www.wikidata.de-de.nina.az
Die Filmforderungsanstalt FFA ist eine Bundesanstalt des offentlichen Rechts Sie ist die nationale Filmforderung Deutschlands und unterstutzt samtliche Belange des deutschen Films Neben ihrer Aufgabe als Forderinstanz ist die Organisation zentraler Dienstleister fur die deutsche Filmwirtschaft Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit und Kultur fordert die FFA Kinofilme in allen Phasen des Entstehens und der Verwertung von der Drehbuchentwicklung uber die Produktion bis hin zu Verleih Vertrieb und Video Weitere Mittel werden fur die Forderung von Kinos die Erhaltung des filmischen Erbes fur die Wahrnehmung und Verbreitung des deutschen Films im Ausland und fur die Vermittlung von Filmbildung verwendet Zudem hat die FFA den Auftrag die Zusammenarbeit zwischen der Filmwirtschaft und den Fernsehsendern zur Starkung des deutschen Kinofilms zu unterstutzen Weiterhin erfasst analysiert und veroffentlicht die FFA regelmassig die wichtigsten Marktdaten der Film Kino und Videowirtschaft in Deutschland FilmforderungsanstaltStaatliche Ebene BundRechtsform Anstalt des offentlichen RechtsAufsichtsbehorde Beauftragte der Bundesregierung fur Kultur und MedienGrundung 6 Marz 1968Hauptsitz BerlinBehordenleitung Peter Dinges VorstandBedienstete ca 90 1 Netzauftritt www ffa deRechtsgrundlage ist das Filmforderungsgesetz Inhaltsverzeichnis 1 Finanzierung 2 Forderung 2 1 Projektfilmforderung 2 2 Referenzfilmforderung 2 3 Sonstige Forderungen 2 4 Allgemeine Forderungsbedingungen 3 Organe und Gremien 4 Geschichte der Filmforderungsanstalt 4 1 Grundung und erste Jahre 4 2 Kleine Novelle des FFG im Jahr 1971 4 3 Grosse Novelle des FFG im Jahr 1973 und das Film Fernseh Abkommen 4 4 Weitere Entwicklung 4 5 Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2014 5 Kritik 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseFinanzierung BearbeitenDie Bundesanstalt erhebt von Kinobetreibern der Videowirtschaft den Fernsehveranstaltern sowie den Programmvermarktern die sogenannte Filmabgabe Diese finanziert samtliche Fordermassnahmen der FFA Die Hohe der Filmabgabe fur Kinobetreiber richtet sich nach dem jahrlichen Nettokartenumsatz Sie betragt fur jeden Kinosaal der pro Jahr mehr als 75 000 Euro Umsatz macht zwischen 1 8 und 3 des Jahresumsatzes und bei Videoprogrammanbietern auch Video on Demand zwischen 1 8 und 2 3 des Jahresnettoumsatzes Die offentlich rechtlichen Fernsehveranstalter zahlen 2 5 der Ausgaben fur im Vorjahr gezeigte Filme Fur private Fernsehveranstalter betragt die Filmabgabe zwischen 0 15 und 0 95 Prozent und richtet sich nach dem Anteil von Kinofilmen an der Gesamtsendezeit Im Jahr 2018 verfugte die FFA so uber ein Budget von 78 7 Mio Euro Bis zum Inkrafttreten des Sechsten Anderungsgesetz zum Filmforderungsgesetz wurden zwischen Fernsehveranstaltern und der FFA sog Film Fernseh Abkommen geschlossen Die seit 1974 fur einen Zeitraum von meistens funf Jahren abgeschlossenen Vertrage legten die Summen fest die die Fernsehanstalten zur Verfugung stellten Im Jahr 2013 waren dies von den offentlich rechtlichen Sendern ARD und ZDF 8 04 Millionen und von den privaten Sendern knapp 4 Millionen Euro Mit diesem Geld sollen Filme gefordert werden die sowohl fur das Kinoabspiel als auch fur die Fernsehausstrahlung geeignet sind ARD und ZDF stellten 11 Mio Euro pro Jahr fur die Projektfilmforderung uber deren Verwendung die Vergabekommission der FFA entscheidet und 4 6 Mio Euro pro Jahr unmittelbar fur Koproduktionen zur Verfugung In diesem Fall wurden die konkreten Produktionsvorhaben zwischen der jeweiligen Fernsehanstalt und dem Produzenten