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Die Strassenbahn Eu Le Treport war eine schmalspurige elektrische Strassenbahn die die franzosische Stadt Eu im Departement Seine Maritime mit den Badeorten Le Treport und Mers les Bains verband Triebwagen der Strassenbahn Eu Le Treport vor dem Bahnhof Eu im Hintergrund Streckenplan Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte und Beschreibung 3 Fahrzeuge 4 Personal 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenEnde des 19 Jahrhunderts hatte sich an der Mundung der Bresle in den Armelkanal eine kleine Konurbation gebildet Die drei Schwesterstadte Eu Le Treport und Mers les Bains 1 erschienen mit zusammen rund 10 000 Einwohnern gross genug fur den Bau einer gemeinsamen Strassenbahn Am Ausgang einer Industrieregion entlang der Bresle war das etwas landeinwarts gelegene Eu ein burgerliches Handelszentrum Le Treport ist eine Hafenstadt und wie Mers les Bains zudem ein Seebad Zwischen Eu und Le Treport einerseits und Mers andererseits verlief die Grenze zwischen den Departements Seine Inferieure seit 1955 Departement Seine Maritime in der Normandie und Somme in der Picardie Geschichte und Beschreibung Bearbeiten nbsp Chaussee de la Picardie in Eu nbsp Ausweiche an der Place Carnot in Eu nbsp Strassenbahnzug am Vert Bocage rechts die Mauern des Schlossparks nbsp Strecke zwischen Eu und Le Treport neben der Nationalstrasse 15bisA im Hintergrund ein Triebwagen in der dortigen Ausweiche nbsp Strassenbahn am Vorhafen in Le Treport nbsp Drehbrucke der Zweigstrecke nach Mers les Bains nbsp Bahnhof Le Treport Mers links im Vordergrund die Strassenbahngleise vor 1914 nbsp Avenue de la Gare in Mers les BainsIm Sommer 1893 wies eine Studie nach dass der Bau eines die drei Stadte verbindenden elektrischen Strassenbahnnetzes profitabel sei 2 Nach Einspruchen seitens der Compagnie des Eaux und zahlreicher Anwohner wurde schliesslich ein akzeptierter Streckenverlauf gefunden Am 24 Juli 1899 erfolgte die notwendige Erklarung der Gemeinnutzigkeit Das Lastenheft sah die Spurweite 1000 mm Meterspur und eine Fahrzeugbegrenzungslinie von 2 m bei einer maximalen Zuglange von 30 m vor Im Strassenraum sollten Rillenschienen mit einem Gewicht von 44 kg m neben der Strasse bei erhohter Randbegrenzung auf Holzschwellen gelagerte Vignolschienen von 20 kg m verwendet werden Der minimale Kurvenradius sollte 18 m betragen 3 Abweichend vom Lastenheft wurden Broca Rillenschienen von 36 9 kg m und Vignolschienen von 24 kg m verbaut 4 Ausgang der Strecke war der Bahnhof Eu an der Bahnstrecke Epinay Villetaneuse Le Treport Mers wo die Zuge der Compagnie des chemins de fer du Nord aus Paris hielten Von dessen Vorplatz verlief das Gleis zunachst nach Osten und schwenkte dann in die Chaussee de la Picardie heute Rue Charles Morin nach Suden ab An der Place Carnot heute Place Guillaume le Conquerant erreichte die Strecke die Altstadt von Eu Von dort fuhrte sie in nordwestlicher Richtung vorbei am Betriebshof und dem Hafen zu ihrem Endpunkt an der Place de la Batterie am Strand von Le Treport 3 Auf einem Abschnitt zwischen Eu und Le Treport wurde die Trasse am nordlichen Rand der Nationalstrasse 15bisA angelegt Die Arbeiten begannen mit sechsmonatiger Verzogerung am 15 April 1900 Auf einem