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Die Streifenzunge Microchirus variegatus engl Thickback sole franz Sole panachee auch Variable Seezunge genannt ist ein kleiner benthisch lebender Fisch aus der Familie der Seezungen Soleidae und der Ordnung der Plattfische Pleuronectiformes StreifenzungeMicrochirus variegatus oben rechts Draufsicht links Ansicht von unten unten Zwergzunge Buglossidium luteum SystematikCarangariaOrdnung CarangiformesTeilordnung Plattfische Pleuronectoideo Familie Seezungen Soleidae Gattung MicrochirusArt StreifenzungeWissenschaftlicher NameMicrochirus variegatus Donovan 1808 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Merkmale 3 Geographisches Vorkommen und Lebensraum 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Entwicklung 7 Larvale Entwicklung 8 Parasiten 9 Bedeutung 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenM variegatus wurde 1808 von dem britisch irischen Zoologen und Illustrator Edward Donovan als Pleuronectes variegatus erstbeschrieben 1 Einige Autoren erganzen im Namen den Namen der Untergattung Microchirus Microchirus variegatus diese Variante ist nach den Nomenklaturregeln alternativ erlaubt Es gibt eine Reihe von Synonymen deren Benutzung heutzutage nicht mehr wissenschaftlich anerkannt ist Monochirus lingula Costa 1847 48 Monochirus variegatus Donovan 1808 Pleuronectes fasciatus Nardo 1824 Pleuronectes mangili Risso 1810 Pleuronectes microchirus Delaroche 1809 und Solea variegata Donovan 1808 Merkmale BearbeitenWie bei allen Arten der Ordnung der Plattfische ist der Korper von M variegatus im adulten Stadium stark lateral abgeplattet und beide Augen befinden sich auf derselben Korperseite Der Korper ist dadurch asymmetrisch und weist eine Blindseite Korperseite ohne Augen und eine Oberseite Korperseite mit Augen auf 2 Wie bei fast allen Seezungen sind die Augen bei M variegatus auf der rechten Korperseite zu finden Die Brustflosse Pectoralis ist im Gegensatz zur Oberseite auf der Blindseite nur noch rudimentar vorhanden und wird von zwei oder drei Flossenstrahlen gestutzt 3 Die Streifenzunge welche eine der kleineren Arten aus der Familie der Seezungen darstellt 4 wird ublicherweise 12 bis 15 cm gross und erreicht in den hoheren Altersklassen zwischen 10 und 13 Jahren eine Grosse von bis zu 20 cm 5 Wie bei allen Arten der Gattung Microchirus sind sowohl die Ruckenflosse Dorsalis als auch die Afterflosse Analis nicht mit dem Schwanzansatz verbunden 6 Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur morphologisch sehr ahnlichen Zwergzunge Buglossidium luteum dar deren Schwanzflosse Caudalis durch eine dunne Membran mit der Rucken und Afterflosse verbunden ist 7 Die Grundfarbe der Fische variiert zwischen graubraun bis rotlich Charakteristisch fur diese Art sind braune unregelmassige Balken auf der Oberseite der Fische welche sich besonders auf der Rucken und Afterflosse als dunkle Flecken ausbreiten Sie dienen als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arten der Gattung Microchirus 6 Wahrend der Fortpflanzungsperiode weisen die Weibchen grosse orangefarbene bis rote Ovarien auf welche durch die helle Blindseite der Fische gut zu erkennen sind Dadurch lassen sich die beiden ansonsten sehr ahnlich aussehenden Geschlechter ausserlich einfacher voneinander unterscheiden 4 Geographisches Vorkommen und Lebensraum BearbeitenDas Verbreitungsgebiet von M variegatus erstreckt sich im ostlichen Atlantik vom Norden der Britischen Inseln in Richtung Suden 4 im Golf von Biskaya 5 bis hin zur