ausgehandelt Dabei sind sie in ihrer Entscheidung frei an welchen Gemeinschaftsproduktionen sie sich beteiligen Einzelheiten der Vertragsgestaltung werden im FFG oder im Film Fernseh Abkommen nicht festgelegt Jedoch sicherten sich die Fernsehanstalten im Allgemeinen die Rechte fur die TV Ausstrahlung vgl 8 Film Fernsehabkommen zwischen ARD ZDF und FFA Forderung BearbeitenDie FFA fordert die Herstellung von Kinofilmen aller Genres Die Forderung wird auf zwei unterschiedliche Forderarten gewahrt im Rahmen von selektiver projektbezogener Forderung Projektfilmforderung und von automatischer erfolgsabhangiger Forderung Referenzfilmforderung Projektfilmforderung erhalt ein Produzent mit einem Firmensitz in der Bundesrepublik Deutschland wenn er die Vergabekommission mit seinem Drehbuch und Herstellungs und Vermarktungskonzept uberzeugen kann Referenzfilmforderung ist eine nachtragliche Forderung fur Besucher Filmpreis und Festivalerfolge Projektfilmforderung Bearbeiten Produzenten konnen fur ihre Projekte bis zu einer Million Euro Forderung beantragen Diese wird als bedingt ruckzahlbares Darlehen vergeben Dem Antrag sind u a das deutsche Drehbuch Stab und Besetzungsliste Drehplan Nachweis der erworbenen Rechte Finanzierung und Kalkulation sowie der Nachweis einer Verleihzusage beizufugen Diese Unterlagen sollten das Kinoprojekt wie auch dessen Umsetzung und Auswertung umfassend darstellen Kinderfilmprojekte die auf einem originaren Filmstoff basieren werden von der Kommission verstarkt gefordert Unter Vorsitz des FFA Vorstandes beurteilen die 13 Mitglieder der FFA Vergabekommission die zu erwartende Qualitat und Wirtschaftlichkeit der geplanten Kinoprojekte und entscheiden uber die Vergabe der Fordermittel Im Durchschnitt erhalt die FFA jahrlich 130 Antrage auf Projektfilmforderung Uber ein Drittel der in den letzten Jahren von der FFA projektgeforderten Filme waren internationale Koproduktionen Die Vergabekommission entscheidet in der Regel funfmal im Jahr Referenzfilmforderung Bearbeiten Die FFA fordert Produzenten von erfolgreichen deutschen Kinofilmen uber eine nachtragliche Forderung die Referenzfilmforderung Als Gradmesser bei der Vergabe der Forderungen dient ein Punktesystem Bei dieser Forderung handelt es sich um Zuschusse die nicht zuruckgezahlt aber zur Herstellung bzw Herausbringung neuer Produktionen eingesetzt werden mussen Die Referenzpunktzahl des Filmes berechnet sich aus den verkauften Kinokarten im Inland und dem Erfolg bei national und international bedeutsamen Filmfestivals und Filmpreisen Die Referenzmittel sollen vorrangig fur ein neues Filmprojekt verwendet werden Der Produzent kann die Forderung aber auch fur die Entwicklung von neuen Filmprojekten oder fur die Erhohung des Stammkapitals einsetzen Die Mittel mussen innerhalb von zwei Jahren nach der Zuerkennung abgefordert werden Die Hohe der Forderung je Referenzpunkt steht in Abhangigkeit zu der Anzahl der teilnehmenden Filme und des jahrlich zur Verfugung stehenden Budgets Im Jahr 2014 betrug der Referenzpunktwert 0 36 Cent FFA Referenzfilmforderung wird auf Antrag des Produzenten einmaljahrlich spatestens Ende Marz zuerkannt Sonstige Forderungen Bearbeiten Weitere Forderungsinstrumente der FFA sind u a Forderung nach dem Deutsch Franzosischen Abkommen Kurzfilmforderung Drehbuchforderung Verleihforderung Verleihvorkosten Kinoforderung Videoforderung Sonstige Forderungen darunter die Digitalisierung des deutschen Filmerbes Filmedukation Vision Kino gGmbH Massnahmen fur die Marktforschung und die Bekampfung von Raubkopien Zudem verfugt die FFA exklusiv uber aktuelle und relevante Marktdaten der Kino