Teilabschnitt wurden am 1 Januar 1902 erste Probefahrten durchgefuhrt zum 15 April 1902 war die Eroffnung der Bahn vorgesehen jedoch erwies sich das Wasser der Stadt als fur die Dampfkessel des Kraftwerks ungeeignet sodass die Compagnie generale de traction C G T einen zusatzlichen Brunnen bohren musste 3 Ab dem 27 Mai verkehrten die Triebwagen zur Personalschulung was zahlreiche Einwohner zu kostenlosen Mitfahrten nutzen konnten 4 Am 31 Mai jenes Jahres erfolgte schliesslich die feierliche Eroffnung Am 1 Juni 1902 dem ersten Tag des regularen Betriebs wurden 4160 Fahrgaste gezahlt 5 Zunachst verkehrten die Zuge stundlich ab dem 15 Juni dann alle 30 Minuten wobei jeder zweite Zug aus Le Treport bereits an der Place Carnot in Eu endete Die Betriebszeiten waren im Sommer 7 22 Uhr im Winter 8 20 Uhr Vom Bahnhof Eu bis zur Place Carnot betrug die Fahrzeit 25 Minuten von dort bis Le Treport 20 Minuten Bis zum 12 Juni 1902 hielten die Zuge innerhalb Eus auf Wunsch danach wurden auch dort wie von Anfang an ausserhalb der Stadt feste Haltestellen eingerichtet die durch weisse Pfahle markiert waren 4 Die Bahn wurde mit Gleichstrom mit einer Spannung von 550 V elektrifiziert der in einem Kraftwerk am Betriebshof erzeugt wurde und ab dem 24 Mai 1902 auch fur die Strassenbeleuchtung von Eu sorgte Erbauer war die in Paris ansassige C G T betrieben wurde die Bahn von der Compagnie du Tramway Electrique d Eu au Treport die zunachst eine Tochtergesellschaft der C G T war 6 Die 5138 m lange Strecke mit 18 Haltestellen einschliesslich der Endstellen fuhrte weitgehend eingleisig mit Ausweichen durch die belebtesten Viertel der beiden Stadte Die erste Ausweiche wurde kurz vor dem Stumpfgleis am Bahnhof Eu angelegt um den Triebwagen das Umsetzen um den Beiwagen zu ermoglichen Weitere Ausweichen gab es in Eu an der Place Carnot innerhalb einer Biegung und kurz vor der Stadtgrenze im letzteren Fall lag das Streckengleis neben dem das Ausweichgleis im Strassenplanum Die einzige Ausweiche in Le Treport befand sich am Quai Sadi Carnot neben dem Hafenbecken Bassin des Chasses Kurz vor der Einmundung der Strasse von Mers am Pont des Chasses wurde die Strecke bis zum Endpunkt zweigleisig Vor den beiden Stumpfgleisen auf der Place de la Batterie gab es einen doppelten Gleiswechsel Die grosste Steigung der Strecke mit 6 5 auf einer Lange von 54 m lag westlich der Place du Vert Bocage in Eu 3 Der Betriebshof war uber ein im Seitenstreifen angelegtes Gleisdreieck an die Strecke angebunden Die Fahrzeughalle wies zwei Abstellgleise und ein Werkstattgleis auf Das unmittelbar angrenzende Gebaude beherbergte das Kraftwerk und das Unterwerk fur den Bahnstrom Da die Bahn im Sommer mit drei im Winter mit nur zwei Triebwagen auskam genugte werktags der Betrieb eines Dampfkessels fur den nur sonntags durchgefuhrten Betrieb mit Beiwagen wurde ein zweiter Kessel angeheizt Im Dezember 1905 wurde dem Betreiber gestattet Strom an Dritte zu verkaufen Spater bezog die Bahn ihre Energie aus dem offentlichen Netz wofur ein weiteres Unterwerk gebaut wurde 4 Am 26 Juni 1904 wurde eine 752 m lange Zweigstrecke zum Stadtrand 3 von Mers in Betrieb genommen die die Kanale zwischen dem Vorhafen und den Hafen auf zwei Brucken querte Tags darauf zerstorten die Rahen eines Dreimasters