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Die Synagoge Schluchtern war von 1898 bis zur Reichspogromnacht 1938 die Synagoge der judischen Gemeinde in Schluchtern im Main Kinzig Kreis in Osthessen 1 Synagoge Schluchtern SudfassadeHaupteingang an der Sudwest Ecke des GebaudesWestgiebel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Vorgangerbau etwa aus dem Jahr 1670 befand sich in der Nahe des Obertores Es handelte sich um einen Fachwerkbau mit Hallengeschoss Satteldach Kruppelwalmen und sechs grossen Rundbogenfenstern von 3 40 m Hohe der 1837 zusatzlich mit einer Frauenempore ausgestattet wurde Bis 1895 wurde diese Synagoge verwendet und erst 1978 wurde das Gebaude dann abgerissen Eine Gedenktafel an der Obertorstrasse 33 markiert heute die entsprechende Stelle Am Ende des 19 Jahrhunderts war die judische Gemeinde in Schluchtern auf knapp 400 Menschen angewachsen so dass fur diese die alte Synagoge nicht mehr ausreichte Deshalb errichtete die judische Gemeinde das noch heute vorhandene Gebaude in der Weitzelstrasse 7 2 dessen Einweihung vom 26 27 8 1898 erfolgte 1 In der Reichspogromnacht wurde die Synagoge von NS Anhangern geschandet ihre Inneneinrichtung zerstort und die Kultgegenstande der Synagoge verbrannt 1 Das Gebaude blieb jedoch stehen und wurde von 1939 bis 1945 als Lagerhalle zweckentfremdet 3 1945 46 wurde es auf Befehl der US Besatzungsmacht wieder hergerichtet Nach dem Holocaust existierte in Schluchtern keine judische Gemeinde mehr Die einzigen beiden judischen Ruckkehrer im ganzen Kreis Schluchtern in dem es vor 1933 elf judische Gemeinden mit rund 900 Mitgliedern gegeben hatte kamen 1945 zuruck in ihre fruhere Wohnung in der Obertorstrasse 34 Der Anschluss an ihr fruheres gesellschaftliches Umfeld war jedoch verloren und bereits am 12 Dezember 1949 protokollierte der Beamte im Rathaus Schluchtern Wegzug nach New York 4 In den Jahren 1950 51 erfolgte durch die Stadt Schluchtern der Umbau zu einem Werkhaus mit anschliessender Vermietung an die Firma Steinert bzw deren Nachfolgerin Ofrazur zur Fabrikation von Damenblusen 5 Am 21 Februar 1953 schloss die Stadt Schluchtern einen Mietvertrag mit der Firma EKA Kleiderfabrik Kuhlmann amp Co fur dieses im Vertrag erneut Werkhaus genannte Objekt ab Das gesamte Grundstuck mit Synagoge und Schulgebaude verkaufte die Stadt Schluchtern dann 1955 an die EKA Kleiderfabrik die im Aug Sept 1955 eine zusatzliche Stahlbetondecke einzog und bis 1969 auf nun zwei Etagen Damenkleider produzierte 5 1969 wurde die Produktion der EKA Kleiderfabrik in einen Neubau im Gewerbegebiet verlagert nur die Inhaber der Firma bewohnten weiterhin das benachbarte ehemalige Schulgebaude der israelitischen Gemeinde Grabenstrasse 10 5 Ab 1970 nutzte die Stadt Schluchtern das Gebaude fur kulturelle Veranstaltungen Bucherei Verkehrsburo und wahrend der Bauzeit des Rathausneubaus auch als Einwohnermeldeamt 3 Nachdem Ende 1993 ein Ankauf der Synagoge am Kaufpreis von 1 Mio DM scheiterte wurde sie von der Stadt Schluchtern im Mai 1994 fur kulturelle Zwecke angemietet 5 Nach Renovierung wurde im Februar 1995 dort das Kulturhaus Synagoge eroffnet im Parterre mit dem Kulturburo der Stadt Schluchtern und einem Ausstellungsraum im Obergeschoss mit einem Saal fur das Kulturkino KUKI und einem Vorfuhrraum 5 Die Ausstattung des Kinos wurde weitestgehend durch den Verein KUKI Schluchtern e V geleistet sie beinhaltete in den Folgejahren auch modernste Technik wie Dolby Digital Anlage oder digitalem Filmprojektor fur Digital Cinema Packages DCP Das Kino hatte 115 Platze pro Jahr zahlte es fast 15 000 Zuschauer 6 und fand als Programmkino weit uber die Grenzen des Bergwinkels Anerkennung und Unterstutzung so auch durch Iris Berben 7 Volker Schlondorff 8 oder Michael Verhoeven 6 Im Dezember 2008 schloss die Stadt Schluchtern mit dem Verein KUKI Schluchtern e V noch einen Untermietvertrag uber die Nutzung der Raume auf beiden Etagen als Kinosale mit Laufzeit bis Ende 2014 9 Aber bereits im September 2009 musste der Kino Veranstaltungsbetrieb im Kulturhaus Synagoge uberraschend wegen Mangel im Brandschutz eingestellt werden Trotz bereitstehender Zuschusse von der Filmforderungsanstalt FFA in Berlin dem Land Hessen EU Fordermitteln und einem sechsstelligen Betrag den der Verein selbst beisteuern wollte es fehlten fur einen