und Videowirtschaft in Deutschland die sie regelmassig und kostenfrei zur Verfugung stellt Daruber hinaus informieren eigene Studien und Gutachten die im Auftrag oder mithilfe der FFA entstanden sind regelmassig uber das Zuschauerverhalten in den Kinos sowie uber Strukturen und Perspektiven des Filmgeschafts Allgemeine Forderungsbedingungen Bearbeiten Die Filmforderung ist auch noch mit folgenden Bedingungen verbunden Von der FFA geforderte Filme mussen bestimmte Sperrfristen einhalten Sie durfen erst 6 Monate nach der Kinopremiere als Video oder DVD veroffentlicht werden Eine Sendung im Pay TV ist nach 12 und im Free TV erst nach 18 Monaten erlaubt 53 Abs 2 FFG Die Hersteller eines geforderten Films mussen der Bundesrepublik Deutschland eine technisch einwandfreie Kopie im Originalformat zum Zwecke der Archivierung uberlassen 49 FFG Seit Mai 2013 ist Bedingung fur eine Forderung auch die Herstellung einer barrierefreien Endfassung also einer Kopie mit deutscher Audiodeskription und Untertiteln fur Sehbehinderte und Horgeschadigte 47 FFG Filme durfen nicht gefordert werden wenn sie oder der Referenzfilm gegen die Verfassung oder gegen die Gesetze verstossen oder das sittliche oder religiose Gefuhl verletzen Das gilt auch fur Filme die von geringer Qualitat sind oder die sexuelle Vorgange oder Brutalitaten in aufdringlich vergrobernder spekulativer Form darstellen Minderqualitatsklausel 46 FFG Organe und Gremien BearbeitenDie Organe der Filmforderungsanstalt sind der Vorstand das Prasidium und der Verwaltungsrat 5 FFG Der Vorstand fuhrt die Geschafte der Filmforderungsanstalt und vertritt sie nach aussen 16 FFG Der gegenwartige Vorstand ist Peter Dinges seit 1 April 2004 seine Stellvertreter sind Sarah Duve Schmid und Martin Michaelis 2 Die bisherigen Vorstande lauten Roland A Caspary mit Einrichtung der FFA 1968 bis 1995 3 4 Robert Backheuer 5 Karl Guhlke 1995 bis 1998 Rolf Bahr 1998 bis 2004 Das Prasidium kontrolliert die Arbeit des Vorstandes Den Vorsitz des Prasidiums hat der Vorsitzende des Verwaltungsrates inne 12 Abs 2 FFG Der Verwaltungsrat beschliesst uber alle grundsatzlichen Fragen und verabschiedet den Haushalt der FFA 8 FFG Die Mitglieder des Verwaltungsrates sind an Auftrage und Weisungen nicht gebunden Ihm gehoren 36 Mitglieder an 6 FFG Am 12 Februar 2014 wurde Bernd Neumann auf der konstituierenden Sitzung zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewahlt Damit ist er zugleich Vorsitzender des FFA Prasidiums Nachfolger von Eberhard Junkersdorf Zur Stellvertreterin Neumanns wahlte der Verwaltungsrat die MDR Intendantin Karola Wille 6 Die vom Bundestag ernannten Mitglieder des Verwaltungsrates sind gegenwartig 7 Michelle Muntefering SPD Marco Wanderwitz CDU Michael Sacher Bundnis 90 Die GrunenNach 20 des Filmforderungsgesetzes sind drei standige Kommissionen einrichtet die Kommission fur Produktions und Drehbuchforderung die Kommission fur Verleih Vertriebs und Videoforderung und die Kommission fur Kinoforderung Ihre Zusammensetzung und Aufgaben ergeben sich aus den 21 bis 31 FFG Bis 2017 bestand lediglich die Vergabekommission als einzige gesetzliche Kommission der Filmforderungsanstalt 7 FFG Sie entschied insbesondere uber Antrage auf Projektfilmforderung und uber sonstige Forderungen Ihr gehorten insgesamt 13 Mitglieder an die von den Verbanden der Filmschaffenden der Rundfunkanstalten sowie von Bundestag und Bundesregierung ernannt werden 8 und 9 FFG Vorsitzende der Vergabekommission war der Vorstand der FFA Die Vergabekommission hatte mehrere Unterkommissionen eingerichtet Geschichte der Filmforderungsanstalt BearbeitenSiehe auch