Iberischen Halbinsel 8 M variegatus ist ebenfalls im kompletten Mittelmeerraum einschliesslich der Adria heimisch 4 7 Ausserdem ist die Streifenzunge entlang der Inselgruppe Madeiras anzutreffen 6 Die Art kommt bevorzugt auf weichen Boden aus feinem Sand und schlammigen Sedimenten vor 9 M variegatus ist hauptsachlich auf dem ausseren Kontinentalsockel zwischen 50 und 150 m Tiefe und zu einem geringeren Ausmass uber den Kontinentalhang bis zu einer Tiefe von 400 m anzutreffen 5 9 Ernahrung BearbeitenM variegatus ernahrt sich carnivor Fleischfresser und weist eine grosse Vielfalt in ihrer Nahrungsaufnahme auf Als Nahrungsbestandteile dienen unter anderem sessile und frei bewegliche Polychaeten Vielborster Amphipoda Flohkrebse kleine Mollusken Decapoda Zehnfusskrebse Echinodermata und Foraminiferen 4 Die Hauptnahrungsbestandteile wechseln aufgrund des unterschiedlichen Mengenvorkommens der jeweiligen Futtergruppen in verschiedenen Regionen So stellen Polychaeten den Hauptnahrungsbestandteil von M variegatus in irischen Gewassern dar wahrend sich Streifenzungen in franzosischen Gewassern hauptsachlich von Krebstieren Crustacea ernahren 4 Fortpflanzung BearbeitenBei M variegatus handelt es sich um getrenntgeschlechtliche Tiere mit ausserer Befruchtung Die Laichperiode erstreckt sich vorwiegend uber die Fruhjahrsmonate wobei es regional zu Unterschieden kommen kann So reicht die Laichperiode im franzosischen Teil des Atlantiks von Marz bis Mitte Juli 9 wahrend die Laichperiode in irischen Gewassern erst im Mai beginnt jedoch bis in den August und somit weiter in den Sommer reicht 4 Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit circa drei Jahren Zu diesem Zeitpunkt haben sie bereits eine Korperlange von ungefahr 9 cm erreicht Mannchen dagegen erreichen die Geschlechtsreife erst mit circa vier Jahren was sich durch das allgemein etwas langsamere Wachstum der Mannchen erklaren lasst Sie erreichen bei Eintritt der Geschlechtsreife eine ungefahre Korperlange von 8 2 cm 4 Die Laichabgabe findet offshore am ausseren Kontinentalsockel und am Kontinentalhang in grossen Tiefen statt Die Laichtiefe steht im Zusammenhang mit der Maximaltiefe des jeweiligen Gewassers So findet die Laichabgabe an der franzosischen Biskaya zwischen 100 und 200 m Tiefe statt wahrend sie im Armelkanal im flacheren Gewasser vollzogen wird 5 Die Abgabe reifer Eier erfolgt in mehreren aufeinanderfolgenden Wellen deren genaue Periodizitat bei vielen Vertretern der Familie der Soleidae einschliesslich M variegatus bis heute nicht bekannt ist 9 Gelaichte Eier sind glatt kugelformig und kleben nicht Sie haben eine Grosse von 1 12 bis 1 42 mm 4 Entwicklung BearbeitenDie Entwicklung der befruchteten Eier findet schwimmend im pelagischen Bereich des Meeres statt Sobald die Larven geschlupft sind treiben sie als Zooplankton tierisches Plankton im Wasser Juvenile von M variegatus lassen sich offshore in open sea nurseries nieder Open sea nurseries sind Gebiete der offenen See die den Juvenilen reichlich Nahrung bieten und ihnen somit als eine Art Kinderstube dienen in der sie heranwachsen und das Adultstadium erreichen konnen 5 Bis zu ihrem siebten oder achten Lebensjahr kann bei M variegatus ein schnelles Wachstum beobachtet werden Nach dem achten Lebensjahr verlangsamt sich das Wachstum der Fische bis ab dem zehnten oder elften Lebensjahr kaum mehr Wachstum nachzuweisen ist Die altesten Individuen die bisher gefangen wurden waren zwischen 16 Mannchen und 17 Weibchen Jahre alt Aus Untersuchungen der Otolithen Gehorsteinchen