Weiterbetrieb dann knapp 150 000 Euro seitens der Stadt selbst 10 6 Danach stand das Gebaude jahrelang leer im August 2020 kaufte die Stadt die gesamte Liegenschaft also ehemalige Synagoge Weitzelstrasse 7 und das benachbarte Rabbinerhaus Grabenstrasse 10 es sollte das Stadtarchiv einziehen 1 Seit Juni 2021 kummert sich der Verein der Freunde der Synagoge Schluchtern um das Gebaude sowie dessen Sanierungs und Nutzungskonzepts 11 Er hat zu diesem Zweck einen Erbbaupachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen und benennt nach aktuellen Schatzungen rund 7 5 Mio Euro als Kosten fur dieses Projekt Am 9 November 2025 soll das neue Kulturzentrum in der ehemaligen Synagoge eroffnet werden 12 Beschreibung BearbeitenEs handelt sich um ein solitar stehendes Bauwerk auf einem Eckgrundstuck in neuromanischem Stil auf einem kreuzformigen Grundriss Die vier Fassaden sind nahezu baugleich und aufwendig zum Teil in rotem Buntsandstein zum Teil verputzt mit Giebeln Blendarkaden Rundbogen und Rosettenfenstern gestaltet Bekront werden sie jeweils von einem Schildgiebel Der zentrale Innenraum wird von einer Kuppel uberwolbt Wahrend das Aussere weitestgehend unverandert erhalten blieb wurde das Innere 1938 zunachst zerstort und spater fur Nachfolgenutzungen umgestaltet 1955 56 wurde eine Zwischendecke eingezogen 1995 wurden Reste der originalen Bemalung im Innern freigelegt Das Gebaude ist ein Kulturdenkmal gemass Hessischem Denkmalschutzgesetz Literatur BearbeitenThea Altaras Synagogen in Hessen Was geschah seit 1945 Langewiesche Konigstein 1988 S 158f Folkhard Cremer Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt Dt Kunstverlag Berlin 2008 S 721 Wilhelm Praesent Die Alte Synagoge In Mitteilungen des Heimat und Geschichtsvereins Bergwinkel e V 4 Beitrage zur Geschichte der Schluchterner Juden Schluchtern 1988 S 72ff Wilhelm Praesent Die alte Synagoge in Schluchtern In Buchenblatter 42 1969 S 100 Wilhelm Praesent Die Neue Synagoge In Mitteilungen des Heimat und Geschichtsvereins Bergwinkel e V 4 Beitrage zur Geschichte der Schluchterner Juden Schluchtern 1988 S 75f Ernst Muller Marschhausen Der Selbstmord des Adam Niemann Hausbursche und Synagogenschander in Schluchtern Neubelebung der Folgeereignisse nach der Pogromnacht In Bergwinkel Bote Heimatkalender 2020 Hrsg vom Kreisausschuss des Main Kinzig Kreises Druckerei Griebel Schluchtern S 80 90 Dr Monika Vogt Die Zeit ist der Strom in dem ich fische Begegnungen mit dem judischen Leben in Hessen Fuldaer Verlagsanstalt 2002 S 20ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Schluchtern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Synagoge auf der Homepage der Stadt Schluchtern Aus der Geschichte der judischen Gemeinden im deutschen SprachraumEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Zur Geschichte der Synagoge bei Alemannia Judaica ALKIS geoportal hessen de abgerufen am 20 Juni 2023 a b Synagoge auf Webseite der Stadt Schluchtern Abgerufen am 20 Juni 2023 Ernst Muller Marschhausen Mitteilungsblatt Zentrum fur Regionalgeschichte Hrsg vom Kreisausschuss des Main Kinzig Kreises 45 Jahrgang 2020 a b c d e Geschichte der Synagoge KuKi abgerufen am 20 Juni 2023 a b c Kampf ums Kuki Artikel in der Welt 16 September 2010 abgerufen am 20 Juni 2023 Iris Berben zum Kulturkino KuKi KuKi 1 Dezember 2010 abgerufen am 20 Juni 2023 Volker Schlondorff zum Kulturkino KuKi KuKi 7 August 2010 abgerufen am 20 Juni 2023 Hintergrunde KuKi abgerufen am 20 Juni 2023 Tod des Kommunalen Kinos Und plotzlich macht das KuKi dicht Artikel in der taz 17 August 2010 abgerufen am 20 Juni 2023 Synagoge in Schluchtern Es stehen viele Aufgaben und Tatigkeiten vor uns fuldainfo de 23 Dezember 2023 abgerufen am 20 Juni 2023 Der ehemaligen Synagoge wieder neues Leben einhauchen MKK echo 14 Juni 2023 abgerufen am 20 Juni 2023 Synagogen im Main Kinzig Kreis Altengronau Altwiedermus Bad Orb Birstein Budesheim Fischborn Gelnhausen Grosskrotzenburg Hain Grundau Hanau Heldenbergen Hellstein Hintersteinau Hochstadt Huttengesass Langendiebach Langenselbold Lichenroth Lieblos Markobel Meerholz Ruckingen Schluchtern Somborn Steinheim Sterbfritz Ulmbach Wachenbuchen Wachtersbach Windecken 50 348932 9 527088 Koordinaten 50 20 56 2 N 9 31 37 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Schluchtern amp oldid 239088797