Filmforderungsgesetz Deutschland Grundung und erste Jahre Bearbeiten Als Reaktion auf die Krise der deutschen Filmindustrie seit Beginn der 60er Jahre gab es seitens des Bundestages und der Bundesregierung Uberlegungen die deutsche Filmproduktion zu subventionieren Aber erst am 1 Dezember 1967 verabschiedete der Bundestag das Filmforderungsgesetz FFG das u a die Einrichtung der Filmforderungsanstalt FFA vorsah die am 6 Marz 1968 tatsachlich gegrundet wurde Zunachst sah das FFG nur eine Referenzfilmforderung vor Die FFA sollte auch die TV Rechte aller geforderten Filme fur je 100 000 DM aufkaufen und sie an die Sender zum gleichen Betrag wieder verkaufen Damals kostete die Lizenz fur die Ausstrahlung eines Spielfilmes aber hochstens 60 000 DM in den allermeisten Fallen nicht mehr als 40 000 DM Durch den uberhohten Betrag sollten die Fernsehanstalten die deutsche Filmproduktion unterstutzen Diese Fassung des FFG nutzte dann auch v a den etablierten Filmproduzenten Altbranche und die Regelung zu den TV Rechten ist v a nach einer intensiven Lobbyingkampagne der Filmtheaterbesitzer zustande gekommen Sie wurde insbesondere von den Regisseuren des Neuen Deutschen Films heftigst kritisiert und die FFA boykottiert Die Regelung in der ersten Version des Filmforderungsgesetzes zu den TV Rechten machte es fur die jungen Regisseure praktisch unmoglich uberhaupt Fordermittel zu erhalten Denn sie arbeiteten bereits mit Geldern der Fernsehanstalten die sich dafur in der Regel die TV Rechte sicherten Deshalb konnte sie eine Bedingung fur die Referenzfilmforderung nicht erfullen und diese Rechte an die FFA abtreten Alexander Kluge befurchtete zudem dass die Minderqualitatsklausel genutzt werden konnte um die Freiheit der Kunst zu beschranken und Zensur zu uben Die Fernsehanstalten kritisierten dass sie keinen Einfluss auf die mit ihrem Geld produzierten Filme hatten und sie reagierten darauf indem sie sich weigerten die von der FFA fur die TV Ausstrahlung angekauften Filmlizenzen zu erwerben Zu ihrem Misstrauen trug auch bei dass die Filmtheaterbesitzer die Sender zwingen wollten nur noch sehr wenig Spielfilme auszustrahlen und insbesondere an Wochenenden auch keine popularen Serien mehr zu zeigen vgl Blaney 1992 S 135ff Der erste Sitz der Bundesanstalt war im damaligen West Berliner Eden Haus in der Budapester Strasse 41 neben dem Europacenter Im Jahr 2000 wurde nach Berlin Mitte umgezogen 8 in den heutigen Sitz in der Grossen Prasidentenstrasse Kleine Novelle des FFG im Jahr 1971 Bearbeiten Am 9 August 1971 verabschiedete der Bundestag einige Anderungen am FFG sog Kleine Novelle Die Filmforderungsanstalt ist danach nicht mehr verpflichtet die Rechte fur die Fernsehausstrahlung zu erwerben Ausserdem wurde eine Minderqualitatsklausel erweitert und prazisiert So sind u a Filme von der Forderung ausgeschlossen die sexuelle Vorgange in spekulativer Form darstellen Exploitationfilme wie Schulmadchen Report mussen nicht mehr gefordert werden Erstmals konnen auch Filme als Referenzfilme anerkannt werden die unter Mitwirkung der Fernsehanstalten entstanden sind aber nur insgesamt 6 pro Jahr Die Frist fur die Kinoauswertung wurde auf 5 Jahre festgelegt Erst danach durfen die von der FFA geforderten Filme im Fernsehen gezeigt werden Die Filmforderungsanstalt kann die Sperrzeiten fur die Ausstrahlung der Filme im Fernsehen fur maximal 15 Filme pro Jahr um weitere funf Jahre verlangern wenn dies im filmwirtschaftlichen Interesse liegt Sie kann aber durch den Verwaltungsrat der FFA auf zwei Jahre verkurzt werden wobei allerdings die Vertreter der Filmindustrie ein Vetorecht haben Insgesamt nutzte die