leitet man ein erhohtes Wachstum zwischen den Monaten Mai und August ab Dieser Zeitraum stellt ungefahr die Laichperiode der untersuchten Tiere in irischen Gewassern dar 4 Larvale Entwicklung BearbeitenDer Lebenszyklus von M variegatus findet im Gegensatz zu anderen Arten der Familie der Soleidae komplett an Offshore Standorten statt wodurch die Individuen im Normalfall wahrend keinem der ontogenetischen Entwicklungsstadien Kustengebiete erreichen 5 Bisher kann nur angenommen werden warum die geschlupften Larven von M variegatus an Offshore Standorten verbleiben Eine dieser Annahmen hangt mit der fehlenden Schwimmblase der Larven von M variegatus zusammen Obwohl die meisten Plattfische im adulten Stadium keine Schwimmblase mehr besitzen ist sie bei vielen Arten larval angelegt wird jedoch im Laufe der Ontogenese wieder zuruckgebildet Die Larven von M variegatus stellen die einzigen Vertreter in der Familie der Soleidae dar die dieses Merkmal nicht besitzen Die Funktionen der Schwimmblase wahrend der Verhaltensentwicklung von Larven sind bisher nur schlecht verstanden Allerdings wird angenommen dass die Schwimmblase zusatzlich zu ihrer hydrostatischen Funktion ebenfalls dazu dient hydrostatische Druckschwankungen wahrzunehmen die mit den Gezeiten in Verbindung stehen Bei der Seezunge Solea solea wurde bereits ein Anstieg der Empfindlichkeit gegenuber Druckschwankungen der Gezeitenamplitude festgestellt Uber Modelle konnte zusatzlich ein selektiver Gezeitentransport von Larven zur Kuste nachgewiesen werden Die fehlende Schwimmblase der Larven von M variegatus konnte daher ein Grund dafur sein dass sich die Larven der Streifenzunge im Gegensatz zu anderen Seezungenarten z B Solea solea nicht durch die Gezeiten an die Kuste transportieren lassen konnen und sich somit an Offshore Standorten niederlassen 5 Ein weiterer Grund konnte die Verstarkung der sensorischen Wahrnehmung von M variegatus sein die mit der Metamorphose der Larven einhergeht Durch diese Veranderung sind die Larven in der Lage ihre Beute bei niedrigen Beleuchtungsniveaus zu erkennen und gleichzeitig Veranderungen von Umweltfaktoren besser wahrnehmen zu konnen Larven die sich auf dem Schelf niedergelassen haben sind dadurch in der Lage sich von kleiner epibenthischer Beute ernahren zu konnen Dies hat vermutlich dazu beigetragen dass die Larven das Schwimmen reduziert haben und an Offshore Standorten verbleiben 5 Gegenstand einer weiteren Annahme sind Veranderungen der Otolithen Gehorsteinchen die auf die Umstellung zur seitlichen Schwimmorientierung bei frisch niedergelassenen Plattfischen hinweisen Im Gegensatz zu anderen Seezungenarten z B Solea solea werden diese Veranderungen bei M variegatus nicht gegen Ende sondern schon zu Beginn der Metamorphose eingeleitet Dies bestatigt die Annahme dass sich die Larven von M variegatus schon fruh zum benthischen Leben wenden und erhoht die Wahrscheinlichkeit einer Ansiedlung an Offshore Standorten 5 Parasiten BearbeitenM variegatus dient als Wirtsorganismus fur eine Reihe von Parasiten Neben Lomasoma stephanskii einem parasitischen Darmwurm 8 ist auch Apocreadium galaicus ein Saugwurm Trematode aus der Klasse der Plattwurmer Plathelminthes bei der Streifenzunge als haufiger Parasit zu finden Er tritt hauptsachlich im Darm von M variegatus aber auch gelegentlich im Magen der Tiere auf Die Hauptinfektionszeit mit A galaicus liegt zwischen November und Januar wahrend die Infektion zwischen Mai und Juni nur sehr gering bis uberhaupt nicht nachweisbar ist Da bisher nur