die Strommasten an der Drehbrucke uber den nordlichen Kanal weshalb der Betrieb auf diesem Abschnitt erst am 10 Juli wieder aufgenommen werden konnte Eingesetzt wurden einzeln fahrende Triebwagen im 20 Minuten Takt zwischen Le Treport und Mers die von 7 bis 22 Uhr verkehrten Von der Place de la Batterie bis zum Abzweig in Hohe des Pont des Chasses nutzten sie auf 497 m Lange die bestehende zweigleisige Strecke nach Eu 4 Die Zweigstrecke die nur in der Sommersaison bedient wurde fuhrte am Bahnhof Le Treport Mers dem Endpunkt der Bahnstrecke von Epinay Villetaneuse vorbei Bis dorthin war sie zweigleisig weshalb die kurz nach dem Abzweig genutzte Strassenbrucke Pont des Chasses um 1 40 m verbreitert werden musste Auf der 22 50 m langen Drehbrucke die zwei getrennte Fahrbahnen a 2 m aufwies wurden spezielle nur 90 mm hohe Schienen verlegt An beiden Bruckenenden standen Portalmasten die die Oberleitung trugen Bei geschlossener Brucke stellten sie den Kontakt mit entsprechenden Masten auf den Widerlagern her Wurde die Brucke geoffnet war die Stromzufuhr in Richtung Mers unterbrochen Dieser Zustand wurde erst 1909 durch die Verlegung von Unterwasserkabeln beendet Vor der Endhaltestelle an der Stadtgrenze wies die Zweigstrecke eine Ausweiche zum Umsetzen des Triebwagens auf 3 Am 2 Juli 1909 wurde sie um 400 m zur Place de la Prairie im Zentrum von Mers verlangert womit das Netz mit 6290 m seine grosste Lange erreichte Plane zur Erweiterung des Netzes wurden spatestens nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht weiter verfolgt Wahrend der Sommersaison wurde der Takt auf 20 Minuten verdichtet und vom Casino in Le Treport wurden Sonderverkehre eingerichtet Vor dem Ersten Weltkrieg wurden 500 000 Fahrgaste pro Jahr registriert an Sommersonntagen nutzten bis zu 4500 Menschen die Bahn An solchen Tagen schafften es die uberfullten Triebwagen manchmal nicht die Steigungen des Vert Bocage am Schloss Eu zu bewaltigen weshalb ein Teil der Fahrgaste aussteigen und mehr als 100 m zu Fuss zurucklegen musste 1904 berichtete die ortliche Presse von haufigen Entgleisungen schlecht funktionierenden Bremsen wahrend der Fahrt gebrochenen Achsen und herabfallenden Trolleystangen Am 15 August 1904 verursachte ein neu eingestellter Strassenbahnfahrer um eine Verspatung aufzuholen einen Zusammenstoss zweier Zuge Von Eu kommend entgleiste sein Zug beim Passieren der Weiche an der Ausweiche vor der Stadtgrenze prallte gegen den stehenden Triebwagen des Gegenzugs aus Le Treport und blieb dann halb umgekippt auf der Fahrbahn der Nationalstrasse liegen Der Unfall verursachte 17 Verletzte darunter einen vorbeikommenden Radfahrer 6 Nicht zuletzt die zunehmende Konkurrenz durch Automobile leitete in den fruhen 1920er Jahren den allmahlichen Niedergang der Bahn ein 1927 wurden nur noch 375 000 Fahrkarten verkauft 1932 war die Zahl der Fahrgaste auf 328 000 zuruckgegangen Das zunehmende Alter der Triebwagen und die Korrosion der Fahrleitungen durch die Seeluft trieben die Betriebskosten in die Hohe Die Betreibergesellschaft schaffte 1932 die ersten Omnibusse an die die Triebwagen auf der Zweigstrecke nach Mers ersetzten Auch die Hauptstrecke wurde fortan von einem einzigen Bus bedient nur in Spitzenzeiten und bei dessen Ausfall verkehrten