Novelle v a den machtigen Filmtheaterbesitzern und den Verleihern Sie sahen im Fernsehen eine ernsthafte Konkurrenz und versuchten die Anzahl der im Fernsehen gezeigten Spielfilme moglichst zu verringern Das war ihnen durch die Bestimmungen zur Kinoauswertung zumindest im Bezug auf die von der FFA geforderten Filme gelungen Im Gegensatz dazu wurden die Interessen der eng mit den Fernsehanstalten verbundenen Regisseure des Neuen Deutschen Films nach wie vor nur unzureichend berucksichtigt 9 Grosse Novelle des FFG im Jahr 1973 und das Film Fernseh Abkommen Bearbeiten Am 13 Dezember 1973 verabschiedete der Bundestag eine weitere Anderung des Filmforderungsgesetzes Zusatzlich zur Referenzfilmforderung wurde jetzt auch noch die Projektfilmforderung s o eingefuhrt Jetzt konnen auch alle Filme die unter Mitwirkung der Fernsehanstalten entstanden sind als Referenzfilme anerkannt werden und nicht nur sechs pro Jahr Im neuen 14b wird sogar explizit gefordert dass sich unter den geforderten Filmvorhaben in angemessenem Umfang solche befinden sollen die auch zur Ausstrahlung im Fernsehen geeignet sind Die Frist fur die Kinoauswertung wurde zudem auf 2 Jahre verkurzt um die Fernsehanstalten zur Unterstutzung von Koproduktionen zu bewegen Diesbezugliche Vetorechte der Filmverleiher wurden aufgehoben Aufgrund des standigen Besucherruckgangs der Kinos waren die Einnahmen der Anstalt seit ihrer Grundung im Jahr 1967 geringer als vom Gesetzgeber erwartet Es bestand die Gefahr dass sie ihre im Filmforderungsgesetz beschriebenen Aufgaben nicht erfullen konnte Deshalb sollten nach dem ursprunglichen Regierungsentwurf jetzt auch die Fernsehanstalten ahnlich wie die Kinobesitzer eine Zwangabgabe pro ausgestrahltem Film an die FFA zahlen Diese Vorstellung lehnten ARD und ZDF jedoch strikt ab und sagten dieses Ansinnen sei verfassungswidrig Sie verwiesen hierbei auf Art 74 Abs 11 Grundgesetz danach habe der Bund nicht das Recht uber Rundfunkangelegenheiten Gesetze zu erlassen dies sei allein Landersache Falls dennoch so ein Gesetz erlassen wurde wurden die Fernsehanstalten beim Bundesverfassungsgericht dagegen klagen Nach zahlreichen Beratungen auf Konferenzen und in Bundestagsausschussen zeichnete sich schliesslich ein Kompromiss ab der im Wesentlichen von Alexander Kluge vorgeschlagen wurde der fur die Arbeitsgemeinschaft der neuen deutschen Spielfilmproduzenten sprach Danach sollen sich die Fernsehanstalten an der Spielfilmproduktion weitaus intensiver beteiligen als dies bisher der Fall war Allerdings sollte diese Beteiligung nicht die Form einer Filmabgabe annehmen die durch ein Bundesgesetz festgeschrieben wird sondern sie sollte in einem Vertrag zwischen den Fernsehanstalten und der FFA geregelt werden der festlegt dass eine bestimmte Geldsumme einem Extrafonds zur Verfugung gestellt wird Mit diesen Geldern sollen sich die Fernsehanstalten an Koproduktionen fur Kinofilme beteiligen die spater auch im Fernsehen ausgestrahlt werden Dem stimmten schliesslich im Jahr 1974 nach komplizierten Verhandlungen alle Beteiligten zu und am 4 November 1974 wurde das Film und Fernsehabkommen von den Intendanten der ARD des ZDF und der FFA unterzeichnet und trat damit in Kraft Das Film Fernsehabkommen wurde zunachst fur den Zeitraum funf Jahren abgeschlossen Bisher traten nach dem Auslaufen immer wieder Folgeabkommen in Kraft die seine Regelungen fortschrieben oder geringfugig modifizierten Nach dem ersten Abkommen stellten die beiden offentlich rechtlichen Fernsehsender ab 1975 zusammen 6 8 Mio DM pro Jahr fur Koproduktionsvorhaben 1 0 Mio DM pro Jahr als Zuschuss fur Projektforderungsmassnahmen und 1 