschaftshaus zuruck um den Morder der kleinen Claire zu uberfuhren Zu diesem Zweck geht sie auf den Heiratsantrag von Joseph ein um Hinweise fur seine Tat zu finden oder ein Gestandnis zu horen Nichts gelingt Josephs Aktivitaten als Faschist spitzen sich zu und zur gleichen Zeit schiebt Celestine ihm ein Beweisstuck unter das ihn als Morder an Claire uberfuhren soll Es kommt zu einem Prozess doch Joseph kommt bald wieder frei und eroffnet eine Hafenkneipe in Cherbourg Celestine heiratet den Hauptmann und befindet sich als Schatten in einer sich auflosenden Welt Hintergrund BearbeitenTagebuch einer Kammerzofe wurde in Schwarzweiss gedreht und basiert auf Octave Mirbeaus gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1900 Jean Renoir verfilmte den Roman bereits 1946 Allerdings mit einigen Abweichungen Ein Happy End milderte die Gesellschaftskritik der Vorlage ab Bunuel veranderte die Geschichte ebenfalls um sie seinem Stil anzupassen Er ubertrug die Handlung aus dem 19 Jahrhundert in das Jahr 1928 Zu dieser Zeit lebte er in Frankreich und beteiligte sich an den gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen Tagebuch einer Kammerzofe gehort in die letzte Schaffensperiode Bunuels der in der spanischen Diktatur unter Franco nicht weiter produzieren konnte So frei und neugierig wie dieses Dienstmadchen eine Entdeckungsreise in die Perversion eines anderen Menschen unternimmt blickt Bunuel auf die Perversionen aller seiner Figuren Jeanne Moreau Die Zeit 1 Der Film erzeugt Spannung durch eine Anzahl von parodistischen grotesken ironischen und manchmal allzu realistischen Anspielungen Seine Kritik an der burgerlichen und reaktionaren Gesellschaft aussert sich vor allem in seiner Schlusssequenz in der Joseph der reaktionare Nationalist der Morder und Vergewaltiger eine fremdenfeindliche Demonstration anfeuert Joseph ruft am Ende des Films bei der Demonstration Vive Chiappe Chiappe ist der Prafekt der unter dem Druck rechter Kreise in Frankreich ein Auffuhrungsverbot des Films Das goldene Zeitalter durchgesetzt hat Kritiken Bearbeiten Das Tagebuch beweist mit fast dokumentarischer Strenge warum nichts gelingen kann wenn man die Rechnung ohne die Gesellschaft macht W D Die Zeit 2 So konnte man den Film im ubrigen auch als schwarze Komodie sehen als Abgesang auf eine kriegswillige und mordlusterne Gesellschaft die in den Abgrund des Todes sturzt um sich aus den Trummern Jahre spater wieder zu regenerieren Ulrich Behrens filmzentrale com 3 Ohne straffe Handlung bietet der Film in der Hauptsache Schilderung dekadenten Milieus und schliesst sich den bisherigen Angriffen des spanischen Regisseurs Bunuel auf bestimmte Gesellschaftsschichten an Die Redlichkeit seines Unterfangens bleibt trotz formaler Vorzuge Zweifeln ausgesetzt Fur Erwachsene Evangelischer Filmbeobachter 4 Synchronisation BearbeitenDie deutsche Synchronfassung entstand bei der Ultra Film Synchron in Berlin Das Dialogbuch schrieb Wolfgang Schnitzler die Dialogregie ubernahm Hermann Gressieker 5 Rolle Darsteller SynchronsprecherCelestine Jeanne Moreau Hannelore SchrothM Monteil Michel Piccoli Horst NiendorfHpt Mauger Daniel Ivernel Martin HirtheMme Monteil Francoise Lugagne Agi PrandhoffM Rabour Jean Ozenne Robert KluppJoseph Georges Geret Hans Dieter ZeidlerLiteratur BearbeitenLuis Bunuel Mein letzter Seufzer Erinnerungen Aus dem Franzosischen von Frieda Grafe und Enno Patalas Athenaum Verlag Konigstein Ts 1983 Neuausgabe Alexander Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89581 112 2 Peter William Evans The Films of Luis Bunuel Subjectivity and Desire Oxford Univ Press 1995 ISBN 978 0 19 815906 3 Weblinks BearbeitenTagebuch einer Kammerzofe in der Internet Movie Database englisch Tagebuch einer Kammerzofe bei Rotten Tomatoes englisch Bilder vom Filmverleih Neue VisionenEinzelnachweise Bearbeiten Jeanne Moreau Der Meister unserer Abgrunde In Die Zeit Nr 7 2008 W D Film In Die Zeit Nr 39 1964 Ulrich Behrens Todessehnsuchte In filmzentrale 2008 abgerufen am 11 Januar 2009 Ev Presseverband Munchen Kritik Nr 416 1964 Tagebuch einer Kammerzofe in der Deutschen SynchronkarteiFilme von Luis Bunuel Ein andalusischer Hund Das goldene Zeitalter Land ohne Brot Gran Casino Der grosse Lebemann Die Vergessenen Susanna Tochter des Lasters Die Tochter der Luge Eine Frau ohne Liebe Der Weg der zum Himmel fuhrt El Bruto der Starke Robinson Crusoe Er Abgrunde der Leidenschaft Die Illusion fahrt mit der Strassenbahn Der Fluss und der Tod Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz Morgenrote Pesthauch des Dschungels Nazarin Fur ihn verkauf ich mich Das junge Madchen Viridiana Der Wurgeengel Tagebuch einer Kammerzofe Simon in der Wuste Belle de Jour Schone des Tages Die Milchstrasse Tristana Der diskrete Charme der Bourgeoisie Das Gespenst der Freiheit Dieses obskure Objekt der Begierde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tagebuch einer Kammerzofe 1964 amp oldid 232873245