weiterhin Triebwagen Am 1 November 1934 wurde die Strassenbahn endgultig stillgelegt Fahrzeuge Bearbeiten nbsp Zug aus Trieb und Beiwagen an der Place de l Hotel de Ville in Eu nbsp Wintertriebwagen mit geschlossenen Plattformen 1910 Eingesetzt wurden zweiachsige Triebwagen der klassischen Bauart der Compagnie Generale de Construction An den Fahrzeugenden wiesen sie zunachst offene Plattformen auf die spater teilweise und bei zwei Triebwagen ganz geschlossen wurden letztere wurden spater als Wintertriebwagen Motrices d hiver bezeichnet 6 In den beiden Abteilen der ersten und zweiten Wagenklasse standen auf Langsbanken insgesamt 44 Sitzplatze zur Verfugung hinzu kamen 20 Stehplatze Jede Achse wurde von einem Elektromotor mit einer Leistung von 25 PS angetrieben Im Jahr 1902 waren vier Triebwagen vorhanden 1903 kamen zwei weitere und 1910 ein siebter hinzu Fur den Verkehr in der Sommersaison wurden vier offene Beiwagen angeschafft die jeweils vierzig Fahrgaste aufnehmen konnten Sie wurden uber durchgehende seitliche Trittbretter bestiegen und waren mit Schatten spendenden Vorhangen ausgestattet 1904 wurde ein funfter und 1912 ein sechster Beiwagen erworben hinzu kam von Betriebsbeginn an ein separater Gepackwagen In den 1920er Jahren wurden mindestens drei Beiwagen und der Gepackwagen abgestellt Personal BearbeitenBei der Betriebseroffnung im Jahr 1902 hatte die Bahn neben dem Direktor zehn Angestellte den Chef des Betriebshofs vier Strassenbahnfahrer vier Schaffner und einen Streckenwarter 1901 war deren Zahl auf zwolf angewachsen der zunehmende Verschleiss von Fahrzeugen und Anlagen sowie neue Arbeitszeitgesetze fuhrten ab 1927 zu einer weiteren Erhohung auf vierzehn Personen bis zur Einstellung des Betriebs Literatur BearbeitenJacques Chapuis Le tramway d Eu au Treport et a Mers In Chemins de fer regionaux et urbains Nr 135 1976 S 3 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Strassenbahn Eu Le Treport Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Tramway from Le Treport to Eu bei tramwayinfo com englisch Einzelnachweise Bearbeiten Les tramways Eu Le Treport Mers bei transporturbain canalblog com abgerufen am 17 Januar 2023 Jacques Chapuis Le tramway d Eu au Treport et a Mers In Chemins de fer regionaux et urbains Nr 135 1976 S 3 a b c d e f Jacques Chapuis Le tramway d Eu au Treport et a Mers S 4 ff a b c d e Jacques Chapuis Le tramway d Eu au Treport et a Mers S 10 ff Au temps ou le tramway reliait les trois villes sœurs bei musee du vieux treport wifeo com abgerufen am 17 Januar 2023 a b c Jacques Chapuis Le tramway d Eu au Treport et a Mers S 15 ff Ehemalige Strassenbahnen in der Franzosischen Republik Amiens Angers Angouleme Armentieres Avignon Beaucourt Belfort Besancon Beziers Blois Bordeaux Boulogne sur Mer Bourges Brest Caen Calais Cambrai Cannes Cassel Chalons sur Marne Charleville Mezieres Cherbourg Clermont Ferrand Colmar Deauville Dijon Douai Dunkerque Elbeuf Enghien Epinal Etaples Eu Le Treport Fontainebleau Forbach Gex Ferney Grenoble Hagondange Haute Vienne Hendaye Le Havre Laon Le Mans Lille Limoges Longwy Lourdes Lorient Lyon Marseille Maubeuge Melun Metz Montpellier Montbrison Montrond Morhange Moutiers Salins Mulhouse Nancy Nantes 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