08 Mio DM pro Jahr fur sonstige Forderungen zweckgebunden zur Verfugung Es wurde eine sog Achterkommission gebildet der zu gleichen Teilen Mitglieder der Fernsehanstalten und der FFA angehorten Ihre Aufgabe war es jedoch nur festzustellen ob die formalen Voraussetzungen der Anerkennung eins Filmvorhabens als Gemeinschaftsproduktion vorliegen Die Veranderungen des FFG und das Film Fernsehabkommen nutzten v a den Regisseuren des Neuen Deutschen Films Sie konnten jetzt ihre Filme weitaus haufiger und leichter auch in den Kinos zeigen Diese Distributionskanale waren ihnen bisher weitgehend verschlossen geblieben denn ihnen war eine Kinoauswertung von 24 Monaten garantiert Bisher hatten die Fernsehanstalten haufig eine TV Premiere der mit ihren Geldern finanzierten Filme verlangt Solche Filme wollten die Verleiher nicht mehr in ihren Kinos zeigen Sie befurchteten dass das Kino sich langsam zum Nachspieler von Fernsehausstrahlungen entwickelt Zudem hatten die Regisseure des Neuen Deutschen Films jetzt mehr Geld fur ihre Projekte zur Verfugung In den ersten Jahren nach Unterzeichnung des FFA arbeiteten die Fernsehanstalten bevorzugt mit ihnen zusammen Denn sie kannten sich schon aus einer langeren Zusammenarbeit Ausserdem stimmten die Vorstellungen der Fernsehanstalten daruber wie Idealerweise ein Film auszusehen habe weitgehend mit ihnen uberein Sie konnten aufgrund ihrer inhaltlichen Vorstellungen Filme produzieren die wirklich fur beide Medien in Frage kommen Heinz Ungureit Auch die Fernsehanstalten konnten sich durchsetzen und eine Zwangsabgabe die in ihre Programmhoheit eingegriffen hatte vermeiden Verlierer waren v a die traditionellen Filmproduzenten Altbranche deren Bedeutung aber durch den massiven Ruckgang der Kinobesucher in den 60er und 70er Jahren nicht mehr so gross war wie fruher 10 Das wurde auch in der Bundestagsdebatte zur FFG Novelle so gesehen Peter Glotz der medienpolitische Sprecher der SPD sagte mit diesem Gesetz werde erstmals das Kartell der etablierten Filmindustrie und rechter Gesellschaftspolitik aufgebrochen 11 Weitere Entwicklung Bearbeiten Das Filmforderungsgesetz wurde zwar in den Jahren nach 1974 noch mehrfach geandert aber die grundlegende Struktur der Filmforderung blieb bis heute erhalten In den Jahren nach 1974 wurden immer wieder Film Fernsehabkommen abgeschlossen Die folgende Tabelle zeigt die Geldzuweisungen der offentlich rechtlichen Fernsehsender an die FFA Film Fernsehabkommen zwischen den offentlich rechtlichen Sendern und der FFA Abkommenszeitraum Gesamtvolumen der Zahlungen pro Jahr in Mio Gemeinschaftsproduktionen in Mio Projektforderung in Mio sonstige Zuweisung in Mio 1 Abkommen 5 Jahre 1974 1978 8 8 Mio DM 6 8 Mio DM 1 0 Mio DM 1 08 Mio DM2 Abkommen 5 Jahre 1979 1983 15 8 Mio DM 10 8 Mio DM 3 0 Mio DM 2 0 Mio DM3 Abkommen 3 Jahre 1984 1986 17 0 Mio DM 12 0 Mio DM 3 0 Mio DM 2 0 Mio DM4 Abkommen 3 Jahre 1987 1989 21 0 Mio DM 12 0 Mio DM 6 5 Mio DM 2 5 Mio DM5 Abkommen 3 Jahre 1990 1992 23 0 Mio DM 13 25 Mio DM 7 5 Mio DM 2 25 Mio DM6 Abkommen 3 Jahre 1993 1995 25 25 Mio DM 13 25 Mio DM 11 0 Mio DM 1 0 Mio DM7 Abkommen 3 Jahre 1996 1998 13 33 Mio DM 7 33 Mio DM 6 0 Mio DM 0 0 Mio DM7 Abkommen angepasst durch Anderungsvereinbarung vom Marz 1998 5 Jahre 1999 2003 20 0 Mio DM 9 0 Mio DM 11 0 Mio DM 0 0 Mio DM8 Abkommen 5 Jahre 2004 2008 15 6 Mio Euro 4 6 Mio Euro 11 0 Mio Euro 0 0 Mio EuroInteressant ist an diesen Zahlen u a die Verschiebung der Forderungsbereiche Wurde in den ersten Abkommen der weitaus uberwiegende Teil der Gelder fur Koproduktionen verwendet an denen die Fernsehsender direkt beteiligt waren so nahm der Anteil