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Der Toddenhandel als besondere Form des Hollandgangs war im 17 und 18 Jahrhundert Bestandteil eines Warenhandelssystems des Nordseesystems das sich bis ins Baltikum erstreckte Tuotten Figur von Anne Daubenspeck Focke 1988 in MettingenTodden auch Tuotten oder Tiotten genannt waren saisonal wandernde Kaufleute und Hausierer aus Westfalen und angrenzenden Regionen die insbesondere das in landlich hauslichen Betrieben wahrend des Winters hergestellte Leinen im folgenden Sommer erst in den Niederlanden ugs Holland und dann in ganz Nordeuropa von England bis Riga verkauften Der Name Todden soll nach einer Lesart aus dem Niederlandischen kommen und Tauschen Handeln bedeuten In einer anderen Lesart soll sich der Begriff von niederdeutsch todden schleppen ziehen schwer bepackt dahertrotten ableiten Die analogen Namen Tuotten oder Tiotten sind aus ortlich verschiedenen Aussprachen entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Toddenhandels 2 Das Toddensystem 2 1 Wettbewerb mit den Todden 2 2 Etablierung als ansassige Handler 3 Ende des Toddenhandels 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung des Toddenhandels BearbeitenDer Handel begann als Tauschhandel nach dem Dreissigjahrigen Krieg als nachgeborene Bauernsohne sich in Holland als Torfstecher und in der Landwirtschaft verdingten und sich durch Verkauf von uberzahligen Leinenrollen ein Zubrot verdienen wollten Die Hollander nutzten das schwere feste Leinen als Segeltuch fur ihre Segelschiffe und fur wetterfeste Kleidung Einige Wanderarbeiter stellten schnell fest dass sich mit dem Handel einfacher und mehr Geld verdienen liess als mit der schweren landwirtschaftlichen Arbeit So entwickelte sich ein lebhafter Handel zunachst mit Garnen und Geweben Spater kamen auch Metallwaren hinzu Das Aufbluhen des Toddensystems stand in ursachlichem Zusammenhang mit der Freihandelspolitik der Niederlande Begunstigt wurde das Toddenwesen in der Grafschaft Lingen vor allem durch die vorhandenen Fernstrassen Mit Erschliessung immer neuer Absatzgebiete im ubrigen Nordeuropa und der starken Nachfrage nach Tuchen entstand in den Heimatorten der Todden ein gewisser Wohlstand Hier existieren noch heute etliche Toddenhauser Das Handelsvolumen muss nach neuerer Forschung beachtlich gewesen sein Das Toddensystem Bearbeiten nbsp Der Todde von Hopsten nbsp Wappen von Alt HopstenMan kann von einem regelrechten Toddensystem das straff durchorganisiert war sprechen Jeder Todde hatte sein bestimmtes Absatzgebiet und damit einen festen Kundenstamm Die Todden waren eine mehr oder weniger in sich geschlossene Gesellschaft sie verwendeten sogar eine eigene nur unter ihren mannlichen Mitgliedern bekannte und benutzte Sprache das Bargunsch oder Humpisch Es bildete sich schliesslich eine Produktspezialisierung mit arbeitsteilig organisierter Schichtung in Grosshandler und Verkaufer vor Ort heraus Zwischen den Herkunft und Absatzgebieten entwickelten sich durch Heiraten familiare und wirtschaftliche Verbindungen die schliesslich zu Handelsunternehmen mit festen wirtschaftlichen Organisationsformen meist auf verwandtschaftlicher Basis fuhrten Westfalische Todden waren vor allem im Tecklenburger Land in den Gemeinden Mettingen Hopsten Recke und Ibbenburen beheimatet Sie waren aber auch im nordmunsterlandischen Rheine sowie im sudlichen Westfalen insbesondere in Winterberg tatig Es gab ebenfalls Todden in Schapen Beesten Freren Messingen und Thuine wie Konzessionsantrage sonstige schriftliche Dokumente und Toddenhauser belegen Das Mettinger Tuotten Museum im Haus Telsemeyer ist der Geschichte des Toddenhandels und speziell den Lebensumstanden der Mettinger Tuottenfamilien gewidmet 1 Wettbewerb mit den Todden Bearbeiten Die Todden waren durchaus nicht uberall gerne gesehen Es kam oft vor dass die ortliche Kaufmannschaft sie als unwillkommene Konkurrenz ansah und ordnungspolitische Regelungen verlangte So erliess Preussen zwischen 1703 und 1806 fur die mittleren und ostlichen Provinzen gewerbepolitische Massnahmen gegen die Todden mit Konfiszierung ihrer Waren und Hausierverbot Etablierung als ansassige Handler Bearbeiten Einigen Wanderhandlern gelang es in den jeweiligen Orten ansassig zu werden und in die Kaufmannschaft aufzusteigen Die Entwicklung verlief somit vom ambulanten zum stationaren Handel Aus Toddengemeinschaften haben sich noch heute bekannte grosse Handelshauser wie C amp A Brenninkmeijer Brenninkmeyer Hettlage Boecker Peek amp Cloppenburg P amp C oder Vroom amp Dreesmann V amp D entwickelt Ende des Toddenhandels BearbeitenDie grosste Ausdehnung des Toddenhandels war im 18 Jahrhundert Der Niedergang setzte nach 1818 ein Das Ende der Kontinentalsperre veranderte die Wirtschaftslage Die neu entstandenen Fabriken in England die das Bedrucken von Kattun selbst besorgten ubernahmen auch das Sammeln und Transportieren der Tuchballen Die Niederlassungen der Todden begannen zu schrumpfen Dieser Prozess wurde durch die neu entstehenden Eisenbahnen verstarkt die eine grossere Mobilitat anboten und grossere Mengen transportieren konnten Siehe auch BearbeitenKiepenkerl BuckelkramerLiteratur BearbeitenHannelore Oberpenning Migration und Fernhandel im Todden System Wanderhandler aus dem nordlichen Munsterland im mittleren und nordlichen Europa des 18 und 19 Jahrhunderts Studien zur historischen Migrationsforschung Band 4 zugl Dissertation Rasch Osnabruck 1996 ISBN 3 930595 34 6 Bernhard Nonte Eugen Eslage et al Tuotten Museum Mettingen Ein Museum im Museum Museumsfuhrer herausgegeben vom Heimatverein Mettingen Ibbenburener Vereinsdruckerei Ibbenburen 2002 ISBN 3 932959 25 6 Klaas Goinga Auf den Spuren der Todden Ibbenburener Vereinsdruck Ibbenburen 1995 ISBN 3 921290 84 8 Josef Veldtrup Bargunsch oder Humpisch Die Geheimsprache der westfalischen Tiotten Aschendorff 1981 ISBN 3 402 05985 1 Hubert Rickelmann Die Tuotten in ihrem Handel und Wandel Ein Beitrag zur Wirtschafts Sozial und Familiengeschichte in der ehemaligen Obergrafschaft Lingen der Grafschaft Tecklenburg und der benachbarten Gegenden Ferdinand Schoningh Verlag Paderborn 1960 2 Auflage 1976 ISBN 3 506 77221 XEinzelnachweise Bearbeiten Tuottenmuseum auf mettingen de Abgerufen am 18 November 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4318478 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toddenhandel amp oldid 228103129