wenig uber den Lebenszyklus von A galaicus bekannt ist wird angenommen dass die niedrige Infektionsrate zwischen Mai und Juni mit dem fehlenden Zwischenwirt des Parasiten in der Nahrung von M variegatus in dieser Zeitspanne zusammenhangt Wenn die Adulti von A galaicus in M variegatus also in deren Endwirt sterben ist die Infektionsrate gleich null Ab Juli steigt die Infektionsrate der Seezungen wieder an was vermutlich durch die Aufnahme von Larven zustande kommt die eine Reinfektion verursachen 10 Bedeutung BearbeitenWie viele andere Plattfische ist auch die Streifenzunge essbar und stellt somit einen in der Fischerei kommerziell wichtigen Fisch dar 8 Die Rote Liste gefahrdeter Arten des IUCN stuft die Streifenzunge als nicht gefahrdet least concern ein Der Populationstrend ist allerdings unbekannt Literatur BearbeitenP Louisy Meeresfische Westeuropa Mittelmeer Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8001 3844 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Microchirus variegatus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Microchirus variegatus auf Fishbase org englisch Einzelnachweise Bearbeiten Edward Donovan The natural history of British fishes including scientific and general descriptions of the most interesting species and an extensive selection of accurately finished coloured plates Volume 1 London 1802 1808 online digitalisiert P J P Whitehead M L Bauchot J C Hureau J Nielsen E Tortonese Hrsg Fishes of the North eastern Atlantic and the Mediterranean Volume III UNESCO Paris 1986 W Fischer M L Bauchot M Schneider Fiches FAO d Identification des Especes pour les Besoins de la Peche Revision 1 Mediterranee et Mer Noire Zone de Peche 37 Volume II Vertebres Commission des Communautes Europeennes et FAO Rom 1987 S 1325 1329 a b c d e f g h i j P A King J M Fives Littoral and Benthic Investigations on the West Coast of Ireland XXIII A Contribution to the Biology of the Thick Back Sole Microchirus variegatus Donovan 1808 in the Galway Bay Area In Proceedings of the Royal Irish Academy Section B Biological Geological and Chemical Science Band 90B 1990 S 23 31 a b c d e f g h i R Amara J C Poulard F Lagardere Y Desaunay Comparison between the life cycles of two Soleidae the common sole Solea solea and the thickback sole Microchirus variegatus in the Bay of Biscay France In Environmental Biology of Fishes Band 53 Nr 2 1998 S 193 209 a b c P Louisy Meeresfische Westeuropa Mittelmeer Stuttgart 2002 S 349 a b E Massuti J A Reina Hervas D Lloris L Gil de Sola First record of Solea Microchirus boscanion Osteichthyes Soleidae in the Mediterranean Sea with data on other sympatric soleid species In Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom Band 82 Nr 5 2002 S 907 911 a b c F Alvarez R Iglesias A I Parama J Leiro M Sanmartin Abdominal macroparasites of commercially important flatfishes Teleostei Scophthalmidae Pleuronectidae Soleidae in northwest Spain ICES IXa In Aquaculture Band 213 Nr 1 4 2002 S 31 53 a b c d C Deniel La Reproduction des Poissons Plats Teleosteens Pleuronectiformes en Baie de Douarnenez II Cycles sexuels et Fecondite des Soleidae Solea vulgaris vulgaris Solea lascaris Buglossidium luteum et Microchirus variegatus In Cahiers de Biologie Marine Nr 25 1981 S 257 285 M L Sanmartin F Alvarez P Quinteiro E Paniagua Apocreadium galaicus sp n Digenea Apocreadiidae a Parasite of the Thickback Sole Microchirus variegatus Soleidae Osteichthyes from n w Spain In Parasite Nr 2 1995 S 211 216 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