der Zuschusse fur Projektforderung spatestens seit dem 4 Film Fernsehabkommen stark zu Seit dem 7 Abkommen ist dieser Posten sogar erstmals grosser als die Gelder fur Koproduktionen Hierin zeigt sich eine zunehmend reibungsloser verlaufende Zusammenarbeit zwischen den Partnern Film und Fernsehen Jetzt befurchten die offentlich rechtlichen Sender weniger von den Filmproduzenten mit Filmen versorgt zu werden die fur die TV Ausstrahlung ungeeignet sind Die Privatsender zahlten an die FFA folgenden Betrage Film Fernsehabkommen zwischen den privaten Sendern und der FFA Abkommenszeitraum Gesamtvolumen der Zahlungen pro Jahr in Mio 1 Abkommen 4 Jahre 1989 1992 4 5 Mio DM2 Abkommen 2 Jahre 1994 1995 10 5 Mio DM3 Abkommen 3 Jahre 1996 1998 2 1 Mio DM4 Abkommen 5 Jahre 1999 2003 11 0 Mio DM5 Abkommen 5 Jahre 2004 2008 12 01 Mio EuroDie geringen Zahlungen der Jahre von 1989 bis 1992 sind auf die damals noch relativ ungefestigte Position der Privaten am deutschen Fernsehmarkt zuruckzufuhren Im Rahmen einer Novellierung des Film Forderungsgesetzes im Jahr 1992 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Entschliessung in der er der Erwartung Ausdruck gab dass die privaten Fernsehunternehmen ein Film Fernsehabkommen mit der Filmwirtschaft abschliessen und sich dabei zu einem direkten Beitrag an die FFA in Hohe von mindestens 10 Mio DM 1993 und 1994 und von mindestens 12 Mio DM jahrlich ab 1995 verpflichten Die hierauf folgenden Verhandlungen zwischen den privaten Fernsehsendern und der FFA wurden erst am 22 November 1994 abgeschlossen Infolge dieses fur die Dauer von zwei Jahren geschlossenen Abkommens wurden in den Jahren 1994 und 1995 Zahlungen in Hohe von 10 5 Mio DM Jahr geleistet Ein neues Abkommen kam erst nach politischen Spitzengesprachen zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und Vertretern der privaten Sendeunternehmen zustande Dabei konnten diese erhebliche Zahlungsreduktionen durchsetzen so dass sie in den Jahren von 1996 bis 1998 nur noch 2 1 Mio DM Jahr zahlen mussten Nach der Bundestagsresolution von 1992 hatten die privaten Fernsehsender in den Jahren von 1993 bis 1998 insgesamt 68 Mio DM an die FFA zahlen mussen Real gezahlt wurden aber nur 27 3 Mio DM Die Differenz betragt also 40 7 Mio DM Erst seit dem Jahr 1999 zahlen die privaten Fernsehsender im Rahmen eines neuen Abkommens das bis zum Jahr 2003 gultig ist 11 Mio DM jahrlich Die gestiegene Zahlungsbereitschaft der Privatsender liegt wohl auch daran dass sie jetzt selbst ein Interesse daran haben hochwertige von der Ausstattung her Spielfilme zu produzieren Denn die Lizenzkosten fur die Ausstrahlung von amerikanischen Filmen und Serien sind in den 90er Jahren explodiert wahrend gleichzeitig die einheimischen Produktionen beim Publikum immer beliebter wurden 12 Die von den Privatsendern bereitgestellten Mittel werden zum grossen Teil fur die Projektfilmforderung und die Bereitstellung von Werbezeit verwendet Mit der erneuten Anderung des Filmforderungsgesetzes im Jahr 2003 wurde der Etat von 46 2 Mio auf gegenwartig 76 Mio Euro erhoht Die Filmabgabe wurde angehoben und auch die Fernsehanstalten verdoppelten ihre Zuwendungen Der Hauptverband Deutscher Filmtheater HDF hat gegen das neue Filmforderungsgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt Seine Mitglieder zahlen die Abgabe nur unter Vorbehalt Deswegen darf die FFA die zusatzlich eingenommenen Gelder nicht ausgeben Das erklart die gegenwartig hohe Diskrepanz zwischen ihrem Etat und den Forderungen 13 Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2014 Bearbeiten Die Kinokette United Cinemas International klagte 2004 gegen die Filmabgabe Da laut UCI die Filmforderungsanstalt in erster Linie Filme fordert die kein kommerzielles Potenzial haben die UCI aber vor allem US amerikanische Filme im Programm hat will das Unternehmen keine Abgaben mehr an die Filmforderungsanstalt leisten Die Filmabgabe der Kinos sei unverhaltnismassig zu den Abgaben der Programmanbieter und Fernsehanstalten Die Kinobetreiber klagten jedoch nicht nur gegen den Abgabenmodus als solchen sondern stellten in Frage ob diese Abgabe uberhaupt erhoben werden darf Das hangt davon ab ob es sich bei der Filmforderung des Bundes um Kultur oder um Wirtschaftsforderung handelt Denn Kulturpolitik ist nach dem Grundgesetz Sache der Lander und gehore nicht zu den Aufgaben einer Bundesinstitution wie der Filmforderungsanstalt Nachdem die Klage in zwei Instanzen abgewiesen wurde entschied das Bundesverfassungsgericht am 28 Januar 2014 zu Gunsten der FFA Die Filmabgabe ist verfassungsgemass 14 Kritik BearbeitenDie Bundesanstalt wird von unterschiedlichen Seiten kritisiert Wissensallmende und Menschenrechtsgruppen kritisierten dass die FFA in den letzten Jahren die privatrechtliche Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen GVU unterstutzt hat Sie ist durch zweifelhafte Ermittlungsverfahren aufgefallen und wird beschuldigt als Agent Provokateur gehandelt zu haben 15 Im Rahmen der Verhandlungen zum WTO Dienstleistungsabkommen GATS stellten die USA seit 1995 mehrfach die europaischen Filmsubventionen in Frage und behaupteten ihre eigene Filmindustrie sei durch diese Subventionen ernsthaft gefahrdet obwohl sie auch den europaischen Markt dominiert Bisher konnten die europaischen Staaten und insbesondere Frankreich aber ein allgemeines Subventionsverbot verhindern Im Jahr 2000 hat die EU Kommission einen Vorstoss unternommen die Filmsubventionen auf 50 der Produktionskosten zu begrenzen Nach einem Protest von Frankreich wurde dieser Plan aber zunachst nicht weiterverfolgt Weblinks Bearbeitenwww ffa de Offizielle Website u a mit Jahresberichten und Regelsammlung Brennerstudie Januar 2006 PDF Datei 187 kB Text des Filmforderungsgesetzes FFG Literatur BearbeitenJascha Alleyne und Lars Henrik Gass Monument des Stillstands FAS Nr 9 2018 vom 4 Marz 2018 S 44 Martin Blaney Symbiosis or Confrontation Bonn 1992 Eric Karstens Jorg Schutte Firma Fernsehen Reinbek bei Hamburg 1999Einzelnachweise Bearbeiten 1 abgerufen am 5 Mai 2021 Der FFA Vorstand und seine Stellvertretungen auf den Seiten der Filmforderungsanstalt FFA Filmforderungsanstalt Nicht mehr online verfugbar In ftvdb bfi org uk Archiviert vom Original am 6 Dezember 2013 abgerufen am 5 Januar 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ftvdb bfi org uk FFA intern und FFA info Hefte erst ab Ausgabe 2 1998 in elektronischer Form verfugbar BRUMMEN WIE VERRUCKT In Der Spiegel Nr 42 1993 online FFA Pressemitteilung vom 12 Februar 2014 Staatsminister a D Bernd Neumann zum neuen Vorsitzenden des FFA Verwaltungsrats gewahlt abgerufen am 1 November 2022 Verwaltungsrat In ffa de Abgerufen am 1 November 2022 Martina Duttmann Bauwelt Berlin Annual 1999 2000 Birkhauser Verlag AG 2000 ISBN 978 3 7643 6278 2 S 128 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Vgl Blaney 1992 S 171ff vgl Blaney 1992 S 179 ff vgl Blaney 1992 S 192 vgl Karstens Schutte Firma Fernsehen 1999 Meldung von www medienmaerkte de Urteilsbegrundung auf der Seite des Gerichts abgerufen am 20 September 2016 Meldung bei Heise deNormdaten Korperschaft GND 5250612 5 lobid OGND AKS LCCN no2003074900 VIAF 132219114 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filmforderungsanstalt amp oldid 235668647